🖤 Aufgabe 3 🖤

Dr. Rodriguez PoV

Zufrieden blicke ich auf mein Werk. Der diesjährige Spielmacher wird stolz auf mich sein. Vielleicht winkt mir eine Gehaltserhöhung...

Dieses Jahr gibt es viele starke Tribute. Rose zum Beispiel hatte eine einzigartige Idee mit ihrem Tanz, konnte jedoch kurz vor dem Ziel ihr Gleichgewicht nicht mehr halten.

Sie kam aber ohne Verletzungen davon.

Hinter mir ertönten hektische Schritte.

,,Dr. Rodriguez, sind Sie mit der Mutation fertig? Der Spielemacher verlangt nach dem Namen, der Ausbreitung und dem Zweck, außerdem braucht er...", beginnt sie, doch ich hebe die Hand.

,,Miss Johnson, ich bin keine Anfängerin. Sie schon. Ich würde Ihnen also dazu raten, still zu sein. Ich hasse laute Geräusche, und sie sind lauter als der Schrei des sterbenden Tributes vom letzten Jahr, Sie wissen schon. Der, dem vorher die Ohren abgeschnitten worden. Armer Junge.", meine ich ohne einen Hauch von Mitgefühl in meiner Stimme. Der Mörder des Jungen bot den Zuschauern ein großartiges Schauspiel. Er war kreativ, wenn es darum ging, Menschen umzubringen. Er selbst ertrank in einem Fluss.

,,Diese Mutation ist übrigens von dem Mörder dieses Jungen inspiriert. Ich habe sie nach ihm benannt. Kjell ist ein seltener Name, was halten Sie von dem Namen Kjellschlinge?", will ich wissen und schaue sie prüfend an.

Sie öffnet gerade ihren Mund, als ich sie unterbreche. ,,Keine lauten Geräusche", mahne ich sie und betone jedes einzelne Wort.

Sie nickt und zeigt mit beiden Daumen nach oben.

,,Dann belassen wir es bei diesem Namen. Wenn Sie ab jetzt bitte mitschreiben würden.", bitte ich sie und warte, bis sie ihr Klemmbrett herausgeholt hat.

,,Der Name dieser einzigartigen Pflanzen lautet Kjellschlinge, benannt nach Kjell Grey aus Distrikt 2 von den vorherigen Hungerspielen. Die Kjellschlinge bildet eine neue Familie, die Schlingengewächse. Sie ist an dunklen Stellen zu finden, wie Baumhöhlen und Kaninchenbauen. Sie hält extreme Temperaturen aus, von -20 Grad Celsius bis zu +60 Grad Celsius. Bis jetzt ist ihr Lebensraum in den Laboren des Kapitols, aber bald wird sie in die Arena übersiedeln. Sie ist nicht essbar, was mit den Widerhaken und dem giftigem Pflanzensaft zu tun hat. Nehmen wir ein einfaches Beispiel: Wir legen einen Samen in einen hohlen Baumstamm. Aus einem einzigen Samen dieser Pflanze kommen bis zu sechs Schlingen, die sich an der Innenseite des Baumes niederlassen. Durch elektrische Sensoren, die in die Pflanze eingebaut sind, spüren sie Bewegungen durch das Holz. Sobald sie eine Bewegung warnehmen, schießen sie aus ihrem Versteck. Sie schlingen sich zuerst um ihr Opfer, danach durchbohren sie es. An den Schlingen der Pflanze befinden sich kleine Widerhaken, aber es kommt noch besser. Die Schlingen sind auch mit Blättern bestückt. Sie haben eine harte Spitze und könnten sich mühelos durch Metall bohren. Die Blätter haben an den Rändern feine Spitzen, die ebenfalls sehr hart sind. Sie haben zwei große Widerhaken am unteren Ende des Blattes. Sobald ein Blatt mit Blut in Kontakt kommt, fällt es ab. Wenn sich also ein Blatt in das Bein eines Tributes bohrt, bleibt es im Bein des Tributes stecken. Falls das Tribut also den Angriff der Pflanze auf irgendeine Art und Weise überlebt, was unwahrscheinlich ist, stirbt es an der Entzündung durch das Blatt in der Wunde. Die abgefallene Blätter lösen sich nämlich auf und wird zu einem Pflanzensaft, der eine starke Entzündung hervorruft und das Tribut nach spätestens einer Woche tötet! Man kann sich nicht an der Pflanze vorbeischleichen. Sie ist eine perfekte Mischung aus Technologie und Flora. Und natürlich meiner eigenen Genialität!", sage ich.

,,Haben Sie alles aufgeschrieben?", frage ich. Miss Johnson hat kleine Schweißperlen auf ihrer Stirn, doch sie nickt.

Zufrieden grinse ich.

,,Wollen Sie eine kleine private Vorführung?". Ich habe den Satz wie eine Frage formuliert, doch meine Stimme lässt keinen Widerpruch zu. Zögerlich nickt sie.

Ich drücke auf einen Knopf auf meiner Fernbedienung. Ein Roboter betritt den Raum vor uns, der durch eine Glaswand von uns getrennt ist.

Im Raum stehen zwei Bäume, der Roboter bewegt sich darauf zu.

Plötzlich schießen Schlingen aus den Bäumen. Miss Johnson zuckt zusammen.

Die Pflanze umschlingt den Roboter und drückt ihn zusammen. Je hektischer er sich wehrt, desto fester ziehen sich die Schlingen. Dann lassen sie von ihm ab.

Miss Johnson atmet erleichtert aus, was mich mit Befriedigung erfüllt. Jetzt geht es erst richtig los.

Der Roboter läuft weg. Die Schlingen halten jedoch seine Beine fest. Keine fünf Sekunden später bohren sich die Blätter durch den Roboter. Er strampelt wie verrückt. Der Arm wird ihm abgetrennt, man sieht Kabel aus seinem Arm hängen.

Kurz darauf erschlafft der Roboter. Die Kjellschlinge zerstückelt ihn noch ein bisschen, bis sie sich zurückziehen und einen wirren Haufen aus Kabeln und Metall hinterlassen.

Miss Johnson hat sich klein gemacht und schaut mich verstört an. ,,Danke für Ihre Arbeit, Miss Johnson. Aber Sie sind gefeuert.", sage ich zu ihr und lächle sie höflich an.

Ein panischer Ausdruck tritt in ihr Gesicht. Ohne diesen Job ist sie als alleinerziehende Mutter aufgeschmissen. Sie war fünf Jahre als Sekretärin zuständig, sie ist erst vor kurzem zu meiner Assistentin befördert worden. Vor zwanzig Tagen, um genau zu sein.

,,In Panem gibt es keine Geheimnisse vor mir. Dachten Sie, ich merke nicht, wie Sie Informationen mit Ihrem unehelichem Sohn geteilt haben?", fauche ich sie an.

,,A-Aber... Ich wollte ihm nur von der tollen Arbeit hier erzählen! Ich wollte keine Probleme bereiten, es wird nie wieder vorkommen!", verspricht sie und legt einen bettelnden Ausdruck in ihre Augen.

,,Sie haben Recht, es wird nie mehr vorkommen. Wenn ich davon erfahre, können andere auch davon erfahren. Was denken Sie, würden die Rebellen mit solchen Informationen tun? Rebellen wird es immer geben, und mit solchen Informationen könnten Sie etwas erreichen. Es war nett, zwanzig Tage lang mit Ihnen zu arbeiten. Keine Sorge, für Ihren Jungen gibt es sicher ein nettes Plätzchen im Distrikt 12!", muntere ich sie auf und wende mich an die Friedenswächter im Raum.

,,Wärt ihr so nett, Miss Johnson in den gegenüberliegenden Raum zu bringen?", frage ich.

Sofort gehen sie auf Miss Johnson zu. An ihrem Gesichtsausdruck sehe ich, dass sie verstanden hat.

,,Nein! Nein! Das können sie nicht machen! Ich habe ein Kind! Bitte tun Sie das nicht! Nein!", kreischt sie und wehrt sich gegen die Friedenswächter, die sie gnadenlos in den Versuchsraum schieben und die Tür hinter ihr verschließen. Verzweifelt hämmert sie gegen die Tür. Ihre Schreie sind hier nicht zu hören. Aber ich kann sehen, wie sich meine Kreation aus dem Baum schlängelt.

Auf dem Absatz drehe ich mich um. Dieses Schauspiel will ich erst in den Hungerspielen sehen. Ihr Schicksal ist schon besiegelt. Ich kann sie ihrem Tod überlassen.

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