We only see each other at weddings and funerals part 12
Fassungslos blickte Five den Bildschirm an, während sein Gedächtnis die Worte seines älteren Selbst immer wieder abspulte, ohne dass er einen richtigen Einfluss darauf hatte. ' Ungefähr fünfundvierzig Jahre.' Wie konnte das sein? Wieso war er nicht bereits früher zurück gekehrt? Hatte er nicht zurück gewollt? Nicht zurück gekonnt? Letzere Möglichkeit hielt er für wahrscheinlicher. So sehr er das Leben in der Akademie- Reginald- manchmal leid war, glaubte er trotzdem nicht, dass er einfach so verschwinden würde. Zumindest nicht für eine lange Zeit.
Es hätte Momente gegeben, in denen er sich gewünscht hatte, sonst wo zu sein- meistens nach besonders schweren Trainingseinheiten, oder einer Auseinandersetzung mit Reginald, die wieder mal ziemlich mies ausgegangen war. Es hatte Momente gegeben, in denen er sich gewünscht hatte, hier wegzukommen- definitiv. Reginald einfach den Rücken zu kehren, und sich nicht mehr von diesem auf einem Schachbrett umher schieben zu lassen.
Aber er hatte eigentlich- trotz Streitigkeiten und Meinungsverschiedenheiten- nie daran gedacht, seine Geschwister ebenfalls zurück zu lassen. Sie mit Reginald Hargreeves alleine zu lassen. Oder? Reginalds Erziehung möchte zwar einiges an Schäden angerichtet haben, aber die anderen Personen auf diesem Sofa waren trotz Allem seine Geschwister- und, was er nie freiwillig zu geben würde- die so ziemlich wichtigsten Personen in seinem Leben. Er würde sie nicht einfach so ohne Weiteres im Stich lassen. Aber was war dann passiert? Und wenn Zeitreisen zu seinen Kräften gehörte, warum hätte er dann nicht zurück kommen können? 'Durch die Zeit zu springen ist reine Glückssache. ' Hatte sein älteres Selbst es nicht selbst gesagt?
Es schien komplizierter zu sein, als er bis jetzt geglaubt hatte- selbst für ihn. Aber das erklärte nur Bruchstücke des Ganzen. Was auch immer passiert war, es müsste etwas ziemlch Drastisches gewesen sein- und ein Teil fragte sich, wo genau er all die Jahre gewesen war. Ob er alleine gewesen war. Was genau er in der Zukunft gesehen hatte. Es war erschreckend, dass er so lange fort, von seiner Familie getrennt gewesen war.
" Scheiße ", murmelte Klaus mitfühlend. Die Worte kamen ihm mehr am Keuchen als Alles andere über die Lippen. Sein Blick blieb an Five hängen, der die Lippen fest aufeinander gepresst hatte, und den Bildschirm wie erstarrt anblickte. Fünfundvierzig Jahre. Fünfundvierzig Jahre wo? Er wusste es nicht- momentan wusste es überhaupt niemand, von Fives älterem Spiegelbild vielleicht einmal angesehen. Aber fünfzigvierzog Jahre waren eine verdammt lange Zeit, und die Vorstellung davon, dass sein Bruder so lange verschollen gewesen war, war erschreckend.
Die Vorstellung, dass er so lange von seiner Familie getrennt gewesen war- auch wenn für diese nur siebzehn Jahre vergangen waren. Er kam nicht um die Frage herum, wo zur Hölle Five eine so lange Zeit gesteckt hatte. Und er kam nicht um das Gefühl herum, dass es sehr wohl eine lange, weniger jedoch eine positive Zeit für seinen Bruder gewesen war. Irgendwie merkte man es ihm an- es war schwer, vermutlich eigentlich kaum zu erklären, aber irgendwas an dem älteren Five- vielleicht die Art, vielleicht die generelle Wirkung- vermittelte den Eindruck, dass er in der Zukunft einige Dinge gesehen hatte.
" Aus einem Mangel besserer Formulierungen heraus, schließe ich mich dem an", stimmte Ben zu. Er warf seinem Bruder einen nachdenklichen Seitenblick zu. Die kindliche Hoffnung, dass es Five in der Zeit, in der er weg gewesen war einigermaßen gut ergangen war, schien in seinem Inneren langsam mehr und mehr zu schwinden. Irgendwas sagte ihm, dass das nicht der Fall gewesen war- dass irgendwas geschehen sein musste, das weniger erfreulich war.
" Aber wie kann das sein?" Nun war es Vanya, die sich zu Wort meldete. Weder Luther, noch Diego oder Allison ja hatten sich direktdazu geäußert, doch die drei musterte ihren Bruder mit derselben Verwirrung, wie seine restlichen Geschwister. Vielleicht wussten sie nicht,was sie dazu sagen sollten- vermutlich war ohnehin schon das Meiste davon gesagt worden. Aber der Gedanke daran, dass ihr Bruder nicht nur siebzehn, sondern ganze fünfundvierzig Jahre verschollen gewesen war, war bedrückend. Insbesondere, weil noch immer nicht ganz aufgeklärt worden war, wo genau er gewesen war. Was genau passiert war. Und wie konnte es sein, dass für Five fünfundvierzig Jahre, für seine Geschwister jedoch nur siebzehn Jahre vergangen waren?
" Ich glaube, wir sollten einfach abwarten ", erwiderte Five, dem der Schock allmählich aus dem Gesicht wich- auch wenn er noch immer gut genug sichtbar war. Vielleicht würde alles früher oder später aufgeklärt werden- auch wenn er die Antworten am liebsten sofort hätte. Geduld hatte noch nie besonders zu seinen Stärken gehört- ein weiterer Grund, den Reginald nutzte, um ihn zu tadeln. Ihn als impulsiv zu bezeichnen, obwohl Five seiner eigenen Meinung nach eigentlich herzlich wenig impulsiv war. Aber es gab Situationen- wie diese- im denen seine Ungeduld sich besonders bemerkbar machte. Momente, in denen er sich kaum zurück halten und abwarten konnte. Gleichzeitig war ihm sehr wohl bewusst, dass ihm momentan nichts Anderes übrig blieb. Er konnte nichts tun, als abzuwarten, wie seine Fragen sich nach und nach aufklären würden.
Diese Aussage traf seine Geschwister unvorbereitet. Luther sank in seinen Stuhl zurück, und auch seine restlichen Geschwister wirkten einen kurzen Moment lang wir vor den Kopf gestoßen. " Du bist also achtundfünfzig ?" Fragte Luther ungläubig, woraufhin Five ihn nun wieder direkt anblickte.
" Nein", erwiderte der Dunkelhaarige ungeduldig. " achtundfünfzig ist nur mein Bewusstsein. Mein Körper ist anscheinend wieder dreizehn." Gegen Ende des Satzes löschte sich ein besonders genervter Tonfall in seine Stimme, und es war kaum zu übersehen, wir sehr dieser Umstand ihn frustrierte- was angesichts der Umstände nicht allzu verwunderlich war. Seine Chancen, wirklighxals achtundfünfzig Jähriger wahrgenommen zu werden- oder auch nur ernst genommen zu werden- waren durch die Tatsache, dass er aussah wie ein 13- jähriger Junge mittlerweile um Einiges geschrumpft.
" Jedenfalls hast du scheinbar immer noch keine Geschmacksnerven", erwiderte Diego und war einen übertrieben angewiderten Blick auf das Etdnussbutter-Marshmellow- Sandwhich in Fives Hand.
" Wie ist das denn möglich?" Hakte Vanya noch immer sichtlich irritiert, und musterte ihren Bruder. " Dolores hat gesagt , die Gleichungen stimmen sind ungenau", erwiderte Five nun überraschend, und biss ein Stück von seinem mittlerweile gezogen Etdnussbutter-Marshmellow Sandwhich ab. " Ich wette, sie lacht sich krank."
" Gut zu wissen, dass du mit achtundfünfzig Jahren immer noch keine Geschmacksnerven hast", murmelte Diego halbherzig, und warf einen angeekelten Blick auf das Sandwich, dass der Five auf dem Bildschirm in der Hand hielt, in dem ein wenig zu viel Theatralik mitschwang. Wenn er ehrlich war, könnte er wirklich nicht verstehen, wie sein Bruder diese klebrigen, viel zu süßen Sandwiches essen konnte- und teilweise sogar lehrte an einem Tag. Er erinnerte sich nicht mehr genau daran, wann Five da mit angefangen hatte, diese Sandwiches zu verdrücken, aber mittlerweile waren sie fast schon typisch für den dunkelhaarigen Jungen, der sie scheinbar problemlos verdrücken konnte.
Er schien kein Problem mit dem allzu süßen Geschmack und der klebrigen Konsistenz zu haben- im Gegenteil. Während seine Geschwister- oder zumindest Diego- nicht wirklich etwas mit den Sandwhiches anfangen konnten, die größtenteils einfach nur unglaublich süß schmecken mussten, schien er diese Sandwiches wirklich zu mögen- zumindest genug, um nach fünfundvierzig Jahren, in denen er verschollen war noch immer solche Sandwiches zu verdrücken. In gewisser Weise war das sogar ein wenig tröstlich- eben weil das Szenario so vertraut war. Irgendwas an dem älteren Five wat anders. Irgendwas musste passiert sein, sich verändert haben- aber in gewisser Weise war er scheinbar dennoch der Bruder, den seine Geschwister in Erinnerung hatten.
" Dolores?" Hakte Vanya bin noch ein Stück vfteirtter nach, bekam jedoch keine richtige Antwort, weil Fives Aufmerksamkeit bereits einem Artikel in der Zeitung zuwandte, die vor ihm auf dem Tisch lag.
" Hm", kommentierte er trocken, als sein Block an der Schlagzeile hängen blieb, die den Tod von Reginald Hargreeves verkündete. " Die Trauerfeier habe ich wohl verpasst."
" Woher weißt du das?" Bohrte Luther nach, und klang tatsächlich erneut ein wenig angespannt. Der Verdacht, den er vor wenigen Stunden noch gehabt hatte, schien allmählich wieder frisch aufzukeimen- nur, dass er sich gerade gegen eine andere Person richtete als zuvor.
" Ja, Luther ", seufzte Five frustriert , und rieb sich die Augen. " Ich habe Dad umgebracht." Er musste sich ziemlich zurück halten, um nicht die Augen zu verdrehen. Es war in der Tat beinahe ein wenig lachhaft, dass das scheinbar Luthers erster Gedanke gewesen zu sein schien- und das, obwohl Five anscheinend für fünfundvierzig Jahre verschwinden gewesen war. Obwohl er bis jetzt überhaupt nicht in der Gegenwart gewesen war. Es stimmte zwar, er hielt nicht allzu viel von Reginald, und es gab mehr als nur eine Sache, wegen der er einen Groll gegen den alten Mann hegte- aber er würde seinen Adoptivvater dennoch nicht töten. Vermutlich. Sein älteres Selbst hatte allem Anschein nach ohnehin keine Möglichkeit dazu gehabt. Aber sein Bruder schien das in diesem Moment nicht allzu sehr überdacht zu haben.
" Was an Zukunft hast du nicht verstanden?" Erwiderte Five nun ein wenig gereizt, und blickte seinen Bruder an. " Herzinfarkt, ja?"
" Ja", stimmte Diego mit einem knappen Kommentar zu, nur wenige Sekunden ehe Luther mit " Nein" antwortete. Der Blonde schien den Verdacht, dass Reginalds Tod nicht eingenverschuldet gewesen war noch immer nicht ganz loslassen zu können. Ein Teil von ihm schieb, trotz des vorherigen Streits mit seinen Geschwistern noch immer überttugg davon zu sein, dass mehr hinter alldem steckte.
Sein Gegenüber seufzte kurz auf und ließ schließlich von der Zeitung ab. " Schön zu sehen, dass sich hier nichts verändert hat", kommentierte er trocken, und machte Anstalten, die Küche zu verlassen.
" Das ist Alles?" Fragte Allison entgeistert und blickte ihren Bruder nach. " Mehr hast du nicht zu sagen?" Die Ankunft ihres Bruders- und das, was er anschließend von sich gegeben hatte- schienen mehr zu verwirren als offene Fragen zu beantworten.
" Was gibt es noch zu sagen?" Hielt Five, der bereits schon halb aus der Türe der Küche verschwunden war dagegen. " Der Kreislauf des Lebens. "
" Okay- was zur Hölle ist los mit dir?" Bohrte Amlusln nach, ohne wirklich eine Antwort zu erwarten. Es war klar, dass der Five, der momentan ebenso wir seine Geschwister vor dem Bildschirm saß keine Ahnung hatte, was los war. Dass er nicht wusste, woher das Verhalten seines älteren Selbst kam. Warum er sich so verhielt. Five war manchmal- insbesondere, wenn er genervt war- in der Tat ziemlich kurz angebunden. Manchmal gab er dann nicht viel mehr von such, als kurze, genervte Kommentare.
Manchmal ignorierte er sein Gegenüber auch einfach. Insbesondere, wenn er einen schlechten Tag hatte, kam seine ruppige Art oft besonders zum Vorschein- er war dann meistens nicht gerade in Plauderlaune, und schien möglichst seine Ruhe haben zu wollen. Auf Fragen reagierte er nicht selten genervt. Aber das Verhalten des älteren Spiegelbilds ihres Bruders, bereitete ihr dennoch Kopfschmerzen. Es war fast ein wenig u gewöhnt, selbst für Five- insbesondere wenn man den Umstand in Betracht zog, dass er scheinbar fünfundvierzig Jahre von seiner Familie getrennt gewesen war. Dass er sie so lange nicht gesehen hatte- und da war es gerade so viel, es er zu sagen hatte? Er würde sich nicht mal die Mühe machen, genauer zu erklären, was passiert war? Wo er gewesen war? In dieser Hinsicht konnte sie die Reaktion ihres älteren Selbst in der Tat verstehen.
" Was genau soll ich noch tun, damit es endlich in euren Köpfen ankommt?" Erwiderte Five ein wenig pampig. Er wusste, dass er ein wenig genervt klang- und um ehrlich zu sein, war er das auch. Zumindest ein bisschen. Was erwarteten seine Geschwister von ihm? Warum stellten sie ihm immer wieder dieselben Fragen, obwohl er wusste, dass er- zu diesem Zeitpunkt- keine Antworten darauf haben würde? Warum bohrten sie immer wieder nach, obwohl er genauso planlos war wie sie? Es war unsinnig- vielleicht würden die Fragen sich klären, wenn sie weiter vorran kommen würden.
Vielleicht mussten sie einfach abwarten, sich konzentrieren. Demnach wären die Fragen seiner Geschwister ziemlich überflüssig, zumindest wenn sie direkt an ihn gerichtet waren. Gleichzeitig war es auch eben diese Planlosigkeit,die ihn nervte. Insbesondere weil es- zumindest momentan- nicht den Anschein machte, als ob diese sich bald lichten würde. Er wollte ihnen Antworten, vefsamnt er hätte die Antworten selbst gerne. Aber momentan war dem dennoch nicht so. " Ich weiß es nicht. "
Five verschwand- mitsamt seinem Sandwich- aus der Küche und ließ seine ratlosen Geschwister zurück. In einer übertriebenen Geste zuckte Klaus mit den Schultern. " Das war...interessant", schlussfolgerte Luther, scheinbar noch immer ein wenig überfordert von dem plötzlichen Auftauchen seines lange verschollenen Bruders. Niemand sonst sagte etwas. Alle von ihnen schiebe momentan so ziemlich ihre eigenen Gedankengänge zu verfolgen.
Die nächste Szene zeigte Five vor einem Schrank in dem Raum, der einst sein Zimmer gewesen war. Angesichts der Tatsache, dass er einen Anzug trug, der deutlich für die Maße eines älteren Mannes bestimmt war, schien er nach Klnsotten zu suchen, die seiner momentanen Größe entsprachen. Jedoch war alles, worauf er dabei stieß einige alte Schuluniformen. Das dunkle Blau war noch überraschend kräftig, und auf der Hacke prangte das Wappen der Akademie. Five schob den Kleiderbögel mit der Uniform zur Seite, woraufhin eine weitere Uniform in sein Sichtfeld rückte. Und noch eine. " Scheiße ", murmelte der Dunkelhaarige, und nahm die Uniform schließlich vom Haken hinunter.
Eine Szene und einige Momente später, war erneut Five zu sehen, wie er nun im Salon- genau genommen vor seinem Portrait stand. Er war in die Uniform der Akademie gekleidet, die er vor vielen Jahren bereits schon einmal getragen hatte. Rein vom Aussehen her erinnerte er wirklich sehr an den Jungen, der nach der Mission mit dem Banküberfall grinsend in die Kamera gewinkt hatte. Der Grünäugige war nur von hinten zu sehen. Den Bmicv hatte er scheinbar starr auf das Portrait getchteg, das nur wenige Meter von ihm entfernt an der Wand hing. Erst als Vanya sich ihm näherte, drehte er sich zu seiner Schwester um. " Wenigstens Dad hat mich nicht vergessen. "
" Ich glaube nicht, dass irgendwer dich vergessen hat", warf Ben mit einem leichten Stirnrunzeln ein. Die Bemerkung seines Bruders kam ihm ein wenig merkwürdig vor- fast als würde er tatsächlich denken, oder befürchten, dass seine Geschwister ihn im Laufe der Jahre vergessen hatten. Allerdings bezweifekte Ben, dass es so leicht war, einen Bruder zu vergessen, mit dem man dreizehn Jahre lang unter einem Dach gelebt hatte- unabhängig davon, wie nahe man diesem Bruder gestanden hatte .
Und Five an sich, war vermutlich ohnehin nicht gerade leicht zu vergessen. Die intensive Persönlichkeit und der beißende sarkastische Humor, so wie sie Tatsache, dass er so ziemlich der Einzige war, der kein Problem damit hatte, sich Reginald direkt zu widersetzen- sicherlich würde es auffallen, wenn das fehlen würde. Eine Art Lücke in der Reihe hinterlassen, die bis zu dem Widerauftauchen des Dunkelhaarigen nicht richtig geschlossen werden würde. Es war ziemlich klar, dass etwas fehlen würde, wenn Five nicht mehr da wäre. Dass das Team definitiv nicht mehr genau das sein würde, was es jetzt war- er wusste nicht genau, wie er es beschreiben würde, aber irgendwie hatte er es im Gefühl. Und das nicht nur, weil Five einer seiner besten Freunde in der Akademie war. " Dad eingeschlossen ", fügte er schließlich hinzu. " Der erinnert sich wahrscheinlich besonders gut an seine Migräneanfälle, die du verschuldet hast."
Der Angesprochene brachte ein mattes Grinsen zustande. " Ich hoffe doch", erwiderte er mit einem Funken Selbstgefälligkeit in der Stimme- auch wenn es ihm zunehmend schwerer fiel, sich auf die Worte seiner Geschwister zu konzentrieren. Insbesondere bei dem, was sich vor ihm auf dem Bildschirm abspielte.
" Hab' übrigens dein Buch gelesen", fuhr der 58- Jährige fort, und blickte seine Schwester an. " War in der einen Bibliothek, die noch stand."
" Die noch stand?" Allison starrte ihren Bruder mit wachsendem Schock an. " Wo um Alles in der Welt warst du?"
" Klingt merkwürdig, ja", murmelte Five gedankenverloren. Warum zur Hölle sollte es nur noch eine Bibliothek geben? Was sollte mit den Anderen passiert sein- und vor Allem, warum sprach sein älteres Selbst von alldem, als wäre es das Verständlihste und Alltäglichste der Welt? Vanya wusste dich ebenfalls noch nicht, was genau eigentlich Sache war- wo genau er gewesen war. Irgendwas stimmte nicht nur der Zukunft, in der sein älteres Selbst gewesen war, er hätte den Verdacht die ganze Zeit über gehabt, und das hier war fadt nochmal eine Art Bestätigung. Er wusste nicht, was genau nicht damit in Ordnung war, aber Fakt war, dass das, was er erzählte äußerst merkwürdig klang.
" Ich fand es ganz gut- in Anbetracht der Umstände ", fuhr Fuve fort, und streifte nun ein wenig im Raum umher, wobei er sich umblickte, als wie jemand, der nach langer Zeit an einen Ort zurück kehrte, und sich dessen Eindrücke erneut einprägte- sowie nach Veränderungen Ausschau hielt.
Was für Umstände? Die Frage brannte ihm auf der Zunge, aber es gab weder jemandem, dem er sie stellen könnte, noch jemanden, der ihm diese Frage beantworten könnte. An sein älteres Selbst könnte er sie schlecht stellen, zumal dieses ihn ohnehin nicht hören könnte. Frustriert ließ Fuve sich ein Stück weit auf der Couch nach hinten sinken.
" Und definitiv mutig, die Familiengeheimnisse zu verraten", fügte er hinzu, und legte den Kopf leicht schief. " Das kam doch sicher gut an. " Vanya stockte und senkte den Blick. " Sie hassen mich", antwortete sie leise.
Vanya presste ihre Lippen zu einem dünnen Strich zusammen. Sie wusste nicht, wie genau sie Fives Reaktion auf das Buch eingeschätzt hatte, dass ihr zukünftiges Selbst scheinbar geschrieben hatte- aber obwohl die Reaktion in dem Vergleich dazu, wie ihre restlichen Geschwister darauf reagiert hatten, noch relativ harmlos war, fühlte sie sich fast genauso schlecht. Sie könnte verstehen, warum ihr älteres Selbst das Buch geschrieben hatte- dass sie etwas aus ihrem Leben hatte mitteilen wollen.
Dass sie nach all den Jahren hatte auf sich- und ihre Existenz- aufmerksam machen wollen. Dass sie das Leben in der Akademie von einer anderen Seite hatte beleuchten wollen- und einen Einblick in ihr Leben geben. Vielleicht konnte Fuve das bis zu einem gewissen Grad verstehen- immerhin war er ihr bester Freund in der Akademie. Immerhin war ihm womöglich bewusster als den Anderen, wie ausgeschlossen sie sich fühlte. Wie irrelevant sie sich manchmal im Vergleich zu ihren Geschwistern vorkam, und das nicht zuletzt, weil sie von ihrem Vater auch so behandelt wurde. Wie alleine sie sich fühlte- sie hatte in der Akademie niemandem außer Five und Ben. Und diese waren meistens ziemlich in den Trainingsplan eingebunden, so dass sie auch mit diesen meist nicht allzu viel Zeit verbringen konnte.
So dass sie die meiste Zeit dennoch alleine verbrachte. Und Five war noch dazu mit dreizehn Jahren verschwunden. Sie könnte sich vorstellen, wie sich das wohl auf ihren Platz in der Akademie- auf die selbst- ausgewirkt hatte. Ihr bester Freund war einfach verschwunden. Und das für Jahre. Die einzige Person- zusammen mit Ben- die sich überhaupt die Mühe machte zu versuchen, Zeit mit ihr zu verbringen. Mit der sie wirklich sprechen konnte. Wenn sie sich jetzt schon oft alleine fühlte, wie musste es sich anfühlen, seinen besten Freund verloren zu haben- zumindest für eine gewisse Zeit? Und nicht mal zu süßen, ob derjenige überhaupt noch lebte? Sie schüttelte den Gedanken ab.
Für einen kurzen Moment Schriften Fives Gedanken zu Vanyas Buch ab. Dazu, was sie wohl in dem Buch geschrieben hatte. Dazu, dass er bereits, als es das erste Mal erwähnt worden war Bedenken gehabt hatte, dass das Meiste in dem Buch vermutlich ziemlich einseitig, ziemlich oberflächlich beschrieben wurde. Er mochte Vanya. Aber das änderte nichts an der Tatsache, dass sie beim Training, bei dem Großteil des Lebens in der Akademie außen vor gelassen wurde. Daran, dass sie das Meiste, was sie wusste durch irgendwelche Erzählungen ihrer Geschwister wusste- und Five wusste, dass er nicht allzu viel, nicht allzu detailliert über sein Einzeltraining erzählte.
Dass er oft nur grob darauf einging, nicht willig mehr davon preiszugeben. Alles in Allem hatre Vanya nur die einzelnen splitter eines Einblicks in das Leben ihrer Geschwister. Natürlich war die trotzdem ein Mitglied der Akademie. Natürlich gehörte sie trotzdem dazu- aber trotzdem ließ es ihn an dem Buch zweifeln. Außerdem fühlte sich das Buch trotzdem wie ein kleiner Verrat an- dass sie sämtliche Geheimnisse der Familie an die Öffentlichkeit preisgab. Dass sie Dinge erzählte, die vielleicht hinter den Mauern der Akademie hätten bleiben sollen. Dass sie ihre Geschwister in gewisser Weise bloß stellte. Doch an seinen älteren Selbst schien all das mehr oder weniger abgeprallt zu sein- zumindest schien es nicht ganz so sehr zu ihm hervor gedrungen zu sein. ' In Anbetracht der Umstände ', in gewisser Weise klng es fast, als hätte er größere Probleme gehabt. Es gab es etwas, dass die mit dem Buch verbundene Problematik in den Hintergrund gedrängt hatte. Aber was?
" Oh", sagte Five, " Sei froh, dass es nichts Übleres war." Vanya stockte einen kurzen Moment, da sie scheinbar nicht mit einer solchen Antwort gerechnet hatte. " Du meinst wie das, was Ben passiert ist?" Hakte sie dann nach, woraufhin Five ebenfalls kurz stockte, als hätte sie Erwähnung seines Bruders ihn kurz aus dem Konzept gebracht. Trauer spiegelte sich in seinem Blick wieder, als er Vanya erneut direkt anblickte. " War es schlimm?" Fragte er leise. Seine Schwester begegneze seinem Blick, und blickte dann bedrückt zu Boden. Schmerz flackerte in den Augen des Dunkelhaarigen auf, als er den Blick ebenfalls kurz von seiner Schwester abwandte.
Wie betäubt starrte Ben auf den Bildschirm. Wenn es noch Zweifel daran gegeben hatte, was genau das Schicksal seines zukünftigen Selbst gewesen war, waren diese soeben erstickt worden. Er holte mit zittrigem Atem Luft und war sich durchaus darüber bewusst, dass alle seine Geschwister ihn in diesem Moment anstarrten. Es waren teils geschockte, teils bedrückte Blicke. Luther schien etwas sagen zu wollen, und mit sich zu bringen, überhaupt irgendwas davon über die Lippen zu bringen.
Allison und Diego starrten ihn mit weit aufgerissenen Augen an, beide schienen in diesem Moment keine passenden Worte zu finden. Five neben ihm schien noch ein wenig Farbe aus dem Gesicht verloren zu haben. Er hatte die Arme um seinen eigenen Oberkörper geschlungen, als würde er sich unwohl fühlen und war ein wenig von dem Bildschirm zurück gerückt. Vanyas Augen, die größtenteils Schock ausdrückten glänzten. Klaus blickte ihn wie erstarrt an, und Ben hatte keine Ahnung, was er sagen sollte- oder ob er überhaupt etwas sagen sollte. Sein Mund fühlte sich unangenehm trocken an.
Er holte erneut tief Luft- mit einem Mal schien ein ordentliches Gewicht auf seiner Brust zu liegen, dass das Atmen um Einiges schwerer machte. Er weinte nicht- vermutlich war er momentan noch zu geschockt, die Information noch zu direkt, als dass sie eine solche Wirkung erzielen konnte. Irgendwie war sie zum Teil noch nicht einmal ganz zu ihm vor gedrungen. Er war tot. Sein zukünftiges Selbst war tot. Irgendwo tief in ihm hatte er so etwas mittlerweile schon fast vermutet, und doch fphktr sich der Gedanke so merkwürdig, so ungreifbar an. Dennoch kam es ihm so unrealistisch vor zu wissen, dass er scheinbar sterben würde. Was war passiert? Hatte es tatsächlich an seinem Kräften gelegen? Er hatte es bereits vermutet, aber das bedeutete nicht, dass diese Neuigkeit ihn nicht schockte. Dass sie ihn nicht aus der Bahn warf. Er fühlte sich wie gelehmt, als würden weder sein Körper noch seine Gedanken ihm mehr gehorchen.
Letzten Endes war es Luther, der seine Stimme zuerst wieder fand. " Es tut mir so leid ", brachte der Blonde schließlich hervor, die Stimme nicht viel mehr als ein Flüstern.
AN: Uff. Ben tut mir leid...grade weil bei ihm ja im Laufe der Serie auch noch einiges dazu kommt, was...weniger positiv ist😶
Andererseits komme ich mittlerweile endlich mal mit der Episode vorran, lmao😅 ich hoffe echt, dass ich in 1-2 Kapteln bei der zweiten Episode ankomme XD
By the way, wie fandet ihr das neue Kapitel so? Lässt mir gerne eure Meinung dazu da^^
Ansonsten bis bald 💕
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