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„Wieso das auf einmal?", frage ich verwirrt nach und will mir gar nicht erst vorstellen, warum er das genau will. Zum ersten Mal erkenne ich ein sanftes Lächeln auf seinen Lippen, kein ekelhaftes Grinsen, sondern ein Lächeln, welches mich nur noch mehr verwirrt.
„Auch ein Mörder braucht mal jemanden zum kuscheln", murmelt er, sieht mich dabei kurz an und hat weiterhin dieses Lächeln drauf, was mich nervös werden lässt.
„Und wenn ich aber nicht will?"
„Dann musst du da durch. Oder in den Keller, diese Entscheidung überlasse ich dir." Sein Lächeln verschwindet, er geht an mit vorbei und setzt sich auf das Sofa, ehe er den Fernseher anschaltet und auf Comedy Central schaltet. Ich weiß nicht, ob ich den dreckigen Keller bevorzugen sollte...
„Komm her." Milo klopft neben sich auf das Sofa, weshalb ich mich stumm neben ihn setze und er einen Arm um mich legt. Perplex starre ich auf den Fernseher und bewege mich kein Stück, zu groß ist die Angst, dass er ausrasten könnte. Es fühlt sich komisch an, wenn seine Hand ab und zu über meine Seite streicht und mich überkommt ein noch komischeres Gefühl, weshalb ich ein bisschen an ihn rutsche. Ich hatte nie wirklich viel Körperkontakt mit anderen Menschen, schon gar nicht auf diese Weise und es regt mich auf, dass ich diese ganzen Gefühle und was dazu gehört nicht deuten kann.
„Du bist angespannt...", stellt Milo fest und dreht seinen Kopf zu mir, um mich anzusehen, jedoch starre ich weiterhin stur auf den Fernseher.
„Was denkst du denn, wenn du von einem Mörder angefasst und zu Dingen gezwungen wirst, die du noch nie gemacht hast und auch nicht machen willst", brumme ich und deute damit auf die Sache von heute Morgen an. Er seufzt, nimmt seinen Arm weg und streicht sich durch die Haare, was ich aus dem Augenwinkel erkennen kann. Manchmal frage ich mich, was in seinem Kopf vorgeht und was ihn dazu bringt, das zu machen, was er macht. Aber fragen will ich ihn nicht, wer weiß was dann passieren würde.
„Ich bin zwar ein Mörder aber trotzdem noch ein Mensch, der Gefühle hat und verletzt werden kann." Milo steht auf und zieht mich am Arm hoch, sodass ich in seine Arme stolpere und er mich hochnimmt.
„Und jeder andere Mensch denkt so wie du. Oh, er bringt Menschen um, er hat keine Gefühle und so sollte man ihn auch behandeln, das denkt ihr. Aber nur weil ich etwas mache, was nicht gerade gut ist, bin ich kein Monster, das nicht auch Emotionen und Gefühle haben kann und auch welche hat", erzählt er, während er den Fernseher ausschaltet und mich in sein Zimmer trägt.
„Ich brauche genauso gut jemanden zum kuscheln oder vögeln wie jeder andere auch aber denk' das doch mal aus meiner Sicht; glaubst du, wenn du ein Mörder wärst, dass freiwillig jemand mit dir ficken oder mit dir ausgehen würde?" Ich schüttele den Kopf. Er hat Recht, es würde keiner machen, weil man verdammt noch mal Angst haben würde, jede Sekunde umgebracht zu werden. Er drückt mich auf sein Bett und zieht sich aus, was in mir ein ungutes Gefühl auslöst und ich an das Ende des Bettes rutsche und ihm dabei zusehe. Erst das Shirt, dann die Hose und die Socken. Die Boxershorts lässt er an und legt sich dann neben mich.
„Komm her." Ich bewege mich keinen Zentimeter, bleibe erstarrt in der Ecke sitzen und fange an zu zittern, als die Bilder von heute Morgen wieder in meinem Kopf aufblitzen.
„Komm jetzt her", sagt er etwas bedrohlicher und zögernd lege ich mich neben ihn. Er legt seine Arme um mich und drückt mich an seine Brust, was wieder ein komisches Gefühl in mir auslöst und ich perplex liegen bleibe.
Die Minuten fühlen sich an wie Stunden, in denen wir stumm nebeneinander liegen, während Milo mir durch die Haare streicht und mich an seinen nackten Oberkörper drückt. Dieser intensive Körperkontakt ist komisch und angenehm zugleich, denn einerseits ist es ein neues, sogar schönes Erlebnis für mich aber andererseits ist die Person die falsche, mit der ich dieses Erlebnis teilen will. Er verwirrt mich. Ich weiß nicht was sich denken soll, ich habe das Gefühl, dass ich ständig meine Meinung ihm gegenüber ändere und keinen klaren Gedanken mehr fassen kann. Gefällt mir das nun oder würde ich ihn am liebsten von mir stoßen? Dieses kribbeln in meinem ganzen Körper kann ich auch nicht zuordnen, da ich so was noch nie hatte. Sind es seine Taten, die mich so verwirren oder ist es einfach seine bloße Anwesenheit, die mir den kompletten Verstand raubt?
„Worüber denkst du nach?" Seine sanfte Art, die er mir gerade zeigt, passt überhaupt nicht in seine Persönlichkeit, die ich glaubte durchschaut zu haben und sein ständiger Wechsel zwischen Monster und Mensch ist mir immer noch nicht klar. Hat er eine gespaltene Persönlichkeit durch ein traumatisches Erlebnis oder spielt er mir das nur vor, um mich zu verwirren und mich Dinge machen lassen, die ich sonst nicht tun würde? Ich kann nichts aus seinen Worten oder seiner Mimik lesen, er hat eine riesige Mauer um sich gebaut, die nach Belieben falsche Informationen nach außen tragen kann, jedoch keine Spione im sich hinein lässt, um die Wahrheit zu finden. Und das regt mich auf. Das regt mich innerlich so auf, dass ich diese Mauer nicht brechen und sie durchdringen kann. Denn wenn ich das nicht schaffe, kann ich mich auch nicht verstellen und seine Gefühle manipulieren, sodass er anfängt, sich in mich zu verlieben. Und das ist leider nötig, um hier raus zu kommen.
„Über nichts Besonderes", murmele ich leise und schließe meine Augen, um mich mehr auf meine Gedanken und meinen Plan konzentrieren zu können. Das von heute Morgen sollte ich dringend aus meinem Kopf streichen, es hindert mich nur, sowie alles andere, was noch passiert ist. Wenn er es schafft mich komplett zu brechen, komme ich nie hier raus und das darf und wird nicht passieren. Ich muss eine Schwachstelle finden und sie ausnutzen, das werde ich doch wohl schaffen, ich bin immerhin kein Anfänger. Manchmal glaube ich, dass ich meine Rolle vergesse und meine Fähigkeiten und ich habe das Gefühl, dass das sein Ziel ist.
„Ich geh' gleich nochmal weg. Kannst es dir ja denken."
„Wieso machst du das?", frage ich frei heraus und sehe zu ihm hoch. Seine Hand hört auf durch meine Haare zu streichen und sein Blick haftet an der Wand hinter mir. Ich habe eigentlich mit seiner Standardantwort „Das geht dich nichts an" gerechnet, jedoch fängt er ganz anders an.
„Ich mache es nicht, um diese Menschen auszurauben oder ihnen das Leben zu versauen, sondern, weil ich es brauche. Ich brauche das Gefühl der Macht, der Stärke und der Unabhängigkeit, sonst werde ich verrückt. Ich liebe Blut, ich liebe es, wie es aus Wunden austritt, wenn ich schreienden Weibern den Hals oder die Adern aufschlitze und ich liebe ihr betteln, wenn ich ihnen das Messer an die Kehle halte. Es gibt mir das Gefühl, dass ich wichtig und stark bin und, dass mir niemand etwas antun kann. Ich weiß nicht wieso, aber wenn ich es nicht mache dann werde ich verrückt, meine Hände fangen unkontrolliert an zu zittern, ich schwitze, bekomme Albträume, Schmerzen am ganzen Körper und Angst, ich breche regelrecht in mich zusammen, wie ein Heroinabhängiger, der in einer Zelle einen Entzug macht. Es ist eine Droge, eine Sucht, eine unkontrollierte Sucht, mit der ich nicht aufhören kann. Es macht mir auch einfach zu viel Spaß."
„Du bist krank", hauche ich leise und drücke mich von ihm weg. Ich sehe in seine Augen, die gerade einen Funken von Verletzlichkeit zeigen und mich ansehen, als hätte ich ihn mit diesen drei Wörtern wirklich verletzt. Aber alles was er erzählt ist Schwachsinn. Er bildet sich nur ein, dass er das braucht und dass es eine Sucht ist, denn es ist keine, es ist nur eine Einbildung, die er sich ausgedacht hat, damit er keine Schuld, für das, was er tut, trägt. Er will sich rausreden.
„Höre ich oft." Er steht auf, ohne den Blick von mir zu lösen und zieht sich wieder an.
„Es war mir schon klar, dass du es nicht verstehst. Du bist wie jeder andere Mensch auch: Blind. Ich dachte eigentlich, dass du mich verstehen würdest, es wenigstens versuchen würdest, aber du bist wie die anderen, die nur diesen Killer in mir sehen, dieses ‚Monster'. Ich dachte du wärst anders." Seine Stimme klingt brüchig, er wendet den Blick ab und verlässt das Zimmer. Perplex bleibe ich auf dem Bett sitzen und starre in Gedanken versunken auf die Tür, die er eben verlassen hat.
„Was", hauche ich und beiße mir auf die Unterlippe. Hat er gerade Gefühle gezeigt oder bilde ich mir das ein? War er wirklich verletzt von meinen Worten? Verdammt, er verwirrt mich schon wieder! Schnell stehe ich auf und gehe in den Flur, jedoch höre ich das Geräusch einer schließenden Tür, was mir sagt, dass er schon weg ist.
Was mir in dem Moment nicht aufgefallen ist, ist, dass er nicht abgeschlossen hat.
Mein Kopf droht zu platzen, meine Hände zittern immer noch und mein Herz schlägt ein Stück schneller, auf unerklärliche Weise. Was wollte er gerade? Was sollte das Kuscheln und was sollte dieser Blick, dieser emotionale und verletzliche Blick, mit dem er mich angesehen hat? Die Kälte, die sonst in seinen Augen zu sehen ist, war verschwunden und seine Mimik war deutlich sanfter, als alle Male davor. Dieser Kerl verwirrt mich einfach nur!
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„Ich bin wieder da." Ich habe mich auf das Sofa gesetzt und seitdem auf seine Rückkehr gewartet. Langsam stehe ich auf und gehe zu Milo in den Flur, wobei mir sofort das Blut an seinen Händen und dem Messer auffällt. Ich sage nichts, sondern gehe auf ihn zu, nehme die blutverschmierte linke Hand und drehe sie instinktiv um, wobei eine große Wunde in seiner Handfläche zum Vorschein kommt.
„Die hat sich gewehrt", sagt Milo stumpf und beantwortet somit die Frage, die ich ihm eben stellen wollte. Ich nicke zur Bestätigung und ziehe ihn in die Küche. Wie hypnotisiert greife ich nach dem Verbandskasten, den ich beim Aufräumen letztens gefunden habe und suche nach einer Schere, einer Kompresse, Nadel und Faden und Bandagen. Ich weiß nicht, wieso ich das mache aber ich habe das Gefühl dass es das richtige sein wird. Ich spüre seine Augen auf mir liegen, während ich die Wunde desinfiziere, säubere und dann nähe, ehe ich die Kompresse drauflege und das ganze verbinde. So etwas haben wir in unserer Ausbildung gelernt, falls wir bei einer Mission verletzt werden und uns selbst versorgen können. Ich glaube, ich bin ihm das jetzt schuldig.
„Danke", murmelt er, kaum verständlich, bevor er mit der anderen Hand mein Kinn anhebt und mich somit zwingt, ihn anzusehen. Er lächelt mich kurz an, ehe er sich zu mir beugt und seine Lippen auf meine legt.
Nach kurzem Zögern meinerseits erwidere ich den Kuss, lasse mich von ihm gegen die Arbeitsplatte drücken und spüre im nächsten Moment seine kalten Finger an meiner Hüfte, was mich aufkeuchen lässt. Mein Herz beginnt schneller zu schlagen, als er mich hoch hebt und auf die Arbeitsplatte setzt, wobei er sich zwischen meine Beine stellt und mich wieder gierig küsst. Bevor ich mich lösen und ihn von mir wegdrücken kann, da es mir ein wenig zu viel wird, löst er sich von selbst von mir und sieht mir in die Augen.
„Ich will dich gar nicht vergewaltigen", murmelt er leise und streicht mir über die Oberschenkel, da ich nur eine Boxershorts und einen Pulli trage.
„Hast du überhaupt sexuelle Erfahrungen?" Ich schüttele meinen Kopf, denn ich hatte nicht mal einen festen Freund oder überhaupt richtige Freunde. Milos Lächeln wird etwas breiter, als er mit seiner Hand über meinen Schritt streicht und ich wieder leise keuche. Er fängt an mein bester Stück durch die Boxershorts zu massieren, weshalb ich immer wieder leise stöhne. Ich will mich dagegen wehren aber mein Körper reagiert viel zu stark auf diese Berührungen, weshalb ich nur steif sitzen bleibe.
„Ich will, dass du dich jetzt entspannst und das genießt...", flüstert er an mein Ohr, ehe er mir die Boxer bis zu den Knien runterzieht und anfängt mein Glied in die Hand zu nehmen und zu bewegen. Ich stöhne laut auf und halte mich an seinem Shirt fest, als er seine Lippen an meinen Hals legt und sich an ein paar Stellen festsaugt. Nein, das ist doch falsch, das ist mehr als falsch. Ich sollte das beenden, doch stattdessen presse ich meinen Körper immer mehr an Milos.
Mein Körper bebt, ich schwitze überall und habe das Gefühl, ich würde gleich explodieren. Plötzlich spüre ich in meinem Unterleib ein Kribbeln, welches sich durch meinen ganzen Körper zieht, ehe ich komme und ein letztes Mal laut stöhne. Dieses Gefühl ist unbeschreiblich, weshalb ich mich frage, wieso ich mich nie dafür interessiert, sondern nur meine Arbeit getan habe.
„Du tust ja fast schon so, als wäre das dein erster Orgasmus", meint Milo grinsend und löst sich von mir, um sich die Hand abzuwaschen. Meine Wangen färben sich leicht rot und ich wende meinen Blick von ihm ab, um mir die Boxershorts wieder anzuziehen.
„Es war auch mein erster", brumme ich leise und wische mir über die verschwitzte Stirn. Ich spüre seinen Blick auf mir, weshalb ich weiterhin von ihm abgewendet bin und mich am Hinterkopf kratze.
„Du verarschst mich."
„Nein, tu' ich nicht. Ich hatte halt keine Zeit für so etwas und habe mich dafür auch nie interessiert." Er lacht kurz, kommt dann wieder zu mir und streicht über meine Wange.
„Du hast noch so viel zu lernen", haucht er und drückt mir einen Kuss auf die Stirn, bevor er sich wieder von mir entfernt und die Küche verlässt. Perplex bleibe ich sitzen und überlege, was er damit meinen könnte.
Nach einer gefühlten endlosen Ewigkeit stehe ich dann doch auf, da mir nichts einfällt und suche ihn in dem Haus. Der Fernseher ist zwar noch an aber er sitzt nicht davor, das Bad ist auch leer. Verwirrt öffne ich die einzige Tür, die ich noch nie geöffnet habe und sehe ihn dann an einem Schreibtisch sitzen, konzentriert an einem Laptop tippen.
„Was machst du?", frage ich sofort und gehe auf ihn zu, während ich mich in dem Zimmer umsehe. Nur ein paar Regale, vollgestopft mit irgendeinem Zeugs und der Schreibtisch an dem er sitzt, sonst ist hier nichts.
„Ich bestelle nur ein paar Sachen für dich. Du kannst schließlich nicht nur meine tragen und mit dir am Tag rauszugehen, um dir deine zu holen, ist zu gefährlich, zudem weiß ich nicht, ob du doch abhauen würdest und Handschellen habe ich noch nicht", erklärt er, ohne seinen Blick vom Bildschirm abzuwenden. Dann sieht er kurz zu mir und wieder auf seinen Laptop.
„Auch wenn du darin niedlich aussiehst", fügt er noch hinzu und meine Wangen färben sich rot, als ich an mir runter sehe und an dem zu großen Hoodie herumspiele. Irgendwie ist er jetzt komplett anders als vorher, viel netter, aber nicht auf diese aufgesetzte Art sondern ehrlich.
„Danke...", murmele ich leise und kratze mich am Hinterkopf, um meine Verlegenheit zu überspielen. Vielleicht ist er doch nicht so übel, wie ich anfangs dachte, auch wenn er immer noch Menschen umbringt und das nichts rechtfertigen kann. Dass er Spaß daran hat und er süchtig danach ist oder eher nach dem Gefühl der Macht, ist keine wirkliche Begründung und Rechtfertigung, um Menschen umbringen zu dürfen. Nichts rechtfertigt das.
„Würdest du denn mit raus wollen, nachts, ohne, dass du abhaust?" Milo unterbricht die Stille mit dieser Frage und sieht von seinem Laptop auf, direkt in meine Augen.
„Wenn es mir hier gut geht und ich Freiheiten habe, hätte ich keinen Grund dazu, abzuhauen." Ich lüge für gewöhnlich nie, jedoch ist das hier eine Ausnahme. Dieses ‚nachts rausgehen' ist eine neue Möglichkeit hier raus zu kommen, denn wenn er wieder einen Mord begehen will und ich dabei bin, könnte ich einfach weglaufen, da er das Opfer nicht gehen lassen kann, es würde nämlich sofort die Polizei rufen und ihn ins Gefängnis befördern. Somit bin ich frei und er gefangen.
„Vielleicht machen wir das irgendwann zusammen, Elias", meint er, sieht mich dabei weiterhin an und lächelt leicht. Ich lächle zurück und gehe dann aus seinem Büro, oder was auch immer das für ein Zimmer ist und setze mich in das Wohnzimmer. Im nächsten Moment beginnt mein Magen zu knurren, weshalb ich mich doch in die Küche begebe und anfange, Spagetti mit Tomatensoße zu machen, damit er mal weiß, wie eine richtige Tomatensoße schmeckt und ich nicht seine essen muss.
Plötzlich, als ich die fast fertige Soße umrühre, spüre ich eiskalte Finger an meiner Hüfte, weshalb ich mich umdrehe und in Milos grinsendes, angsteinflößendes Gesicht sehe. Schon wieder dieser Blick, der so anders ist als der von eben. Als wäre dieser kalt und der andere warm...
„Du hast Essen gemacht wie ich sehe", haucht er leise gegen meine Lippen, ehe er mich küsst und wieder von mir ablässt. Ich lasse mir nicht anmerken, dass seine Handlungen verwirrend und komisch sind, ich lasse es einfach zu und hoffe insgeheim, dass er das macht, weil er mich mag. Denn wenn es so ist, habe ich gute Chancen hier endlich raus zu kommen und mein Leben normal weiterzuführen. In meiner schönen, kleinen Wohnung mit meinem normalen Job und mit meiner Freiheit.
„Deine Nudeln sind schließlich ungenießbar. Zumindest deine Soße, die Nudeln muss man nur mit etwas Mühe zerkauen", antworte ich monoton darauf und drehe mich zurück zum Herd, kurze Zeit später spüre wieder seine kalten Hände an meiner Hüfte und seinen Kopf auf meiner Schulter. Ein doch sehr unangenehmes Gefühl.
„Dir fehlt die Nähe zu anderen Personen", stelle ich fest und würze die Soße noch mit Pfeffer, Salz und Oregano, sowie Curry, Chili und ein wenig Paprika. Ein Wunder, dass er überhaupt so viele Gewürze besitzt.
„Es ist schwer jemanden zu finden, der freiwillig Zeit mit mir verbringt. Dass ich Menschen umbringe, verheimliche ich zwar aber die meisten sind schon von meinen Tattoos abgeschreckt. Sie stecken mich schon, bevor sie mich überhaupt kennen, in eine scheiß Schublade, weil ihnen beigebracht wird, dass solche Menschen keine guten sind. Zwar stimmt es bei mir aber ich habe wie gesagt auch ein Herz und es tut weh, abgewiesen zu werden, ohne, dass man mich kennt." Seine Hand streicht langsam über meine Seite, während die andere über meinen Bauch streicht und mich entspannen, mich wohlfühlen lässt, auch, wenn ich das in meinem Kopf nicht wirklich will. Aber ich lasse es zu.
„Du scheinst nicht so ein großes Problem damit zu haben, Elias."
„Ich bin es nur gewohnt, Mord und Blut zu sehen. Ich hätte dich wahrscheinlich auch nie angesprochen, deine Blicke haben mir eine Gänsehaut über den Rücken gejagt. Dieser Blick mir gegenüber, als du an der Kasse warst, war so bedrohlich, kalt und sogar leer. Wenn du jeden so ansiehst ist es klar, dass dich keiner anspricht. Hättest du freundlich gelächelt und mich nicht Zwerg genannt oder dumm angemacht, hätte ich mich vielleicht sogar mit dir unterhalten."
„Aber du hast mich angestarrt als wäre ich ein Alien. Ich dachte du hättest was gegen meine Tattoos." Er seufzt, stellt sich neben mich und sieht mich mit diesen kalten, grünen, eigentlich wunderschönen Augen an.
„Wenn ich ehrlich sein soll, finde ich Tattoos sogar attraktiv. Hättest du mich nicht entführt, halb vergewaltigt, bedroht und im Laden nicht so kalt angesehen, würde das Essen hier vielleicht für ein Date sein. Du hast mich damit nämlich aus der Bahn geworfen und ich habe dadurch Fehler gemacht. Ich würde bis heute nicht wissen, dass der, den ich verfolge, du bist." Ich schiele kurz zu ihm, bevor ich zwei Teller aus einem der Hängeschränke nehme und die Nudeln darauf tue, ehe ich die Soße drüber kippe und ihm einen Teller hinhalte.
„Bon Appétit, ich hoffe es schmeckt."
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