!Achtung, dieses Kapitel enthält sarkastische und äußerst subjektive Äußerungen

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Das Ausrufezeichen sollte eigentlich mit in den Titel, aber das würde das Maximum von achtzig Zeichen übersteigen, also denkt es euch einfach dazu. Wie ja schon im letzten Kapitel angekündigt, geht es diesmal um ein Thema, bei dem ich auf der einen Seite nur verzweifelt lachen und auf der anderen besorgt sein kann. Sexualität und vor allem Gewalt sind nämlich tatsächlich (auch wenn es einige Leute womöglich nicht glauben können oder wollen) ernste Themen, die man auch entsprechend behandeln sollte.

Ihr könnt euch somit auf einen äußerst trockenen, moralapostellischen Aufsatz gefasst machen.

Scherz. Aber ich hoffe dennoch, dass man zumindest nach Lesen dieses Kapitels versteht, worauf ich eigentlich hinaus will (wäre auch schlimm wenn nicht - dann hätte ich wohl endgültig versagt).

Dass Gewalt inzwischen ein fester Bestandteil der Wattpadgeschichten ist, dürfte den meisten schon bekannt sein. In Fantasy und Science Fiction geht nichts über eine ordentliche Schlacht, in Jugend- und aktueller Literatur haben die Protagonisten(innen) oft mit einer harten Vergangenheit voller Gewalt zu kämpfen, in BadBoy Storys wird nicht zwangsläufig die Protagonistin (gelegentlich aber auch das), dafür aber der angebliche Nebenbuhler verprügelt, Werwölfe sind sowieso und prinzipiell aggressiv und so weiter.
Ich schließe mich an der Stelle nicht aus! In meinen Geschichten spielt Gewalt ebenfalls eine gewisse Rolle (über die Hintergründe, dass dieses Thema sowieso und überhaupt aktuell ist, lasse ich mich nicht aus - die übersteigen mein Allgemeinwissen), aber ich wage zu behaupten, dass ich es ... gut gelöst habe und nur in Maßen verwende.

Für alle, die jetzt schreien "Gewalt ist nie eine Lösung und schon gar nicht gut!": Da habt ihr absolut Recht. Und dennoch findet sie in Literatur und Filmen immer wieder Anwendung. Ob das gut oder schlecht ist, ist an dieser Stelle nicht das Thema.
Was mich viel mehr beschäftigt, ist die Darstellung der Gewalt.
Ob mans glaubt oder nicht, der Kontext macht einen Unterschied. Einen sehr großen sogar.

Sagen wir beispielsweise, ich lese eine Geschichte, die in unserer Zeit und Gesellschaft spielt. In dieser Geschichte wird die Protagonistin einfach mal von ihrem ... Freund ... grün und blau geschlagen, und tut nichts dagegen, beschwert sich nicht einmal (gedanklich).
In einer anderen Geschichte passiert prinzipiell das gleiche, nur dass wir uns hier 300 Jahre in der Vergangenheit befinden und der Freund eher der Ehemann ist.

In Beispiel 2 ist die Prügelstrafe gesellschaftlich üblich, dementsprechend nehme ich keinen Anstoß daran, wenn sie in einem historischen Kontext auftaucht und (verhältnismäßig) einfach hingenommen wird (ich würde mich sogar wundern, wenn es nicht so wäre). In Beispiel 1 würde ich dagegen an der Intelligenz der Protagonistin und des Autors zweifeln.
Das ist eines der großen Probleme auf Wattpad, was das Thema Gewalt angeht - sie wird oft in einem Kontext dargestellt, der es entweder nicht nachvollziehbar macht oder verherrlichend wirkt. Solange die betroffenen Personen nicht an Gewalt im Alltag gewohnt sind, würde ich davon abraten, sie zu benutzen (Ausnahmen bestätigen die Regel, aber ich hoffe, man konnte irgendwie verstehen, worauf ich hinaus will).

Und wo wir schon bei verherrlichen sind - das an sich ist schon schlimm genug (ich gehe davon aus, dass jeder weiß, was das bedeutet), aber dann sollte man es wenigstens auch realistisch machen. Von eigenen Erfahrungen kann (so hoffe ich) kaum jemand profitieren, dementsprechend erwarte ich auch nicht, dass man genau weiß, wie man sich z.B. nach einem Schlag in den Magen fühlt.
Aber es gibt gewisse Dinge, die mein logischer Verstand wirklich nicht mehr tolerieren kann.
Als Standardbeispiel kommt mir dabei immer eine "Horror"-Geschichte in den Sinn, die ich aus irgendeinem Grund mal angefangen habe zu lesen.
(An der Stelle muss ich dringend eine Frage loswerden: Bin ich die Einzige, die das eventuell im ersten Moment grausig faszinierend findet, aber im nächsten unauffällig verschwinden will, weil sie befürchtet, es mit einem Psychopathen zu tun zu haben? Ohne jemanden direkt beleidigen zu wollen - wie muss man drauf sein, um sich vorzustellen, wie irgendjemand jemand anderem mit einem Bohrer vom Baumarkt ... ähm ja, anbohrt? Huhh, allein von dem Gedanken, solche Gedanken zu haben, bekomme ich Gänsehaut, und zwar keine gute)
Zurück zum Thema: das entführte Opfer hatte vermutlich Superkräfte. Jedenfalls hat es es geschafft, trotz unzähliger Knochenbrüche, angebohrt-werden (...), einer Beinamputation mit einer Kreissäge und Ähnlichem einen Fluchtversuch zu wagen, der aber natürlich nicht gelingt.
Dennoch, riesen Respekt meinerseits dafür,
- nicht ohnmächtig zu sein
- sich trotz der unvorstellbaren Schmerzen bewegen zu können, ohne bewusstlos zu werden
- keinen Herzstillstand bekommen zu haben (ich wage zu behaupten, dass das durchaus in Betracht zu ziehen ist)
- nicht am Blutverlust der unversorgten Wunden gestorben zu sein.

Verdammt unrealistisch, meiner Meinung nach.

Beinahe noch schlimmer wird es aber, wenn das Licht ausgeht und man sich unter der Bettdecke vergnügt. (Wenns doch nur so wäre.)
Grundlegend muss ich sagen: warum? Ganz im Ernst, warum muss das unbedingt sein? Nicht, dass ich etwas dagegen hätte (prinzipiell), aber ich finde es erschreckend, wie viele Sexszenen, sofern man sie als solche bezeichnen kann, auf Wattpad unterwegs sind. Selbst das ist an sich nichts Schlimmes, aber wenn dann (geschätzte) 12-jährige in einem Fantasybuch, in dem die Protagonisten nicht einmal zusammen sind, fragen, wann/ob denn mal eine Sexszene kommt, fehlen mir die Worte. (An der Stelle danke an sam_pak für das Teilen dieser Informationen)
Muss ein Buch heutzutage wirklich FSK 18 haben, damit es gut ist? Ich hoffe doch sehr, dass das nicht der Fall ist.
Noch viel schlimmer finde ich diese Erwartungshaltung. In einigen Kategorien auf Wattpad scheinen die Leser regelrecht vorauszusetzen, (mehr oder weniger) detaillierte Sexszenen zu lesen zu bekommen. Und dann gibt es tatsächlich Autorinnen, die das zwar machen, dann aber in einer Authorsnote sagen, dass ihnen "das Schreiben solcher Szenen immer total unangenehm [ist] :3". Und wieder stellt sich mir unweigerlich die Frage: warum? Himmel, wenn ich etwas nicht schreiben will, dann schreibe ich es nicht, Punkt. (Ausnahmen kommen im Form von kniffligen Szenen vor)
Es ist irgendwie fast traurig, dass so etwas passiert; dabei glaube ich weniger, dass die Autorinnen das schreiben, um den Lesern zu gefallen, als vielmehr weil sie glauben, dass es dazu gehört.

Das beste kommt aber noch - man will ja die zarter besaiteten Leser nicht verletzen und schreibt aus diesem Grund lieber
*Achtung [...]*
eine Warnung in den eigentlichen Fließtext und
*Ende [...]*
natürlich auch die Entwarnung.

... Aber es gibt eine gute Nachricht: In gedruckten Büchern / käuflich erwerblichen E-Books gibt es keine halb zensierten Unterbrechungen dieser Art! Jeyyy... Wer kommt überhaupt auf die Idee, so etwas einzuführen? Selbiges gilt für die Warnung im Klappentext (besonders süß finde ich ja immer die Formulierung "[...] Schimpfwörter enthalten". Ist zwar prinzipiell korrekt, aber eine richtige FSK gibt es nicht bei Wörtern wie verdammt und Mist nicht, da muss schon schlimmeres her - sonst müsste ja beinahe alles extra gekennzeichnet werden).

Über den genauen Inhalt der besagten Szenen schweige ich an dieser Stelle, andernfalls würde ich wohl nie zu einem Ende kommen. Dass (teilweise) vollkommen falsche Vorstellungen vermittelt werden, sollte aber jedem klar sein.

PS: don't like it, don't read it
PPS: just kidding

Aber mal ehrlich, ist schonmal jemandem aufgefallen, wie mehrdeutig dieser Satz (den viele Leute übrigens als Ausrede benutzen, um sich gegen Kritik zu verteidigen) ist? Eigentlich ist er doch so gemeint, dass man es nicht lesen sollte, wenn man es nicht mag. Genauso gut könnte man aber auch sagen, don't vote, don't read it.

Anmerkung der AliceMontrose GmbH: Das Kapitel bezieht sich logischerweise auf die weniger guten Vertreter - es gibt eine große Masse, die sich in der Hinsicht korrekt verhält.

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