🖤 Aufgabe 5 🖤
Rose Jackson PoV
Das einzige, was man in der dunklen Nacht hören konnte, waren die Grillen. Mein Atem ging leise, meine Schritte waren kaum zu hören.
Ich hatte meine Verbündeten verlassen, um sie nicht töten zu müssen. Wir waren nicht mehr viele in der Arena und die Angst nahm Schritt für Schritt, Atemzug für Atemzug und Herzklopfen für Herzklopfen zu.
Knacks
Ich hielt erschrocken inne. War ich das gewesen?
Vorsichtig hob ich meinen Fuß. Tatsächlich. Ich hatte einen Ast übersehen.
Wie ein Reh im Scheinwerferlicht stand ich im nächtlichen Wald und spitzte meine Sinne, um noch so jedes kleine Detail eines sich annähernden Feindes zu bemerken.
Doch die Nacht blieb still.
Beruhigt ging ich weiter, achtete aber mehr auf den Boden um mich herum. Der Vollmond leuchtete hell in dieser Nacht und ich hatte keine Probleme, etwas zu sehen.
Die Stille hatte etwas Bedrohliches. Es war, als würde die Natur innehalten.
Warte einen Moment... Es herrschte absolute Stille!
Die Grillen... Verdammte schei-
Weiter kamen meine Gedanken nicht, weil mich etwas von hinten ansprang.
Pfoten berührten meinen Rücken, das Fauchen einer Großkatze ertönte.
Ich riss meinen Mund zu einem stummen Schrei aus, doch mein Körper fiel dumpf auf den Waldboden und die Luft wurde mir aus den Lungen gepresst.
Ich hätte es wissen müssen! Grillen verstummen, sobald sich Gefahr nähert.
Das Tier verließ meinen Rücken wieder und ich verstand. Diese Mutation sollte mich langsam umbringen. Das Kapitol wollte seine Show bekommen.
Als mir das bewusst wurde, hätte ich mich am Liebsten selbst umgebracht. Ich wollte diesen reichen Säcken keine Show bieten.
Ich musste es aber versuchen. Ich musste nach Hause, zu meinem Distrikt, zu meiner Familie.
Der Panther vor mir war schwarz wie die Nacht, nur seine Zähne blitzten gefährlich weiß auf.
Ob es Mutation war oder nicht? Keine Ahnung. Ich war noch nie in meinem Leben in einem Zoo, es konnte auch einfach ein gewöhnlicher schwarzer Panther sein, der so trainiert wurde, einen langen Todeskampf zu führen.
Die Wut in mir brodelte ganz plötzlich auf und übermannte meine Angst.
,,Ihr wollt eine Show? Dann kriegt ihr eine Show!", schrie ich. Jetzt wusste jeder in der Arena Bescheid, alle warteten auf einen Kanonenschuss.
Der Panther ließ mich nicht aus den Augen. Er verfolgte jede meiner Bewegungen, doch er unternahm nichts gegen meine Taten. Erst als ich einen Ast abbrach, um ihn als Waffe zu verwenden, zeigte das Tier eine Reaktion.
Aus seiner Starre heraus fuhr es seine Krallen aus. Jetzt hatte ich eindeutig ein Problem.
Die Großkatze ging langsam im Kreis. Ich tat es ihr gleich.
Wir kamen uns immer näher. Aufmerksam hatte das Tier seine Ohren gespitzt, ich achtete genau auf die Bewegungen seiner Muskeln.
Ein kurzes Anspannen seiner Muskeln verriet mir den Angriff, zuerst wich ich geschickt zur Seite, doch mein Gefühl von Triumph verschwand augenblicklich, als mich Krallen am Oberschenkel trafen.
Ein kurzer Schrei verließ meinen Mund, ich fing meine Kontrolle aber schnell wieder ein.
Der Kampf würde nicht mehr lange dauern. Ich hatte höchstens noch drei Minuten, bevor ich vor Erschöpfung umfallen würde. Wenn der Oberschenkel offen war, verblutete man nach ungefähr drei Minuten. Ich brauchte also dringend eine Lösung.
Ich beschloss, nicht mehr zu denken, sondern meine Angst handeln zu lassen. Schreiend rannte ich auf das Tier zu, aber statt es effektiv zu verletzen, trat ich ihm Erde in die Augen.
Fauchend kniff es die Augen zu und strich mit seiner Pfote über sein Gesicht. Das war meine Chance!
Ich sprang auf seinen Rücken und stach mit meinem Stock in den Rücken des Tieres.
Die Astspitze zerbrach. Sie prallte von seiner Haut ab.
Also war es wirklich eine Mutation.
Ein Knurren ertönte und die Mutation ließ sich auf den Rücken fallen. Ein ekelhaftes Knacken ertönte, als einer meiner Knochen brach.
Elegant sprang das Tier wieder weg, keuchend und sich windend lag ich am Boden. Die Dämmerung hatte inzwischen eingesetzt. Der Himmel leuchtete in den schönsten Farben.
Die Ironie des Lebens trat mir mal wieder in den Hintern. Da war einmal so ein schöner Sonnenaufgang und ich konnte ihn nicht einmal genießen.
Es gab keinen Ausweg.
Obwohl ich wusste, dass rennen keine Option war, begann ich humpelnd zu rennen. Einfach auf den nächsten Baum zu.
Ich hörte keine Pfoten, die mich verfolgten.
Verzweifelt klammerte ich mich an Lianen, die vom Baum hangeln.
Der stechende Schmerz raubte mir den Atem, die Situation brachte meine Knie zum Zittern. Schwarze Punkte tanzten vor meinen Augen.
Ich rangelte mich auf die Liane und hatte fast den Ast erreicht, als mir die schwarze Katze von oben entgegen blickte.
Vor Schreck ließ ich los und prallte wieder auf den Boden, doch diesmal war meine Landung härter.
Einige Sekunden lang konnte ich nicht atmen. Mein ganzer Körper war von einem Gefühl der Taubheit eingeholt worden.
Der Panther sprang elegant vom Baum und legte sich neben mich.
Entspannt leckte er seine Pfote.
Das Kapitol wollte diesen Kampf hinauszögern. Ich auch.
Vielleicht kam mir ein anderes Tribut zur Hilfe, vielleicht änderte sich das Wetter und vielleicht...
Ein Kratzen in meinem Hals brachte mich zum Husten.
Die Katze neben mir beobachtete mich aufmerksam dabei.
Flüssigkeit verließ meinen Mund, vorsichtig berührte ich sie mit meiner Hand.
Blut.
Stöhnend drehte ich mich auf meinen Bauch. Winselnde Laute verließen meinen Mund.
Langsam robbte ich mich am Boden entlang. Ich hatte keine Chance mehr. Ich hatte keine Kraft mehr. Luke und meine Mutter mussten ohne mich zurecht kommen.
Warum ich robbte? Gute Frage.
Meine Mutter hatte mir einmal das menschliche Gehirn erklärt, und den natürlichen Drang des Überlebens im Gehirn.
Wahrscheinlich wollte ich nur nicht aufhören zu kämpfen.
Meine letzten Hoffnungen schwanden, als die ersten Anzeichen meines großen Blutverlusts spürte.
Angst durchströmte mich. Angst davor, zu sterben, Angst davor, Mutter und Luke im Stich zu lassen.
Zittern erfüllte meinen Körper, trotz der lauen Nacht war mir viel zu kalt.
Meine Muskeln begannen zu schmerzen. Es war so, als hätte ich Schmerzen nach einem Krafttraining, Schmerzen von Überanstrengung.
Meine Kehle schrie nach Wasser. Ich brauchte Wasser.
Dazu kam das Gefühl, zu ersticken. Immer schneller atmete ich ein und aus, eher mehr ein als aus.
Gleich würde die Ohnmacht einsetzen.
Mein Herz raste. Ich drehte mich wieder auf den Rücken und sah in den Himmel. Er färbte sich von orange nach blau.
Ich wollte, dass dies das Letzte war, was ich sah. Ich drehte an meinem Ring.
Ich hatte ihn nicht eingesetzt.
Pfoten näherten sich mir.
Bald würde sich der Panther über mich beugen und mir die Sicht versperren.
Plötzlich waren meine Gedanken klar und ich wusste, was ich zu tun hatte.
Der Panther beugte sich jetzt über mich, sein Mund war leicht geöffnet.
Ich brach den Ring und drückte ihn in sein Maul.
Zu überrascht, um ihn auszuspucken, schluckte er ihn.
Er taumelte zurück. Er würde bald sterben, wie ich, und er würde niemanden mehr töten.
Freude überkam mich. Ich konnte zu meinem Vater und zu meinem Bruder.
Meine Sicht war endlich frei.
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