Kapitel 38


Einen wunderschönen guten Abend meine Lieben und herzlich Willkommen zu einem neuen Kapitel :)

Ich muss zugeben, dass ich langsam aber sicher in Weihnachtsstimmung komme und es kaum noch abwarten kann!!

Aber jetzt erst einmal eure Meinung:

1. Euer Lieblingslied von Made in the A.M.?

2. Freut ihr euch auf Weihnachten?

3. Was sagt ihr dazu, dass Liam gesagt hat, dass die Jungs für zwei Jahre eine Pause machen?

Die Widmung geht heute an @Rippeltippel, aber ich möchte, dass ich nie vergesst, dass ich mich über jeden von euch freue und am liebsten jeden von euch meine Kapitel widmen würde!!

Jetzt wünsche ich euch ganz viel Spaß beim Lesen!!

Love u guys :)

Soulwriter721

------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Langsam strich ich mir über meinen kahlen Kopf und seufzte leise.

Meine roten Haare hatte ich immer geliebt und es war merkwürdig, sie nicht mehr zu sehen oder zu fühlen.

Ein Blick auf die Uhr ließ mich jedoch aus meiner Wehmut aufwachen und ich schminkte meine Wimpern leicht. Nachdem meine Haare ausfielen, hatte ich das Glück, dass meine Augenbrauen und Wimpern blieben. Eine Schwester hatte mir erzählt, dass diese bei einigen Patienten ebenfalls ausfallen.

Mit einem letzten Blick in den Spiegel nickte ich mir selber zu und suchte nach meinen Schuhen. Das Kleid hatte ich nur dem Anstand wegen angezogen. Ich war mir sicher, dass Gus es nicht als wichtig empfunden hätte, wenn ich in einem Kleid oder im Schlafanzug gekommen wäre.

Aber er konnte es nicht mehr sagen...

Meine flachen Ballerinas machten ein merkwürdiges Geräusch auf dem Parkett, während ich die Treppe hinunterstieg. Meine Gelenke taten mir heute so weh, dass ich nur langsam laufen konnte. Liam musterte mich besorgt, sagte aber nichts. Die anderen warteten nur noch auf mich und auch Paul und Preston waren dabei. Sie drückten mich einmal und dann gingen wir in die Garage. Dennoch passten wir nicht alle in den Van und Liam entschloss, dass wir beide mit meinem Mini fahren würden.

„Dein Auto muss mal wieder bewegt werden.", erklärte er lächelnd und ich nickte.

Der Himmel war bewölkt und es sah stark nach Regen aus. Die Bäume waren langsam alle kahl und die Temperaturen gingen nachts bereits in den Minusbereich.

Liam und ich schwiegen die Fahrt über, aber das war mir nur recht. Ich war nervös und hatte Angst.

Außerdem hatte ich keine guten Erfahrungen mit Beerdigungen gemacht.

Der Parkplatz vor der Kapelle war beinahe voll und viele Menschen standen herum. Als ich ausstieg, zupfte ich nervös an meinem Kleid herum und wartete mit Liam auf die anderen. Keine zehn Minuten später betraten wir alle zusammen die Kirche. Augenblicklich lagen alle Blicke auf uns und ich versuchte das Getuschel zu ignorieren. Einige sprachen über One Direction, während andere über meine Glatze sprachen.

Mr. und Mrs. Waters standen neben dem Sarg und nahmen mich sofort in die Arme, als ich bei ihnen ankam.

„Er hat dich sehr geliebt, Sue. Auch, wenn ihr nur wenig Zeit miteinander hattet.", flüsterte Mrs. Waters und ich schluckte nur krampfhaft, um die Tränen zu unterdrücken.

Dann ging ich zu dem Sarg und schaute auf Gus hinab. Seine Augen waren geschlossen und er trug einen Anzug. Nie im Leben hätte ich mir Gus in einem Anzug vorstellen können. Blicke von anderen Menschen brannten sich in meinen Nacken, aber ich ignorierte dies. Stattdessen beugte ich mich weiter zu Gus hinunter und flüsterte: „Danke, dass du mir mein Augenlicht wiedergegeben hast."

Mit diesen Worten drehte ich mich um und setzte mich neben Liam, der meine Hand drückte. Ich atmete tief durch und dann ging der Gottesdienst los. Der Pastor redete über das Sterben und Gott. Ab und zu erwischte ich mich, wie ich immer wieder abschaltete. Nach der Beerdigung meines Vaters hatte ich mir geschworen, nie wieder an einer Beerdigung teilzunehmen...

Gus Vater hielt eine Rede und auch Isaac sprach über seinen besten Freund. Hin und wieder konnte ich mir ein Lachen nicht unterdrücken, da Isaac einfach Isaac war.

„Und jetzt hören wir eine Rede von Gus guter Freundin Sue.", sagte der Pastor.

Ich schreckte hoch und schluckte einmal. In der ganzen Aufruhe hatte ich vergessen, dass ich eine Rede halten würde. An den verwunderten Blicken von den anderen konnte ich erkennen, dass sie damit ebenfalls nicht gerechnet hatten. Dennoch stand ich auf und ging mit wackeligen Knien auf das Pult zu. Dort angekommen, nahm ich einen Zettel aus meiner Tasche und begann zu sprechen. Doch diese Rede war nicht für die anderen trauernden Menschen. Diese Rede war nur für Gus.

„Eine Person erzählte mir einst, dass ich eine besondere Gabe hatte, um mit der Sprache umzugehen. Aber als ich diese Wörter schreiben wollte, habe ich lange auf ein leeres Blatt Papier gestarrt. Ich war nicht fähig, die passenden Worte zu finden. Ich war nicht fähig, all die Gefühle und Emotionen aufzuschreiben. Ich war nicht fähig, den Sinn aufzuschreiben. Denn der Tod macht keinen Sinn für mich. Es ist nur ein Wort mit drei Buchstaben und dennoch hat es so viel Macht über uns. Wir werden geboren und wachsen. Wir lernen und wir vergessen. Wir verlieren und wir gewinnen. Wir hassen und wir lieben. Also warum sollte man uns das wegnehmen? Warum haben diese drei Buchstaben so viel Macht, aber keinen Sinn? Wenn man das Wort Tod einige Male hintereinander sagt, dann wird es sogar noch sinnloser. Der Beweis ist direkt vor uns. Wir wissen alle, dass Beerdigungen für die Lebenden sind und nicht für die Toten. Menschen brauchen immer das Gefühl von Kontrolle. Doch da niemand den Tod kontrollieren kann, verschwindet dieses Wort hinter einer Mauer von Wut, Hass und Trauer. Wir versuchen nicht daran zu denken, dass wir gegen den Tod machtlos sind und nie etwas dagegen ändern können. Zu groß ist die Angst und der Hass. Und dabei vergessen wir den eigentlichen Sinn. Wir verstecken uns hinter Schmerz und Trauer, während wir eigentlich fröhlich sein sollten. Wir sollten fröhlich sein, dass Gus gelebt hat. Wir sollten fröhlich sein, dass er eine wunderbare Familie und ein gutes Leben hatte. War es perfekt? Auf keinen Fall. Aber kein Leben ist perfekt und das wird es auch nie sein. Gus, mein Krebskumpel, du hast mir gezeigt, dass doch ein Sinn hinter dem Wort Tod steckt. Und dafür werde ich dir immer dankbar sein."

Ich atmete einmal tief durch und ging zurück zu meinem Platz, während alle Blicke auf mir lagen. Mir war bewusst, dass meine Rede etwas kontrovers war, aber das war mir egal. Ich musste niemandem Rechenschaft ablegen.

Der Pastor fuhr fort und kurz darauf wurde der Sarg nach draußen getragen. Stumm folgte ich den Leuten und sah zu, wie Gus Körper langsam in die Erde hinuntergelassen wurde. Während um mich herum alle weinten und schluchzten, stand ich einfach nur ganz still da. Keine Emotion überschwappte mich und keine Trauer ließ mich weinen. Denn ich wusste, dass es ok war.

Nur die anderen wussten es nicht.

Kurze Zeit später verstreuten sich die Gäste langsam und Mrs. Waters kam auf mich zu.

„Deine Rede war wunderschön, Sue.", flüsterte sie und zog mich in ihre Arme.

Ich drückte sie und erwiderte nichts. Dann war sie verschwunden. Der erste Regen begann vom Himmel zu fallen und in diesem Moment traf es mich.

Gus war tot.

Tot, tot, tot, tot, tot, tot, tot.

Ich sah den Sinn dahinter, aber dennoch nicht davor. Warum musste jemand mit einer so hohen Überlebensrate sterben?

Ich sah vielleicht den Sinn hinter dem Tod, aber die Gerechtigkeit sah ich nicht. Ich drehte mich um und ging zum Parkplatz, wo die anderen bereits auf mich warteten.

„Liam, gib mir den Schlüssel.", sagte ich und meine Stimme zitterte.

„Sue, du solltest jetzt nicht...", begann Liam, aber ich unterbrach ihn.

„Gib mir den verdammten Schlüssel!", rief ich und er reichte ihn mir.

Ohne einen weitere Blick setzte ich mich in das Auto und fuhr los. Liam und Paul riefen noch etwas hinter mir her, aber ich achtete nicht darauf. Tränen rannen meine Wangen hinab und bevor die anderen mich verfolgen konnte, war ich bereits im Verkehr von London verschwunden. Ich fuhr ziellos durch die Gegend und hatte keine Ahnung, was ich nun machen sollte. Knappe zwei Stunden später hielt ich den Wagen an und wunderte mich selber, dass ich hier gelandet war. Es war die O2 Arena, in der ich das erste Konzert von den Jungs gesehen hatte. Gus hatte mir erzählt, dass seine Schwester ein riesiger Fan war. Vielleicht sollte ich ihr Tickets schicken...

Ich stieg aus und lief über den verlassenen Parkplatz. Natürlich waren die Tore vor der Arena verschlossen, aber es tut mir gut, einfach alleine zu sein. Mittlerweile regnete es wie aus Eimern und ich war klatschnass. Meine Zähne klapperten aufeinander, aber ich achtete nicht darauf. Auch mein Handy ignorierte ich, während es pausenlos klingelte. Irgendwann warf ich es zurück in mein Auto. Dann stellte ich mich mitten auf den leeren Parkplatz und breitete meine Arme aus. Es sah so aus, als ob ich fliegen wollte. Mein Gesicht hielt ich in Richtung des Himmels und der Regen prasselte weiter.

Ich wusste, dass es ein Zeichen war.

Gus hatte keinen Blitz geschickt, weil ihm meine Rede nicht gefallen hatte.

Er hatte Regen geschickt, weil er gut angekommen war und nun auf mich aufpasste...



Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top