Lass alle Hoffnungen fahren!
Brief an mein jüngeres Ich.
Achtzehn Jahre und du fühlst dich erwachsen. Soll ich dir was sagen? Nen Scheiß bist du! Deine Haare blau gefärbt, aber grün geworden denkst du, sobald du studieren bist hast du dein Leben in dem Griff. Stimmt das? Ach vergiss es! Und ich weiß, du wirst nicht auf mich hören, nicht einmal, wenn es physikalisch möglich ist, denn du brauchst deine Fehler und warum sollte ich das schon besser wissen? Warum soll eine verbittert Kuh wie ich besser wissen, was aus dir wird, wer du warst und wer du wirst?
You are so in denial, baby! Ich weiß, du hasst es, Baby genannt zu werden, ich hasse es immer noch aber das beweist doch, dass ich dich kenne!
Biologie zu studieren war geil. Versau es dir nicht noch einmal! Hör doch einmal auf deinen guten Freund B. ... den ich jetzt gezielt anonym lasse. Du weißt, wen ich meine. Studiere Bio, hab die schönste Zeit deines Lebens, genieß es! Denn es wird nicht lange halten.
Es wird nicht lange halten, denn das Leben ist schneller als du. Das Leben wird immer schneller als du und das ist einfach, wie die Welt funktioniert.
Lass deine Hoffnungen und Träume platzen. Sie lohnen sich nicht so sehr, denn dann kannst du in dich tief hinein horchen. Was du wirklich willst.
Und ich weiß, das ist sehr gruselig. Ich weiß, es macht Angst.
Ich habe immer noch Angst. Unbändige blanke Angst.
Sag dir, dass es besser wird, doch es wird nicht besser, sondern nur noch schwerer als sonst. Es wird schwerer und schwerer und ich hasse, dass ich nichts tun kann, um dir zu helfen.
Ich hasse, dass ich nicht zurück gehen kann, um dich zu schütteln.
Ach ja und übrigens dein Freund. Er ist schon ganz cool, behalt ihn so lange du kannst, aber es ist nicht für die Ewigkeit gedacht. Und ich weiß, dass du es weißt. Du gestehst es dir nur nicht ein.
Gestehst dir ein, dass du nicht erwachsen bist und freunde dich mit dem Gedanken an, dass du in den nächsten sieben Jahren nicht erwachsen wirst.
Freunde dich mit dem Gedanken an, dass du deine persönliche Hölle mehr als einmal beschreiten wirst.
Freunde dich mit dem Gedanken an, zu existieren, anstatt zu leben.
Freunde dich mit dem Gedanken an, dass du auf mich wahrscheinlich nicht so extrem stolz wärst.
Es macht mir nichts aus. Du und ich sind beide ich. Und am Ende werden wir uns gegenseitig ins Verderben bringen.
Also lass alle Hoffnungen fahren und kümmere dich um wichtigeren Kram als um die Sackgassen, in die du immer und immer wieder reintrittst.
[7.4.19]
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