Aufgabe 3: Die Schnitzeljagd

"Alle Aufwachen!" ertönt eine laute Stimme im Camp. Heute ist der Tag der Schnitzeljagd. Ich freue mich schon total, bin aber auch sehr nervös. Wir kommen dem Ziel immer näher. Viertelfinale. Schnell mache ich mich fertig und esse dann noch ein Brot, das ich mir gemacht habe. Es wird anstrengend, da bin ich mir sicher. Aber ich werde kämpfen. Ich will diese Schnitzeljagd gewinnen.

Eine halbe Stunde später sind endlich alle bereit. Die wenigen verbleibenden Teilnehmer sind allesamt genauso entschlossen wie ich, das hier zu meistern. Doch bevor ich mir weiter darüber den Kopf zerbrechen kann, unterbricht mich eine Stimme. "Jeder von euch bekommt eine Farbe zugeteilt. Alle eure Hinweise werden auf Papier der entsprechenden Farbe stehen." beginnt Isa zu erklären. "Wenn ihr den Hinweisen durch den Wald folgen wollt, braucht ihr eine Karte. Diese findet ihr, zusammen mit dem ersten Hinweis hier am Waldrand. Auf mein Kommando beginnt ihr alle, eure Hinweise zu suchen. Sie werden im gesamten Wald verteilt sein. Am Ende kommt ihr zu einem Schatz, der euch nicht nur den Weg ins Halbfinale sichert, sondern auch noch einen Extra Bonus erhält. Also haltet euch ran." Ich blicke zu der großen Tafel, die Isa heute morgen aufgestellt hat. Dort sind die noch verbleibenden Teilnehmer aufgelistet, daneben je eine Farbe. Neben meinem Namen blinkt ein Lila auf. "Achtung. Fertig. Los!" Ohne darüber nachzudenken, was als nächstes zu tun ist, Stürme ich mit den anderen über die Lichtung, während ich die Augen nach einem lila aufhalte. Die ersten sind schon an den Bäumen angekommen. Die Lichtung, auf der wir uns befinden, ist in ein helles Licht getaucht und voll mit Blumen. Es ist sehr warm. Dagegen wirkt der dunkle Wald, der kühlen Schatten spendet beinahe gruselig, mystisch. "Ja!" höre ich jemanden jubeln. Die ersten haben schon ihre Hinweise gefunden. Jetzt muss ich mich wirklich beeilen. Die anderen suchen den Boden ab, oder überprüfen die Zweige. Ich blicke ebenfalls auf den lehmigen Waldboden, der von Nadeln und ein paar Blätern übersäht ist. Nichts zu sehen. Doch da! Hinter einem Busch ist ein kleiner Zipfel lila zu erkennen. Und ich habe Recht. Der erste Hinweis und meine Karte. "Verborgen liegt, so mag es scheinen, eine Welt, ganz neu, unberührt, verdeckt durch des Lebens Quell." Was soll das denn bedeuten? Ratlos sehe ich den kleinen zerknitterten Zettel an. Egal, einfach losgehen. Ich begebe mich auf den Weg in den Wald und versuche währenddessen die Karte zu entziffern. Kartenlegen war schon immer meine Schwäche. Sobald ich tiefer in den Wald eindringen, kommt mir der intensive erdige Geruch in die Nase. Automatisch atme ich tief ein und werde entspannter. Ich blicke wieder auf die Karte, auf der ein grober Überblick des Waldes abgebildet ist. Ganz in meiner Nähe müsste ein Fluss sein. Und tatsächlich vernehme ich ein leises Plätschern. Ich gehe näher auf dieses Geräusch zu. Ein kleiner Bach kreuzt meinen Weg. Das Wasser ist kristallklar und die Luft wirkt so sauber und rein. Magisch, was Wasser alles schaffen kann. Moment mal, Wasser. Eine andere Welt liegt verborgen. Vielleicht ein Wasserfall oder so etwas. Ich sehe auf der Karte nach. Und tatsächlich gibt es hier einen Wasserfall. Ich versuche mir den Weg zu merken und verstaue die Karte dann in meinem Rucksack. Während ich mir meinen Weg durch den Wald mache, merke ich, wie schön es hier doch ist. Die Bäume stehen dicht beieinander und lassen kaum Licht hindurch und doch schimmert an manchen Stellen ein Spinnennetz, in dem sich ein Wassertropfen verfangen hat oder ein Blatt wird erhellt. Das Moos unter meinen Füßen ist weich und dämpft alle Geräusch. Man kann nur das fortwährende leise Rauschen des Wassers, das wohl inzwischen in der Nähe sein muss, und meine Schritte hören. Alles ist so friedlich. Hätte ich kein Ziel vor Augen würde ich vermutlich einfach hier bleiben, und die schöne Umgebung genießen.
Ein umgefallene Baumstamm, der schon von Pilzen zerfressen ist, kreuzt meinen Weg. Leichtfüßig klettere ich hinüber. Noch zehn Minuten laufe ich so durch den Wald, bis ich endlich den Wasserfall sehe. Er ist nicht groß, bloß etwas größer als ich selbst, aber er sieht beeindruckend aus. Er glitzert im Licht und kleine Wassertropfen benetzen die Luft und meine Haut. Langsam nähere ich mich. Ob ich jetzt wohl durch den Wasserfall muss? Oder... da! Ein kleiner bin aber Zettel, geschützt durch einen Plastikbeutel. Mit einem der umliegenden Stöcke angelte ich mir das Tütchen.
Überglücklich, dass ich den zweiten Hinweis gefunden hatte setzte ich meinen Weg fort.

Ich irrte jetzt bestimmt schon zwei  Stunden durch den Wald. 10 weitere Hinweise hatte ich gefunden. Auch eine kleine Pause musste sein. Gerade war ich auf der Suche nach einem sehr alten Baum. Also das dachte ich zumindest. So verstand ich den Hinweis.
Da, diese alte Eiche. Die musste es sein. Sie war beinahe vollkommen ausgehöhlt. Aber sie war gigantisch. Schnell ging ich näher an den Baum heran. Das raue Holz zeugte von einer Ewigkeit, die dieser Baum hier schon stehen musste. Der Hinweis musste hier irgendwo sein. Ich ging in das "Innere" des Baumes und begann im Boden zu suchen. Nichts. Ich umrundete den Baum. Da! Eine Asthöhle. Sie war zu hoch, ich kam nicht einfach so dorthin. Also nutzte ich eine der aus der Erde herausstehehenden Wurzeln als Trittbrett. Und... Ich griff in das Astloch und fühlte darin herum. Es war liegt klamm und Ah da. Ich zog ein kleines Stück Papier heraus. Lila, ja! "Im Untergrund schlummern Geheimnisse, wirst du sie erkunden?"
Die Höhle! Sie lag in der Mitte des Waldes, also laut der Karte zumindest. Ein Eingang müsste hier ganz in der Nähe sein. Ich begab mich wieder auf den Weg. Je näher ich der Höhle kam, desto dunkler wurde es. Die Stimmung wechselte von einem entspannt mythischen zu einem beinahe unheimlichen. Er wurde kühler und ich legte eine kurze Pause ein, um mir eine Jacke anzuziehen. Auch die Vögel, die vorhin nich so fröhlich gezwitschert hatten, waren nur noch aus weiter Ferne zu hören. So suchte ich mir meinen Weg, durch immer mehr umgefallene Bäume. Inzwischen gab es auch kaum Laubbäume mehr, überall Tannen und Fichten. Ich blickte stur auf den Boden, damit ich nicht über eine Wurzel stolperte. Als ich aufblickte um mich zu orientieren stockte mir der Atem. Ich stand vor einem gigantischen Höhleneingang. Aus dem tiefschwarzen Loch strömte mir noch kältere, feuchte Luft entgegen. Der dunkelgraue, fast schwarze Fels war rau und sah alles andere als sicher aus. Dennoch zögerte ich nicht lange und betrat die Höhle. Schnell suchte ich die Taschenlampe aus meinem Rucksack. Ich stand in einem riesigen Saal, mit hohen Wänden. An ein paar Stellen tropfte Wasser von der Decke und auch ein paar Tropfsteine waren zu sehen. "Nicht berühren" flüsterte ich mir selbst zu. Ich sag mit erneut um und sah auf einmal einen lilanen Zettel. Noch ein Hinweis? "Sehr gut, du hast es geschafft, du hast das Versteck des Schatzes gefunden, jetzt heißt es nur noch suchen. Damit du dich in den verzweigten Gängen der Höhle nucht verirrst, findest du auch hier eine Karte." Ich war auf dem richtigen Weg. Dann schnappte ich mir auch die Karte. Entschlossen mich jetzt nicht mehr aufhalten zu lassen setzte ich meinen Weg im den dunklen Tunneln fort.

Eine halbe Stunde suchte ich nun diese verdammt Höhle ab. Und nichts, nichts und wieder nichts. Ich fluchte leise. Dieser Weg wirkte so, als wäre er wieder eine dieser nervigen Sackgassen, doch da. Ein Geräusch. Ich versteckte mich in einem der Gänge. Da war Sky. Sie suchte auch hier nach dem Schatz. Ich musste mich also wirklich sehr sputen. Ich blickte dem Gang entlang, in dem ich mich versteckt hatte und konnte es kaum glauben. Dort stand der Schatz. "OMG!" entfuhr es mir. Scheiße, scheiße, scheiße. "Du?" fragte Sky. "Hey..." flüsterte ich unsicher. "Du hast den Schatz gefunden." erkannte sie. Enttäuscht ließ sie die Schultern fallen. Eigentlich wollte ich loslaufen und mir meinen verdienten Sieg holen, aber da fiel mir ein, dass Sky mindestens genauso viel geleistet haben muss, wie ich. "Komm mit!" sagte ich darum und griff nach ihrer Hand. Sie lächelte mich an, dann holten wir uns beide unseren verdienten Sieg.
Das war mir Abstand die beste Schnitzeljagd, die es je gab! 

_Moosherz_ Kapitel ist draußen

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