# 2
Ich überquerte die Kreuzung so schnell ich konnte und verschwand hinter einer Hausecke. Keine Ahnung ob jetzt so was wie Fahrerflucht beging oder sonstige Kriminalität, aber das war mir in diesem Moment egal. Alles war egal. Meine Gedanken drehten sich nur noch um diesen einen Moment. Dieser Moment, in dem ich fast gestorben wäre.
Oh mein Gott! Tränen steigen mir in die Augen und ich schluchtzte auf. Ich wäre fast tot gewesen! Meine Knie gaben nach und ich ließ mich an der Mauerwand zu Boden gleiten. Die kühlen Mauersteine gaben mir Halt. Was war gerade passiert!? Das Auto hätte mich zerquetscht!
Aber ich hatte es irgendwie aufgehalten. War ich das überhaupt gewesen oder hatte der Tpy einfach nur gut gebremst? Ich schluckte. Wie war das möglich? Ich hätte tot sein sollen. Zitternd lehnte ich den Kopf zurück und sah in den blauen Himmel. Für November war es ein erstaunlich schöner Tag, ohne viele Wolken. Das Bau schimmerte tröstend und ich fühlte mich plötzlich unglaublich lebendig. So lebendig wie nie zuvor.
Vorsichtig sah ich zu meinen Händen hinab. Die sahen ganz normal aus. Kein abnormales Leuchten oder so, keine Kratzer. Hatte ich mir das vielleicht nur eingebildet? Wurde ich verrückt? Ich schloss die Augen und hörte nur auf meinen Atem. Irgendwie war es beruhigend und gab mir Kraft.
Ich lehnte noch lange an der Wand, realisierte gar nicht die Menschen, die stirnrunzelnd an mir vorbei gingen. Erst, als jemand neben mir stehen blieb sah ich auf. Sein Schatten verdeckte die Sonne. Langsam stand ich auf. Es war ein Mann um die Dreißig und er sah stumm auf mich hinab. Erschrocken sah ich mich um. Zum Glück waren hier überall Menschen, da würde er mir bestimmt nichts antun. Hoffte ich.
Ich musterte den Kerl genauer. Seine Haut war dunkel und er hatte einen Schnurrbart, der ihm etwas Verwegenes gab. Er trug einen himmelblauen Blazer mit gelber Krawatte. Ziemlich schräg. Wer so schräg war, konnte es nicht auf kleine Mädchen abgesehen haben, dachte ich. Ich sah ihn fragend an und wollte schon etwas sagen, als er mir zuvor kam.
"Das war ein mutiger Feldzug da eben."
Ich runzelte die Stirn. "Was?", fragte ich verdattert. Ich hatte mit allem gerechnet. Nur nicht damit. Er hatte mich gesehen? Hatte er die Polizei geholt oder so etwas? Panisch sah ich mich um.
"Hey, hey! Keine Sorge! Hier wird niemand nach dir suchen." Er hob beschwichtigend die Hände. "Darf ich mich vorstellen? Mein Name ist Leonardo Carlsson." Er nahm meine Hand und küsste sie. Erschrocken wich ich zurück. Etwas stimmte nicht. Und das lag nicht am Handkuss. Der Name kam mir irgendwie bekannt vor. Und sein Gesicht plötzlich auch.
"Entschuldigung, kenne ich Sie?"
Der Mann lachte. "Oh nein, das denke ich nicht." Er schmunzelte, so als ob er sich an eine längst vergangene Zeit erinnerte. "Aber ich kenne dich."
"Was!?", das wurde ja immer gruseliger. Leonardo sah sich um. "Komm, wir gehen irgendwohin, wo man ungestört reden kann."
Ich wich zurück. Der Typ war doch irre! Schnell packte ich den Lenker meines Rollers. "Sorry, ich muss zurück zur Arbeit. Schönen Tag noch."
Ich war schon fast um die Ecke herum, als er mir nachrief. "Warte Mara!"
Ein Schauer fuhr mir über den Rücken. Ich hatte ihn nicht meinen Namen genannt! Erstarrt blieb ich stehen. Der Mann kam neben mir zum Stehen. "Ich kannte deine Eltern."
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