Aufgeflogen

Noch immer wütend und eingeschnappt bastelt Poe an seinem neuen X-Flügler herum. Der elegante Jäger des Widerstands erstrahlt in einem reinen, sauberen Weiß, das nur von zwei knallorangen Streifen durchbrochen wird. Ausgestattet ist das Schiff mit einem Hyperraumantrieb, einer Zielerfassungskanone und weiterem Schnickschnack. Dennoch setzt Poe alles daran, seinen Jäger mit viel mehr Modifikationen auszustatten und so wendiger und schneller zu machen, um ihn auf den Stand seines alten X-Flüglers Schwarz Eins zu bringen. So schnittig wie dieser war und ist kein anderes Schiff des Widerstands, selbst der Falke nicht. Kurz wischt Poe sich den Schweiß von der Stirn, beginnt dann aber wieder mit den Arbeiten an seinem neuen Schätzchen. Mit geschickten Fingern löst er mal hier ein Teil, baut dafür ein Neues ein und modifiziert seinen X-Flügler weiter. Als er mit einem Schraubendreher an der Unterseite des Sternjägers hantiert, rutscht er mit der Spitze weg und reißt sich ein Stück Haut ab. ,, Verdammt!",flucht Poe, wischt das Blut an seiner Hose ab und richtet sich auf. Da der Abstand zwischen dem Boden und dem Rumpf des Schiffes so klein ist, stößt er sich den Kopf am Metall. Leise stöhnt er auf und reibt sich die Stirn. Er ist einfach gerade nicht richtig bei der Sache. Zu wütend macht ihn, dass Leia Rey als ihre Nachfolgerin ausgewählt hat. Dabei hat die Jedi keinerlei Erfahrung, was an ihrem Alter und der Tatsache, dass sie die meisten Jahre ihres Lebens auf einem Wüstenplaneten verbracht hat, liegt. Sie mag ja vielleicht gut fliegen und kämpfen können, aber von Diplomatie und Ansprachen hat sie keine Ahnung- im Gegensatz zu ihm. So lange ist er schon beim Widerstand, ist in seinen Rängen aufgestiegen und hat alles für ihn aufgegeben, sich nur dieser Sache verschrieben. Er hätte die Führung des Widerstands übernehmen müssen, nicht ein unwissendes, unerfahrenes Kind. Alles in ihm zieht sich vor Wut zusammen, bei dem Gedanken, Rey, wenn Leia einmal nicht mehr da ist, zu gehorchen. Er hasst es, Anweisungen zu bekommen. Besonders von einer Person, die noch jünger und unerfahrener ist als er selbst. Bevor er sich weiter in diese Sache hineinsteigern kann, reißt ihn ein ungeduldiges Piepsen aus den Gedanken. ,,Ja, BB-8. Ich bin jetzt fertig." Mit dröhnendem und schmerzhaft pochendem Schädel rutscht er unter seinem X-Flügler hervor und setzt sich auf. Die Sonne scheint erbarmungslos auf ihn herab, lässt den Schweiß auf seiner Stirn glänzen und die Kopfschmerzen noch schlimmer werden. Leise stöhnt Poe auf und reibt sich den Kopf, während er aufsteht. Um sicherzugehen, dass keiner außer seinem Astromech etwas von der peinlichen Situation mitbekommen hat, schaut er sich kurz um, aber zu seinem Glück befindet sich kein anderer Pilot oder Anhänger des Widerstands in seiner Nähe. Und viel wichtiger: Auch Rey ist weit und breit nicht zu sehen, aber das wundert ihn nicht wirklich. Es ist nur einige Stunden her, dass er sie nicht weit von Maz' Schloss entfernt bewusstlos aufgefunden hat. Blut und Dreck klebten an ihren Händen und ihrer Stirn und auch ihre grauen Klamotten waren vollkommen verdreckt. Was auch immer sie am Kopf erwischt hatte, musste ganze Arbeit geleistet haben. Auch, wenn die Stimmung zwischen der Jedi und ihm ziemlich angespannt ist, konnte- und wollte- er sie nicht einfach im Wald liegen und womöglich sterben lassen. Doch das würde er ihr gegenüber natürlich nicht zugeben. Die Blöße wird er sich nicht geben, niemals. Dafür hat sie ihm zu viel angetan. Nie, nie liest man ungefragt in den Erinnerungen und Gedanken eines anderen wie in einem offenen Buch und erst recht nicht, wenn man denjenigen nicht gut kennt.

Ein leises Räuspern reißt Poe schließlich in die Realität zurück. Er zuckt kurz zusammen, strafft aber dann die Schultern und schaut geradewegs in General Organas Gesicht. Eine gewisse Strenge liegt auf ihren Zügen, als sie ihn von Kopf bis Fuß mustert. ,, Captain Dameron, sind Sie nicht mit Ihrem X-Flügler zufrieden oder wieso basteln Sie schon wieder an ihm herum?" Eine unangenehme Hitze kriecht über Poes Wangen und er tritt nervös von einem Bein aufs andere. ,, Nein, nein. Alles in Ordnung",murmelt er. Er öffnet den Mund, um nun endlich alles, was er Leia schon viel früher sagen wollte, loszuwerden, schließt ihn aber schnell wieder. Stattdessen tut er so, als würde er gähnen. Es fühlt sich einfach falsch an, Rey zu verraten. Er kann nicht genau erklären, warum, jedoch weckt sie etwas in ihm, das schon so lange nicht mehr da war. Sie hat zu viel Ähnlichkeit mit IHR, diese Parallelen erschrecken ihn immer wieder. Und wahrscheinlich genau aus diesem Grund sprudeln auf einmal alle Informationen aus ihm heraus: ,,Rey hat eine Verbindung zu Kylo Ren!" Perplex starrt Leia ihn an. ,,Was?!" Bewusst ignoriert er BB-8s unheilvolles, trauriges Piepsen und beginnt zu erzählen. Viel zu lange trägt er das alles schon mit sich herum. Jetzt ist die Zeit, irgendjemandem seine Sorgen anzuvertrauen, gekommen.

Verwirrt blinzelnd schlägt Rey die Augen auf, schließt sie aber sofort wieder, als ihr die Sonne direkt ins Gesicht scheint. Stattdessen bleibt sie einfach liegen und atmet tief durch, um die pochenden Schmerzen in ihrem Kopf zu verjagen. Alles tut ihr weh, ihr Mund fühlt sich wie ausgetrocknet an und ihre Arme... Vorsichtig hebt sie den rechten Arm. Abgesehen davon, dass er ein bisschen kribbelt, ist alles so wie immer. Nun viel ruhiger lässt Rey sich zurück in die Kissen sinken, öffnet aber langsam ihre Augen, damit sie sich wieder an das Licht gewöhnen kann. Viel zu lange war sie bewusstlos und auch noch ein paar Stunden nach ihrem Kontakt mit dem dicken Ast im Wald dreht sich alles um sie herum. Finn, der stocksteif die ganze Zeit neben Rey saß, nimmt ihre Bewegungen nur aus dem Augenwinkel wahr, richtet seinen Blick aber sofort auf sie. ,,Rey! Du bist wach!",ruft er glücklich. Seine Augen glänzen vor Freude, dennoch liegt ein Hauch Besorgnis in ihnen. Und diese Besorgnis gilt nicht nur ihr, das weiß Rey genau. ,,Wie... wie bin ich hierher gekommen?",krächzt sie. Ihr Hals ist staubtrocken und brennt wie Feuer, daher ist ihre Stimme auch kaum mehr als ein Flüstern. Nachdenklich mustert Finn sie. ,,Poe hat dich hergebracht. Er hat dich nicht weit von Maz' Schloss entfernt gefunden." Mit vorsichtigen, langsamen Bewegungen streicht er über die Wunden auf Reys Handrücken. Sie blinzelt verwirrt, ihr Magen zieht sich zusammen, ob vor Scham oder Übelkeit kann sie jedoch nicht genau sagen. ,,Poe?",haucht sie. ,,Wo... wo ist er?" Nervös kaut sie auf ihrer Lippe herum. Wieso sollte ausgerechnet Poe ihr helfen? Besonders nach allem, was zwischen ihnen passiert ist? ,,Er müsste draußen sein",antwortet Finn. ,,Bei seinem neuen X-Flügler." Abwesend nickt Rey. Sie versteht einfach nicht, wieso Poe erst so gemein zu ihr ist und ihr jetzt auf einmal hilft. Alles in ihr verkrampft sich, eine merkwürdige Übelkeit steigt in ihr auf und ihr Kopf dröhnt noch immer schmerzhaft. ,,Mir ist schlecht",bringt sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. ,,Das ist vollkommen normal. Du hast eine Gehirnerschütterung, sagt der Medi-Droide zumindest." Gerade noch rechtzeitig springt Finn zur Seite, als Rey würgt und sich direkt vor seine Füße übergibt. ,,Wo warst du nur mit deinen Gedanken in dem Wald, Rey?",seufzt er und schüttelt bedrückt den Kopf. Leicht panisch weiten sich ihre Augen und sie wird blass. Soll sie ihm die Wahrheit sagen? ,,Da... da war auf einmal...",beginnt sie, stoppt aber sofort wieder. ,, Ich... ich war einfach abgelenkt. In Gedanken. Genau, ich war bloß in Gedanken."

Mit einem lauten Knall fliegt die Tür auf und Poe stürmt in den Raum, hinter ihm BB-8, Leia und Maz. Die Luft rings um ihn herum ist von Wut erfüllt, seine Aura färbt sich tiefschwarz, ein bedrohliches Knistern durchdringt die vorher so friedliche Atmosphäre. Rey schreckt auf und starrt direkt in Poes Gesicht. Seine Augen funkeln böse, Hass und auch... Trauer liegen in ihnen, unter seinen brodelnden Gefühlen krümmt sich die Macht zusammen. ,,In Gedanken? Bei Kylo Ren oder was?",schnappt er, um seinen Unmut über Reys Aussage Finn gegenüber zu zeigen. Rey wird noch eine Spur blasser, falls das überhaupt möglich ist, und setzt sich auf. Ihre Knie zittern, sie hat das Gefühl, als würde sich ihr Magen umstülpen. ,,Poe, w-wie meinst du das?",stammelt sie und kaut auf ihrer Lippe. Wie von selbst ballen sich ihre Hände zu Fäusten, alles in ihr zieht sich zusammen und sie wünschte wirklich, sie wäre jetzt an einem anderen Ort. Egal wo, Hauptsache nicht hier bei Poes ständigen Anschuldigungen. Verächtlich schnaubt Poe. ,,Du weißt genau, was ich meine! Ich habe das Gespräch zwischen dir und Maz gehört!" Unerwartet von neuer, plötzlicher Kraft erfüllt, springt Rey auf. Ihre Kopfschmerzen und die Übelkeit sind wie weggeblasen, nur der Aufruhr über das eben Gehörte tobt in ihr. ,,Du hast was?! Hat dir niemand beigebracht, dass man nicht lauscht?!" ,,Genauso wenig, wie dir jemand beigebracht hat, dass man seine Freunde nicht hintergeht!",kontert Poe. Langsam nähert er sich Rey und auch sie geht auf ihn zu. Seine letzten Worte haben sie tief getroffen. ,,Du weißt genau, dass ich nie jemanden hatte, der mir auch nur irgendetwas beibringen konnte!", schreit sie. Wie ein verletztes Tier schnappt sie nun um sich, solche Anschuldigungen lässt sie nicht auf sich sitzen. Finn, der erst nur reglos dastand, packt Rey schließlich an den Schultern. ,,Lass das, Rey!" Seine Stimme ist sanft, aber dennoch bestimmt. Unfassbar schnell wirbelt die Jedi zu ihm herum, stößt ihn mit der Macht von sich weg und knurrt: ,,Halt dich da raus, Finn." Unsanft landet er auf der kleinen Liege im Raum und schüttelt betrübt den Kopf. Was ist nur mit ihr los? Ohne weiter auf ihren besten Freund zu achten, richtet Rey ihre Aufmerksamkeit wieder auf Poe. Seine Augen sind vor Schreck geweitet, ziehen sich aber kurz darauf wieder vor Wut zusammen. ,,Ach, so geht man also mit seinen Freunden um?",fragt er höhnisch, nicht ahnend, was er damit in Rey auslöst. Sie erstarrt, die linke Hand noch immer zur Faust geballt, die Rechte jedoch gespreizt. Und als hätten seine Worte das Fass zum Überlaufen gebracht, zucken auf einmal blaue Energieblitze durch den Raum und schlagen knapp neben Poe in den Boden ein. Ein rauchendes Loch entsteht. Maz blickt erst zu Leia, dann zu Poe und schließlich zu Rey, die erschrocken auf ihre stark zitternde Hand starrt. Doch bevor irgendjemand etwas sagen kann, stürzt ein Widerstandsoffizier in den Raum. ,, General Organa, die Erste Ordnung. Sie hat uns gefunden",bringt er nach Luft ringend hervor.

Die Arme hinterm Rücken verschränkt, den Blick stur in die Tiefen des Weltraums gerichtet, steht Kylo Ren auf der Brücke des gewaltigen Sternzerstörers. Auch, wenn das monströse Schlachtschiff noch außerhalb des Orbits von Takodana schwebt, spürt Kylo die aufwallende Angst der Menschen auf der Oberfläche des Planeten unter ihm. Die Macht krümmt sich zusammen, die Gefühle jedes einzelnen Widerständlers bringen sie zum Brodeln. Und auch Rey bleibt Kylo Ren nicht verborgen. Sie ist wie ein Leuchtfeuer in der Macht, strahlend hell und blendend, jedoch ist ihre Aura von einer dunklen Ader durchzogen. So tiefschwarz, dass sie einen starken Kontrast zu dem Licht, das die Schrottsammlerin umgibt, bildet. Leicht überrascht zieht Kylo eine Augenbraue hoch. Er kann Reys Schmerz und ihre aufkochende, brodelnde Wut förmlich spüren, kombiniert sind die Gefühle so stark, so erdrückend, dass er leise aufkeucht. Seine linke, behandschuhte Hand ballt sich wie von selbst zur Faust und er beißt sich fest auf die Lippe. Was sie... Nein, was ihre Schmerzen, ihre Gefühle mit ihm anstellen, zerreißt ihn beinahe, so stark ist ihr innerlicher Konflikt und kombiniert mit seinem Eigenen, bringt es ihn fast um. Fest entschlossen, dem Ganzen endlich ein Ende zu setzen, bringt er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor: ,,Deine Gefühle bringen dich noch um, kleine Rey. Wenn ich ihnen nicht zuvorkomme." Seine Stimme hat einen bedrohlichen Unterton angenommen, Tränen sammeln sich in seinen Augen, doch er ignoriert sie geflissentlich. Gefühle machen schwach, Gefühle sind falsch. Ein leises Räuspern lässt Kylo schließlich herumfahren. Vor ihm steht ein junger Offizier, der definitiv eingeschüchtert von der schwarz gekleideten Gestalt vor ihm ist. Sein Unbehagen ist für Ren genau zu spüren. ,,Was gibt es, Lieutenant?",fragt Kylo bedrohlich ruhig. ,,Der Widerstand bereitet sich zur Flucht vor",sagt eben Angesprochener. ,,Sollen wir vorrücken?" ,, Nein, wir warten, bis sie die schützende Atmosphäre des Planeten verlassen haben. Dann schlagen wir zu und vernichten den Widerstand." Eindringlich mustert Kylo den Lieutenant. ,,Haben Sie mich verstanden?" ,,Ja, Sir", murmelt der Offizier und eilt davon, um die Anweisungen des Obersten Anführers weiterzugeben. Es ist eh nur noch eine Frage der Zeit, bis der Widerstand vernichtet ist, da kommt es auf ein paar Minuten mehr oder weniger auch nicht mehr an. Zu dieser Erkenntnis ist auch Kylo gelangt. Und aus diesem Grund dreht er sich wieder zu dem großen Aussichtsfenster um und starrt ins All hinaus, direkt auf Takodana hinab. Nicht mehr lange und der Widerstand wird Geschichte sein.

Vor Maz' Schloss herrscht panische Hektik. Die übrigen Widerstandspiloten eilen zu ihren Sternjägern, machen die Schiffe startklar. Allen voran Poe, gefolgt von BB-8. Als er seinen X-Flügler erreicht, wartet er nicht erst darauf, dass ihm eine Leiter gebracht wird, sondern klettert schnell auf den Flügel und ins Cockpit. Und auch sein Astromech sitzt schon sicher in seinem Droidensockel. Aufgeregt piepst er. ,,Ja, BB-8. Ich beeile mich ja schon!",sagt Poe und bringt seinen X-Flügler zum Laufen. Die Triebwerke heulen auf und beinahe sofort löst sich Poes Anspannung in Luft auf. Nirgendwo fühlt er sich so wohl, wie im Cockpit eines X-Flüglers. Während sein Sternjäger abhebt, schaltet er auf den Staffelkanal um. ,,Hier spricht Staffelführer Orange. Seid ihr bereit, der Ersten Ordnung mal richtig zu zeigen, mit wem sie sich angelegt haben?" Ein leises Lachen dringt an Poes Ohren, dann meldet sich die erste Pilotin via Comlink. ,, Einsatzbereit, Orange Eins." Poe erkennt sie sofort. Es ist Pamich Nerro Goode, die gemeinsam mit Cova Nell einen der Transporter bei der Flucht nach Crait geflogen ist. Wenn die Lage nicht so ernst wäre, hätte er gelächelt. Zum Glück ist es ihm gelungen, die talentierte Pilotin für seine Staffel zu gewinnen. Andererseits blieb ihm auch nichts anderes übrig. Zu viele Piloten, zu viele Freunde wurden getötet, da war er quasi dazu gezwungen, die Leute, die seiner Meinung nach gut genug waren, zu rekrutieren. Alles in ihm zieht sich zusammen, wenn er nur an die vielen Verluste denkt. Schnell schüttelt er diese finsteren Gedanken ab und konzentriert sich auf die Meldungen, die er über Funk bekommt. Alle Piloten sind einsatzbereit und können es kaum erwarten, dem Feind gewaltig in den Hintern zu treten. Da dringt noch eine weitere Stimme zu Poe durch: ,, Einsatzbereit und topfit, Poe!" Er zuckt kurz zusammen und sein anfangs überhebliches Grinsen ist auf einmal wie weggeblasen. ,,Rey?! Was machst du da?!" ,,Ich helfe euch!",antwortet die Jedi, während sie flink die Schalter im Cockpit umlegt und mit ihrem blau-weißen A-Flügler abhebt. Unmittelbar hinter dem Cockpit befindet sich R2, er wird Rey als Astromech behilflich sein. Sein aufgeregtes Piepsen entlockt ihr ein Lächeln. ,,Es geht ja jetzt los, R2",sagt sie. Ihre Hände schließen sich fest um den Steuerknüppel vor ihr und umgeben von den anderen Piloten und der Flotte des Widerstands verlässt sie die schützende Atmosphäre von Takodana. Die tiefe Schwärze des Weltraums empfängt sie. Gegen diese Dunkelheit wirken die unzähligen Sternzerstörer der Ersten Ordnung wie helle Lichtpunkte und bilden so einen scharfen Kontrast zu ihrer Umgebung. ,,Das nenne ich mal eine Flotte",haucht Rey unheilvoll und beugt sich vor, um die Schiffe genauer betrachten zu können. ,, Jäger, bleibt dicht zusammen!", befiehlt Poe. ,, Lenkt sie ab, damit unsere Flotte entkommen kann!" In geschlossener Formation und rasend schnellem Tempo fliegen die Sternjäger des Widerstands auf die Großkampfschiffe der Ersten Ordnung zu. Beinahe sofort starten bestimmt um die fünfzig TIE-Jäger von einem der gewaltigen Zerstörer, angeführt von einer TIE-Silencer mit auffallend roten Flügeln. Eine Rey nur zu gut bekannte Präsenz geht von dem Schiff aus und lässt die Jedi scharf die Luft einziehen. ,,Kylo", haucht sie. Ihr Magen zieht sich zusammen und sie umklammert den Steuerknüppel ihres A-Flüglers so fest, dass ihre Fingerknöchel weiß hervortreten. Unruhig kaut sie auf ihrer Unterlippe herum. Nie hätte sie gedacht, dass ihr nächstes wirkliches Treffen unter diesen Umständen und so schnell stattfinden würde. Viel zu sehr verwirrt sie noch die Situation in Snokes Thronsaal und die Worte, die er so flehend, ja fast schon weinerlich, an sie gerichtet hat. ,,Rey, komm mit mir... Bitte!" Seine dunklen Augen waren so voller Schmerz und aufsteigender Tränen gewesen, dass es Rey nach wie vor eine Gänsehaut über den ganzen Körper jagt. Als sie ihm da so gegenüber stand, hatte sie das Gefühl, sie könne seine Trauer mit ihren bloßen Händen greifen, so präsent war sie. Doch jetzt ist seine Aura von Wut und tiefer Entschlossenheit durchzogen, diese erdrückende, unendlich scheinende Trauer ist wie weggeblasen, alles um ihn herum ist schwarz, tiefschwarz. Gleichzeitig spürt Rey genau seinen Konflikt. Er zerreißt ihn förmlich, bringt ihn beinahe um... und versetzt ihr einen heftigen Stich. Leise keucht sie auf, jedoch verwandelt sich ihr Keuchen schon bald in einen Schrei, da nur knapp an dem Flügel ihres Sternjägers ein Laserstrahl von einem der TIE-Jäger vorbeisaust. ,,Rey! Konzentrier' dich!",erklingt sofort Poes Stimme über den Staffelkanal. Er klingt gestresst und auch genervt, was wohl daran liegen mag, dass er selbst damit beschäftigt ist, sich drei Gegner vom Leib zu halten. Hastig nickt Rey nur. ,,R2, volle Kraft!",schreit sie und wird aufgrund der brutalen G-Kräfte in den Sitz gepresst, als ihr A-Flügler beschleunigt. Ein heftiges Grollen geht durch die kleine Jagdmaschine und sie schießt mit einem Satz nach vorne. ,,Wohoo, was für ein Ritt!",ruft Rey. Ein leises Lachen entweicht ihrer Kehle. ,,Du solltest aufhören, das so sehr zu genießen",erklingt eine tiefe Stimme in ihrem Kopf, während sie gerade einen TIE-Jäger in Weltraumstaub verwandelt. Ihr siegessicheres Grinsen weicht einem ängstlichen Gesichtsausdruck, doch sie lässt sich nichts anmerken und pulverisiert stattdessen einen weiteren Gegner. ,,Ignorierst du mich etwa?",fragt Kylo und sie sieht sein selbstgefälliges Grinsen schon beinahe vor sich. Wie von selbst krallen sich ihre Hände fester um den Steuerknüppel vor ihr. ,,Hatte ich eigentlich vor, ja. Aber du machst es mir nicht gerade leicht, Ben." Obwohl sie sich des Risikos vollkommen bewusst ist, nennt sie ihn bei seinem Geburtsnamen- und spürt, wie sich die Macht um sie herum unter seinen brodelnden Gefühlen zusammenzieht. ,,Nenn mich nie wieder so, Schrottsammlerin",knurrt Kylo, dann lässt er die Triebwerke seiner TIE-Silencer laut aufheulen und saust in unwahrscheinlicher Geschwindigkeit auf Reys A-Flügler zu. Stets darauf bedacht, den Schiffen des Widerstands auszuweichen und keinen Treffer zu kassieren.

Kaum hat Rey die nahende Bedrohung wahrgenommen, lenkt sie ihren A-Flügler aus Kylos Flugbahn und sprengt sich den Weg von sämtlichen Gegnern frei. Ihre Gedanken rasen unfassbar schnell durch ihren Kopf. Zugegeben, Kylo zu provozieren, war vielleicht ein wenig dumm von ihr, aber sie würde sich sicher nicht von diesem schwarz gekleideten Trauerkloß in Stücke sprengen lassen. Dafür ist sie viel zu stolz- und ihre Flugfähigkeiten viel zu gut. Dennoch erwischt sie beinahe einer seiner Schüsse. Gerade noch rechtzeitig weicht sie aus, nur um kurz darauf fast von Kylos rechtem Flügelmann erwischt zu werden. ,,Schießen können deine Piloten auch nicht, oder?",grinst sie und entblößt dabei ihre Zähne, dennoch steigt Angst in ihr auf, strömt wie eiskalte Wellen durch ihren Körper. ,,Genauso wenig, wie du deine Angst vor mir verstecken kannst",kontert Kylo. ,,Das ist deine größte Schwäche. Deine Gefühle bringen dich noch um, kleine Rey. Wenn ich ihnen nicht zuvorkomme." In seiner Stimme liegt so ein bitterer, ernster Ton, dass es Rey einen eiskalten Schauer über den Rücken jagt. Für eine kurze Zeit schließt sie die Augen, atmet tief durch und übergibt ihren Körper schließlich der Macht. Sie wird sie leiten, da ist sie sich sicher. ,,Vorsicht, Ren",entgegnet sie und schlägt die Augen wieder auf. Eine tiefe Ruhe und Entschlossenheit, aber auch etwas Gefährliches liegt in ihrem Blick. ,,Pass auf, dass dich dein Konflikt nicht umbringt." Sie macht eine bedrohliche Pause, ihr Finger schwebt über dem Feuerknopf, und spricht dann weiter. ,,Wenn ich ihm nicht zuvorkomme." Geleitet von der Macht drückt sie den so verlockend wirkenden Knopf herunter. Rote Laserstrahlen lecken Kylos TIE-Silencer entgegen und ehe er sich's versieht, brennen sie ein Loch in den linken Flügel seines Schiffes, das sofort ins Trudeln gerät. Leise flucht er und kann nur noch zusehen, wie die Flotte des Widerstands im Hyperraum verschwindet. Nur Rey verharrt noch einige Sekunden in der Nähe seines Schiffes, scheinbar um sicherzugehen, dass seine TIE-Silencer nur beschädigt ist und nicht jeden Moment explodiert. Schließlich wendet Rey und folgt mit den anderen Sternjägern der Widerstandsflotte durch das sich vor ihr öffnende Portal. Frustriert starrt Kylo in die Leere des Weltraums. Vor Wut schließen sich seine behandschuhten Hände fester um die Schubregler seiner TIE-Silencer. ,,Hat sie es doch tatsächlich geschafft, mich reinzulegen",knurrt er fuchsteufelswild, während er von seinen beiden Flügelmännern zur Finalizer 2 eskortiert wird. Bei dem Gedanken, sich die gehässigen Kommentare von Hux anhören zu müssen, wächst die Wut in ihm noch schneller. Aber der rothaarige, eingebildete General und die freche Göre, die sich eine Jedi nennt, werden noch lernen, mit wem sie sich angelegt haben- und dann werden sie ihre Taten bereuen. Und zwar zutiefst.

Hey,
das ist das vierte Kapitel ❤ Ich hoffe, es gefällt euch. Lasst eure Meinung doch in den Kommentaren da ❤
Gute Nacht 😊

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