»Die Wattpadischen Spiele (2/2)«
Die Grammatikexpertin war zutiefst traurig, dass der Luke-Shot weggeflogen war. Doch Naturforscherin MK, die Satzzeichenseelsorgerin und die Satzgliedmanagerin versicherten ihr, dass es ihm bestimmt gut ging.
Als sich die anderen endlich zum Schlafen hingelegt hatten und die Tiere langsam aufhörten, sich auf Plattdeutsch zu streiten, dachte Naturforscherin MK noch einmal über das nach, was der Wirt des Obligatorischen Ochsen gesagt hatte.
Sie beschloss, morgen möglichst schnell aufzubrechen, um den Wattpadischen Spielen aus dem Weg zu gehen. Sie vermutete eine gefährliche Anhäufung von Rechtschreibfehlern, Unlogik und Klischees. Vorsorglich stellte sie ihren Wecker auf 6 Uhr morgens, scheuchte ein Huhn von ihrem Rucksack herunter und legte sich schlafen.
Leider machte das Wetter ihr einen dicken Strich durch die Rechnung. Denn es gab ein verheerendes Blitzlichtgewitter, als die ersten Athleten schon um 5:30 Uhr eintrafen. Zudem waren alle Straßen und Plotholes des Städtchens abgesperrt worden. Ehe sie sich versahen, fanden sich Naturforscherin MK und ihr Team im Trubel des Wattpadischen Olympia wieder. Wölfs, überschminkte Püppchen, Bodybuilder und Bettbois liefen überall herum und im Gedrängel waren sogar einige Beethässchen zu sehen.
Die Forscher änderten ihre Taktik lieber und versuchten, sich so unauffällig wie möglich zu verhalten. Bemüht ruhig schlenderten sie zwischen den einzelnen Ständen hindurch und merkten schnell, dass Wattpadien seine ganz eigenen Sportarten hatte.
Sehr populär war zum Beispiel das Wettjoggen. Für diese Disziplin musste man nichts können, sondern nur an unpassenden Orten joggen und dann möglichst schlechte und verwackelte Videos davon einschicken. Beethässchen, Bäd Göarls und Nerds amüsierten sich köstlich, als die Videos der Jury und dem Publikum vorgestellt wurden. Auch unter den Expeditionsmitgliedern kam lockere Stimmung auf.
Aber dann tat die Grammatikexpertin etwas sehr Dummes. Sie holte ihr Handy hervor und schickte ein Video ein, in dem sie mit ihrem Energydrinkfreund auf der Kante der Madratze joggte und anschließend der Luke Shot... äh... entstand...
Die Zuschauer hielten sich beim zweiten Teil entsetzt die Augen zu und selbst die Bettbois, die nun wirklich in der Materie drinsteckten, waren nicht begeistert. Doch die Jury klatschte entzückt Beifall und gab die maximale Punktzahl.
Naturforscherin MK dagegen war stocksauer und ließ die Grammatikexpertin bei der Siegerehrung zurück, bevor die Beethässchen den Geruch nach Logik und Verstand beim Expeditionsteam wahrnehmen konnten.
Während die Grammatikexpertin also Selfies machte und sie ihrem Freund zuschickte, ging das restliche Team weiter zur nächsten Disziplin, dem Quicken.
Ein knallgelbes Warnschild wies darauf hin, dass es hier nicht um Quickies ging. Die Satzgliedmanagerin wechselte einen verstörten Blick mit Naturforscherin MK, als sie sah, dass knapp ein Drittel der Besucher vor dem Schild enttäuscht umdrehte.
Zum Glück war das Quicken nicht versaut. Es ging nur darum, so schnell wie möglich hintereinander zu Quieken. Wer Schnappatmung bekam, wurde leider disqualifiziert. Das Team sah sich das Spektakel eine Weile an. Die Satzzeichenseelsorgerin regte sich über die fehlenden Kommas zwischen den Quieklauten auf und überredete schließlich Naturforscherin MK zum Gehen.
Eine weitere Disziplin war das Zusuchen. In einem riesigen Stadion waren unterschiedlichste Sachen verteilt, die einem zugeflogen kamen, wenn man es richtig machte. Allerdings enthielten sie meist Rechtschreibfehler oder falsche Artikel.
Die KNG-Kongruentin war nicht sehr begeistert. Am Anfang war es ja noch ganz lustig, als denken, Bikinis in Neutrum und Buecher herumflogen, aber als im Finale schließlich Pverde, Umwannen, weibliche (und dezent geschminkte) Backsteine und Lagerregalste durch die Luft katapultert wurden, verließ die Expedition fluchtartig das Stadion.
Weniger gefährlich war dagegen das ShortDistanceJogging, kurz SDJ. Weil Abkürzungen fresh und stylisch sind.
Es waren kleine Kabinen aufgebaut, jede besaß ein Bad, ein Sofa und eine Haustür. Die Athleten mussten möglichst grazil und sexy zur Tür joggen, sobald der Pizzalieferrand mit einer Doppelrandpizza im Gepäck an der Tür klingelte. Der Gewinner wurde feierlich zum Joker gekürt und durfte Niall die Buchstaben verdrehen, weil viele 1D-Fans lieber wollen, dass er Naill heißt.
Das störte wiederum die Plottwisterin und so hatte die Expedition auch beim SDJ keinen Spaß.
Im SuperSlowWalking-Zelt stieß die Grammatikexpertin wieder zu ihnen, mit einem riesigen Joggingpokal und einem goldenen Laufband beladen. Da die Athleten des SuperSlowWalkings ein Laufband aber als viel zu schnell für diese Disziplin ansahen, wurden die Expeditionsmitglieder in SuperSlowMotion aus dem Zelt weiter zum Antupsen gestupst.
Dort mussten die Teilnehmer bedauernswerte Statisten mithilfe von extrem stinkenden Pupsen durch die Gegend „tupsen".
Die Satzgliedmanagerin erhielt eine Gasvergiftung. Und während die Genitivschützerin sie beatmete und eine hilfsbereite Schlampe ihr Make-up in das grün angelaufene Gesicht schmierte, wurde die Fremdwortkritikerin durch einen unglücklichen Zufall aus dem Pupslikum in die Arena getupst. Sie versuchte noch, einem Athleten mit sehr muskulösem Hinterteil zu erklären, dass tupsen kein Wort ist, aber er tupste sie mit einem gewaltigen Furz hoch in den Himmel, bis sie aufblitzte wie Bowser nach dem finalen Kampf gegen Mario.
Die Rhetorikrächerin fand das sehr amüsant, aber Naturforscherin MK musste einsehen, dass das totale Chaos ausgebrochen war: Die Hotte Boi- und Schlampenvertreiberin drosch mit einem Prädikat auf die hilfsbereite Schlampe ein, die Grammatikexpertin machte Selfies auf ihrem Laufband und die Genitivschützerin versteckte sich unter einem der Sitze.
Naturforscherin MK beschloss, dass sie sich in Gruppen aufteilen mussten, um nicht so aufzufallen.
Die Klischeedetektorin, die Rechtschreibfehler-Auftragskillerin, die Plottwisterin und die Satzzeichenseelsorgerin gingen weiter zum Schnippden, die Genitivschützerin, die Satzgliedmanagerin und die Hotte Boi- und Schlampenvertreiberin holten sich vor dem Schalfen-Zelt einen Drink.
Übrig blieben die Grammatikexpertin, die Ausdrucksvertreterin für besondere Fälle, die Rhetorikrächerin, die Genetikkspezialistin und die Fremdwortkritikerin, die immer noch irgendwo in der Stratosphäre unterwegs war.
Naturforscherin MK wollte mit der Grammatikexpertin und der Ausdrucksvertreterin auf die Fremdwortkritikerin warten.
Die Rhetorikrächerin und die Genetikkspezialistin gingen lieber zum Aufraufen, weil die Genetikkspezialistin die Flugbahn der Fremdwortkritikerin genau berechnet hatte und sagte, sie würde dort wieder herunterkommen.
Beim Schalfen-Zelt war nicht besonders viel los, nur vor dem Getränkeautomat tummelten sich die Wattpadianer.
Die „Stein-Fein-Schleiftechnik" war nämlich sehr langwierig und unspektakulär. Dabei mussten zunächst verschiedene Gegenstände aus der Hand gelegt werden, aber nur, wenn man den Imperativ verwendete. Anschließend wurden Steine so glatt geschalft, dass man sie anschließend für alternative Spiegelszenen verwenden konnte.
Keine Branche übrigens, der es besonders gut geht, denn die Wattpadianer sind eher konservativ.
Die Genitivschützerin holte sich noch eine Bockwurst und die Satzgliedmanagerin und die Schlampenvertreiberin schauten in Erwartung der Fremdwortkritikerin gebannt zum Himmel hinauf.
Doch nichtmal die Genetikkspezialistin hatte vorausahnen können, dass die Naturgesetze in Wattpadien sehr emotional reagieren konnten, wenn es gerade in die Handlung passte. So kam es, dass die Fremdwortkritikerin plötzlich und unerwartet mit Tüten voller Warrior Cats Merch in der Rämpeln-Halle stand und von Leuten mit um den Bauch geschnallten Plastikrampen durch die Gegend gestoßen wurde.
Zum Glück war sie durch das Merch gut gepolstert und konnte sich unter Verwendung eines großen Papphockers einen Weg nach draußen bahnen.
Aufraufen und Aufrabbeln waren dagegen fast dasselbe. Nur mit dem feinen Unterschied, dass man sich beim Aufraufen auch noch während des Aufstehens prügeln musste. Die Genitivschützerin war etwas verstört, als sie auf der Suche nach einem Mülleiner für die Überreste ihrer Bockwurst daran vorbei kam. Den Mülleimer fand sie nicht, dafür traf sie aber die Fremdwortkritikerin, die aus der Rämpeln-Halle getaumelt kam und ihr erst mal eine Plastiktüte mit Fanartikeln in die Hand drückte.
Als die beiden zur Satzgliedmanagerin und zur Schlampenvertreiberin zurückkehrten, bemerkten sie eine seltsame Veränderung. Die beiden Wissenschaftlerinnen waren plötzlich extrem fasziniert und fachsimpelten über das Steinschalfen. Ein merkwürdiges Funkeln war in ihre Augen getreten und sie waren nicht mehr ansprechbar.
Für die Rechtschreibfehler-Auftragskillerin, die Plottwisterin und die Satzzeichenseelsorgerin lief es unterdessen beim Schnippdten auch nicht besser.
Denn das war keine Disziplin, sondern eine Hypnosetechnik zur Unterstützung von Diäten. Die Plottwisterin war hin und weg, denn eine Diät hatte sie, aus ihrer Sicht, dringend nötig. Also verschwand sie in einem unbeobachteten Moment um an einer Sitzung teilzunehmen.
Die Auftragskillerin und die Satzzeichenseelsorgerin standen auf einmal alleine da. Und da das Schnippdten den Aufenthalt in einer anderen Dimension voraussetzte, war die Plottwisterin auch nirgends aufzufinden.
Die Seelsorgerin wurde ganz panisch und rannte sofort los, um Naturforscherin MK zu berichten, was geschehen war.
Die Rechtschreibfehler-Auftragskillerin dagegen blieb - wie es sich für ihren Beruf gehörte - cool und versuchte auf eigene Faust die Plottwisterin zu finden.
Leider betrat sie dabei aus Versehen die Aura des nächsten Standes und verkummte sich sofort an ihren Knien. Ärgerlich, dachte sie, aber da war nichts zu machen wenn man untrainiert war. Das einzige Heilmittel gegen dieses krebserregende Wort war, direkt ins Bett zu gehen. Diese Disziplin war allerdings direkt neben dem SuperSlowWalking-Zelt und damit unerreichbar. Warum waren die Wattpadischen Spiele nur so logistisch schlecht aufgebaut?
Tja, die Wattpadischen Spiele sind jedes Jahr ganz schön chaotisch, vor allem wenn sie in einem verschlafenen Hutschachtelstädtchen ausgetragen werden und ein Luke-Shot sein Unwesen treibt. Wie werden die Forscher aus dieser unübersichtlichen Situation nur wieder herauskommen?
Und wo zur Hölle ist eigentlich die Klischeedetektorin...?
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Die Idee zu den Wattpadischen Spielen hatte ich aufgrund vieler verrückter Konversationen in den Kommentaren. Die Disziplinen kommen in erster Linie von Lesern. Vielen Dank an @Sami-Ann, @Luna-44-Pegasister77 und vor allem an @Aufschreiber für die vielen Ideen und kreativen Kommentare, aus denen die Wattpadischen Spiele entstanden sind.
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Grüße aus dem Hutschachtelstädtchen Wattndat,
Naturforscherin MK
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