24.12.2017

Von Sky-Moon und Marry_Steller und @Sommergirl14

Drei Mädchen - Eine Mission

Amelia:
"Bin wieder da!", rief ich, lehnte mein Surfboard gegen die Wand und hängte das Handtuch an die Tür. Ich ging in die Küche und schenkte mir Wasser in ein Glas, als ich die Stimme meiner älteren Schwester hörte. "Amy? Wieso genau steht unser Weihnachtsbaum in Flammen?"
"Sehr witzig, Chloe, sehr witzig. Fünfunddreißig Grad reichen nicht ganz, um Plastik anzu... Oh, scheiße!" Das kleine Plastikbäumchen, das wir zu Weihnachten immer im Wohnzimmer aufstellten, brannte lichterloh. "Äh... Wasser! Wir müssen das löschen!" Schnell holte ich eine Wasserflasche aus der Küche und kippte sie über dem Baum aus.
"Okay, no drama (australisch: kein Problem)", sagte meine Schwester. Wir sahen den durchnässten, verkohlten Plastikbaum an. "Mum und Dad dürfen nichts davon erfahren, sonst lassen die uns nie wieder längere Zeit alleine Zuhause bleiben. Ich geh in die Stadt und besorge einen neuen Baum, und du entsorgst diesen hier. Okay?"
"Okay."
Ich hörte, wie Chloe ihre Schuhe anzog und die Tür öffnete. "Kannst du auch noch Schnee mitbringen?", rief ich. "Für den Vorgarten!" Ohne ein Anzeichen, ob sie mich jetzt gehört hatte oder nicht, schloss Chloe die Tür. Ich packte den Weihnachtsbaum in eine Mülltüte und wischte das Wasser auf. Dann ging ich zur Mülltonne, durch unseren lichtergeschmückten Vorgarten, der fast perfekt war. Nur noch etwas Schnee fehlte. Oder eben Kunstschnee, was anderes ging bei den Temperaturen ja auch schlecht.
In Gedanken versunken betrat ich wieder das Wohnzimmer - und blieb wie angewurzelt stehen, als ich einen fremden Mann auf dem Sofa entdeckte. Er war klein, trug eine Zipfelmütze und viel zu viel Kleidung für diese Jahreszeit. Ich blinzelte, schloss die Augen und öffnete sie wieder, aber der Mann war immer noch da. "Ähm... Ich glaube, Sie sind im falschen Haus", erklärte ich ihm.
"Nein, hier müsste ich richtig sein. Du bist doch Amelia Williams, oder?"
"Wieso?"
"Das mit eurem Baum war kein Zufall, und solche Unglücke sind überall passiert."
"Ah, ja, natürlich. Too right (australisch: auf jeden Fall)." Ich wich vorsichtig einen Schritt zurück. Offensichtlich war der Typ etwas verrückt.
"Santa Claus ist durch einen Fluch böse geworden. Der oberste Wichtel hat mich zu dir geführt. Du sollst helfen, Weihnachten zu retten und die Verwandlung Santas rückgängig zu machen."
Der war nicht nur verrückt, der war vollkommen irre. "Und Sie sind ein Wichtel und können durch irgendeine Handbewegung Schnee fallen lassen oder so, richtig?" Meine Stimme triefte vor Sarkasmus.
Der seltsame Wichtel-Typ zuckte nur mit den Schultern, machte eine Handbewegung - und es schneite. In unserem Wohnzimmer. Mitten im Dezember. In Australien. "Ach du Scheiße", flüsterte ich. Entweder war das ein wirklich guter Trick, oder der Typ war doch nicht so verrückt.
"Ich erkläre es später ausführlich, aber wir haben nur zweiunddreißig Stunden, um Weihnachten zu retten."
"Müssten es nicht eher um die vierzig sein?"
"Für diesen Ort. Aber in der ersten Zeitzone haben wir gerade sieben Uhr morgens am dreiundzwanzigsten Dezember. Santa soll morgen um drei Uhr mittags beginnen, die Geschenke zu verteilen. Von sieben bis sieben sind es vierundzwanzig Stunden, plus acht Stunden bis drei Uhr sind zweiunddreißig Stunden." Das alles ratterte der seltsame Wichtel-Typ, der irgendwie immer seltsamer wurde, innerhalb weniger Sekunden herunter.
Skeptisch sah ich ihn an. "Und ich soll Weihnachten also retten... alleine?"
"Natürlich nicht. Es gibt noch zwei andere Mädchen, eins in Slowenien und eins in Asien. Da gehen wir als nächstes hin, und dann erkläre ich auch ausführlicher, was passiert ist und wie ihr Santa aufhalten könnt."
"Und wie genau kommen wir nach Asien, wenn ich mal so blöd fragen darf?"
"Man könnte es Teleportation nennen. Eine ausführlichere Erklärung-"
"-bekomme ich später, weil wir kaum Zeit haben?", vervollständigte ich seinen Satz.
"Genau." Der seltsame Wichtel-Typ stand auf und packte mich am Arm. Jetzt wo wir nebeneinander standen, merkte ich, dass er mir nur knapp bis zur Brust reichte. Und dabei war ich nicht mal besonders groß. Mir wurde schwindelig, und als ich nach wenigen Sekunden die Augen wieder öffnete, standen wir in einem fremden Wohnzimmer, irgendwo in Asien. Das Fenster war offen, und es war kälter als in Australien, aber immer noch warm.
Ich sah mich gerade um, als ein Mädchen den Raum betrat, vermutlich die andere, die der Wichtel-Typ suchte. Ich begrüßte sie auf die höflichste Art, die es in Australien gab, indem ich ihr die Hand entgegen hielt und sagte: "Good Day."
Sie starrte uns entgeistert an und fragte dann in perfektem Englisch: "Wer seid ihr und was macht ihr in unserem Wohnzimmer?"

Reva:
Während mein Vater interessiert die Bedienungsanleitung studierte, seufzte meine Mutter. Sie sah keinen Sinn in englischen Weihnachtstraditionen, immerhin hatte sie ihn dieses Jahr überredet, keinen echten Nadelbaum zu kaufen. Letztes Jahr waren die Nadeln schon nach einem Tag abgefallen. Ich kicherte leise vor mich hin. Meine Mutter nahm sich den Karton vom Tisch, sah sich kurz das Bild an und fing dann an, das Gebilde aus dem Karton aufzublasen. Je mehr Luft hineinströmte, desto klarer sah man die Form. Es war ein kleiner aufblasbarer Plastikbaum, er reichte mir nur bis zur Hüfte. Endlich schaute Dad auf. „So, zuerst müssen wir..." Er verstummte verdutzt, als er bemerkte, dass Mum schon fast fertig war.
Nach dem Mittagessen ging ich raus, es war nicht so heiß wie an den anderen Tagen, aber immer noch warm genug. Ich ging die Straßen lang, nur dreimal um die Ecke, schon stand ich an meiner Schule. Ging ich nur die zwei Straßen nach rechts, war ich schon bei dem Haus meiner Freundin, Luzie. Sie kam aus Deutschland und ging deshalb mit mir auf eine internationale Schule. Mein Vater hatte mich in die Schule geschickt, damit ich auch seine Muttersprache lernte. Mit fünf Jahren hatte ich nämlich nur Hindi gesprochen und auf seine Fragen nicht reagiert.
Ich klopfte und trat durch die Tür, die wie immer offen war. Meine Freundin saß auf dem Sofa und sah mich an, sie lächelte und sagte: „Mubaarak tay." (Frohes Fest auf Hindi). Sie sagte mir, ich solle warten, und rannte die Treppe hoch. Ich ließ mich auf das Sofa fallen.
Gegenüber dem Sofa stand ein Spiegel. Ich schaute mich eine Weile an, plötzlich zersprang der Spiegel. Ich erschrak. Plötzlich sagte eine Stimme neben mir: „Good Day." Ich drehte mich ruckartig um und sah in fremde Augen. Ein braungebranntes Mädchen stand mir gegenüber. Ich starrte sie noch einem Moment an, erst dann bemerkte ich den kleinen Mann neben ihr. Er ging mir bis etwas über die Hüfte. Ich fragte sie dann auf Englisch, was sie hier machten, und wo zum Teufel sie herkamen. Der kleine Zwerg streckte mir seine Hand entgegen und packte das fremde Mädchen am Arm. Als ich seine Hand nicht griff, packte er meine fest.

Ophelia:
Ich kam gerade von der Küche ins Wohnzimmer marschiert, wohlgemerkt in Jogginghose, zu großem Pullover, einem sehr unordentlich gemachten Dutt und auf einer Pommes kauend. Ich hatte eigentlich vor, einen gemütlichen Filmeabend zu machen, aber als ich sah, was da so auf meiner Couch saß, sah es nicht so aus, als ob dies in Erfüllung gehen würde, und ich sollte Recht behalten. Auf der Couch saßen zwei Mädchen, die definitiv nicht aus dieser Gegend kamen, und ein Wichtel-Zwerg-Dingbums. Ich vermutete, dass eins der Mädchen aus Asien und das andere aus Australien kam, sicher war ich mir natürlich nicht. Schnell schluckte ich meine Pommes runter und setzte zum Reden an, doch dieses Wichtel-Zwerg-Dingbums kam mir zuvor: "Bevor du Fragen stellst, beantworte ich sie lieber mal. Also, der Weihnachtsmann wurde verflucht und ihr drei müsst es schaffen, ihn in wenigen Stunden von diesem Fluch zu befreien, denn jeder sollte seine Geschenk
e rechtzeitig bekommen. Es wird übrigens kalt, also nicht wundern, wenn du gleich etwas frierst." Ich schaute ihn verwundert an, doch beließ es dabei. Die beiden Mädchen nahmen sich an den Händen und der Wichtel-Typi griff meine Hand und eine der Mädchen und schon standen wir woanders, aber leider war es wirklich nicht gerade warm. Besser gesagt, es war eiskalt. Ein Mädchen kommentierte die Kälte mit einem: "Kalt." Aber sonst war es bis auf den Wind ruhig.

Reva:
Mein Blick verschwamm und wir standen in einem Raum. Er war mit Metall ausgekleidet und sah modern aus. Ich dachte, wir wären in Europa, doch eins der anderen Mädchen stammelte „ka-a-lt!", erst jetzt bemerkte ich, dass sich auch auf meinen Armen eine Gänsehaut gebildet hatte. Der kleine Mann sagte sowohl auf Englisch als auch auf Hindi, dass wir am Nordpol seien. Ich sah mir den Raum etwas genauer an, er war mit hellgrauem Stahl ausgekleidet und hatte am Ende eine Tür mit hellblauen, irgendwie leuchtenden Streifen. Der Mann ging zielsicher auf die Tür zu, als wir dadurch traten, sah alles vollkommen anders aus. Helles Holz und tausende der kleinen Männer. Endlich erklärte mir unser Führer, was ich hier sollte...

Amelia:
"Das ist die Werkstatt, in der die Wichtel an den Weihnachtsgeschenken arbeiten", erklärte der seltsame Wichtel-Typ, und fügte den mir schon bekannten Satz hinzu: "Mehr dazu erkläre ich euch später." Zielstrebig ging er durch die Werkstatt, und wir folgten ihm.

"Ich bin übrigens Ophelia", stellte sich das Mädchen aus Slowenien vor. "Und wie heißt ihr beide?"

"Mein Name ist Reva." Die Asiatin lächelte uns freundlich an.

"Ich bin Amy", sagte ich.

Der Wichtel führte uns durch eine weitere Tür in einen kleinen Raum. Er trat hinter den Schreibtisch in der Mitte und holte etwas aus der Schublade. Nacheinander legte er einen Stein, eine Uhr und eine kleine Metallbox vor uns auf den Tisch.

"Reva, du bekommst den Stein. Mit seiner Hilfe kannst du euch überall hin teleportieren. Dazu musst du nur an einen Ort oder eine Person denken."

Vorsichtig griff Reva nach dem Stein.

"Ophelia, die Uhr zeigt dir an, wie viel Zeit ihr noch habt und wo ihr euch befindet. Außerdem kannst du mit ihr Schutzschilde erzeugen."

Ophelia griff nach der Uhr und legte sie sich ums Handgelenk.

"Amelia, die Box dient dazu, den bösen Weihnachtsmann einzusperren. Dafür musst du allerdings sehr nah an ihn heran."

Ich nahm die Box, die nur wenige Zentimeter groß war, und steckte sie in die Hosentasche.

"Eine Frage noch. Was passiert, wenn andere Menschen sehen, wie wir Magie anwenden?"

"Das ist etwas kompliziert, aber sie können Magie nicht wahrnehmen. Warum genau, erkläre ich euch später."

Ich seufzte. War ja klar.

Der Wichtel ging zu einem Wandschrank und öffnete ihn. "Hier. An den meisten Orten ist es um diese Jahreszeit recht kalt." Er gab uns wärmere Kleidung, die wir sofort anzogen.

Ophelia blickte auf ihre Uhr. "Noch dreißig Stunden. Seid ihr bereit?"

Wir nickten. Reva hielt den Stein in beiden Händen und schloss die Augen. Ophelia und ich hielten uns an ihr fest, und nach wenigen Sekunden wurde mir schwindelig.

Wir landeten auf einer schmalen verlassenen Straße.

"Okay", sagte ich, "sieht hier irgendjemand einen bösen Weihnachtsmann? Ganz in schwarz gekleidet vielleicht, oder mit einem Laserschwert?"

"Das nicht", sagte Reva. "Aber ich nehme an, es ist der Mann dort drüben. Er trägt passende Kleidung und außer ihm ist hier niemand."

"Den schnapp ich mir", beschloss ich und lief los. Ich war noch einige Meter von ihm entfernt, als er sich umdrehte, mich anblickte und dann einen Lichtblitz aus seiner Hand feuerte.

Verwirrt setzte ich mich auf. "Was ist passiert?", fragte ich.

"Er hat so einen Blitz auf dich abgefeuert", erklärte Reva. "Du bist ohnmächtig geworden und irgendwie nicht mehr aufgewacht."

"Ich hab nicht damit gerechnet, dass er so was kann", entgegnete ich. "Aber wenigstens wissen wir jetzt, dass er der Richtige ist. Wie lange war ich weg?"

"Fast elf Stunden."

"Was?", fragte ich entsetzt. "Aber dann haben wir doch total viel Zeit verloren!"

Ophelia schüttelte den Kopf. "Wir haben die Zeit genutzt, um zu üben. Reva kann jetzt auf den Meter genau entscheiden, wohin sie teleportiert, und ich hab rausgefunden, wie ich ein Schutzschild erschaffe. Ich denke, das hilft dann auch gegen die Blitze."

Ich ruhte mich noch ein paar Minuten aus, dann holte Reva den Stein hervor und teleportierte uns an den nächsten Ort.

Die Straße, auf der wir landeten, war voll von Weihnachtsmännern.

"Na toll", seufzte Reva. "Was ist das denn für ein Ort?"

"Colorado", erklärte Ophelia, nachdem sie kurz auf die Uhr geguckt hatte. Suchend blickte ich mich nach dem Weihnachtsmann um.

"Das ist er." Ich deutete auf einen Mann, der gerade um die Ecke vor uns bog.

Wir rannten hinterher. Als wir näher kamen, drehte er sich um, als würde er spüren, dass wir kamen. Wieder schickte er einen Blitz los, doch diesmal war Ophelia vorbereitet und erzeugte ein Schutzschild. Der Weihnachtsmann blickte sie wütend an, schickte noch ein paar weitere Blitze und teleportierte davon.

So oder ähnlich verliefen auch unsere nächsten Versuche, mehrere Stunden lang. Irgendwann trat ich frustriert gegen einen Stein. "Das bringt doch nichts! Irgendwie merkt er es, wenn wir kommen!"

"Wir müssten einfach näher an ihn heran teleportieren", überlegte Reva.

"Und wie soll das funktionieren?", fragte ich. "Dann trifft er uns doch sofort mit seinen Blitzen."

Plötzlich lächelte Ophelia. "Wir müssen ja gar nicht alle nah an ihn ran, nur Amy!"

"Wie wäre es", schlug Reva vor, "wenn ich uns in seine Nähe teleportiere. Wir wissen ja, er spürt uns kommen und feuert immer ein paar Blitze auf uns ab, bevor er verschwindet."

"Ich erschaffe also wie immer ein Schutzschild", fuhr Ophelia fort. "Und während ich so die Blitze abwehre, teleportiert ihr beiden direkt hinter ihn."

Ich beendete den Gedanken: "Ich halte die Box schon geöffnet in der Hand und sperre ihn sofort ein. Das könnte klappen."

"Es muss", sagte Ophelia. "Wir haben nicht mehr viel Zeit, und es ist unser einziger Plan."

"Also los!" Reva schloss konzentriert die Augen, und teleportierte uns auf eine weitere Straße in einem weiteren Land.

"Hey, hier drüben!", rief Ophelia, sobald sie den Weihnachtsmann entdeckt hatte. Wie erwartet drehte er sich um und attackierte sie mit Lichtblitzen, die sie abwehrte.

"Jetzt!" Ich umklammerte die Box mit der einen und Revas Arm mit der anderen Hand. Mir wurde schwindelig, und dann stand ich direkt hinter dem Weihnachtsmann. Und plötzlich war er in der Box, die ich sofort schloss, ohne zu wissen, was genau ich da eigentlich tat.

"Geschafft!", jubelte Ophelia.

"Also dann", meinte Reva, "zurück zum Nordpol und dann endlich nach Hause!"

"Aber vorher", beschloss ich, „müssen wir unbedingt Telefonnummern austauschen."

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