77. Finale

»Bist du aufgeregt?«

Sanft lächelnd sah Patrick zu Manu, der bloß den Kopf schüttelte.

»Nicht wirklich, nee. Ich werde wahrscheinlich eh nicht spielen, dazu steht zu viel auf der Kippe. Es geht hier ums Finale, ob wir erster werden. Da werdet bloß ihr zum Einsatz kommen, die wirklich guten.

»Du bist gut.«

Manu grinste leicht, schüttelte den Kopf.

»Du bist süß.«

Er drückte seinem Freund einen leichten Kuss auf die Wange, was diesen süß grinsen ließ.

»Ich bin nicht gut genug. Und das ist okay. Ihr seid genug phänomenale Spieler, ihr schafft das. Ihr habt wirklich Chanchen, auch nach der Schule irgendwo zu spielen. Für mich wird Basketball immer nur ein Hobby bleiben. Außerdem habt ihr mit Stegi schon einen Kleinen, Schnellen. Zwei sind zu viel.«

»Und das macht dir wirklich nichts aus?«

Manu schüttelte erneut den Kopf.

»Nein, wirklich nicht. Einfach dabei zu sein, euch gewinnen zu sehen und dazuzugehören reicht mir wirklich vollkommen. Vielleicht massier ich dich ja, wenn du vollkommen fertig vom Spiel kommst und ich entspannt eineinhalb Stunden zugesehen habe.«

Palle grinste frech.

»Soso, tust du das?«

»Wenn du jetzt lieb bist, vielleicht.«

Patrick konnte sich ein Lachen wirklich nicht mehr verkneifen – musste er aber auch gar nicht. Er genoss es, einfach mit Manu unterwegs zu sein und glücklich sein zu können. Ziemlich bald stießen sie zum Rest der Mannschaft und als gesammelte Gruppe machten sie es sich oben am Rand der Tribüne gemütlich, um dem Spiel um den dritten Platz, das gerade lief, ein wenig zusehen zu können.

Manu liebte es, mit welcher Selbstverständlichkeit keiner sie groß beachtete, als Patrick hinter Manu auf einer der großen Steinstufen Platz nahm und seine Arme über die Schultern seines Freundes hängte, um ihm in diesem letzten ruhigen Moment noch möglichst nah sein zu können. Im Gegensatz zu Tim und Stegi, die vor Spielen bloß immer ruhig nebeneinandersaßen, sich ab und zu leise unterhielten und Blickkontakt hatten, sich sonst aber kaum berührten, hatte Manu bereits die Erfahrung gemacht, dass Patrick gerne noch ein Mal seine Nähe suchte, um herunter zu kommen. Enspannt lehnte er sich gegen seinen Freund.

Hinter ihnen in der Halle war ein reges Kommen und Gehen – trotz allem war es eben doch bloß immer noch eine Schulliga und heute beim Finale waren eine Menge Mitschüler, Eltern und Lehrer angereist. Manu wusste, dass auch aus seiner Schule einige hier waren, hatte auch Dado vorhin schon kurz gesprochen und mit ihm geschrieben.

Gerade lief eine kleinere Gruppe vor ihnen auf den Steintreppen vorbei, größtenteils auch in Trikots gekleidet . Den Schriftzügen nach handelte es sich dabei um die Mannschaft, der sie gleich im Finalspiel begegnen würden – was sofort als Raunen durch ihre Gruppe ging.

Natürlich wurde sich gegenseitig ausgespäht und bewertet – das war in so einer Situation wohl unvermeidbar. Gerade ging ein relativ großer, blonder Spieler als einer der letzten an ihnen vorbei, als der Manu und Patrick zu entdeckens schien – und sein Gesicht verzog.

»Hey, Schwuchteln – Weibersport gibts hier nicht.«

Sofort fühlte Patrick, wie Manu in seinen Armen komplett verkrampfte, konnte aber auch selbst nicht verhindern, dass sich alles in ihm anspannte. Er bemühte sich, ruhig zu bleiben und beugte seinen Kopf zum Ohr seines Freundes.

»Ignorier ihn. Einfach nicht dran denken.«

Der Ansicht schien aber nicht jeder zu sein. Manu konnte sehen, dass ihre gesamte Mannschaft teils fassungslos, teils wütend über so viel offen zur Schau getragene Homophobe bei einem sportlichen Wettkampf zu den Fremden starrte. Ausgerechnet Felix war es aber, der schließlich aufstand und den Mund aufmachte – und Manu damit wirklich überraschte.

»Was soll das?«

Besagter Spieler schien keinen Rückzug antreten zu wollen - im Gegenteil.

»Wieso? Ihr seid doch die mit den Schwuchteln im Team. Macht euch das an? In der Umkleide beglotzt zu werden?«

»Hey – fair bleiben. Das hier ist ein Sportwettkampf. Da sgilt auch für außerhalb des Spiels. Wir erwarten eine Entschuldigung.«

Felix' Tonfall war so herablassend und gleichzeitig provokant, dass selbst Patrick verwundert zu seinem Kumpel sah. Er selbst kannte die Vorgeschichte nicht, wie homophob Felix sich am Anfang Manu gegenüber verhalten hatte – doch Manu kannte sie und war deswegen nur umso verwunderter. Schien so, als wäre Felix doch nicht der Arsch, als den Manu ihn abgestempelt hatte. Anscheinend wusste er am Ende des Tages eben doch, was gut und was schlecht, was gut und was böse war. Manu lächelte. Er mochte diesen Gedanken.

Der fremde Typ jedoch schien denkbar wenig beeindruckt und ließ noch ein paar Beleidigungen da, bevor er sich mit seiner Mannschaft verzog – was schließlich einfach damit endete, dass der Vorfall dem Kampfrichter zugetragen wurde und er für das Spiel gesperrt wurde.

Die Bestätigung, die sie als Mannschaft dadurch erhielten, tat ihrem Zusammenhalt natürlich enorm gut – und vielleicht lag es auch mit an dieser Stimmung, dass sie so gut spielten wie selten zuvor und am Ende nicht ein Mal mehr knapp den Sieg für sich gewonnen.

Manu war in diesem Moment einfach nur glücklich. Zwar hatte er nicht direkt zum Erfolg beigetragen – aber er gehörte zur Mannschaft, so wie jeder andere auch und mehr als je zuvor.


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Morgen kommt das allerletzte Kapitel hier!

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