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„So so, Elias also, nh?" Ein leichtes Grinsen ziert wieder sein Gesicht, während seine Hand weiterhin durch meine Haare streicht und sich seltsam angenehm anfühlt. Ich glaube, er will erst seine Gelüste an mir auslassen und wenn ich dann verletzt bin, ist er nett zu mir, damit ich seine Nähe suche und ihm dann verzeihe, weil er mir Zuneigung schenkt und wenn er wieder Lust hat, dann verletzt er mich wieder.
„Da du noch keine Erfahrung mit Männern hast, so siehst du jedenfalls aus, werde ich ein bisschen sanfter anfangen, aber nur, wenn du kooperierst und dich nicht wehrst. Wenn du dich darauf einlässt und es genießt, dann wird es auch für dich schön, andernfalls wirst du sehr leiden, denn Sex tut besonders weh, wenn man nicht will. Aber erst mal warten wir, bis deine Wunden verheilt sind, ich bin schließlich kein Monster." Er steht auf, legt die Decke über mich und sieht mich noch kurz an, bevor er den Raum verlässt und abschließt. Nein, er ist kein Monster, deswegen lässt er mich auch gefesselt in seinem Bett liegen, nachdem er mir so tiefe Wunden zugefügt hat.
Draußen wird es langsam dunkel, ich liege hier bestimmt schon Stunden und er hat kein einziges Mal nach mir gesehen. Meine Kehle ist trocken und mein Magen knurrt, auf Toilette müsste ich auch mal aber Milo ist nicht ein einziges Mal gekommen und hat gefragt, ob ich was brauche. Doch dann, als könnte er Gedanken lesen, kommt er mit einem Tablett rein und stellt es auf den Nachttisch.
„Mach mich los", fordere ich sofort und vernehme ein leises Lachen seinerseits. Er zieht sich den Pullover aus, schmeißt ihn irgendwo hin und streicht sich das Shirt, was er darunter hatte, glatt und setzt sich dann an den Rand des Bettes.
„Ich glaube du hast deine Lage noch nicht verstanden und dass du nicht in der Position bist, um mir Forderungen zu stellen. Du kannst mir Befehle erteilen, wenn du mir eine Knarre an den Kopf oder ein Messer an den Hals hältst, aber nicht, wenn du gefesselt und mir schutzlos ausgeliefert bist. In deiner Position hast du das zu machen was ich sage und du kannst mich anflehen, dass ich Gnade mit dir zeige, wenn ich mit dir spiele. Aber derartiges wie eben solltest du vermeiden, ich kann sehr sauer werden und das willst du nicht", meint er, ehe er etwas von dem Tablett nimmt und mir auf den Schoß stellt. Brot mit einer grünen Creme, müsste Avocadocreme sein, etwas anderes wäre mir nicht bekannt. Milo löst die Handschellen vom Bett, lässt sie aber noch um meine Handgelenke, damit er kein Risiko eingeht. Er ist schlauer, als man denken mag...
„Du solltest jetzt essen und dann schlafen, ich habe noch was zu tun." Und ich weiß genau, was er zu tun hat und es widert mich an. Ohne ihm eine Antwort darauf zu geben, nehme ich eine der Stullen und esse sie. Es schmeckt überraschend gut, weshalb ich die Brote schon fast verschlinge und dann das Wasser trinke, welches er mit hinhält. Danach stellt er alles wieder auf das Tablett, steht auf und hebt mich hoch, ehe er mich in den Keller trägt und dort auf die Matratze legt.
„Morgen wird es anstrengend für dich, also solltest du am besten sofort schlafen", sagt er noch und verlässt dann den Raum, natürlich nicht, ohne abzuschließen. Seufzend drehe ich mich auf den Rücken und starre in die Dunkelheit, von der ich wieder umgeben bin. Vorsichtig fahre ich mit meinen Händen über die vielen Verbände, zische auf, als ich über eine Wunde streiche und nehme meine Hände sofort weg. Er war darauf aus, mir Narben zuzufügen, aber wieso?
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„Oh nein, Elias, das geht so aber nicht." Das ist das erste, was ich höre, als ich aufwache. Ich drehe meinen Kopf zur Seite und sehe Milo, wie er ein paar Tücher in die Ecke legt, in der ich in der Nacht noch gepinkelt habe. Nicht, dass es schon schwer genug war, überhaupt aufzustehen, nein, er lässt mir hier nicht mal einen Eimer da, den ich nutzen könnte.
„Pech. Passiert halt, wenn du mich hier einsperrst." Genervt drehe ich mich auf die Seite, sodass ich an die Wand sehe. Die Schmerzen sind nicht mehr so groß wie in der Nacht, trotzdem muss ich aufpassen, dass sie nicht aufreißen, sonst tut das wieder so weh.
„Du lernst schlechter, als ich es erwartet habe. Vielleicht brauchst du noch ein paar Lektionen, bevor du endlich auf mich hörst und Respekt zeigst. Eigentlich sollte dir nach gestern bewusst sein, was auf dich zukommt aber das geht anscheinend nicht in deinen dummen kleinen Kopf rein", beschwert Milo sich und dreht mich wieder auf den Rücken, ehe er meine Hände auf die Matratze drückt und mich abwertend ansieht. Er setzt sich auf meine Oberschenkel, da ich mich mit den Beinen wehren wollte und fängt an zu grinsen. Gibt es irgendwann auch mal einen Tag, an dem er nicht grinst?
„Du bist echt hartnäckig. Aber dich breche ich noch, das verspreche dir. Ich sollte eigentlich auch viel strenger mit dir sein und würde dich am liebsten jetzt schon ficken, einfach nur, um die leiden zu sehen aber ich halte mich zurück, wieso weiß ich nicht. Ich denke mal, dass es mir gefällt, dass du so widerspenstig bist und nicht so schnell Angst bekommst. Du bist anziehender als die, die ich vor dir hatte, auch wenn du noch nicht vollkommen schön bist", haucht er leise und leckt sich über die Lippen. Am liebsten würde ich ihm ins Gesicht spucken und ihm sagen, dass sie mich finden und befreien werden, jedoch will ich ihn nicht weiter provozieren, das würde meine Zeit hier nur schwieriger machen.
„Komm mit nach oben, ich habe Essen gemacht. Danach spielen wir noch kurz und dann muss ich arbeiten gehen", erklärt er, lässt mich dann los und steht auf. Verwirrt darüber, dass er mich nicht trägt, stehe ich ebenfalls auf und gehe ihm hinterher, die Treppen hoch und ignoriere die Schmerzen so gut es geht.
„Ich habe mir vorgenommen, dir ein bisschen zu vertrauen, dann vertraust du mir bestimmt auch." Von wegen, als ob ich ihm jemals vertrauen würde. Das hat er sich nun wirklich nicht verdient.
„Deshalb darfst du, während ich arbeiten bin, hier oben bleiben. Habe ich jetzt so entschieden. Ich habe aus dem Wohnzimmer jegliche gefährliche Dinge entfernt, genau wie aus dem Badezimmer. Die Küche und den Rest werde ich absperren, damit du dich nicht verletzen kannst. Dass die Fenster nur mit einem Schlüssel geöffnet werden können, ist dir bestimmt schon aufgefallen. Ich stelle dir dann später noch ein bisschen Obst auf den Tisch, damit du nicht verhungerst, ansonsten kannst du solange fernsehen und zocken, Bücher stehen im Regal. Wenn was kaputt geht oder ich merke, dass du abhauen wolltest, dann kommst du wieder in den Keller. Verstanden?"
„Ja." Ich setze mich auf das Sofa und beobachte ihn, wie er kurz in die Küche geht und mit einem Teller Nudeln wiederkommt. Leise seufze ich und lehne mich nach hinten.
„Deine Soße schmeckt scheiße, die will ich nicht essen", murre ich leise und schiebe den Teller weg, den er mir hinstellt.
„Ich kann kein Essen bestellen, das ist zu teuer. Also leb' damit."
„Kann ich nicht einfach nächstes Mal die Soße machen?" Milo seufzt ebenfalls kurz, bevor er zustimmt und sich dann auch einen Teller holt. Er setzt sich neben mich und schaltet den Fernseher ein, diesmal öffnet er Netflix.
„Seit wann hast du das?"
„Seit gestern", antwortet er monoton und gibt in die Suchleiste American Horror Story ein. Ich kenne diese Serie schon, sie war aber nicht mein Fall.
„Ich liebe diese Serie, sie inspiriert mich immer", haucht er und hat wieder dieses Grinsen auf den Lippen, welches mir eine Gänsehaut über den Rücken jagt. Kein Wunder, warum er solch eine Lust am Morden hat, wenn er so etwas schaut...
Nachdem ich mir die letzte Gabel mit Nudeln in den Mund gestopft und runtergeschluckt habe, räumt Milo das Geschirr weg und kommt mit einer Aluminiumschüssel mit Obst wieder, die er auf den Tisch stellt und sich dann wieder neben mir fallen lässt.
„Ich wünschte, du würdest meine Interessen teilen, dann könnte ich dich immer mitnehmen, wenn ich nachts raus gehe. Aber das tust du nicht, das sehe ich dir an", meint er und sieht mich dabei an. Ich kann die Gefühle in seinen Augen nicht identifizieren und belasse es einfach dabei, denn er fährt schon fort und hat dementsprechend auch keine Antwort erwartet.
„Vielleicht tust du es irgendwann ja doch." Er steht wieder auf und zeigt mir mit einer Handbewegung, dass ich ihm folgen soll, was ich auch tue. Im Schlafzimmer sperrt er wieder die Tür hinter sich ab und deutet mir, dass ich mich auf das Bett setzen soll.
„Ich werde erst mal sanft anfangen, damit du dich mit alldem anvertrauen kannst." Als er das sagt, kommt er auf mich zu und öffnet seine Hose, die er sich dann von den Beinen streift und in Boxershorts vor mir steht. Mich überkommt ein ungutes Gefühl und ich hege den Gedanken, einfach abzuhauen, denn er hat mich diesmal nicht gefesselt und die Tür könnte ich einfach aufschließen.
„Du musst ihn auch nur anfassen, mehr verlange ich heute nicht." Er streicht wieder durch meine Haare, bevor er meine Hand ergreift und sie an seiner Körpermitte reibt. Sofort verziehe ich angeekelt mein Gesicht und ziehe meine Hand zurück. Es liegt nicht daran dass ich keine Erfahrungen habe- und schon gar nicht mit anderen Männern- sondern eher an der Tatsache, dass ich das nicht will.
„Ich will das nicht", flüstere ich und sehe ihn dabei nicht an, zu groß ist die Angst vor ihm, die von Stunde zu Stunde steigt. Scheiße, und ich dachte, mir kann nichts Angst machen aber da liege ich nun komplett falsch, denn er macht mir Angst. Nicht seine Taten, dass er mich verletzt und mich anscheinend Vergewaltigen will, sondern eher seine Worte und seine Ausstrahlung, die mir mehr als deutlich machen, dass ich nichts wert bin und nur als Spielzeug diene, das er nach Belieben benutzen und dann achtlos wegschmeißen wird. Dass noch immer keiner gekommen ist, der mich aus dieser Hölle befreien sollte, macht dieses Gefühl noch stärker, das ich nun vollkommen verloren bin.
„Was du willst interessiert mich herzlich wenig." Seine Stimme erfüllt den kompletten Raum und hallt in meinem Kopf wieder, sodass ich kaum bemerke, wie er sich komplett entledigt und er meine Hand wieder auf seine Körpermitte legt.
„Ich würde an deiner Stelle jetzt was machen, sonst landest du für den restlichen Tag ohne Essen im Keller", raunt er an mein Ohr und ich spüre sein Grinsen, weshalb ich widerwillig meine Hand bewege und die Augen zukneife. Es widert mich an, die ganze Situation widert mich an und ich würde am liebsten im Erdboden versinken und nie wieder rauskommen.
„Mach schneller", keucht er, legt seine Hand auf meine, damit ich sie schneller bewege, ehe er anfängt zu stöhnen. Tränen steigen mir in die Augen und tropfen von meinen Wangen auf meine Brust, ich habe seit Jahren nicht mehr geweint und eigentlich hatte ich es auch nicht mehr vorgehabt aber ich kann dagegen nichts tun, sie kommen von alleine und hören auch nicht mehr auf. Verdammt, wie kann er so etwas gut, sogar erregend finden? Wie kann er so etwas anderen Menschen antun?
„Oh fuck..." Jedes Wort, das in diesen langen, viel zu langen, Minuten aus seinem Mund kommt bringt mich Stück für Stück immer näher an den Rand der Verzweiflung. Ich wünschte, ich hätte ihn nie provoziert und einfach meine Klappe gehalten, dann würde das jetzt wahrscheinlich nicht passieren, wer weiß, vielleicht wäre er sogar nett zu mir. Aber ich musste es ja tun, ich musste ihm ja meine Meinung sagen. Und er stopft zu Recht mein viel zu großes Maul, was ich an seiner Stelle wahrscheinlich sogar auch tun würde. Aber nicht auf diese Weise, wie er es tut.
„Mhh!" Angewidert drehe ich mein Gesicht weg, als sein Glied zu zucken beginnt und spüre kurze Zeit später, wie sein Sperma auf meine Wange und mein Oberkörper spritzt und kann mir ein lautes Schniefen nicht verkneifen. Er lässt meine zitternde Hand los, weshalb ich sofort das klebrige Zeug von meiner Wange wische und kläglich versuche, die Tränen zu stoppen, die immer noch ununterbrochen aus meinen Augen strömen.
„Du bist erbärmlich. Ein kleines Stück Scheiße, das es nicht mal schafft, einen ordentlichen Handjob zu Stande zu bringen aber eine große Fresse hat. Du solltest dich mal sehen; nur ein heulendes Häufchen Elend, kein Mann."
Er zieht sich an, als wäre nichts gewesen und schaut auf die Uhr, während ich perplex am Bettrand sitzen bleibe und heulend an die Wand starre. Ich zittere am ganzen Körper und kann nicht fassen, dass das gerade passiert ist, versuche die Bilder von eben aus meinem Kopf zu verbannen, jedoch brennen sie sich ein und die Situation spielt sich immer wieder vor meinem inneren Auge ab.
„Geh duschen, ich habe nicht mehr viel Zeit. In einer halben Stunde muss ich auf der Arbeit sein, also beeil' dich." Kurz sehe ich ihn an, wische mir die Tränen aus dem Gesicht und versuche mich zu beruhigen, was kläglich scheitert.
„Bekomme ich dann etwas zum Anziehen? Ich bring' mich auch nicht um... versprochen", nuschle ich leise und verstehe mich kaum selbst. Er seufzt, ehe er zu seinem Kleiderschrank geht und diesen öffnet.
„Kannst du sowieso nicht, ich habe im Wohnzimmer und im Badezimmer Kameras installiert, damit du nicht mal die Chance hast, dich umzubringen. Egal was du machst, ich sehe es sofort und werde in weniger als fünf Minuten hier sein, also noch genug Zeit, um dich zu retten", brummt er, etwas genervt sogar, bevor er mir einen Hoodie und eine Boxershorts in die Hand drückt.
„Jetzt geh duschen." Sofort stehe ich auf, drücke die Klamotten an mich und gehe in das Bad, welches hinter der zweiten Tür des Schlafzimmers steckt und schließe die Tür ab.
„Nicht abschließen!" Höre ich von draußen und schließe die Tür wieder auf, ehe ich die frischen Sachen auf die Waschmaschine lege, mich ausziehe und unter die Dusche gehe. Die Tränen haben in der Zwischenzeit aufgehört und mein Puls hat sich auch wieder gesenkt. Das Zittern hört jedoch nicht auf. Ich würde sogar behaupten, dass dies das schlimmste Ereignis meines Lebens war. Seit dem Tod meiner Eltern habe ich keine Angst mehr gespürt, bis heute. Ich habe seit dem... Vorfall vor ein paar Jahren keine einzige Träne mehr vergossen, bis heute.
Schnell wasche ich mich und meine Haare, ehe ich die Dusche verlasse, mich mit einem Handtuch abtrockne und die Klamotten anziehe. Der Hoodie ist mir viel zu groß, was mich aber nicht weiter stört und ich aus dem Bad gehe. Milo hat die ganze Zeit gewartet und zieht mich sofort ins Wohnzimmer.
„Ich muss jetzt los. Wie gesagt, wenn du Scheiße machst, sehe ich das und komme vorbei. Ich würde mir also jede Handlung zweimal überlegen." Milo nimmt seine Jacke und verlässt die Wohnung, schließt sie ab und plötzlich ist es totenstill. Ich sehe mich kurz um und mir fällt auf, dass die Tür zur Küche offen steht. Neugierig betrete ich sie und muss sofort den Würgereflex unterrücken, als ich das viele Geschirr und die gestapelten, dreckigen Töpfe sehe. Wie viele Wochen, vielleicht sogar Monate, muss das hier stehen, um so viel zu werden? Er hat keinen Geschirrspüler und ist, so wie es aussieht, zu faul zum Abwaschen. Toll, aber für Menschen ermorden hat er Zeit, oder was?
Kurz seufze ich, krempele dann die Ärmel hoch und mache ein wenig Platz in der Spüle, um heißes Wasser einlassen zu können. Zwar sollte die Küche tabu für mich sein aber ich kann das nicht so hier stehen lassen, sonst bekomme ich irgendwann, aus Mangel an Geschirr, kein Essen mehr und das sollte ich verhindern. Und ich bräuchte sowieso etwas Ablenkung, um nicht immer mehr in Selbstmitleid zu versinken- denn das war gerade erst der Anfang und es wird mit Sicherheit noch viel schlimmer.
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Erschöpft lasse ich mich auf das Sofa fallen und sehe auf meine verschrumpelten Finger. Ich stand eine Ewigkeit in der Küche und habe sie geputzt, mindestens eine Stunde lang habe ich abgewaschen und danach die Küche aufgeräumt. Milo hat überhaupt keine Ordnung, alles steht kreuz und quer und am liebsten hätte ich alles rausgeschmissen und neu einsortiert. Wie kann man nur so leben?
Wie kann man allgemein so leben, tagsüber ist man ein normaler Mensch, arbeitet in einem Geschäft als Kassierer und nachts bringt man Leute um und entführt andere, die nur ihren Job machen. Was hat er davon, wenn er mich hier festhält und foltert, missbraucht und vergewaltigt? Außer, dass er sich dafür noch mehr strafbar macht, wenn das alles rauskommt, was hat er davon?
Nur ein paar Glückshormone, die für diesen Moment ausgeschüttet werden, mehr hat er nicht. Sie verschwinden wieder, dann will er dieses Erlebnis nochmal, damit wieder diese Hormone ausgeschüttet werden; mehr passiert nicht und mehr hat er davon nicht. Außer, falls er das haben sollte, Schuldgefühle, Selbsthass und Reue, wenn er seine Fehler eingesteht und im Gefängnis in Ruhe darüber nachgedacht hat.
Mittlerweile habe ich die Hoffnung, dass meine Kollegen kommen und mich befreien werden, aufgegeben. Milo hat dabei schon Recht. Ich bin ihnen scheißegal, wenn ich verschwinde oder sterbe ersetzen sie mich einfach, als hätte es mich nie gegeben. Da ich auch keine Familie und keine Freunde habe, wird mich auch keiner vermissen und mich suchen. Vielleicht hätte ich mich doch mal um ein paar Freunde bemühen müssen, aber die hätten mich dann auch hier gelassen, zu große Angst würden sie haben. Man sollte am besten keinem trauen, denn das wird früher oder später eh' missbraucht oder einfach nicht wertgeschätzt.
„Fuck", hauche ich leise, da es wieder viel zu still ist und ich in meine Vergangenheit abdrifte, was ich jetzt überhaupt nicht gebrauchen kann. Ich sollte meinen Plan, in um den Finger zu wickeln, einfach durchsetzen, eine andere Möglichkeit würde sich nicht bieten; und wer weiß, vielleicht finde ich den Sex sogar gut, schlecht sieht er nämlich nicht aus.
„Ich bin wieder da", ertönt Milos Stimme aus dem Flur, weshalb ich sofort aufstehe und zu ihm gehe. Er sieht mich kurz an, bevor er sich die Jacke und Schuhe auszieht und dann an mir vorbei geht.
„Ich habe schon gesehen, was du mit der Küche gemacht hast. Ehrlich gesagt habe ich dich getestet und du hast dich ganz anders verhalten, als ich es erwartet hätte."
„Deine Küche ist der letzte Dreck, jemand muss das ja mal sauber machen", brumme ich kleinlaut und lehne mich gegen die Wand, während er sich die Küche ansieht.
„Vielleicht war ich zu streng mit dir, ich sollte nochmal von vorne anfangen. Du kommst abjetzt nur noch in den Keller, wenn du gegen Regeln verstößt oder mich nervst, ansonsten schläfst du in meinem Bett. Ich könnte abends vielleicht mal etwas Gesellschaft gebrauchen."
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