Leseprobe von 'When Cimmerian came'
Die liebe Flauscheball hatte auf meinem Wunsch hin uns eine Leseprobe von ihrem Buch 'When Cimmerian came' zur Verfügung gestellt, also viel Spaß beim lesen...
When Cimmerian came
Klappentext
Ich war ein 15 Jahre altes Mädchen, dazu bestimmt die Geschichte meines Lebens auf dem Mädchenklo meiner Schule zu beginnen.
Und Cimmerian Hale war der Junge, der praktisch das Unmögliche versuchte...
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"Du, Lucida Simmons, bist der ungewöhnlichste Mensch, dem ich je begegnet bin."
Und mit diesen Worten verschwand er um die Ecke, ohne mich eines weiteren Blickes, ohne mich eines weiteren Blickes zu würdigen.
Statement der Autorin
When Cimmerian came bedeutet mir sehr viel, und dass, obwohl ich momentan weder viele Kapitel, noch konkrete Ideen für den späteren Verlauf habe. Die Idee für diese Story kam mir, als es mir psychisch nicht so gut ging und in der Zeit hätte ich gerne einen ‚Retter' an meiner Seite gehabt. Die Geschichte wird diesen Punkt auf eine Art aufgreifen. Ich denke, besonders die Charaktere dieser Story sind die Besonderheit und das, was die Story zu etwas so Bedeutsamen für mich macht. Ich werde versuchen etwas Einzigartiges zu kreieren und die Personen so echt zu gestalten, wie es nur möglich ist. Ich habe mich außerdem dazu entschlossen, dass ich mich nicht nach anderen richten werde. Das bedeutet einfach, dass ich nichts ändern werde, nur weil es Leser nicht mögen werden. When Cimmerian Came wird echt und ehrlich.
Kapitel 1
selcouth
(adj.) unfamiliar, rare, strange, and yet marvelous
Es gab ungefähr 7.470.000.000 Menschen auf der Erde. Und jeder einzelne von ihnen hatte eine Geschichte zu erzählen. Bei manchen begann sie bereits am Tag ihrer Geburt, bei anderen kurz vor deren Ableben. Wichtig war aber, dass jeder Mensch eine Geschichte hatte. Etwas, wovon man seinen Enkeln berichten würde. Etwas, was einen geformt und einen zu der Person gemacht hatte, die man war.
Meine Geschichte begann an einem Donnerstag auf dem Mädchenklo der Black Stone High School.
Wahrlich nicht der beste Platz für einen epischen Anfang, aber durchaus ausreichend.
Immerhin waren die ersten Minuten nichts Besonderes. Nein, ganz und gar nicht.
Zu den ersten paar Minuten meiner Geschichte gehörte nämlich einfach nur ich. Langweiliges, uninteressantes Ich. Und nicht zu vergessen - mein Spiegelbild.
Meine grauen Augen starrten mich uninteressiert an, unterstrichen von dunklen Augenringen. Eine Nase, übersät mit blassen Sommersprossen, die im Sommer wieder stärker sichtbar sein würden, platinblond-graue Haare, welche durch eine missglückte Tönung entstanden waren und meine Zahnspange.
Gott hatte es weder besonders schlecht, noch besonders gut mit mir gemeint, weshalb es auch nichts Besonderes an mir gab, wenn man von meinen wirklich besonders unstylischen Klamotten absah.
Mir wurde schon ziemlich oft gesagt, dass ich etwas aus mir machen könnte. Etwas, was anderen gefallen würde, etwas, was mir ein Lächeln anstatt eines amüsierten Blickes einbringen würde. Aber ich sah keinen Sinn darin, mich zu verändern. Menschen, die wirklich etwas mit mir zu tun haben wollten, würden mich auch in meinem jetzigen Zustand nehmen, ohne stylische Klamotten, stattdessen mit verwischter Wimperntusche und den Flecken eines Abdeckstiftes, der nicht einmal annähernd meiner Hautfarbe ähnelte.
Ich war fünfzehn verdammte Jahre alt und hatte keine Ahnung vom Leben. Bevor ich lernen würde, wie ich einen Lockenstab benutzen konnte, ohne das Badezimmer in Brand zu stecken, würde ich erst einmal versuchen den Sinn des Lebens zu finden. Genauer gesagt den Sinn meines Lebens. Und auf dieser jahrelangen - möglicherweise sogar unendlich langen - Suche, wäre mein Aussehen und die Wirkung, die ich auf andere hatte, das letzte, worüber ich mir ernsthafte Gedanken machen würde.
Mit einem tiefen Seufzer und einem kurzen Schniefen wandte ich mich von dem Spiegel ab und schnappte mir meinen Rucksack. Bald wäre der Unterricht, vor dem ich erfolgreich geflohen war, zu Ende und das würde einen überfüllten Flur bedeuten. Etwas, was ich gerne vermied, weshalb ich auch meinen verfrühten Abgang bevorzugte.
Als ich den Raum verließ und in den noch totenstillen Gang trat, zog ich mein Handy aus meiner Jackentasche und entsperrte es. Es befanden sich keinerlei neue Nachrichten darauf, was bei meinem schmächtigen Sozialleben nicht verwunderlich war. Meine Kontakte gingen zufälligerweise ebenfalls auf die Black Stone High und fanden es angebracht, mir persönlich Neuigkeiten zu überbringen, anstatt sie in einer Nachricht zu beschreiben, in dem Wissen, dass ich sie erst Stunden später lesen würde.
Und selbst der persönliche Austausch von Informationen beschränkte sich auf einige, wenige Themen. Ich machte meine Freunde keinesfalls dafür verantwortlich. Schließlich war wohl meine Anti-Menschen Haltung ein wichtiger Faktor unseres minimalen Kontaktes, aber vielleicht war es auch besser so.
Versteht mich nicht falsch. Ich hätte wirklich liebend gern einen Menschen gehabt, mit dem ich über alles reden könnte, aber bisher hatte ich noch niemanden gefunden.
Auf die Frage, wer meine Freunde waren, würde ich sicherlich antworten, aber wenn man mich nicht fragte und ich ehrlich zu mir selbst war, dann musste ich einige Menschen von meiner Liste streichen und fand einen Anstrich, hinter welchem kein Name stand.
Ich musste feststellen, dass ich bei einer Zahlenangabe meiner Freundschaften eine stolze Null hinschreiben müsste und es überraschte mich fast überhaupt nicht.
Aber was sollte das schon beweisen? Vielleicht war ich ein unsozialer Mensch, vielleicht gab es nicht viele Leute, die es mit mir aushielten, aber manchmal war es gar nicht so schlimm, wenn man zu den Unsichtbaren gehörte.
Leise vor mich her summend und in Gedanken vertieft, bemerkte ich nicht die Person, welche lässig an den Schließfächern lehnte und mich interessiert und mit einem Hauch von Belustigung beobachtete.
Ich war ja eigentlich auch fest davon überzeugt gewesen, dass sich niemand auf den Fluren herumtreiben würde. Es war schließlich noch Unterricht und abgesehen von dreisten Kindern, wie mir, traute sich niemand, die drückende Stille, welche hier herrschte, zu unterbrechen.
Mein Summen ging langsam in ein Pfeifen über und hätte der Fremde nicht aus Versehen ein Geräusch verursacht, dann wäre meine musikalische Einlage möglicherweise noch weiter ausgeartet. Doch das metallische 'Dong' riss mich glücklicherweise aus meiner Trance und mit einem erschrockenen Einatmen drehte ich mich zu dem Verursacher.
Für einen Moment riss ich meine Augen soweit auf, dass sie wahrscheinlich auf die doppelte Größe ihres Normalzustandes anstiegen, ich versuchte mich jedoch so schnell wie möglich wieder ein zu kriegen. Nach mehrfachem Blinzeln gelang es mir, meine überrumpelte Miene zu verbergen und ich schaute stumm zu dem Kerl.
Wäre ich kein so komischer Mensch, dann hätte ich wahrscheinlich gelächelt. Ich hätte mir einen Spruch ausgedacht, mit dem ich den Fremden an flirten konnte. Aber ich zählte dummerweise nicht zu den normalen Menschen.
Stattdessen stand ich auf ein und demselben Fleck, rührte mich kein Stück und wartete. Worauf genau wusste ich gar nicht, aber es konnte nicht schaden.
"Hi."
Seine Stimme schallte laut durch den leeren Flur und ich sah ihn etwas erschrocken an. Nicht nur, wegen der Lautstärke, nein, auch, weil er mich angesprochen hatte.
Ich musste aussehen wie eine gestörte Dreizehnjährige und somit war wohl auch verständlich, wieso ich diese Reaktion nie im Leben erwartet hatte. Aber gut, ich stand auch schon ziemlich lange da und starrte ihn an. Das wiederum machte den ersten Schritt von seiner Seite aus plausibel. Nur nicht, wieso er mich ansprach, anstatt weg zu gehen...
"Hallo."
"Meine kleine Schwester geht hier auf die Schule, deshalb stehe ich hier. Also, ich warte auf sie.", erklärte mir der Fremde. Verwirrt schaute ich ihn an. Wieso redete er mit mir?
Seine braunen Augen beobachteten mich aufmerksam, während er seine Hände in seine Hosentaschen stopfte und mich leicht anlächelte. Er sah aus, als wäre er einige Jahre älter als ich und ich kam nicht drum herum mit den Gedanken zu spielen, dass ich hier eiskalt verarscht wurde und in den nächsten Sekunden irgendwelche Menschen mit Kameras aus den Schließfächern springen würden.
"Kennt man sich?", fragte ich zögerlich nach und versuchte keine Grimasse zu ziehen. Sein Lachen hallte durch die Gegend und er kam etwas weiter auf mich zu.
"Ich denke nicht. Ich habe dich noch nie zuvor gesehen. Aber vielleicht kennst du meine Schwester?"
Sein Blick lag weiterhin auf mir und es war mir etwas unangenehm, so direkt angeschaut zu werden, weshalb ich mir nicht schlüssig war, ob ich zurück starren, oder mich abwenden sollte.
"Das bezweifle ich stark.", murmelte ich.
"Sie heißt Dana."
"Wie gesagt, ich bezweifle es stark."
"Ich bin übrigens Cimmerian. Cimmerian Hale.", stellte sich der Schönling vor und hielt mir seine Hand entgegen. Überfordert schaute ich seine Finger an und wägte ab, ob ich sie nehmen sollte. Es machte keinen Sinn, dass mich so ein attraktiver Mensch ansprechen würde. Er hatte wirklich keinen Grund dazu, noch dazu musste es für andere aussehen, als würde er mit einem Kleinkind sprechen, denn so fühlte ich mich momentan wirklich.
Mit einiger Verzögerung schüttelte ich schließlich doch noch seine Hand, das Ganze allerdings mit größter Vorsicht und einem misstrauischen Blick. Eine Weile sagte niemand etwas, dann entschloss ich mich, der Sache ein Ende zu bereiten. Es war ja klar, dass Smalltalk nicht funktionieren würde, zumindest nicht, wenn man das Ganze mit mir versuchte. Es überraschte mich im Allgemeinen sowieso, wieso Cimmerian Hale ausgerechnet mich angesprochen hatte. Mag sein, dass ich in diesem Moment die einzige Person weit und breit war, aber normalerweise ignorierte man mich und ergriff nicht die Chance, mit mir Kontakt aufzunehmen.
"Ich sollte dann wohl gehen.", schaffte ich zu sagen, bevor ich mich mit gerunzelter Stirn abwandte und los marschierte. Das war ja alles sehr merkwürdig...
"Ich weiß aber noch gar nicht deinen Namen!", rief mir der Fremde hinterher, sodass ich stehen blieb und mich zu ihm umdrehte.
Mit berechnendem Blick betrachtete ich Cimmerian Hale von oben bis unten, bis ich wieder bei seinen Augen ankam. Er sah definitiv zu gut aus, um ein Gespräch mit einem Menschen, wie mir zu führen. Er sah auch viel zu erwachsen aus. Und das machte mich stutzig.
"Ich bin zu jung für dich."
"Ein komischer Name, findest du nicht?", grinste der Junge mich an. Mein Kopf schwanke ein wenig nach rechts und ich presste meinen Augen zu Schlitzen zusammen. Was wollte dieser Kerl von mir?
"Wurde mir zu meiner Geburt gegeben."
"Deine Eltern scheinen interessant zu sein."
"Meine Eltern scheinen auch tot zu sein.", entgegnete ich kühl, was das Lächeln von Cimmerian's Gesicht wischte.
Man sieht, wieso es schwer war, mit mir ein normales Gespräch zu führen, nicht wahr?
Ich hatte einfach nicht das richtige Händchen für die richtigen Worte und meine Unfähigkeit, die passenden Emotionen zu zeigen, wenn sie angebracht waren, trug nicht zu meinem Sozialleben bei.
"Tut mir leid."
"Du kanntest sie doch gar nicht. Vielleicht waren sie ja richtig asozial, oder vielleicht haben sie mich geschlagen. Vielleicht ist es gar nicht so schlimm, dass sie tot sind.", meinte ich, meine grauen Augen fest in seine gebohrt.
"Das glaube ich ehrlich gesagt nicht."
"Du kannst es aber nicht genau wissen, denn du kennst meine Eltern genauso wenig, wie mich."
Ich schätze damit war das Thema und im Allgemeinen auch dieser Austausch von Wörtern, gegessen.
Ob es nun ein gewisses Maß an Sympathie war, was Cimmerian Hale dazu gebracht hatte, mich anzusprechen, oder ob es ein Funke Interesse war, beides war nun mit größter Wahrscheinlichkeit verflogen und somit hatte ich es erneut geschafft meinen sozialen Gang in den Sand zu setzen. Bravo, Lucida! Das hast du mal wider echt gut gemacht!
"Du hast Recht."
Überrascht von seinen Worten, verstärkte ich den Griff am Saum meines Pullovers, mit welchem ich seit einigen Sekunden spielte.
"Ich kenne dich nicht. Aber vielleicht würde ich das gerne tun."
Das Lächeln war wieder zurück und meinen entgeisterten Ausdruck konnte man ebenfalls wieder auf meinem Gesicht finden.
"Sicher, dass das nicht schon etwas pädophil ist?"
Es war mir heraus gerutscht, bevor ich es realisieren konnte, was ich da sagte, aber Cimmerian schien es entweder nicht gehört zu haben, oder er ignorierte meine Frage.
"Ich bin mir sicher, dass das nicht das letzte Mal sein wird, dass wir uns sehen, Ich bin zu jung für dich.", sagte der Braunäugige und grinste schief.
"Ich denke, du versteckst mehr, als man auf den ersten Blick denken könnte."
Bevor ich noch einmal einen schlauen Kommentar abgeben konnte, klingelte es. Innerhalb weniger Sekunden strömten Massen von Schülern aus verschiedenen Richtungen zu den Schließfächern. Die Tatsache, dass ich letztendlich doch nicht eher verschwunden war und meine Freiheit genießen konnte, schob ich für den Moment in eine Ecke meines Kopfes, viel zu sehr war ich damit beschäftigt diesen ungewöhnlichen Jungen im Auge zu behalten.
Er lehnte mittlerweile wieder an einem der Schließfächer und ließ seine Augen über die Menschenmengen gleiten, wahrscheinlich auf der Suche nach seiner Schwester. Außer er hatte sich die Geschichte nur ausgedacht, um einen Grund für sein Dasein zu haben. Aber falls er ein Perversling war, dann hätte er doch nicht mich angesprochen, oder? Ich meine, ich war eindeutig nicht der beste Fang, den man machen konnte und mit seinem Aussehen würden sich die Hälfte aller Mädchen wohl freiwillig auf ihn schmeißen...
"Luc? Was machst du denn noch hier? Ich dachte, du wärst schon Zuhause."
Hände auf meinen Schultern ließen mich kurz zusammenzucken, bevor sich das Gesicht meiner 'Besten Freundin' vor mich schob und mir meinen freien Blick versperrte.
"Ich wurde aufgehalten.", grummelte ich und versuchte mit meinen Worten keine Aufmerksamkeit auf das Thema zu lenken.
Emmi wäre aber nicht meine 'Beste Freundin', wenn sie nicht mitbekommen würde, wie der Hase lief. Ihre hochgezogenen Augenbrauen verrieten mir, dass ich versagt hatte.
"Was genau hat dich denn aufgehalten? Ich hatte immer erwartet, dass dich nichts und niemand davon abbringen könnte, die Schule zu verlassen."
Gleichgültig zuckte ich mit den Schultern, warf jedoch einen Blick über Emmi's Schulter, direkt auf Cimmerian. Ein Fehler, wie ich schnell bemerkte. Die Augen meiner 'Besten Freundin' wurden augenblicklich größer und mit Blitzgeschwindigkeit drehte sie sich um.
"Aha, wen haben wir denn da?"
"Ja, wen haben wir da?", mischte sich erneut jemand ein, dieses Mal allerdings vom männlichen Geschlecht.
"Hi, Ivan.", begrüßte ich meinen zweiten 'Freund' und nickte ihm leicht lächelnd zu.
"Lenken wir mal nicht vom Thema ab, Fräulein! Wer ist dieser süße Kerl dort drüben?"
Emmi wedelte mit ihrem Zeigefinger und dessen rot lackiertem Nagel vor meinem Gesicht rum, bis ich mich wieder auf sie konzentrierte, dann zeigte sie auf Cimmerian.
Schulterzuckend zog ich meinen Rucksack weiter auf meine Schulter.
"Er heißt Cimmerian Hale. Ich denke, dass er ein Perverser ist."
"Uhh, woher kennst du ihn denn? Er sieht echt verdammt gut aus. Hat er eine Freundin?", fragte Emmi aufgeregt, den letzten Teil meiner Bemerkung ohne Schwierigkeiten übergehend.
"Ich kenne ihn nicht. Er hat mich gerade angesprochen, das war auch schon die Geschichte.", murrte ich und schaute die Schüler an, welche auf dem schnellsten Weg die Schule verlassen wollten.
"Du warst wieder anti-sozial, nicht wahr?", lachte Ivan und schubste mich zur Seite. Schnaufend verdrehte ich meine Augen und schüttelte seine Hand ab. Er hatte zwar Recht, aber das musste ich ihm nicht auch noch direkt ins Gesicht sagen. Im Grunde würde das zwar nur sein bereits vorhandenes Wissen verstärken, aber bevor er mich weiter mit meiner Behinderung aufzog, verdrängte ich das Thema lieber.
"Ich muss jetzt wirklich gehen, bevor sich Cara noch Sorgen macht."
"Ich kann dich mit nehmen!", rief Ivan begeistert und stellte sich etwas größer hin, so als ob er mich auf sich aufmerksam machen müsste.
Meine Augen verharrten einen Moment auf seinem strahlenden Gesicht, bevor sie über seine unordentlichen, dunklen Haare glitten. Einen Kamm kannte dieser Junge wirklich nicht. Er brauchte ihn aber allem Anschein auch nicht, denn seine wilden Haare standen ihm ziemlich gut.
"Ist nicht nötig, aber danke."
Lächelnd drückte ich mich an Ivan vorbei und tätschelte ihm seine Schulter.
"Ich bin dann weg, wir sehen uns morgen.", verabschiedete ich mich von meinen 'Freunden'.
Ein letztes Mal schaute ich zu Cimmerian Hale, doch er war verschwunden, wie fast alle anderen, der gerade eben noch anwesenden Schüler.
Langsam lief ich auf den Ausgang der BSHS zu, meiner Freiheit näher und mit dem winzigen Hintergedanken im Kopf, dass die zweite Hauptperson meiner Geschichte seinen Weg in mein Leben gefunden hatte.
Kapitel 2
supine
(adj.) lying face upwards
Mein Leben hatte einen Sinn. Das wusste ich. Das Problem, welches sich auftat, war, dass ich keine Ahnung hatte, was genau dieser war. Und egal wie oft ich mir meinen Kopf zerbrach, es kam nichts dabei heraus.
Denn wenn ich so nach dachte, dann wurde mir klar, dass ich - Lucida Simmons - ein fünfzehnjähriges Mädchen, welches in einer Kleinstadt lebte, nichts in der Welt ausrichten konnte. Ich war weder ein neuer Albert Einstein, der demnächst eine neue Theorie zur Raum-Zeit präsentieren würde, noch war ich ein begnadeter Redner, also konnte man meine Zukunft als wichtiger Politiker ebenfalls verwerfen.
Ich war nicht besonders sportlich, war kein Model und hatte nicht viel mit Menschen zu tun, also was genau tat ich hier?
Oft erwischte ich mich, wie ich über solche Themen nachdachte, ebenso in diesem Moment.
Meine Schulterblätter unangenehm auf den Stein der Tischtennisplatte gedrückt und mit geschlossenen Augen da liegend.
"Luc, hast du die Chemie Hausaufgaben?"
Die verzweifelte Stimme von Emmi riss mich schließlich aus meinem Tagtraum und ich öffnete widerwillig meine Lider.
"Wieso? Hast du deine vergessen?", wollte ich wissen und starrte den grauen Himmel an. Es sah so aus, als würde es heute noch regnen, doch im Wetterbericht hatte niemand etwas von Niederschlägen angesprochen, weshalb ich meinen Regenschirm nicht dabeihatte. Ich konnte nur hoffen, dass das Wetter mich nicht hintergehen würde.
"Ich hatte sie eigentlich gemacht, aber ich finde sie nicht mehr."
"Warte kurz."
Ächzend setzte ich mich auf der Tischtennisplatte auf und zog meinen Rucksack zu mir. Mit einem Schnalzen meiner Zunge wühlte ich zwischen verschiedenen Blättern, bis ich das Gesuchte gefunden hatte und triumphierend in Emmi's Richtung streckte.
"Danke, du bist ein Schatz."
Schulterzuckend nahm ich den Satz hin und wollte mich gerade wieder in meine ursprüngliche Position legen, da fiel mein Blick auf eine bekannte Person.
Mit zusammen gekniffenen Augen starrte ich sie an und legte meinen Kopf für einen Moment schief.
"Sag mal, Emmi... Kennst du eine Dana Hale? Sie ist wahrscheinlich jünger als wir und geht hier auf die Schule."
Ohne meinen Blick von dem Jungen in der Ferne abzuwenden, wartete ich auf eine Antwort.
"Schon möglich. Keine Ahnung, wie sieht sie denn aus?", fragte Emmi und sah mich erwartungsvoll an. Ich schüttelte nur den Kopf und zeigte so, dass es nicht so wichtig sei, woraufhin sich meine 'beste Freundin' wieder dem Abschreiben der Lösungen widmete.
Mit einem tiefen Seufzer gab ich auf, den Blick von Cimmerian Hale auf mich zu ziehen. Meine magischen Fähigkeiten, anderen Leuten mit einem Blick Löcher in den Hinterkopf zu schmelzen, sodass sie sich umdrehten, waren noch nie besonders gut. Und überhaupt - wieso wollte ich, dass Cimmerian Hale auf mich aufmerksam wurde?
Was war falsch bei mir? Er war mit größter Wahrscheinlichkeit ein Perverser, der sich die Geschichte mit seiner Schwester nur ausgedacht hatte, um seinen Aufenthalt auf dem Schulgelände zu erklären. Ich sollte also gar nicht erst über ihn nach denken. Gutes Aussehen hin oder her.
"Wusstest du, dass Lizzie Reena letzte Woche eine geknallt hat? Du kennst Reena doch, oder?", fragte Emmi auf einmal und ich kam nicht drum herum, meine Augenbrauen geschockt nach oben zu ziehen. Klatsch und Tratsch ging auch an mir nicht vorbei. Eine der wenigen Dinge, in denen ich mich von anderen nicht sehr unterschied.
"Ja, ich denke, ich habe sie schon mal gesehen. Ich weiß zwar nicht genau, wie sie aussieht, aber ich habe eine Vorstellung. Aber, wieso? Die beiden waren doch befreundet!"
"Also anscheinend hat Reena mit Lizzie's Ex geschlafen und dann ist sie zu ihr hin gegangen und hat ihr vor versammelter Mannschaft eine verpasst. Sieht ganz so aus, als wäre deren Freundschaft gegessen.", lachte Emmi und ich konnte mich nicht davon abhalten mit einzustimmen, wenn auch etwas zurückhaltender.
"Aber ich habe sowieso nicht mehr wirklich was mit Liz zu tun. Nachdem sie die Schule gewechselt hat, ist der Kontakt nicht mehr wirklich da gewesen und als ich sie das letzte Mal gesehen habe, habe ich so getan, als hätte ich sie nicht gesehen.", verriet ich und biss mir auf die Lippe. Man konnte ganz eindeutig sehen, woran mein begrenztes Sozialleben lag.
"Oh man, du bist echt so behindert! Du bist ganz sicher unten durch bei ihr. Du weißt doch, das sie schon immer so dramatisch war!"
Ich ließ mich nicht von Emmi's Belustigung und neckenden Worten beleidigen und betrachtete erneut den Himmel.
"Es ist jetzt eh zu spät.", murmelte ich noch, bevor die Stille zwischen uns einkehrte und nur noch die Geräusche aus unserer Umgebung zu hören waren. Gezwitscher von Vögeln, das Lachen von den anderen Schülern der Black Stone High, das Geräusch, wenn man einen Football fing und das Kritzeln eines Stiftes auf Papier. Höchstwahrscheinlich kam das von meiner 'besten Freundin'.
Mein Hirn schaltete auf passiv um und erneut schwirrten meine Gedanken durch die Gegend.
Freunde und allgemein alles, was man als soziale Beschäftigungen und Kontakte ansah, kamen in meinem Leben eindeutig zu kurz. Nicht, dass ich so viel zu tun hatte, dass sowas nicht existierten konnte, denn in Wahrheit war ich so hobbylos wie ein Stuhl. Nein, es war ganz einfach so, dass ich kein Mensch war, den man gern als Freund hatte. Ich war zu schwierig, zu anders, als dass man sich gern in meiner Nähe aufhielt.
Außer Emmi, Ivan, meine große Schwester Cara und dem Hausmeister der BSHS konnte ich niemanden als regelmäßigen Kontakt aufweisen. Und der erste, der mir bei dem Begriff 'Freund' einfiel, war der Snackautomat am Bahnhof. Armselig, aber wahr.
Cara hatte mich schon oft gefragt, wieso ich nicht mal meine Freunde zu mir nach Hause mit nahm. Und jedes Mal bekam sie von mir gesagt, dass ich keine Freunde hatte, die ich einladen könnte.
Emmi und Ivan waren nicht meine Freunde, egal was andere meinten. Ich war diejenige, die es am besten einschätzen konnte. Und so traurig es auch klingen mochte, die Menschen, die mir am nächsten standen, waren nicht mehr, als Menschen, die in meinem Umfeld lebten und es dort auch aushielten.
Wenn ich ehrlich zu mir selbst war, dann erkannte ich, dass auch die beiden nur hier waren, weil sie sich noch keinen anderen Platz geschaffen hatten, an dem sie sich sicher fühlten.
Emmi beispielsweise wollte schon immer zu den Populären gehören. Zu ihrer Enttäuschung hatte sie es nicht bis ganz oben geschafft und musste deshalb auf der Ersatzbank warten, bis es eine neue Gelegenheit geben würde, den Thron zu besteigen.
Auch wenn wir noch nie darüber gesprochen hatten und es wohl auch niemals tun würden, wussten wir beide, dass sie mich in Null Komma Nichts sitzen ließ, sobald die Chance auf einen angeseheneren Status da war.
Ich konnte es ihr nicht verübeln, immerhin hatte man als beliebter Schüler den ein oder anderen Vorteil, doch es zeigte mir viel zu deutlich, dass sie weder mein vollstes Vertrauen noch die Bezeichnung als Freundin verdient hatte.
Ivan war ganz anders. Er hatte kein Bedürfnis an die Spitze der Pyramide zu kommen. Wenn es nach ihm ginge, dann würde er aus Black Stone verschwinden, seine sieben Sachen gepackt und mit gefülltem Tank Richtung New York. Das war sein Traum. Der Traum, für den er mich ohne jeglichen Zweifel und ohne Zögern hängen lassen würde.
Es war sein Ziel, welchem er schon jahrelang entgegen fieberte und ich konnte ihn verstehen. Black Stone hatte nichts zu bieten. Nicht für jemanden, wie Ivan. Einen abenteuerlustigen Jungen, der nur so vor Energie sprühte. Ich denke, ihm tat es nicht gut, so eingeengt zu sein, ohne Möglichkeit sich zu entfalten.
Und ich musste fest stellen, dass er immer und immer wieder jemanden aus seinem Inneren ans Licht kommen ließ, der ganz anders war, als der Wirbelwind von früher. Es war so, als wäre eine unterdrückte Seite in ihm und mit jedem Augenblick wurde die Gefahr größer, dass das Dunkle aus ihm aus brach, und meinen einst besten Freund verschlang.
Wenn ich eine gute Freundin wäre, ein guter Mensch, dann hätte ich Ivan geholfen. Ich würde ihm zur Seite stehen und ihn wieder auf die richtige Bahn bringen. Doch ich war hilflos und das hatte ich bereits vor einiger Zeit einsehen müssen.
Wahrscheinlich wäre ich in Kürze über die Selbstvorwürfe bis hin zu unendlicher Trauer gekommen, doch das Klingeln, welches das Ende der Pause bedeutete, unterbrach diesen Lauf.
Seufzend rappelte ich mich auf und stellte fest, dass ich verpasst hatte, wie Emmi meine Zettel wieder in meinen Rucksack zurück gestopft hatte. Sie betrachtete sich momentan in dem kleinen Spiegel, der immer in ihrer Tasche versteckt war. Dabei fuhr sie sich über ihre hellbraunen Haare und zog ihr Gesicht zu einer Grimasse, als ob sie gerade ein Selfie machen würde.
Mehr als ein müdes Lächeln konnte ich ihr nicht schenken und zusammen machten wir uns schließlich auf den Weg zu unserer nächsten Stunde. Wir wären wahrscheinlich auch ohne weitere Umstände im Klassenzimmer angekommen, doch ein gewisser jemand zog Emmi's Aufmerksamkeit auf sich und unterbrach somit unseren Weg.
"Ey, ist das nicht der Kerl von gestern?"
Sie stupste mich leicht mit dem Ellbogen an und ich hob meinen Kopf vom Boden. Meine Augen trafen sofort auf Cimmerian Hale, welcher wieder einmal lässig an einem Spind lehnte und auf seinem Handy rum wischte.
"Keine Ahnung."
"Doch, das ist er! Glaub mir, so ein Gesicht vergisst man nicht so schnell."
Augenrollend stand ich mit meiner 'besten Freundin' im Flur und wartete auf etwas, doch es passierte nichts. Ich verharrte regungslos und Emmi grinste von einem Ohr zum anderen und starrte den vermeintlich Perversen an.
Erst nach einer knappen halben Minute wurde ich erneut von einem Ellbogen angestupst, dieses Mal allerdings etwas gröber.
"Na, worauf wartest du? Geh schon zu ihm und frage ihn nach seiner Nummer! So ein Sahneschnittchen bekommt man nicht alle Tage zu Gesicht. Und er hat mit dir geredet, was ein gutes Zeichen ist."
Überrascht bohrten sich meine grauen Augen in die blauen von Emmi und ich bekam meinen Mund nicht wieder zu. Als ob ich einfach zu ihm hin marschieren würde und ihn nach seiner Nummer fragte... Das war völliger Blödsinn.
"Was? Nein! Spinnst du?!"
"Ach, stell dich bitte nicht so an! Er sieht gut aus un-"
"Und er ist viel zu alt und womöglich ein Vergewaltiger!", zischte ich aufgebracht und versuchte klar und deutlich mein Missfallen zu dem Spektakel zu zeigen.
"Er ist doch nicht zu alt! Er ist bestimmt um die zwanzig, was nur knapp fünf Jahre Altersunterschied bedeutet. Außerdem kann man über die paar Jahre hinweg sehen, schließlich sieht er aus, wie ein heißer Bruder.", argumentierte die Braunhaarige weiter und ich schüttelte entnervt meinen Kopf.
Mit zusammen gezogenen Augenbrauen und verschränkten Armen wendete ich mich ab.
"Ich sehe keinerlei Vorteile darin, wenn man eine Beziehung führt, mit einem Kerl, der aussieht, wie ein heißer Bruder. Nicht, dass ich vor hätte, eine Beziehung zu führen. Können wir jetzt gehen, bevor er uns sieht?"
Ich setzte bereits dazu an, davon zu laufen, möglicherweise noch im Limit, sodass wir noch pünktlich auf unsere Plätze rutschen würden, doch Emmi hielt mich grinsend zurück.
"Schon zu spät. Mister-'Sex auf zwei Beinen' ist bereits unterwegs."
Erschrocken drehte ich mich wieder um und musste fest stellen, dass sie die Wahrheit in mein Ohr geflüstert hatte. Die braunen Augen, die tief in meine Seele blicken wollten, hatten meine Wenigkeit bereits registriert und ein breites, ehrliches Lächeln bildete sich auf den göttlichen Lippen von Cimmerian Hale.
Zum Kotzen, wenn man von einem Perversling beobachtet und von seiner 'besten Freundin' dazu gezwungen wurde, Kontakt aufzubauen.
"Ich bin zu jung für dich, so sieht man sich also wieder!", rief Cimmerian erfreut und fing sich einen verwirrten Blick von Emmi ein. Sie hatte sich ein wenig hinter mich geschoben, aber nicht zu weit, schließlich wollte sie von diesem Sahneschnittchen gesehen werden.
"Hallo.", war alles, was ich raus brachte, während ich alle Götter verfluchte. Wieso war Cimmerian Hale überhaupt hier? Die Sache mit der Schwester konnte er jemand anderem verkaufen.
"Hi, ich bin Emmi. Ich bin Lu's beste Freundin. Und du bist?"
Cimmerian Hale sah mich aufmerksam an, doch ich war wie in einer Schockstarre und tat demzufolge nichts. Meine Hände in den Taschen meiner Strickjacke vergraben und mit angespanntem Körper hoffte ich darauf, dass ich mich auf meinen harten Stuhl teleportieren konnte, doch es passierte nichts. Dieses Talent hatte mich wohl genau wie meine magischen Fähigkeiten verlassen.
"Cimmerian.", antwortete er knapp, wobei er seinen Blick nicht von mir nahm. Unangenehmer ging es heute auch nicht mehr. Ich war mir nun zu hundert Prozent sicher, dass er ein Perversling war. Schließlich starrte man nicht ohne Grund fünfzehnjährige Teenager an.
"Und ihr kennt euch woher?", mischte sich Emmi erneut ein, ganz offensichtlich nicht zufrieden mit den wenigen Informationen, die sie bisher kannte.
"Wir kennen uns nicht. Und wir sollten jetzt gehen."
Fast schon verzweifelt versuchte ich meine 'beste Freundin' mit mir zu ziehen, doch sie war stur wie ein Ochse und ließ sich nicht von ihrer Mission, den Kerl auszuquetschen, abbringen. Ich wägte einen Moment ab, einfach alleine abzuhauen, doch ließ es bleiben. Das wäre dann noch peinlicher, als hier rum zu stehen.
"Ich habe Lu gestern kennen gelernt. Wir haben kurz miteinander gesprochen."
Und so schnell kam dann auch schon der Moment, in dem mir klar wurde, dass ich besser gegangen wäre, bevor es zu spät gewesen war, doch nun war es raus. Ich wusste nicht wieso, aber die Tatsache, dass Cimmerian Hale - womöglich ein Axtmörder- mit solch großer Sicherheit meinen Spitznamen gesagt hatte, trieb mir die Hitze ins Gesicht und ich hätte mich am liebsten vergraben, so peinlich war mir diese Situation.
Es war für einige Zeit still zwischen uns und ich dachte nach, ob ich das Klingeln zur Stunde verpasst hatte. Ich war mir fast sicher, dass bereits genügend Zeit vergangen war, um den Unterricht zu beginnen, aber ich hatte noch nichts gehört. Wahrscheinlich war ich so überfordert gewesen, dass ich es ausgeblendet hatte.
"Könnte ich vielleicht einen Augenblick alleine mit Lu reden?"
Ich strengte mich schwer an, um meine Augen nicht zusammen zu kneifen. Das konnte doch alles nicht wahr sein!
Emmi sah mich eine Sekunde lang an und ich hoffte darauf, dass sie mich gut genug kannte, um abzulehnen, doch ihr Mund verzog sich zu einem offenen Lächeln und ich wusste, ich hatte verloren.
"Sicher. Ich geh schon mal vor. Man sieht sich hoffentlich nochmal."
Sehnsüchtig blickte ich hinter meiner 'besten Freundin' hinterher, doch es half nichts. Ich musste mich dem Drachen stellen und konnte nur hoffen, dass ich schnell genug rennen konnte, um Cimmerian Hale zu entwischen, falls er zu der Überlegung kam, mich zu betatschen.
"Da ich nun deinen Namen weiß, können wir zum nächsten Schritt gehen.", lächelte Cimmerian und ich hätte gern gewusst, ob ihm bewusst war, wie viel Schiss ich in diesem Moment in der Hose hatte. Er wollte mich umbringen! So sah es also aus.
"Du kennst meinen Namen nicht!", entgegnete ich schnell, in der Hoffnung, noch nicht zu sterben. Mochte sein, dass ich den Sinn meines Lebens noch nicht gefunden hatte, aber ich wollte nicht durch die Hand eines perversen, gutaussehenden Axtmörders mitten in der Schule sterben. Da hatte ich doch sicherlich etwas besseres verdient!
"Oh? Aber deine Freundin meinte doch, dass du Lu heißt."
Kopfschüttelnd sah ich den Kerl vor mir an.
"Das ist nur ein Spitzname."
"Und wie ist dann dein vollständiger Name?"
"Das kann ich dir jetzt schlecht sagen, wenn ich weiß, dass der nächste Schritt mein Tod ist.", murmelte ich und dachte nach, wie ich aus dieser Situation fliehen konnte.
Das kehlige Lachen meines Gegenübers beschleunigte mein Herz um einiges, allerdings nur, weil ich es nicht erwartet hatte und es die Situation gruselig machte. Verdammt, er sah gut aus, wenn er seinen Kopf in den Nacken legte.
Ein richtiges Model. Er war sicher schon für Calvin Klein durch die Gegend gerannt und hatte sich ablichten lassen. Genau so sah er aus.
"Ich werde dich nicht töten, falls du das denkst. Wieso genau denkst du das nochmal?", fragte Cimmerian Hale etwas verunsichert und schaute zwischen seinen dichten Wimpern zu mir.
"Du bist heiß, alt und ich bin mir sicher, dass du irgendwas perverses vor hast. Also ist es nicht zu abwegig, dass du ein Mörder bist.", erklärte ich so überzeugend wie möglich und kam mir mächtig blöd vor. Mein Gegenüber lächelte erneut und trat näher.
Skeptisch beobachtete ich den Vorgang, immer bereit, das Weite zu suchen.
"Du bist faszinierend. Auch, wenn ich deinen Namen nicht weiß... Du hast etwas an dir, was nicht viele andere haben."
Ich blieb stumm. Was sagte man auch dazu? Wer weiß, was für Fantasien durch seinen Kopf schwirrten...
"Ich muss jetzt gehen."
Kaum hatten die Worte meinen Mund verlassen, da war ich auch schon am Rennen. Sah wahrscheinlich ziemlich dumm aus, wie ich da über den Linoleumboden sprintete, aber immerhin brachte ich Abstand zwischen das Sahneschnittchen und mich.
"Kannst du mir wenigstens noch deinen Namen sagen, bevor du verschwindest?"
Zögerlich blieb ich stehen und drehte mich um. Cimmerian Hale war mir nicht gefolgt. Ein gutes Zeichen.
Nachdenklich stand ich da und spielte mit meinen Fingern. Im Grunde konnte ich es tun. Ich war weit genug entfernt und vielleicht ließ er mich in Ruhe.
Möglicherweise war er zufrieden mit meinem Namen und würde nicht noch einmal her kommen, um mich zu töten.
Schluckend und mit trockenen Lippen nickte ich letztendlich.
"Lucida. Ich heiße Lucida Simmons."
Falls euch die Leseprobe gefallen hat, schaut doch einfach mal bei Flauscheball und dem Buch vorbei. Mir persönlich gefällt die Geschichte sehr und ich bin sehr dankbar, dass sie uns bei unseren Projekten unterstützt.
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