Es waren wohl die schlimmsten Sommerferien meines Lebens. Ich war 15 Jahre alt. Meine Eltern, mein vier Jahre älterer Bruder Damyen und ich wollten zu Freunden von uns fahren, die an einem großen See wohnten und auch Kinder in unserem Alter hatten - Stella war 16, Niccolò 18, wie auch mein Bruder. Zu Anfang lief alles wie geplant - wir gingen schwimmen, spielten im Garten, erzählten uns Geschichten und hatten Spaß. Es schien perfekt. Bis uns eines Tages eine erschreckende Nachricht erreichte. Wir veranstalteten gerade ein Wettfliegen im Garten - da weit und breit niemand anders lebte und schon gar keine Muggel, mussten wir auch nicht aufpassen, dass wir nicht gesehen wurden - und ich war gerade am gewinnen, schließlich war ich nicht ohne Grund im Quidditch-Team meines Hauses Ravenclaw, als plötzlich meine Mutter kam und uns allen zurief, dass wir ins Haus kommen sollten, weil sie uns etwas sagen müsse. Ihr Gesichtsausdruck sprach Bände und ich glaube, dass ich mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, wenn ich sage, dass jeder von uns Angst hatte. Also beeilten wir uns, ins Haus zu kommen. Im großen Wohnzimmer der Familie saßen schon alle versammelt - bis auf Stellas und Niccolos Vater. Wir befürchteten schon das Schlimmste, da fing seine Frau, Angela, zu sprechen an. Sie wirkte aufgelöst, genau wie unsere Eltern und ihre Stimme zitterte ein wenig, auch konnte man an ihren geröteten Augen erkennen, dass sie geweint hatte, allerdings wussten wir nicht, warum. Sie sprach nur leise und sah dabei niemanden an. "Es lohnt sich wohl nicht, euch etwas vorzumachen. Etwas schlimmes ist passiert. Aber bitte bleibt ruhig, alles andere nützt auch nichts." Sie machte kurz eine Pause, scheinbar um sich zu sammeln, als Stella, die deutlich ängstlich klang, das Wort ergriff und fragte, wo ihr Vater sei. Angela war zu aufgelöst, um zu antworten, sodass mein Vater das übernahm. "Ihm geht es den Umständen entsprechend gut. Er musste nur weg, um die..." Er brach kurz ab und zögerte, bevor er weitersprach, als würde er uns etwas verschweigen. "...Angelegenheit zu klären. Er wird hoffentlich bald wieder da sein." Wie Angela meinte er, dass wir uns keine Sorgen machen sollten. "Geht am besten wieder nach draußen, wir rufen euch, wenn wir mehr wissen." Das klang ja beruhigend. Ein Blick zu Damyen verriet mir, dass der den gleichen Gedanken hatte wie ich. Wenig beruhigt taten wir trotzdem, was er sagte und ich versuchte, Stella aufzumuntern. "Sie würden es uns doch sagen, wenn ihm etwas passiert wäre. Ich bin sicher, dass es ihm gut geht." Stella nickte zwar, schien aber keineswegs überzeugt. Ich wusste auch nicht, was ich sagen sollte, also warteten wir vier schweigend draußen darauf, dass man uns mehr sagte und waren in unsere Gedanken versunken. Man konnte die bedrückte Stimmung fast schon sehen, als sie da wie eine dunkle Wolke über uns lastete und uns mit der Zeit verrückt zu machen schien. Nach etwa einer Stunde, auch wenn es uns viel länger vorkam, tat sich dann endlich etwas. Wieder rief uns meine Mutter ins Wohnzimmer und meinte, ihnen sei vom Ministerium mitgeteilt worden, dass Lorenzo, der Vater der Familie, in St. Mungo's eingeliefert worden war, weil er bei einem Einsatz - er war Auror - einige schwarzmagische Flüche abbekommen hätte. Niemand wisse, ob er es schaffe würde. Vor allem Stella schien sich vor Angst kaum rühren zu können und als ich den Arm um sie legte, spürte ich ihr Zittern. Ich stand regungslos da und fühlte mich fehl am Platz, schließlich gehörte ich eigentlich nicht zur Familie. Die Zeit verging, aber niemand bewegte sich vom Fleck, bis wir alle kurz davor waren, umzufallen. Doch niemand würde schlafen können, also blieben wir dennoch im Wohnzimmer sitzen und warteten auf die erlösende Nachricht, die niemals kam. Lange herrschte Stille, wir alle saßen da und hatten Angst, dann kam eine Eule zum Fenster hereingeflogen, im Schnabel trug sie einen schwarzen Umschlag. Wir mussten ihn nicht öffnen, es war klar was darin stand. Es war vorbei.

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