Kapitel 6 - die Mauer des Grauens
Dudley grinste seinen besten Freund an. „Bis irgendwann, Piers."
Er boxte dem vor ihm stehenden Jungen einmal freundschaftlich gegen den Arm, bevor er in das große Auto seiner Eltern stieg. Seine Eltern hatten Piers und seiner Familie ganz hastig erklärt, Dudley würde auf ein besonderes Internat für hochbegabte Kinder gehen. Das hatten sie auch allen Nachbarn und der Schulleitung von Dudleys alter Schule erzählt. Petunia und Vernon hätten es nicht ertragen können, hätte irgendjemand außer ihnen die Wahrheit gewusst.
Heute würde Dudley in Hogwarts aufgenommen werden. Vor zwei Tagen hatte McGonagall ihn wieder nach Hause gebracht. Sie hatte lange gebraucht, um Vernon und Petunia davon zu überzeugen, dass Dudley nach Hogwarts konnte. Petunia war in Tränen ausgebrochen und hatte etwas davon gesagt, dass sie ihren kleinen Duddymatz nie hergeben würde - aber das hatte sie dann doch. Als McGonagall dann verschwunden war, hatten Mr. und Mrs. Dursley ihn ignoriert; das einzige, was sie getan hatten war, einen überdimensional großen Koffer aus dem Keller nach oben zu bringen. Inzwischen war darin all das Zeug, das Dudley für Hogwarts brauchte.
Er hatte nur einen Abend und einen Tag Zeit gehabt, sich für seine Schule vorzubereiten und irgendwie – irgendwie freute er sich ein ein wenig auf Hogwarts. Nur seine Eltern störten ihn, beide schienen sich inzwischen gar nicht mehr für ihn zu interessieren und er hasste diese Tatsache ... dieses Gefühl mit jeder Faser seines Körpers. Er konnte es nicht ertragen, dass sie sich ihm gegenüber genauso wie bei Harry benahmen.
Zumindest fahren sie mich zum Bahnhof Kings Cross, dachte Dudley, der schon das Gegenteil befürchtet hatte.
Der Motor brummte laut auf, als Vernon Dursley das Auto startete. Aber das war auch das einzige Geräusch, was während der Fahrt zu hören war – die Dursleys waren alle drei totenstill.
Nach einer ungewöhnlich ruhigen Fahrt stoppte Vernon das Auto. Petunia und Vernon halfen Dudley, den Koffer aus dem Auto zu tragen und begleiteten ihn bis zum ersten Gleiß. Einige Augenblicke standen sie still da, bevor Vernon unbeholfen hüstelte und Dudley zweimal auf die Schulter klopfte. „Pass auf dich auf, Junge", sagte er.
Petunia sah Dudley an und es schienen sich Tränen in ihren Augen zu bilden, die sie jedoch schnell weg blinzelte. „Genau, Duddy, pass auf dich auf", murmelte sie, strich ihm für einen Sekundenbruchteil übers Haar und brachte ihre Hand schließlich wieder in der Nähe ihrer Tasche in Sicherheit.
Dudley blickte in die emotionslosen Gesichter seiner Eltern, bevor er ein "Tschau", hervorwürgte. Mr. und Mrs. Dursley starrten ihren Sohn einige Sekunden lang an, bevor sie sich langsam umdrehten und den Bahnsteig mit schnellen Schritten verließen.
Dudley sah ihnen eine Zeit lang nach und holte anschließend seine Fahrkarte aus seiner Jackentasche. Gleiß 9 ¾... gut, und wie sollte er dahin kommen? Dudley atmete tief durch ... und erstarrte.
Da war Harry! Neben ihm liefen mehrere, rothaarige Personen. Als er Ginny erkannte, drehte Dudley schnell den Kopf weg. Sollte er zu ihr? Vielleicht wusste sie ja, wie man zum Gleiß gelangen konnte. Er dachte nach und entschied sich schließlich dagegen.
Harry durfte ihn auf keinen Fall hilflos erleben!
Dudley packte den Griff seines Koffers und zog ihn hinter sich her, Harry, Ginny und der rothaarigen Familie folgend.
Als sie schließlich vor der Mauer zwischen Gleiß 9 und 10 stehen blieben, verengte Dudley die Augen. Was wollten sie da? Er zuckte zusammen als einer der großen, rothaarigen Jungen, seinen Wagen vor sich herschiebend, genau auf die schmale Mauer zwischen den beiden Gleißen zu rannte.
Dudley hielt die Luft an. Doch anstatt gegen die Mauer zu knallen verschwand der Junge plötzlich, lief einfach durch die Mauer durch. Dudley wurde schlecht. Was war passiert? Verschlang diese Mauer Leute? Musste er da auch durch?
Nun setzte sich auch der Rest der Familie in Bewegung und einer nach dem anderen wurde von den harmlos aussehenden Ziegelsteinen verschluckt.
Schließlich ging die rothaarige Frau, die Ginny auf irgendeine Art und Weise ähnlich sah, gelassen auf die Mauer zu - und verschwand ebenfalls.
Jetzt standen nur noch Harry und der Kleinste der rothaarigen Jungen da. Sie grinsten sich an und rannten schließlich auf die Mauer zu. Doch sie verschwanden nicht. Sie knallten gegen die Wand und stürzten zu Boden.
Der rothaarige Junge rappelte sich auf, drehte sich um - und sah Dudley direkt in die Augen.
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