We only see each other at weddings and funerals part 6
Die sieben Geschwister standen, gekleidet in die hellblauen Pyjamas der Akademie und den schwarzen Hausschlappen gekleidet vor Reginalds Büro. Grace positioniere sich- noch immer mit einem Lächeln auf den hellroten Lippen- neben ihren Kindern. Auch diese hatten teilweise ein leichtes Lächeln im Gesicht. Sie alle blickten auf Reginald, erwartungsvolle Ausdrücke auf ihren Gesichtern und darauf wartend, dass dieser reagieren würde. Reginald hingegen ließ sich nichts anmerken. Der alte Mann hin noch nicht einmal den Kopf, um seine Kinder anzusehen- sein Blick ging an dem Papier fest, das vor ihm auf dem Tisch lag.
" Zumindest das ist noch nicht allzu lange her", murmelte Diego, ein bitterer Ton in seiner Stimm. Natürlich könnte Reginald Hargreeves sich nicht dazu herablassen, seinen Kindern eine gute Nacht zu wünschen. Natürlich hatte sein Adoptivvater zu viel Anderes zu tun. Natürlich ging seine Arbeit wieder einmal vor. Und natürlich schien er es nicht für notwendig zu halten, seinen Kindern einen Hauch von Beachtung zu schenken. Diego erinnerte sich noch daran, wie er und seine Geschwister in diesem Türrahmen gestanden hatten. Wie seine Erwartung sich langsam in Enttäuschung verwandelt hatte. Vermutlich hätte er gar nicht erst etwas erwarten sollen. Vermutlich hätte ihn ein sockrs Verhalten gar nicht wirklich überraschen sollen- aber dennoch konnte er nicht verleugnen, dass es ihn enttäuscht hatte. Dass ein Teil von ihm wohl dennoch auf eine andere Reaktion gehofft hatte.
Five brummte eine Zustimmung. Wenn er sich selbst auf dem Bildschirm anblickte- sah, wie das anfängliche Lächeln auf den Lippen seines Spiegelbildes erstarb, während Reginald weiterhin keine Anstalten machte, von seinem Papier aufzustehen- fragte er sich, was gebauter an jenem Abend erwartet hatte. Ein 'Gute Nacht' ? Dass Reginald für ein paar Sekunden von seiner Arbeit aufblicken würde? Im Nachhinein wusste er es nicht mehr wirklich, ercwusdrd nur, dass er sich dies hätte sparen können. Er hätte bereits wissen können- irgendwo hatte er es wohl auch gewusst- dass Reginald ihnen keine Beachtung schenken würde. Er kannte Reginald- immerhin war dieser sein Adoptivvater. Er wusste, wie er such normalerweise verhielt. Schon als Five noch jünger gewesen war, hatte er die kühle, abweisende Persönlichkeit seines Vaters bemerkt.
Schon als jüngeres Kind hatte er das Gefühl gehabt- damals war es tatsächlich schlicht ein Gefühl, und kein Wissen gewesen- dass sein Vater Abstand zu seinen Kindern halten wollte. Dass diesem nicht ganz so viel an seinen Kindern zu liegen schien. Dass er mehr Zeit in seinem Büro als mit seinen Kindern verbrachte. Früher hatte er das Verhalten seines Vaters ab und zu darauf geschoben, dass dieser nun mal viel um die Ohren hatte, und seine Zeit aufgrund dessen ziemlich beschränkt gewesen war. Mittlerweile war er nicht mehr naiv genug, um das wirklich zu glauben. Mittlerweile war für ihn ziemlch klar, dass Reginald sich nicht sonderlich für die als Individuen interessierte. Dass er sich nicht sonderlich um sie aus Personen, als seine Kinder scherte. Dass sein Fokus auf ihren Kräften lag, nicht auf ihnen selbst. Aber das änderte nichts an der Tatsache, dass er sich in dem Moment damals, vor Reginalds Büro enttäuscht, und in gewisser Weise dämlich gefühlt hatte. Dämlich deshalb, weil er wohl in der Tat eine Reaktion von seinem Vater erwartet hatte. Enttäuscht, weil keine Erfolgt war- außer einem knappen Kopfschütteln.
Reginald schüttelte kaum merklich den Kopf. Graces Lächeln schien für einen kurzen Moment ebenfalls zu schwinden, doch Sekunden später zierte es erneut even so strahlend wie zuvor ihre Lippen. Sie wandte sich ihren Kindern zu. " Na gut ", flötete sie. " Schlafenszeit, Kinder. Kommt." Klaus hatte genervt die Arme verschränkt. Five verdrehte die Augen. Grace schob Ben sanft am Arm an, um ihn dazu zu bringen, sich ebenfalls in Richtung des Flurs zu bewegen. " Kommt schon." Sie klang nicht genervt oder streng- ihre Stimme klang ruhig. Sanft. Wie eigentlich immer. Aber dennoch war eine gewisse Dringlichkeit aus ihr heraus zu hören. Nun war Allison die Einzige, die noch in der Türe von dem Büro ihres Vaters stand- Ben, dem Luther einen Arm um die Schultern gelegt hatte, wandte sich kurz ein wenig verwundert um, blieb jedoch nicht stehen. Sie legte Allison sie Hände von hinten auf die Schultern. " Komm mit, Allison. Dein Vater muss arbeiten. " Allison blickte den alten Mann vor sich noch eine Weile an- starrte ihm genervt, vielleicht auch ein wenig verbittert an. " Er arbeitet immer ", erwiderte sie säuerlich, ehe auch sie schließlich ihren Geschwistern folgte.
Die Szene änderte sich erneut und zeigte nun wieder die erwachsene Allison, die gerade dabei war, das Büro des verstorbenen Billionärs zu betreten. " Wo ist die Kohle, Dad?" Es war nicht sonderlich laut vernehmbar, viel mehr mir ein Murmeln, aber es schien aus der Richtung von Reginalds Schreibtisch zu kommen. Allison runzelte irritiert die Stirn, und trat nun weiter in den Raum ein. Sie näherte sich dem Schreibtisch. " Wo ist die Kohle?" Allison kam kurz vor dem Tisch stehen, und blickte in die Richtung der Person, die sich quasi unter diesem befand. " Klaus?" Stieß sie schließlich hervor. " Was machst du da?"
" Du kannst doch nicht einfach Dads Sachen durchwühlen ", empörte sich Luther, ein geschockter Ausdruck in den blauen Augen, als er sich seinem Bruder zuwandte. " Das ist...", er suchte nach den richtigen Worten. So etwas gehörte sich einfach nicht. Ihm war durchaus klar, dass Klaus nicht denselben Respekt gegenüber Reginald besaß, wie Luther selbst, aber das entschuldigte ein doch es verhalten nicht. Auch wenn Klaus aus welchen Gründen auch immer einen Groll gegen Reginald zu gehen schien- auch nach all den Jahren noch- bedeutete das nicht, dass er einfach so in dem Besitz eines Toten herum wühlen konnte. Ganz gleich, wer der Tote war. Ganz gleich, welche Beziehung er zu diesem gehabt hatte. Reginald verdiente es, dass man ihm zumindest nach seinem Tod Respekt gewahr- er war ein großartiger Wissenschaftler und Erfinder. Er hatte verdammt viel erreicht. Er war trotz Allem der Vater der Geschwister, er hätte sie alle aufgezogen. Er verdiente Respekt. Selbst Klaus sollte das einsehen. Das Verhalten des Lockenkopfes schockte Luther- und er fand schließlich auch die Worte, um jene Emotion auszudrücken. " Das ist respektlos. "
" Oh nein", erwiderte der Angesprochene trocken. " Wie komme ich bloß zu einer solchen Schandtat?" Wenn er ehrlich war, dann kam ihm das Verhalten seines älteren Spiegelbilds tatsächlich ein wenig merkwürdig vor. Es wunderte ihn nicht, dass dieses noch immer mit Bitterkeit an Reginald zurück dachte- nicht wenn die kommenden Jahre ebenfalls so verlaufen waren, wie die bisherigen. Er wusste nicht, ob er Reginsldcwkrjkich etwas svzildkg war, so wie Luther es gerade darstellte. Er bezweifelte es. Aber die Tatsache, dass er tatsächlich auf der Suche nach Geld die Sachen des Verstorbenen durchwühlte kam ihm denn ich merkwürdig, fast schon ein wenig makaber vor. Reginald war trotz Allem sein Vater gewesen. Ein furchtbarer Vater, aber dennoch. Vielleicht lag Luther mit seiner Behauptung nicht ganz falsch. Selbst ihm kam jenes Verhalten fragwürdig vor- wenn auch nicht ganz so schockierend wie Luther.
" Oh, Allison", Klaus richtete sich auf, und wandte sich zu seiner Schwester um, ein ehrliches Lächeln schlich sich auf seine Lippen. " Du siehst gut aus", er blickte sie an, ehe er die Arme ausstreckte und sie in eine Umarmung zog. " Komm her. Es ist so lange her- zu lange", seufzte er, ehe er sich langsam aus der Umarmung löste, " Hey, es trifft sich gut, dass ich dich hier treffe, ich wollte", er faltete seine Häbde unter seinem Kinn uns grinste seine Schwester leicht an. " Dich nämlich nach einem Autogramm fragen, für meine Sammlung", das letzte Wort des Satzes zig er ein wenig in die Länge.
Allison schnaubte kurz belustigt auf, auch wenn sie stark bezweifelte, dass sie eben genannte Sammlung ihres Bruders existierte. Zum einen würde sie nicht davon ausgehen, dass Klaus in ihrer Heimatstadt sonderlich vielen Berühmtheiten begegnet war- zum Anderen bezweifelte sie, dass er einen ganzen Haufen von Autogrammen einfach in der Jackentasche mit sich herum trug.
Allison lächelte leicht, ehe ihr etwas am Arm ihres Bruders aufzufallen schien. Sie erwischte ihn leicht am Handgelenk und warf einen Blick auf das Armband, das noch aus der Entzugsklinik stammte. " Entzugsklinik?" Hakte sie nach und runzelte in einer Mischung aus Verwirrung und Besorgnis die Stirn, während sie auf eine Erklärung für das Armband zu warten schien. " Oh", Klaus befreite seine Hand aus dem Griff seiner Schwester ," Nein. Nein, Nein. Damit ist längst Schluss." Die Skepsis stand Allison und Gesucht geschrieben, allerdings entgegnete sie nicht direkt etwas. Vermutlich weil sie wusste, wie sinnlos es sein konnte, überhaupt mit Klaus zu diskutieren.
" Sagte der Typ, der eben Überdosiert hat", seufzte Allison. Womöglich klang sie ein wenig genervt- womöglich war sie auch tatsächlich ein wenig genervt, doch hauptsächlich war sie noch immer von dem Verhalten ihres Bruders irritiert. Eben so wie ein wenig besorgt- sie kannte den Grund für dessen Drogenkonsum nicht, aber es gefiel ihr nicht, wie leichtsinnig der erwachsene Klaus damit umzugehen schien. Wie wenig Gedanken er sich darum zu machen schien, wie such der Drogenkonsum auf ihn auswirken könnte. Er hatte bewusstlos in einem Krankenwagen gelegen- wegen einer Überdosierung- und schien sich dennoch nicht allzu viele Gedanken darüber zu machen. Er hatte gelacht, als er wieder aufgewacht war. Allison kannte den Grund für jenes Verhalten vermutlich noch nicht, aber dennoch beunruhigte es sie. Entweder wusste Klaus' älteres Spiegelbild nicht, wie selbstzerstörerisch sein Verhalten war- vielleicht beschloss er auch einfach bewusst die Augen davor. Beides war ungefähr gleich beunruhigend.
" Das geht schon seit mehreren Jahren so?" Ben blickte ungläubig von dem älteren Klaus auf dem Bildschirm zu seinem Bruder, der momentan neben ihm auf dem Sofa saß. Er wusste nicht genau, wann Klaus damit angefangen hatte- vermutlich irgendwann in einigen Jahren. Womöglich schon in einigen Monaten von dem jetzigen Zeitpunkt entfernt. Aber scheinbar hatte die Abhängigkeit in der Tat schon in der Jugend begonnen. Dass Alle in über die Problemes ihres Bruders Bescheid wusste, sprach dafür, dass jenes Verhalten nicht erst im erwachsenen Alter aufgetaucht war. " Wie funktionierst du überhaupt noch?" Es war nicht so, dass irgendjemand von ihnen im Alter von zwölf Jahren besonders viel über Drogen wusste- oder besonders viel damit zu tun gehabt hatte. Aber man musste kein Genie sein um zu wissen, wie Drogen einem Schaden konnten. In was für eine Verfassung sie einen bringen konnten.
" Tja. Ich bin voller Überraschungen ", erwiderte Klaus gespielt fröhlich. Er selbst wusste auch nicht genau, wann sein Spiegelbild wohl Da mit angegangen hatte, Drogen zu konsumieren. Früh genug, damit Allison bereits darüber Bescheid wusste. Früh genug, als dass sie sich mehr oder weniger Sorgen deshalb zu machen schien. Vermutlich hatte er seine Gründe dafür gehabt, damit anzufangen- momentan fragte er sich allerdings schlicht, was das für Gründe gewesen sein mochten.
" Ich bin nur hier um zu sehen, ob es wirklich war ist. Dass unser alter Herr von uns gegangen ist." Gegen Ende des Satzes schlug seine Stimme in einen gespielt weinerlichen Tonfall um, und der Dunkelhaarige blickte kurz zu Boden. " Und das ist er! Er ist tot", jubelte er dann, als er wieder direkt zu Allison blickte, und klatschte ein paar Mal in die Hände, was beinahe ein wenig kindlich wirkte. Allison schüttelte kaum merklich den Kopf und verdrehte die Augen. Jedoch zierte noch immer ein amüsierte Lächeln ihre Lippen, weshalb ihr Kopfschütteln nicht sonderlich genervt oder empört wirkte.
" Was zur Hölle ist eigentlich dein Problem?" Luther blickte seinen Bruder mit ehrlicher Verwunderung an. Vielleicht war es schwerer für ihn, wirklich Trauer über Reginald zu empfinden. Viell eicht war es schwerer für ihn, weil er kein so enges Verhältnis zu seinem Vater gehabt hatte, wie Luther selbst. In der Tat schien er von ihjen allen am meisten von jener Neuigkeit betroffen zu sein- unwillkürlich dachte er an Fives und Diegos eher apathische Reaktion, als Reginalds Tod vor wenigen Szenen erwähnt wurde. An Bens und Allisons Zögern, als wären sie sich nicht sicher gewesen, wie sie auf eine solche Neuigkeit reagieren sollten. Sie waren überrascht gewesen- aber nicht wirklich traurig. Aber sich wirklich darüber zu freuen? Sich über den Tod des eigenen Adoptivvaters zu freuen? Das war etwas, das Luther beim besten Willen nicht nachvollziehen konnte. Sie waren alle mit Reginald aufgewachsen. Er hatte sie,ihre lang trainiert. Er hatte ihnen ein zu Hause gegeben. Er kümmerte sich um sie, auch wenn man das vielleicht nicht immer bemerkte. Er wollte stets das Beste für seine Kinder, auch wenn die Anderem sichvhöufig schwer damit taten, dies zu realisieren. Reginald hatte eine solche Reaktion auf seinen Tod nicht verdient.
" Und das weiß ich, weil wenn er noch am Leben wäre, wäre es keinem von uns erlaubt, einen Fuß in sein Büro zu setzen", Klaus ließ sich auf den Stuhl des alten Mannes fallen und legte seine Füße auf den Schreibtisch.
" Oh, das stimmt nicht ganz ", warf Five ein. " Er ruft einen ziemlich gerne in sein Büro, um Standpauken zu halten", der grünäugige Junge zuckte mit den Schultern, und bemühte sich um einen beiläufigen Ton. " Das kann er stundenlang. " Wenn er ehrlich war, dann war er selbst wohl auch nicht ganz unschuldig daran, dass ihm dies schon recht häufig passiert war. So ziemlch jeder seiner Geschwister hatte bereits einige Male eine von Reginalds Standpauken über sich ergehen lassen müssen. Die einen häufiger, die Anderen wenuger häufig- je nachdem, wie sehr sue Reginalds Wünschen entsprachen. Je nachdem, wie sie such an die Regeln hielten. Five musste zugeben, dass er in die erste Kategorie gehörte. Wenn er ehrlich war, dann war ein solches Ergebnis abzusehen, wenn man Reginald Hargreeves provozierte- oder dabei erwischt wurde, wie man sich nicht an dessen Regeln hielt.
Wenn man ihm widersprach, und den alten Mann dadurch in Frage stellte. Eigentlich war man noch gut dran, wie die Reaktion auf ein solches Verhalten nur die bloße Standpauke war. Aber sein Stolz uns seine Szueheit hätten ih dennoch stets daran gehindert, es einem zu akzeptieren, herum kommandiert zu werden. Sich herum schiebe zu lassen, wie die Figur auf einem Schachbrett. Trotz dessen, dass auch er durchaus Respekt vor Reginald und dessen Strafen hatte, hatte ihn dies bis jetzt k8ch nie völlig davon abgehalten, dem alten Mann zu widersprechen. Ihn in Frage zu stellen. Regeln zu brechen.
Er hatte nicht vor, sich von diesem Alles vorschreiben zu lassen. Sich behandeln zu lassen, als wäre er minderwertig. Immer wieder die Meinung angesprochen zu bekommen und zum wiederholten Male zu hören, dass er nicht gut genug war. Irgendwas in ihm weigerte sich gegen die blinde Loyalität zu Reginald, wie Luther sie besaß. Dagegen, diesem stets Recht zu geben. Stets auf ihn zu hören. Er war seine eigene Person, nicht Reginalds Puppe.
" Oh ja ", fügte Klaus, der ebenfalls nicht selten das Opfer von Reginalds Standpauken war hinzu. " Ich kann die liebliche Stimme grade lebhaft hören." Wenn er eine Standpauke abbekam, dann entweder aus ähnlichen Gründen wie sein Bruder- dem Verstoßen gegen Regeln- oder aber, weil Reginald ihm wieder einem vorwar, dass er eine Enttäuschung für ihn sei. Dass er faul, inkompetent sei. Dass er sich mehr Mühe geben sollte, seine Kräfte zu kontrollieren. Dass er lernen musste, sie zu beherrschen. Dass er enttäuscht von ihm war, weil er es noch nicht einmal versuchte. Weil er sich geradezu davor zu drücken schien.
Weil er das Team dadurch behinderte, die schwächer machte. Weil er, wenn er nicht lernte wie er seine Kräfte kontrollieren konnte, bloß ein Beisst für seine Geschwister wäre. Nutzlos. Es war nichts, was er gerade selten zu hören bekam, im Gegenteil.Er konnte sich selbst in diesem Moment lebhaft vorstellen, wie er und Reginald eine solche Diskussion hätten hatten. Letzterer würde entweder hinter seinem Schreibtisch sitzen oder stehen, ein eindringlicher Tonfall in seiner Stimme. Die dunklen, kalten Augen, die durch einen hindurch zu sehen schienen auf ihn gerichtet. Den Gehstock entweder mit der Hand umklammert, oder an die Wand gelehnt.
" Unsere ganze Kindheit hat er hier sein verbracht. Sich neue Foltermethoden überlegt. Wie er uns immer angesehen hat ", er deutete auf das große ganzkörper Portrait von Reginald Hargreeves, das an der Wand hinter dem Schreibtisch hing. " So garstig. Gott sei Dank war er nicht unser leiblicher Vater, sonst hätten wir auch alle diese kalten, toten Augen", er wandte sich Allison zu, und riss seine Augen weit auf. " Nummer Drei!" Rief er in einem Versuch, Reginald zu imitieren.
Allison lachte kurz auf. Es war nicht nur, dass die Reaktion ihres Bruders sie ziemlich unvorbereitet traf- etwas, das bei Klaus' Scherzen um ehrlich zu sein recht häufig der Fall war. Der Lockenkopf war generell manchmal ziemlich unberechenbar mit seinem Verhalten- oder seinen Worten. So, dass diese einen oft unvorbereitet trafen, und einen ziemlich verwundern- oder manchmal sogar schocken konnten. Es brachte ihr auch ein leichtes Schmunzeln ins Gesicht, dass er mit seiner Behauptung nicht ganz Unrecht hatte. Reginalds Augen wirkten wirklich kühl und nicht direkt tot, aber dennoch erschreckend starr. Unbeweglich. Ausdruckslos, und gleichzeitig schienen sie mit einem einzigen Blick jede Menge auszudrücken. Dennoch wirkte der Blick bohrend, wenn man versuchte, dem alten Mann direkt in die Augen zu sehen. Oft brachte es einen dazu den Blick abzuwenden.
" Warum zur Hölle ist mir eigentlich nie aufgefallen, wie viele Portraits von sich selbst Dad in seinem Büro stehen hat?" Murmelte Ben ein wenig anwesend, den Blick auf die eben genannten Portraits gerichtet. Sie waren ziemlch im Hintergrund und könnten leicht übersehen werden, aber aus irgendeinem Grund hätten sie ihn dennoch aufmerksam gemacht. Zwei standen in der Richtung der Türe. Ein Rirseiges war am der Wand hinter dem Schreibtisch zu sehen- rechts und links zwei weitere, wenn auch kleinere und unscheinbarere Bilder. Merkwürdig. Es war beinahe ein wenig einschüchternd, wenn man länger darüber nachdachte.
Wenn man Reginalds Büro betrat und vor seinem Tisch stehen blieb, war Reginald quasi fast überall um einen herum zu sehen. Es war nicht so, als wäre Reginalds Blick- oder Reginald generell- auf Dauer nicht ohnehin schon ziemlich einschüchternd war. Das war er. Auf Ben hatte Reginald schon immer ein wenig einschüchternd gewirkt, was wohl auch der Grund war, warum er dem alten Mann meistens nicht direkt widersprach. Nicht aus einer Loyalität, wie Luther sie gegenüber ihrem Adoptivvater empfand. Sondern eher aus Angst vor den Konsequenzen. Ja, Reginald an sich wirkte in gewisser Weise einschüchternd- zumindest manchmal- Aber durch die Portraits machte es den Eindruck, als würde er einem ganz genau mustern. Aus jeglichen Winkeln.
" Der alte Mann wird es nie leid, sein eigenes Ego zu schmeicheln ", brummte Five neben ihm. Es war nur eine schlichte Feststellung- eine Tatsache sogar- aber dennoch konnte er nicht verhindern, dass sich ein wenig Bitterkeit in seine Stimme schlich. Reginald schien sein eigenes Ego in der Tat recht gerne zu schmeicheln. Obwohl er auf Lob oder Anerkennung von der Presse oder der Öffentlichkeit äußerlich nicht wirklich zu reagieren schien- obwohl ihn dies meist recht kühl zu lassen schien, und er die Presse oft als oberflächlich, als Gerede ohne Inhalt abtat- wälzte er sich innerlich geradezu darin.
Man erkannte es daran, dass es ihn dennoch zu scheren schien, was die Presse über ihn zu sagen hatte. Dass ihm sein Ruf in der Öffentlichkeit dennoch äußerst wichtig war. Man erkannte es an den Auszeichnungen und Diplomen die Reginald überall in seinem Büro- überall in der Akademie- aufgestellt hatte. Daran, dass er einige Zeitungsartikel, in denen es um ihn oder die Akademie ging aufhob. Selbst das riesige Ganzkörper Portrait des alten Mannes um Salon, ebenso wie die vielen Bilder seiner Selbst in seinem Büro, schienen schlicht dazu da zu sein, um Reginalds Wichtigkeit zu unterstreichen. Um seine Position zu verdeutlichen.
" Runter von seinem Stuhl." Klaus wandte sich verwundert um, bis sein Blick auf den Blonden fiel, der das Büro seines Vaters nun ebenfalls betreten hatte. " Wow, Luther", erwiderte dieser erstaunt. " Du hast ja ziemlich zugelegt in den letzten Jahren, huh?"
Luther seufzte leise. " War das jetzt echt nötig?" Fragte er seinen Bruder. Er wusste nicht genau warum, aber aus irgendeinem Grund Gefuehl ihm diese Bemerkung nicht sonderlich- aus irgendeinem Grund empfand er sie als unbehaglich. Er wusste nicht, womit der Breite Körper seines Spiegelbildes zusammen hing- womöglich lag es tatsächlich einfach nur an seiner Superstärke- aber dennoch glaubte er zu sehen, wie auch sein erwachsenes Selbst auf dem Bildschirm sich einen kurzen Moment lang etwas unbehaglich zu fühlen schien. Aus irgendeinem Grund, schien dies ein empfindlicher Punkt zu sein.
" Ich meine, ich habe nicht ganz Unrecht ", erwiderte Klaus zögerlich, und biss sich leicht auf die Innenseite seiner Unterlippe. " Sorry", fügte er dann auf den Wunsch seines eigenen Gewissens hinzu und senkte den Blick. Er zog seine Geschwister zwar ziemlich gerne auf- ärgerte sie manchmal vermutlich sogar. Es war keine Seltenheit, dass er einige provokante Kommentare von sich gab, meistens einfach um zu sehen, wie sein Gegenüber darauf reagieren würde. Allerdings fühlte er sich durch Luthers Reaktion ein wenig schlecht- beinahe ein wenig schuldbewusst, obwohl er nicht wirklich etwas getan hatte. Der Blonde schien tatsächlich ein wenig überrumpelt von dem letzten Kommentar zu sein- und das nicht wirklich auf eine amüsante Art.
" Klaus", Luther klang beinahe ein wenig erschöpft. Er schien nicht wirklich List zu haben, mit seinem Bruder zu diskutieren. Gleichzeitig klang er dennoch ein wenig mahnend. " Oh. Du musst nichts sagen", unterbrach Klaus seinen Bruder, und schlug nun den Weg zur Türe von Reginalds Büro ein. " Ich wollte grade gehen. Dann könnt ihr...unter hier Augen reden." Er lachte in sich hinein.
" Warum klingt das aus deinem Mund so merkwürdig?" Seufzte Allison, und blickte kurz zu Boden. Sie konnte noch nicht einmal genau beschreiben, was sie meinte- aber dennoch hatten die Worte ihres Bruders in ihren Ohren eine Art merkwürdigen Unterton.
" Talent", erwiderte der Angesprochene trocken, ohne den Blick vom Bildschirm abzuwenden. Er verstand nicht ganz, worauf seine Schwester hinaus wollte- was allerdings auch daran liegen könnte, dass die Geschehnisse auf dem Bildschirm seine Aufmerksamkeit momentan ziemlich beanspruchten.
Gerade als Klaus das Büro seines Vaters verlassen wollte, streckte Luther einen Arm zur Seite und versperrte seinem Bruder auf diese Art den Weg. " Gib es zurück." Dieses Mal lag tatsächlich ein mahnender Ton in seiner Stimme, und an seiner aufrechten Körperhaltung schien noch einmal deutlicher zu werden, dass er es ernst meinte- und keine Lust hatte, weiter zu diskutieren.
Klaus blickte seinen Bruder mit in gespielter Ahnungslosigkeit leicht geöffnetem Mund an. " Bitte was?"
" Jetzt ", erwiderte Luther unbeeindruckt, ohne sich von der Stelle zu bewegen. " Los ", fügte er mit Nachdruck hinzu, und musterte seinen Bruder abwartend. Die simulierte Überraschung auf dem Gesicht des Lockenkopfes verwandelte sich allmählich in etwas Anderes- stattdessen wirkte er mittlerweile fast ein wenig genervt.
" Schon gut." Er entriss seinen Arm Luthers Griff und tat ein paar Schritte zurück in das Büro seines Vaters. " Es war nur eine kleine Anzahlung", stellte er mit dem gleichen, trockenen Tonfall fest, den er auch schon als Kind nicht selten benutzte. Eines war dieses Mal jedoch anders- dieses Mal schwang ein Hauch von, Spott in seiner Stimme mit. Er ließ sämtliche kleinere Gegenstände, die er scheinbar aus Reginalds Büro hatte mitgehen lassen wollen zu Boden fallen. " Auf unser Erbe. Mehr nicht." Er bewegte sich nun, nachdem er sich zumindest allem Anschein nach aller Gegenstände entledigt hatte erneut auf die Türe zu. " Musst dir ja nicht gleich 'nen Fleck in die Hose machen", fügte er spöttisch hinzu, ehe er den Raum endgültig verließ.
Luther wandte sich mit großen Augen seinem Bruder zu. Seine Geschwister schienen das, was sie gerade gesehen hatten scheinbar unkommentiert lassen zu wollen- vielleicht interessierte es sie nicht sonderlich, vielleicht wussten sie auch einfach nicht, was sie dazu sagen sollten. Luther wusste nur, dass es wohl keinem von ihnen so nahe ging, wie er selbst. Es war eine Sache, schlecht über den toten Adoptivvater zu reden. Respektlos, aber dennoch eine Sache. Aber von einem Toten zu stehlen? Noch dazu vom eigenen Vater, um das Geld für irgendwelche fragwürdigen Substanzen auszugeben? Das hatte Reginald nicht verdient. Er wusste nicht, was zur Hölle Klaus zu dieser Tat bewegt hatte, er wusste nur, dass es ihm wütend machte. Klaus konnte seine Wut auf Reginald auch Jahre später nicht ablegen. Er schien weiterhin an dem kindlichen Trotz, der Wut und Enttäuschung von früher festzuhalten. Vielleicht war das in Ordnung. Aber das gab ihm noch lange nicht das Recht, dir Sachen eines Toten zu stehlen. Er blickte Klaus an, der ein paar Plätze weiter von ihm auf die Sofa saß. " Was zur Hölle ist falsch mit dir?"
AN: Finally XD Das mindset von dem jungen Luther ist manchmal so frustrierend zum Schreiben ngl O.o
Zumindest habe ich mal wieder was auf das Papier ( Handy? XD) gebracht. Ich hoffe, es gefällt euch so halbwegs ^^
Bis bald 💕
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