04.03: Zusammenfinden - Die dümmste Idee ever
Sydney:
Warum mache ich das?!
Ich sitze in einer Klokabine. Der Unterricht hat schon angefangen.
Es ist verrückt, wieder hier zu sein. Eigentlich hat sich nichts verändert.
Also, jetzt bin ich wohl hier.
Und muss hier sehr viele Schulstunden lang sitzen.
Ich hab Dina gefragt wo ich in der Pause hin soll, sie hat gesagt, ich solle einfach hier bleiben. Wenn ich das mache kann ich mich aber direkt beim Direktor melden! Also werde ich die Zeit zum nachdenken nutzen.
Leider funktioniert das Gehirn nicht automatisch besser, nur weil man Zeit hat.
Stöhnend lehne ich meinen Kopf an die Wand.
Was kann ich machen?
Durch die Schule schlei- Nein.
Den Unterricht sprengen- Nein.
Brads Grab besuchen? - Bin ich komplett bescheuert geworden?
Und dann stößt jemand die Tür auf. Ich gucke erschrocken auf die abgeschlossene Kabinentür.
Natürlich sehe ich nichts außer die Tür.
Dummer Reflex.
Ich höre, wie sich jemand in der Kabine neben mir einschließt.
Ich weiß, der Gedanke ist wahrscheinlich sehr dumm, aber was wenn diese Person sich umbringen will?!
„Ähm ... Hi?", sage ich vorsichtig.
Oh Gott, was läuft falsch bei mir?!
Pff, alles.
Was wenn sie meine Stimme erkennt, oder -
„Hi.", antwortet die Stimme. Wenn ich mich richtig erinnere, ist es diese Gwen.
„Ähm ... wie gehts dir so?"
„Oh, super."
Ich lächele kurz: „Du musst nicht auf Klo oder?"
„Scheinbar bin ich nicht die einzige, die das hier als Fluchtort verwendet."
„Nope.", sage ich. „Du bist Gwen, oder?"
„Richtig, Sydney."
Ich zucke zusammen. Natürlich hat sie meine Stimme erkannt.
Trotzdem erschreckend.
Irgendwie.
„So: Du hast also Superkräfte?"
„Warum-"
„Ich weiß es. Widersprechen bringt nichts."
„Warum fragst du dann?"
„Nutzloser Reflex."
Ich lächele wieder die Wand an: „Welchen Unterricht schwänzt du gerade?"
„Biologie.", stöhnt sie. „Ich hasse das."
„Was?"
„Aus dem Unterricht verschwinden zu müssen. Aber ich habs nicht mehr ausgehalten."
„Was genau hast du – nicht mehr ausgehalten?"
Keine Antwort.
„Kannst du ... deine Kräfte erklären?"
„Warum?"
„Bitte.", sagt sie. „Ich verspreche auch, dass ich es niemandem sage. Wem auch. Stan weiß es schon und sonst ignorieren mich die Leute."
„Woher weißt du, dass Stan-"
„Unwichtig. Also?"
Ich weiß nicht warum ich das tue: „Ich ... kann Sachen machen. Also, so telekinetisches Zeug, weißt du? Ich kann Löcher in Wände reißen, Sachen zum schweben bringen, Tassen zerspringen lassen – Köpfe explodieren lassen. Der Auslöser davon ist Wut und ... und ich kann das nicht kontrollieren.
Ich habs wirklich versucht! Aber dann hab ich Brad getötet."
„Auf dem Homecoming."
„Auf dem Homecoming.", wiederhole ich. „Schlimmster Tag ever."
Oder fast. Der Tag, an dem mein Vater sich umbrachte war schlimmer.
„Sicher?"
„Sicher was?"
„Dass das der schlimmste Tag ever war?"
„Wieso?", frage ich. Ist sie eins dieser Kinder, die an deiner Stimme erkennen können ob du lügst oder was?!
„Also ... die Sache mit deinem Vater war nicht schlimmer?!"
Ich stehe sofort auf: „Woher weißt du davon?"
„Ich-"
„Oder nein. Ist auch egal.", sage ich wütend und balle meine Fäuste.
Bitte lass sie jetzt nicht mehr reden!
Das Bild des explodierenden Kopfs schießt mir zum wiederholten Mal durch den Kopf. Nicht jetzt, verdammt! Nicht -
Ich höre etwas klirren.
Erschrocken öffne ich die Augen, neben mir klickt das Kabinenschloss.
„Wow. Du hast soeben alle Spiegel zerspringen lassen."
„Scheiße!", stöhne ich und vergrabe meinen Kopf in meinen Armen.
„Beeindruckend.", murmelt Gwen.
„Warte, kannst du bitte niemandem sagen, dass ich hier bin?"
„Klar.", sagt sie. „Und ... in der Pause kannst du dich vielleicht in einem Spind einschließen lassen."
[]
„In einem Spind einschließen lassen?", zischt Dina mir zu. In fünf Minuten beginnt die Pause. Es ist schon ein Weltwunder, dass Dina so kurz davor noch auf Klo gelassen wurde!
„Und was ist mit den Spiegeln passiert?!"
„Ich weiß, das klingt echt bescheuert, aber es ist eine Möglichkeit!"
„Was, wenn du an Luftmangel stirbst oder so?"
„Dina, ich bin klein, das passt schon!"
„Auch kleine Menschen müssen atmen!"
„Das ist unsere einzige Chance. Wenn ich hier bleibe, finden die mich. Zu hundert Prozent!", zische ich.
„Okay.", seufzt Dina.
„Dann los!", sage ich und ziehe sie auf den Flur zu ihrem Spind.
Dina öffnet das Ding und ich quetsche mich rein.
„Als ob das wirklich funktioniert! Der Wahnsinn!", flüstert sie gebannt.
„Sorg dafür dass die Lüftungsschlitze nicht verstopft sind!", bitte ich Dina nervös.
„Natürlich.", sagt sie grinsend. „Na dann: Schöne Pause!"
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