Er stand dort. Mitten in diesem Glaskasten den Rücken zu mir gewandt. Ich schritt langsam mit emotionslosen Blick auf ihn zu. Kurz vor dem Glaskasten blieb ich stehen. "Ich hatte nicht gehofft, heute besuch zu bekommen.", sagte Loki, als er sich darauf zu mir umdrehte und mich sah. "Hallo Loki.", sagte ich und war nun nur noch einige Meter von der Glasscheibe entfernt, die Loki in Gewahrsam hielt. Es blieb still zwischen uns und er begann mich genaustens zu mustern.

Was gab es denn schon großartig zu sehen. Nur eine ca. 170cm große Frau, mit zu einem Bob geschnitten braunen Frisur und eiskalt blauen Augen, die gerne ihre schwarzen Turnschuhe, ihre schwarze Hose und ebenso schwarze Lederjacke trägt und dazu immer irgend ein T-Shirt oder Top, welches heute ausnahmsweise mal ein grünes Top war. Er musterte jedes Detail an mir. Sein Blick ging über meine Kleidung und meinen Körperbau hinüber zu meinem Gesicht, wo er nun dieses bis ins kleinste Detail untersuchte. Sein Blick blieb schließlich an meinen Augen hängen. Lange blieb diese Stille bestehen. Ich entschied mir einen Stuhl heranzuziehen und mich auf diesen zu setzen, da das rumstehen langsam in den Beinen weh tat.

"Sag, Sterbliche. Wieso kommst du mich besuchen? Oder schickt Fury dich?", unterbrach er die Stille und verschränkte seine Hände hinter dem Rücken. Ich schüttelte belustigt den Kopf. "Klar. Ich komme dich besuchen, während du einen unserer Leute in deiner Gewalt hast. Dann will man ihn bestimmt einfach so seinem Schicksal überlassen und mit seinem Entführer ein wenig plaudern.", sagte ich sarkastisch und verschränkte die Arme vor der Brust. "Dein Sarkasmus ist nicht zu überhören, Sterbliche. Du scheinst ihn sehr zu mögen, richtig?", fragte er und kam ein paar Schritte auf die Glasscheibe zu. "Wieso sollte dich das interessieren?", stellte ich die Gegenfrage und zog misstrauisch eine Augenbraue höher. Klar mochte ich Clint. Er und ich waren eng befreundet. Wir beide haben zur selben Zeit bei S.H.I.E.L.D. angefangen und waren für den jeweils anderen immer da. Doch war das nur Freundschaft, was auch gut war. "Man weiß einfach gerne über die Leute in seinem Umfeld bescheid.", antwortete er. "Um dann diese Informationen für seinen Gunsten zu nutzen... Sicher doch.", stellte ich fest und sah ihn einfach weiter ernst an. "Da verstehst du was falsch.", beschwichtigte er und nun legte ich fragend den Kopf schief. "Wieso sollte ich einer Person schaden, wenn sie mir nicht geschadet hat oder ich sie nicht kenne.", beantwortete er meine nicht ausgesprochene Frage und ich nickte verstehend. "Also warum würdest du sowas von mir denken?", fragte er und ich dachte gespielt nach. "Ach... Hab nur geraten.", antwortete ich und sah dann wieder zu Loki. "Also weißt du genauso wenig über mich, wie ich über dich.", stellte er nun fest und lächelte mich schief an. "Was soll das heißen?", fragte ich, worauf er leise lachte. "Ich dachte du wärst klüger, doch bei deiner Fragerei zweifle ich langsam daran.", meinte er und ich zog die Augenbrauen zusammen. "Ich frage einfach immer nur nochmal nach.", erwiderte ich und fragte daraufhin nochmal, wie er seine vorherige Aussage gemeint hatte. "Ich interessiere mich für dich.", antwortete er dann auf meine Frage und wieder sah ich ihn fragend an. "Wieso sollte ein Gott aus Asgard, wie du, sich für eine Sterbliche aus Midgard, wie mir, interessieren?", fragte ich und dieses mal lachte er nur wieder. "Das überlasse ich dir. Schließlich will ich wissen, ob du wirklich so klug bist, um selber darauf zu kommen.", sagte er mich anlächelnd und legte den Kopf leicht schief. Ich sah ihn einfach weiter an.

"Doch lässt mein Eindruck mich daran zweifeln.", wurde er wieder ernst und sah mich mit leichter Mitleidigkeit an. "Wieso arbeitest du für S.H.I.E.L.D.? Wenn ich dich so ansehe, siehst du so aus, als ob du für das richtige kämpfen willst." "So ist es auch.", bestärkte ich seine Aussage sofort. "Dann beantworte meine Frage, Sterbliche. Wieso-", ich unterbrach Loki. "Nenn mich nicht immer Sterbliche. Ich habe auch einen Namen. ", sagte ich, da es mir auf die Nerven ging, dass Loki mich mit 'Sterbliche' ansprach. "Dann sag, wie du heißt. Dann nenne ich dich beim Namen und nicht mehr 'Sterbliche'.", sagte er und sah mich abwartend an. "Mein Name ist Cassy.", antwortete ich und er sah dann kurz zur Seite. "Cassy...", sprach er meinen Namen lang gezogen aus und irgendwie mochte ich, wie er meinen Namen aussprach. "Dies ist ein wirklich schöner Name.", machte er mir ein Kompliment und sah dann auch sofort wieder zu mir. "Danke." "Also beantworte mir jetzt meine Frage, Cassy.", kam er wieder darauf zu sprechen. "Mein Vater selbst war ein S.H.I.E.L.D. Agent. Meine Mutter starb kurz nach meiner Geburt, weshalb sich mein Vater neben den Missionen allein um mich kümmern musste. Als ich 5 Jahre alt war, kam er bei einer Mission ums Leben. Fury nahm mich auf. Laut Fury war der Wunsch meines Vaters, dass ich als sein einziges Kind in seine Fußstapfen trete. Deswegen arbeite ich für S.H.I.E.L.D.", antwortete ich nun und sah weg. "Wenn es nicht der Wunsch deines Vaters gewesen wäre, würdest du trotzdem für S.H.I.E.L.D. arbeiten?", fragte er und war nur noch zwei Schritte von der Glasscheibe entfernt. Ich überlegte. Wenn mein Vater es nicht gewollt hätte, würde ich dann nun hier sitzen? "Ich weiß es nicht.", sprach ich meinen letzten Gedanken aus. Ich sah wieder auf zu Loki als dieser mich ansprach. "Cassy." Er sah mich bemitleidend an. "Was würdest du tun, wenn man dir die Chance gäbe, nicht mehr für S.H.I.E.L.D. zu arbeiten?" Wieder überlegte ich. <Würde ich es annehmen oder S.H.I.E.L.D. treu bleiben? Warum will er soviel wissen? Sollte ich nicht die jenige sein, die ihm Informationen entlocken soll?> Diese und noch weitere Fragen schwirrten in meinem Kopf umher. "Cassy.", sprach mich Loki wieder an, der auf eine Antwort wartete. "Was würdest du tun?" "Ich... Warum fragst du mich das alles, Loki?", stellte ich ihm eine Gegenfrage, weil ich nicht weiter wusste mit seiner. "Aus Interesse.", antwortete er schlicht.