43. Aufregung

»Verdammt. Dado!«

Manus Stimme war jammernd und Dado musste sich wirklich bemühen, nicht die Augen zu verdrehen und die Probleme seines besten Freundes ernst zu nehmen. Stöhnend erhob er sich vom Bett und trat neben Manu, der bloß mit Hose bekleidet vor seinem Schrank stand.

»Also. Was ist dein Problem?«

Manu, sichtbar erleichtert, dass sein bester Freund ihn endlich wahrnahm, seufzte frustriert auf.

»Das Shirt das ich anziehen wollte ist in der Wäsche.«

»Und warum ziehst du nicht einfach ein anderes an?«

»Will ich ja! Aber ich weiß nicht, welches und überhaupt!«

Dado hätte am liebsten die Augen verdreht, wäre es nicht so süß gewesen. Manu, ausgerechnet Manu, der sich sonst einen Dreck darum scherte, wie Andere sein Aussehen fanden, machte sich solche Gedanken darum, was er anziehen sollte. Und das, obwohl - wenn man ganz ehrlich sein sollte - Patrick doch eh nicht merken würde, welches seiner Shirts der nervöse Junge schlussendlich warum ausgewählt hatte.

»Oder ich zieh einen Hoodie an!«

Dado schüttelte sofort den Kopf – das war endlich etwas, wozu er seinen Senf abgeben und irgendwie helfen konnte.

»Nee. Dann kannst du den nicht ausziehen, falls dir warm wird. Lieber ein Shirt und irgendeine Jacke drüber.«

Manu stimmte dem zwar zu – nur um dann aber wieder vor seinem vollen Schrank zu stehen und zu jammern, dass er nichts anzuziehen hatte. Dado schüttelte bloß gespielt verzweifelt den Kopf, zog dann aber nach kurzem Überlegen eines von Manus Shirts aus dem Schrank und warf es ihm zu. Reflexartig fing er es auf und für einen winzigen Moment schien alles gut – bis er das Kleidungsstück erkannte.

»Och nee. Nein, das kann ich nicht anziehen. Das ist doch viel zu ... normal.«

»Manu. Beruhig dich.«

Dieses Mal sah Dado ihm wirklich ernst an und nahm seinen besten Freund kurzerhand in den Arm. Manus Haut fühlte sich warm auf seiner an und für den Moment wäre Dado am liebsten so stehen geblieben – löste sich aber wieder von seinem besten Freund, als er glaubte, dass dieser sich vielleicht ein bisschen beruhigt hatte. Allzu viel Zeit hatten sie ja auch nicht mehr. Wann würde Patrick eigentlich kommen? Dass sie sich hier trafen hatte Dado noch irgendwo aufgeschnappt - vielleicht bei einem der zwanzig Male, die Manu es bereits erwähnt hatte.

»Manu. Du brauchst auch kein besonderes Outfit, nichts besonders schickes oder so. Entweder Patrick wird es eh egal sein – oder nicht. Und wenn nicht ist es besser, wenn das nichts wird, weil dann ist er ein Arsch und du verdienst keinen Arsch. Im Ernst: Ich gebe ihm diese eine Chance trotz all dem Scheiß, den er veranstaltet hat, weil du es willst und weil ich will dass du glücklich wirst. Du sagst, dass er anders ist und war und - ich habe das die letzten Tage ja selbst gesehen. Und weißt du was ich noch gesehen habe: dass er sich mag. Wirklich mag. Und sich anstrengt. Also bekommt er von mir diese Chance, kein Arschloch mehr zu sein. Aber wenn er die verkackt und dich in irgendeiner Art verletzt – dann ist er nicht nur unendlich dumm und ein mega Arsch, sondern wird auch mit Sicherheit keine weitere Chance mehr von mir bekommen.«

Dado schnaufte zum Abschluss ein Mal, war bei diesem Monolog tatsächlich ein wenig außer Atem geraten - und wurde direkt wieder von Manu in seine Arme geschlossen.

»Danke.«

Etwas verloren standen sie da und umarmten sich einfach nur und fast hätte man meinen können, dass keiner von ihnen auf die Idee gekommen wäre, den Anderen wieder loszulassen, wenn es nicht auf ein Mal an der Tür geklopft hätte. Die beiden Jungs hatten gerade noch Zeit, erschrocken auseinanderzufahren – eigentlich unnötig, als hätten sie irgendetwas verbrochen oder so – als die Tür sich schon öffnete. Herein trat, wie schon erwartet, Patrick und wäre da nicht dieser viel zu lange, viel zu intensive Blick gewesen, der sofort Manus Oberkörper fand, hätte Dado nicht ein Mal mehr gemerkt, dass dieser ja immer noch kein Shirt trug. Jetzt auf ein Mal total eilig und mit verlegen roten Wangen zog Manu sich doch schlichtweg das Shirt, das Dado ihm gegeben hatte, über. Palle grinste bloß und man konnte ihm ansehen, dass er gegen den Anblick davor auch nichts gehabt hatte. Sofort spürte Dado einen gewissen Beschützerinstinkt in sich aufkommen – er wollte das nicht. Nicht, dass Patrick ihn so ansah, auch wenn sein Begierden ja eigentlich etwas positives war. Zu tief war die ANst verankert, dass Patrick seinen besten Freund doch nur ausnutzen wollte und fallen lassen würde, sobald er ihm im Bett gehabt hatte. Auch, wenn gerade alles degegen sprach.

Manu jedoch schien auf diesen Gedanken gar nicht zu kommen und auch, wenn er schüchtern wie jetzt es kaum auf die Reihe bekam, Patrick anzusehen, merkte man ihm seine Verliebtheit doch mehr als deutlich an.

Manu selbst war die Situation gerade einfach nur so unangenehm, dass er gar nicht auf die Idee kam, über so etwas nachzudenken. Warum hatte er nicht einfach irgendetwas angezogen, anstatt so zu trödeln? Zwar hatte Palle ihn schon ab und zu oben ohne gesehen – früher in der Umkleide eher unfreiwillig oder auch am See in dieser einen Nacht – aber das hier war doch noch ein Mal etwas ganz anderes. Und dann auch noch in einer so zärtlichen Umarmung mit Dado – ob er das wohl noch gesehen hatte? Manu wollte auf keinen Fall, dass Palle die falschen Schlüsse zog! Zwar liebte er Dado immer noch wie einen Bruder - einen Bruder, der ihm näher stand als seine leiblichen Brüder - aber in den letzten Tagen war er sich sicher geworden, dass das, was er für ihn empfand nicht mehr gewesen war als höchstens ein winzig kleiner, bedeutungsloser Crush und viel ungewohnt starke Freundschaft und Zuneigung. Das, was er spürte, wenn er jetzt hier stand, vor Palle und irgendwie zu nervös, um ihn vernünftig zu begrüßen – dieses Herzrasen und Kopfverdrehen und seine zitternden Finger, die vibrierende Haut, wenn sie sich nahe waren und die winzigen Härchen, die sich bei jeder Berührung aufstellten - das war anders. Ganz anders.


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Morgen kommt wahrscheinlich kein Kapitel, weil ich auf einer Beerdigung bin.

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An Palle:

Was hat der Kuss in dir ausgelöst/ Gefühle etc?

Der Kuss hat keine Gefühle ausgelöst. Das, was ich fühle war schon davor da.

Könntest du dir jetzt vorstellen, mit Manu eine Beziehung einzugehen?

Ja

Hast du schonmal eine Person so schlecht wie Manu behandelt?

Nein. Ich war einfach ein verblendetes Arschloch und er musste das ausbaden.

Ist es Dir schwer gefallen, Dich für Manu stark zu machen? Wie hast Du Dich gefühlt und würdest Du das jederzeit wieder machen?

Nein, es fiel mir nicht schwer. Es ist falsch und kacke, ihn so zu behandeln - und dass ich es selbst getan hab macht es nur noch schlimmer. Klar isses nie ganz ohne sich gegen seine Freunde zu wenden - aber alles andere wäre falsch.

Wie hast Du Dich gefühlt, als Manu mit Dir gesprochen hat?

Ich hab mich gefreut.


An die Autorin: 

Glaubst Du, dass Dado wieder in alte Muster fällt, wenn Manu und Palle sich mehr annähern?

Ich weiß es nicht. So verrückt das klingt - ich hab hier nicht allzu viel Einfluss auf das, was passiert.

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