Aufgabe 4: Das Interview
Das war ein anstrengender Tag. Vollkommen erschöpft setzte ich mich zu den anderen ans Lagerfeuer. "Worüber redet ihr gerade?" erkundigte ich mich bei meiner Sitznachbarin. "Campinggeschichten." erklärte sie kurz und knapp.
"Ich habe auch eine gute Geschichte!" meldete sich auf einmal Isa zu Wort. "Letztes Jahr beim Wattpad Camp ist etwas... schief gelaufen... Wir waren alle am Lagerfeuer, genauso, wie wir heute zusammensitzen. Wir haben Marshmellows gegrillt und uns vor der Schnitzeljagd erholt, die uns allen an der Knochen gezerrt hat. Wir haben gelacht und geredet und einfach die Atmosphäre genossen. Eine der Teilnehmerinnen, Ella, wollte schnell zum Zelt gehen und den Stockbrotteig holen, den sie extra vorbereitet hat. Es hat länger gedauert, als es hätte dauern sollen, aber wir haben uns natürlich nichts dabei gedacht. Erst als Mia sich entschieden hat, dass sie schlafen gehen will ist wieder jemand in Richtung unserer Zelte gegangen.
Ein erschrockener hoher Schrei hat unsere lockere Stimmung durchbrochen. Panisch sind alle zu den Zelten gelaufen, nur um dort das ungeheuerliche zu sehen. Alle Vorräte waren verstreut und zerstört und mittendrin lag Ella, mit einer riesigen Bisswunde am Bein. Natürlich haben wir sofort den Krankenwagen gerufen und haben das Camp abgebrochen. Im Krankenhaus sagten sie uns dann, dass ein Bär Ella angegriffen haben muss. Er hat vermutlich unsere Vorräte stehlen wollen und Ella hat versucht ihn zu verjagen und wurde dann attakiert.
Zum Glück haben wir sie rechtzeitig gefunden, sonst hätte sie eine Bluttransfusion gebraucht. Es war ein Erlebnis, dass uns noch Ewigkeiten in den Knochen saß."
Isa beendete ihre Erzählung und sah zufrieden in die nachdenklichen Gesichter. Keiner wagte es mehr auch nur einen Mucks von sich zu geben. Ich saß ebenfalls zu einer Statue erstarrt auf meinem Platz und versuchte mich zu beruhigen. Ich hatte schon immer riesige Angst vor Bären gehabt und diese Geschichte machte das natürlich nicht besser.
Als wir abends dann in unseren Schlafsäcken lagen, ließ mich die Geschichte immer noch nicht los. Ich wälzte mich hin und her, konnte aber beim Besten Willen keine Ruhe finden. Als ich später irgendwann in einem unruhigen Schlaf fiel, war dieser von Albträumen geplagt, in denen immer Bären vorkamen. Aber ich erinnerte mich vor allem an einen Traum. Ein Interview... mit einem Grizzlybären!?
"Heute stehe ich hier an einem Tatort. Ein junges Mädchen, Ella M. wurde mit einer Bisswunde am Bein aufgefunden. Der Hauptverdächtige in diesem Fall ist ein Grizzlybär. Daher habe ich heute auch einen Experten da. Herr G. sie sind selbst ein Grizzly. Können sie sagen, ob alle Grizzlybären so aggressiv sind?"
"Nun ja, zuallererst will ich klarstellen, dass jeder Grizzly einzigartig ist. Ich kann also nicht für die Allgemeinheit sprechen. Allerdings kann ich sagen, dass die meisten Grizzlybären keine Menschen angreifen. Normalerweise ernähren sie sich zu großen Teilen von pflanzlicher Nahrung, wie Beeren, sowie von kleineren Insekten. Eigentlich fressen Grizzlys nur kleinere Säuger, wie Lemminge und Wühlmäuse. Allerdings gibt es in Europa vereinzelt Bärenarten, die Großsäuger, also Elche und Rentiere erbeuten. Also stehen Menschen normalerweise nicht auf dem Speiseplan eines ausgewachsenen Grizzlybären."
"Ok, also ist auszuschließen, dass der Bär dieses junge Mädchen als Beute gesehen hat?"
"Nun ja, ganz auszuschließen ist es nicht, da ein Grizzly, wenn er verzweifelt etwas zu fressen benötigt, auch mal Tiere außerhalb seines Beuteschemas angreift. Dennoch schließe ich aus, dass das Mädchen als Nahrung angesehen wurde."
"Und warum sind sie da so sicher?"
"Nun ja, der Spuren nach zu urteilen, handelt es sich bei dem Angreifer um ein Weibchen, ein Kleines, noch dazu."
"Und was genau bedeutet das jetzt?"
"Ich gehe davon aus, dass das Weibchen die Vorräte der Camper nach Nahrung durchsucht hat. Als das junge Mädchen den Bären entdeckt hat, wird es wohl versucht haben, ihn zu verscheuchen, wodurch sich der Bär angegriffen und bedroht gefühlt haben muss und sich daher verteidigt hat."
"Vielen Dank für ihre sehr aufschlussreich Erklärung Herr G. Wir hoffen, dass dich der Falk bald auflöst, aber vor allem, dass Ella M. bald aus dem Krankenhaus entlassen werden kann. Und damit gebe ich zurück ans Studio."
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