59. Wütend
Da sie selbst morgen kein Spiel mehr hatten und bloß da blieben, um sich ihre Konkurrenz anzusehen und zur Siegerehrung am Montagvormittag gehen zu können, konnten die Jungs sich am Samstagabend ohne schlechtes Gewissen betrinken. Zwar hatte der Trainer ihnen verboten, nach zehn noch das Haus zu verlassen und auch Alkohol war offiziell verboten – aber das hinderte zumindest ihr Zimmer nicht daran, nach dem Abendessen einen Vorrat davon im Supermarkt zu besorgen. Sie schafften es, die Flaschen am Coach vorbei und auf die Zimmer zu schmuggeln – wo wie sie in der Dusche versteckten.
Patrick hatte Manu den Rest des Tagen keine besondere Aufmerksamkeit mehr geschenkt – hatte ihn zwar nicht gemieden, aber auch nicht mehr beachtet, als seine anderen Freunde auch. Und genau das wurmte Manu ziemlich. Klar, sie waren nur Freunde und momentan war er von Patricks ständiger Aufmerksamkeit verwöhnt – aber seine Gefühle fanden das nun trotzdem scheiße. Da konnte sein Kopf noch so vernünftig argumentieren.
Mit dem Alkohol hielt er sich an diesem Abend lieber zurück – er wollte nicht in seiner schlechten Laune am Ende noch etwas unüberlegtes tun. So war er auch noch nur leicht angetrunken, als die kleine Feier sich langsam wieder auflöste und die paar Leute aus den anderen Zimmern zurück in ihre Betten schlichen. Endlich schien auch Patrick Manus Laune zu bemerken und setzte sich leicht unsicher wirkend zu Manu auf das Bett.
»Hey. Was ist los? Du warst so still heute.«
Manu zuckte bloß mit den Schultern. Was für eine beschissene Frage. Er war immer still, er sprach nicht, verdammt. Wie privilegiert Patrick war, dass er eine Ausnahme dieser Regel darstellte, schien ihm gar nicht mehr bewusst zu sein. Manz schnaubte sauer.
»Hab ich etwas Falsches gesagt oder getan? Wenn ja, tut es mir leid, es war nicht so gemeint!«
Manu stand auf – wollte gerade einfach nur weg, um sich abzureagieren und nicht Patrick mit irgendeinem ungerechtfertigtem Wutausbruch zu vertreiben. Der bemühte sich ja bloß und konnte eigentlich nichts dafür. Kurzentschlossen tat der es ihm aber gleich und stand ebenfalls auf, um nach Manus Handgelenk zu greifen.
»Lass uns reden. Gehen wir ein bisschen rum.«
Er sah so wahnsinnig lieb aus, das Manu seine Bitte einfach nicht abschlagen konnte. Also gab Palle Tim Bescheid, dass die kurz weg wären und sie verließen zusammen das Zimmer. Nach ein paar Schritten durch den ausgestorbenen Flur – schließlich war es mitten in der Nacht – und zwei Ecken, um die sie gebogen waren, blieb Manu schließlich stehen. Und Palle mit ihm.
»Hey. Was ist los? Bist du sauer auf mich?«
»Ja. Also ... nein.«, Manu seufzte, »Ja, aber ich sollte es nicht sein, tut mir leid.«
»Warum denn?«
Sie ließen sich an der Wand hinuntergleiten, bis sie nebeneinander auf dem Boden saßen. Manu musterte den ranzigen Teppichboden und versuchte, eine passende Formulierung zu finden.
»Ich ... Es hat sich halt einfach kacke angefühlt, weil ... ich das Gefühl hatte, dass du dich heute Nachmittag kein Bisschen für mich interessiert hast. Du hast nur mit den Anderen rumgehangen und die ganze Zeit mit Basti gequatscht.«
Palle seufzte und lehnte irgendwie erschöpft seinen Kopf an die Wand. Erst dann sah er Manu ernst an und griff vorsichtig nach seiner Hand, die zwischen ihnen lag. Manu ließ es zu und klammerte sich schon fast an diesen Griff.
»Manu ... Du wolltest es doch so. Dass wir Freunde sind. Basti und Rafi und Felix und Tim und Stegi und so weiter sind aber auch meine Freunde.«
»Aber ...« Manus Stimme war klein und schwach und er hasste sich dafür. Konnte er nicht stark sein? »Mit denen ... bist du auch nicht ... gehst du auch nicht ...«
»Aber: Manuel, stopp. Du bist der, der sich gegen eine Beziehung gewehrt hat und es auch immer noch tut. Wir beide wollen die Nähe, die Berührungen, okay und vielleicht auch irgendwann noch mehr, Sex und so. Das ist kein Thema. Aber du bist der, der außerhalb davon nur Freundschaft will und dass es niemand erfährt. Aber dann beschwer dich bitte nicht, wenn ich dich auch wie jeden meiner anderen Freunde behandle. Ich mag dich wahnsinnig gern und verbringe gerne Zeit mit dir – aber ich verbringe auch gerne Zeit mit meinen anderen Freunden. Ich will dich nicht zu einer Beziehung bringen, indem ich dich vor eine Wahl stelle. Aber dann verlang du bitte auch nicht mehr als das, was du wolltest. Okay?«
Beinahe schockiert sah Manu zu Patrick. Das klang so wahnsinnig ernst und fast schon sauer. Hatte er Patrick damit verletzt? Der jedoch schien sofort zu merken, welche Gedanken der Kleinere sich machte.
»Hey. Guck nicht so. Es ist doch alles gut, oder?«
»Bist du ... sauer deswegen?«
»Nein, natürlich nicht! Ich kann es ja auch verstehen, aber du musst halt auch mich verstehen. Okay?«
Patricks Arme legten sich um Manus Körper und zogen ihn enger an sich. Manu vergrub dankbar sein Gesicht in Patricks Hals. Das fühlte sich so wahnsinnig falsch an. Auch, wenn keiner etwas ahnte und sein Geheimnis in Sicherheit war, war er damit nicht gücklich. War nicht zufrieden damit, nur einer von vielen Freunden für Patrick zu sein. Er wollte mehr! Er wollte nicht nur ein Freund für Patrick sein – er wollte diese eine Person sein, für die er anders empfand, mehr empfand, die ihm mehr bedeutete. Die sich für ihn von allen anderen abhob. Aber war es das für ihn wert, sein eigentlich doch inzwischen ganz gutes Leben zu gefährden?
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Und? Zu welcher Entscheidung wird er kommen? Wie wird es jetzt weiter gehen zwischen den beiden?
Kleine Anmerkung zur Erklärung: Die beiden sind schon mehrmals miteinander intim geworden, hatten aber noch keinen »richtigen« Sex
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