20.12.2017
Von NeveerLoseeHopee und teddybaer_blue
Alessa saß, wie alle Engel, vor Gott. »Liebe Engel!«, sprach Gott, »In Zukunft soll jeder Engel einem Menschen auf der Erde ein Geschenk bringen. Die Weihnachtsmänner gehen in wenigen Tage in Rente.«
»Bitte was?!«, dachte sich Alessa. Sie war erst seit einigen Monaten im Himmel, und hatte sich erst vor kurzem an die vorherigen Regeln gewöhnt. Jetzt sollte sich wieder alles ändern?! Auf der Erde war sie 17 Jahre alt geworden und bei einem Unfall gestorben.
»In Ordnung?«, Gott sah die Engel an. »Ja«, ertönten die glockenhellen Stimmen der Engel. Alessa war immer noch zu perplex, und hatte daher die restlichen Worte nicht mitbekommen.
»Gut. Beeilt euch bitte, wir haben nur noch 4 Tage Zeit, bis Weihnachten!«, erklärte Gott und erhob sich von seinem Thron. »Viel Spaß beim Aussuchen der Geschenke! Hier. Nochmal einige Informationen über euren persönlichen Menschen.«
Vor jedem Engel erschien ein Zettel mit den notwendigen Daten. Alessa las sich die Informationen gut durch.
Name: Connor
Was er sich wünscht: eine XBOX
Alessa verzog das Gesicht. Diese Jungs von heute! So durchschaubar. Ihre Freundin Alexandra, die erst seit einem halben Monat im Himmel war, seufzte neben ihr auf: »Ich habe einen spielsüchtigen jungen Mann, der sich einen Fernseher wünscht!«
»Guck mich mal an, ich habe einen Jungen namens Connor. Er wünscht sich eine XBOX.«, sagte Alessa und entfernte sich von dem Thron Gottes.
»Wir können tauschen!« rief Alexandra ihr nach.
»Nein, lieber nicht«, winkte Alessa lachend ab. So schwer konnte es schon nicht sein.
Zwei Tage später streifte Alessa entnervt durch den Himmel. Wo gab es bloß diese verdammte XBOX? Tausende Engel schwirrten um sie herum und stießen sich gegenseitig um. »Ich brauche einen Teddy! «, »Wo ist das Smartphone?«, riefen einige Engel. Alessa drehte sich um. Hatte sie nicht eben einer gesagt dass man eine XBOX nur in der Hölle findet? Sie biss sich auf die Lippe, die Hölle wollte jeder Engel vermeiden. Jetzt konnte ihr nur noch ein bestimmter Engel helfen. Sie traf Andreas, einen älteren Engel: »Wie kommt man in Hölle, Andreas? Ich bekomme das Geburtstagsgeschenk nur von da.«, Alessa erklärte ihr Problem, und Andreas nickte ihr aufmunternd zu.
»Folg' mir, so ein junger Bengel will eine auch eine XBOX von mir haben.«, sprach er. Alessa folgte ihm, doch wegen der vielen umherlaufenden Engel, die sie ausversehen umstießen, verlor sie ihn schon nach einigen Metern. Sie blickte sich suchend um. Wo war Andreas bloß?
»ANDREAS«, brüllte sie. Doch durch die lauten Gespräche hörte man nichts. Langsam quetschte sich Alessa durch die Engelsmasse. »Das ist keine gute Idee von Gott gewesen«, dachte sie entnervt. Schnell lief sie weiter, irgendwo musste er doch sein. Tausende Engel standen in Grüppchen zusammen und tauschten sich darüber aus wie es ihnen ging. Suchend blickte sich Alessa um. Merkte Andreas nicht, dass sie ihn verloren hatte?
»Endschuldigung, wissen Sie wo ...«, sprach sie jemanden an, doch der Engel hörte gar nicht zu, sondern redete lautstark mit einem der Heiligen Engel weiter. Genervt entfernte sich Alessa von ihm. Niemand konnte ihr helfen. Keiner hörte ihr nicht zu. Warum wollte dieser blöde, nervige Junge auch diese verdammte XBOX haben? Warum hätte er sich nicht einen Fußball wünschen können? Sie stieß wütend einen Fluch aus. Wo war sie bloß? Durch diese vielen Engel hatte sie sich doch wirklich verlaufen.
Plötzlich tippte sie jemand an. »Alessa, da bist du ja!«, sagte eine Stimme. Das hilflose Mädchen drehte sich um. »Andreas!«, rief sie erleichtert, »Wo warst du bloß?«
»Ich habe ein bisschen mit Katrin geredet ...«, murmelte Andreas, »Da habe ich dich vergessen, Alessa. Tut mir Leid.«
Alessa musste lachen. Jeder wusste, dass Andreas und Katrin ineinander verliebt waren - aber niemand sagte es.
»Okay, wo ist denn jetzt diese verdammte Hölle?«, wollte Alessa wissen.
»Komm mit«, rief Andreas über die lauten Stimmen der anderen Engel hinweg. Alessa folgte ihm erneut, und lies ihn dieses Mal nicht aus den Augen »Hoffentlich läuft nichts schief, und dieser Connor bekommt seine XBOX«, dachte sie.
Seit Stunden waren sie nun schon unterwegs, und umso näher sie der Hölle zu kommen schienen, desto weniger Engel tummelten sich um sie herum. Auch die Umgebung änderte sich. Es wurde kälter und das Tageslicht wurde zur Dämmerung.
»Keine Angst Alessa, wir haben es gleich geschafft.«, munterte Andreas sie auf. Er steuerte weiter einen festen Weg ein. Alessa traute ihm zwar, aber trotzdem war ihr ein wenig mulmig. So viel war diese XBOX doch bestimmt nicht Wert. Sie hätte ihm einfach ein anderes Geschenk suchen sollen, anstatt solch ein Abenteuer zu wagen.
Auf einmal brach der Boden neben ihr auf. Andreas hielt Alessa am Arm fest, damit sie nicht in den immer größer werdenden Spalt fiel. »Pass auf! Wir sind jetzt da.«, sagte Andreas und wies mit einem seiner Finger nach vorne. Der Spalt wurde zu einem immer größer werdenden See, der sich über ihr ganzes Blickfeld erstreckte.
»Siehst du das Boot, da müssen wir hin.«, aus Nebelschwaden formte sich ein schwarzes Boot, welches über den See zu schweben schien. So hatte sich Alessa die Hölle nicht vorgestellt. Wo war die Hitze und das Feuer, von denen ihr auf der Erde immer erzählt wurde? »So einfach kann das doch nicht gewesen sein.«, dachte sich Alessa, nachdem sie den ersten Schrecken überwunden hatte.
»Wieso ist hier eigentlich niemand anderes außer uns?«, fragte Alessa, nachdem sie merkte dass sie mit Andreas alleine war.
»Die Hölle öffnet sich für jeden anders und anderswo.«, antwortete er ihr ehrlich als sie vor dem Boot angekommen waren. Alessa beugte sich über das Flussufer, und sah kleine Lebewesen in See schwimmen.
»Muss ich auf irgendwas achten?«, fragte Alessa unsicher. Sie war sich unsicher, ob sie noch weitergehen sollte. Ein anderes Geschenk für Connor zu suchen gefiel ihr gerade deutlich besser.
»Pass auf, in ihm schwimmen die verlorenen Seelen der verstorbenen Menschen. Sie dürfen dich nicht berühren, sonst wirst du eine von Ihnen«, warnte Andreas Alessa, welche geschockt einen Schritt zurück trat. »Ich helfe dir.«, Andreas half Alessa beim einsteigen in das Boot. Die verlorenen Seelen griffen dabei nach Alessas Beinen, doch keiner berührte diese.
»Wie bekommen wir die XBOX eigentlich?«, Alexa fiel ein dass sie nichts zum tauschen oder bezahlen mit hatte.
»Das ist bei jedem anders. Viel Glück!,«, schrie Andreas mir noch entgegen, da das Boot ohne ihn los fuhr. Die Hölle war ihr jetzt schon unsympathisch. Man konnte sie doch nicht von Andreas trennen! Wie sollte sie denn wieder in den Himmel kommen? Hektisch schaute sie sich um, doch es gab nichts womit sie das Boot stoppen konnte. Alessa hatte Angst, und setzte sich hin, sie musste einen klaren Kopf bewahren. Sie würde das schaffen!
Die Fahrt dauerte gefühlte Stunden, weswegen Alessa sich ihre Umgebung genauer ansah. Im Himmel war es hell und freundlich. Die Wolken unter ihren Füßen, und der Blick auf den blauen Himmel waren das Schönste was sie je gesehen hatte. Doch hier in ihrer persönlichen Hölle war es nass und kalt, mit der Gefahr seelenlos in einem See schwimmen zu müssen. Wenn Alessa nach oben blickte, sah sie nichts außer Dunkelheit. Es wirkte wie eine Höhle ohne Decke. Erst als das Boot langsamer wurde, richtete sich Alessas Aufmerksamkeit auf ein schwaches funkeln in einigen Metern Entfernung. Als sich ein Ufer neben ihr bildete, stieg Alessa vorsichtig aus und versuchte herauszufinden, was so funkelte. Alessa atmete erleichtert aus, als sie feststellte, dass es sich um die XBOX handelte, die sie brauchte. Jedoch steckte sie in einer Wand und war von etwas festem durchsichtigen Schicht umgeben.
»Verdammt!«, fluchte Alessa laut, und die dicke unbekannte Schicht verhärtete sich weiter. Jeder weitere Versuch an die XBOX heranzukommen scheiterte kläglich. Kraftlos sank Alessa auf ihre Knie. Sie wusste nicht wie lange sie so da saß, als ihr etwas einfiel. Ihr wurde bei ihrer Ankunft im Himmel erzählt, dass man in der Hölle nur ans Ziel kommt, wenn man sich selbst ehrlich blieb. Alessa merkte nur zu deutlich, dass sie das die letzten Tage nicht gewesen war. Weihnachten war das Fest der Liebe und Freundschaft. Anstatt daran zu denken, wie sehr sie Connor mit der XBOX eine Freude machte, hatte sie nur an die unangenehme Arbeit die damit verbunden war gedacht.
»Dabei hat es mir früher doch immer gefallen, Anderen eine Freude zu machen.«, flüsterte Alessa zu sich selbst. Alessa dachte an die Zeit als Mensch zurück, und an die glücklichen Gesichter ihrer Familie und Freunde. Alessa stellte sich Connor vor, und wie sehr er sich freuen würde, wenn er unter dem Weihnachtsbaum sein Traumgeschenk sehen würde. Bei dem Gedanken kullerte ihr eine Träne über die Wange. Zum einen da sie ihre Leben vermisste, aber auch deswegen weil sie wusste dass sie auch Menschen aus dem Himmel wieder glücklich machen konnte. Alessa stand wieder auf, und fing an zu lächeln als sie bemerkte dass sich die XBOX nicht mehr hinter einer durchsichtigen Schicht befand. Sie war unendlich froh, die XBOX nun endlich in ihren Armen halten zu dürfen. Um sie herum wurde es immer heller, weswegen Alessa kurz die Augen schließen musste. Als sie ihre Augen nach einem kurzen Augenblick wieder öffnete, befand sie sich wieder inmitten von Engeln, die sich an ihr vorbeidrängten, um ihre Aufgaben zu erledigen. Fest umschloss sie die XBOX, damit sie nicht hinunter fiel.
»Endlich wieder zuhause.«, dachte sich Alessa erleichtert. Erst jetzt fiel ihr auf, dass überall im Himmel kleine Christbaumkugeln in den unterschiedlichsten Farben über den Köpfen der Engel schwebten. Wenn sie zum Horizont blickte, stand dort ein riesiger, bereits geschmückter Weihnachtsbaum. Alessa blendete die anderen Engel komplett aus, vergaß beinahe die Strapazen der letzten Stunden. Das wohlige Weihnachtsgefühl breitete sich in ihr aus. Leise ertönte eine Weihnachtsmelodie, und Alessa bemerkte den Geruch von Plätzchen. Alessa schaute nach unten, und durch die Wolken hindurch konnte sie zu den Menschen hinunter blicken.
»Fröhliche Weihnachtszeit euch allen.«
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