Luftpost

Die Zeiten, als ich Briefe an Luftballons knotete und in den Himmel losließ sind vorbei. Denn Plastik tötet unsere Umwelt. Ich bin weder Veganer, noch aktiver Plastikvermeider, doch ich denke, es wäre zu viel, heute noch Luftballons in die Luft steigen zu lassen.

Kindheitsträume und Kindheitserinnerungen. Kinderfeste am Anfang des Junis. Rollbretterfahren und Luftballontiere. Kinderschminke abwischen und Klavier spielen.

Das alles fühlt sich so verdammt weit weg an. Ich liege hier mit zwanzig Minuten Schlaf und sinniere über frühere Zeiten. Zeiten, in denen ich glücklich war, ohne mir irgendetwas vorzumachen. Zeiten, in denen ich behütet war.

Luftballonpost in den Himmel steigen ließ. Mit Wünschen und Hoffnungen, dass mir jemand zurück schreiben würde. Ich glaube zuletzt hatte ich das vor einigen Jahren getan. Als ich mich geoutet hatte als bisexuellen Mensch. Ich einen Brief in den Himmel schweben lassen hatte. Und dann war es, als wäre ich wieder zehn. Wünsche und Träume.

Als ich das letzte Mal einen Luftballonbrief geschrieben hatte war ich ebenso schlafgestört wie jetzt auch.

Ich könnte alte Tagebücher wälzen. Doch was mir bleibt ist hier. Ich habe mich nicht verändert. Ich habe mich gar nicht geändert.

Ich bin immer noch dumm und befangen. Immer noch die gleichen Gedanken immer wieder im Kopf. Die gleichen Gefühle und Ängste im Bauch. Der gleiche Selbstzweifel und Selbsthass im Herzen wie ein schwarzer stechender Dorn. Was hat sich geändert? Habe ich aufgehört, Luftballons in den Himmel zu schicken? Oder habe ich aufgehört zu hoffen, dass irgendjemand auf der Welt diese Luftballonpost liest?

Ich sende neue Luftballons aus. Doch die Luftballons Plätzen, noch bevor sie über den Ozan schweben können.

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