4. Kapitel
Die ersten Veränderungen kamen schleichend, jedoch hartnäckig und stellten nach und nach meinen Alltag um.
Zuerst hatte sie noch auf der Couch geschlafen. Ich spürte zwar ihre Anwesenheit, aber wenn ich die Tür zu meinem Schlafzimmer schloss und das helle Holz wie eine Wand zwischen uns brachte, hatte ich kurz Zeit für mich.
Erst dann wurde mir bewusst, wie sehr mir der Umgang mit dem Mädchen die Kraft raubte. Einzelne Stunden mit ihr reichten aus, dass ich für den Rest des Tages erschöpft in meinem Bett lag und keine Kraft mehr für irgendetwas hatte. Aber immerhin gehörten meine Gedanken und Empfindungen in diesen Momenten nur mir.
Doch eines Morgens wachte ich davon auf, dass ich einen eisigen Lufthauch in meinem Nacken spürte und sich mein Magen verkrampft zusammen zog. Erschrocken drehte ich mich um und blickte mitten in zwei große blaue Augen, so tief und unergründlich wie der Ozean selbst. Ab diesem Zeitpunkt schlief sie jede Nacht bei mir im Bett. Ihre Nähe entzog mir alle Energie, die ich noch hatte und ließ mich leer und antriebslos zurück.
Immer öfter rollte ich mich unter meiner Bettdecke zusammen und wünschte mir nichts mehr als mich für immer vor der Welt verstecken zu können. Ich fühlte mich schwach. Zu schwach um dem Leben außerhalb meines Bettes entgegen zu treten. Dann legte sich das Mädchen an meinen Rücken und schlang beide Arme um mich.
"Ganz ruhig. Ich bin ja bei dir. Du brauchst du mich." Die ersten Male, als sie das getan hatte, hatte ich mich verkrampft und war vor ihre Berührungen zurückgeschreckt. Doch irgendwann hatte ich ihren Trost zugelassen und mich in ihre Arme fallen lassen. Denn sie war alles was ich hatte. Und ich konnte einfach nicht alleine sein. Ich wusste das würde ich nicht schaffen.
Heute weiß ich, ihre Arme lagen viel zu fest um meinem Körper, als dass sie mich trösten wollte.
Heute weiß ich, sie hatte mich festgehalten, gefangen genommen und vereinnahmt.
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