23. Schwul

»Wieso sprichst du eigentlich nicht?«, wechselte Stegi das Thema.

Manu biss sich auf die Lippe. Was sollte er dazu sagen? Er würde Stegi auf keinen Fall von dem Vorfall erzählen, wollte es selbst ja nicht ein Mal mehr wahr haben und verdrängte es so gut es ging.

Kompliziert. Es ging einfach nicht mehr.

»Ging? Vergangenheit?« Stegi schien wirklich aufmerksam zu sein. »Sprichst du inzwischen wieder?«

»Mit mir schon.«

Es war Dado, der sich nun auch eingemischt hatte und zusammen mit Tim rückte auch er auf dem Boden, wo sie saßen, näher zu den beiden, um sich an ihrem Gespräch zu beteiligen.

Stegi schien überrascht.

»Echt? Seit wann?«

Dado warf kurz einen Blick zu Manu, der ihm zunickte. Er sollte ruhig erzählen.

»Seitdem ich zurück bin.«

Stegi sah von Manu zu Dado und zurück, schien sich unsicher zu sein, ob einem von ihnen das Thema unangenehm war. Das war aber tatsächlich nicht der Fall. Manu genoss es, sich einfach fast ganz normal mit den Jungs zu unterhalten.

»Warum? Also, was ... wie?«

Manu grinste über Stegis Unbeholfenheit, die richtigen Worte zu wählen und begann dann, erneut zu tippen. Die anderen Drei beugten sich ein Stück näher zu ihm, um direkt mitlesen zu können.

Keine Ahnung. Ich weiß ja selbst noch nicht ein Mal, warum ich es bei Anderen nicht kann. Keine Ahnung also, warum es bei ihm geht. Vertrauen? Er sah kurz zu Dado, erwiderte das süße Lächeln, dass der ihm schenkte. Auch Stegi grinste, als er die Zeilen laß.

»Nicht falsch verstehen, aber ... läuft bei euch was?«

Manu spürte, wie ihm das Blut in die Wangen schoss, während Dado bloß leise lachte.

»Nein. Bloß Freundschaft.«

Manu entging nicht der zweifelnde Blick, den Stegi ihm zuwarf. Er konnte nicht wissen, dass Manu auf Dado stand. Er konnte nichts gemerkt haben. Wie sollte er? Zu Manus Erleichterung sagte Stegi nichts, sondern nickte bloß, während Dado Manu sanft mit dem Ellenbogen anstupste. Seine Stimme war leise, seine Worte nur für Manu bestimmt:

»Kopf hoch. Sie wollen dir nichts Böses. Das war nicht als Beleidigung gemeint.«

Manu nickte bloß, genoss es aber gleichzeitig, dass Dado ihm einen Arm um die Schultern legte und ihn näher zu sich zog. Auf eine rein freundschaftliche Art und Weise, wie er ja vor ein paar Sekunden erst erklärt hatte. Aber Dado kannte Manu zu gut, um nicht zu merken, wie ihn diese Frage gerade aus der Bahn geworfen hatte, auch wenn er den wahren Grund nicht kannte.

»Stegi und Tim würden nichts sagen, welbst wenn sie es wüssten.«

Klar. Manus Sexualität. Sein größtes Geheimnis. Zumindest bis vor kurzem. Das war jetzt wohl von etwas anderem abgelöst worden: Dem Geheimnis, von dem er nicht ein Mal Dado erzählen konnte, gerade Dado nicht erzählen konnte.

Während Dados Arm weiterhin beruhigend um seinen besten Freund gelegt war und dort tatsächlich, auch wenn er ein bisschen anders beabsichtigt gewesen war, seinen Zweck erfüllte, drehte Manu seinen Kopf in Dados Richtung, bis sein Mund knapp neben seinem Ohr lag.

»Danke.«

Dado sah ihn an, lächelte süß und Manu war einfach nur unglaublich froh, einen Freund wie ihn zu haben.

Natürlich bemerkte er Stegis Grinsen und wie sogar Tim, der wie immer kein Anhänger der großen Worte war, schmunzelte, aber es störte ihn nicht.

»Warum gebt ihr es nicht einfach zu? Warum versteckt ihr euch?«

Ähnlich wie Manu zuvor schien auch Dado beschlossen zu haben, es einfach zu wagen. Was für die Anderen ein totgeschwiegenes Thema war, war nunmal etwas, bei dem sie keinen Grund sahen, darüber zu schweigen. Es wusste ja auch so jeder.

»Das ist nicht ...«

Stegi verstummte, als er Tims Blick einfing und sah bloß selbst zu Boden. Es zu leugnen brachte er anscheinend auch nicht übers Herz.

»Stört es euch nicht, euch immer zu verstecken? Es ist doch nichts dabei.«

Nun griff Tim tatsächlich nach Stegis Hand, legte seine einfach über die Finger des Kleineren. Und allein diese Geste war eigentlich Antwort genug auf die erste Frage.

»Können wir über etwas anderes reden?«

Ausgerechnet der sonst nie um eine Antwort verlegene Stegi schien sich gerade wirklich in die Enge gedrängt zu fühlen und für einen kurzen Moment fragte Manu sich wirklich, warum. Schließlich waren sie nicht die Ersten, die ihn darauf ansprachen. Zu wohl ihrer aller Überraschung war es aber ausgerechnet Tim, der ihm widersprach.

»Stegi. Sie haben Recht. Niemand sonst hört uns zu. Und sie ahnen es eh alle.«

»Aber sie brauchen es nicht zu wissen!«

»Ihr haltet dicht?«

Sofort nickten Manu und auch Dado zustimmend. Manu selbst kannte Stegis Angst schließlich nur allzu gut und auch Dado hatte mehr als genug davon mitbekommen.

»Siehst du.«

Für einen winzigen Moment strich Tim Stegi durch die Haare, die ihm in die Stirn hingen, zog sich dann aber sofort wieder von ihm zurück. Stegi nickte bloß.

»Wie lange schon?«

Dieses Mal war es wieder der Blondschopf, der sich zusammenriss, um auf Dados Frage zu antworten.

»Fast zwei Jahre.«

Überrascht zog Manu die Augenbrauen hoch und auch Dado atmete hörbar aus. Mit so einer Antwort hatten sie beide nicht gerechnet. Mitbekommen hatte man davon wahrscheinlich vor einem guten halben Jahr das erste Mal etwas.

»Krass lang.«

»Ja. Früher waren wir besser darin ... uns zu verstecken.«

»Und warum? Ich meine ... Patrick ist ja auch ... schwul. Und keiner sagt etwas dagegen. Und auch jetzt schon. Niemand hat irgendetwas dagegen gesagt, obwohl es alle ahnen.«

»Stegi will es nicht.«

Tims Stimme war frei von jedem Vorwurf, es war einfach nur eine Erklärung. Und insgeheim bewunderte Stegi ihn darum. Gerade noch hatte man ihm ansehen können, wie sehr dieses Versteckspiel ihn eigentlich belastete und trotzdem machte er seinem Freund keinen Vorwurf deswegen.

Gerade schien Stegi etwas hinzufügen zu wollen, als auf ein Mal Felix zwischen ihnen auftauchte, sich zwischen Tim und Maurice auf den Boden fallen ließ und beiden einen Arm über die Schultern legte. Manu konnte sehen, wie Tim sofort Stegis Hand losließ und dieser den Mund ohne einen Laut von sich zu geben wieder schloss.

Felix war sichtlich angetrunken und wie eigentlich alle hier gut gelaunt.

»Jungs, nicht nur rumsitzen und Deeptalk halten. Spielt ihr mit Picolo?«

Stegi sah wieder auf. Von der eben noch so ernsten Stimmung war ihm nichts mehr anzumerken. Sofort stimmte er zu und auch die anderen Drei schlossen sich an, weshalb sie alle aufstanden und Felix folgten, der sie zu der Gruppe führte, die inzwischen in der Mitte des Zimmers auf dem Boden saß, alle mit Getränken in der Hand.

Tim ließ sich einen Schritt zurückfallen und sofort wich Dado zur Seite aus, so dass er zwischen Manu und ihm stehen konnte. Besorgt musterte er die beiden.

»Ihr haltet dicht?«

Manu nickte und auch Dado tat es ihm gleich.

»Versprochen. Auch wenn es nicht nötig ist.«

Tim seufzte und warf Stegi einen Blick zu, der jedoch kein bisschen negativ wirkte.

»Ich weiß.«

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Hayho, Leute!

Zu jeder klischeehaften Internats-Mobber-Fanfiktion gehört doch ein Trinkspiel.
Aber wie angekündigt: Ganz 0815 will ich hier ja doch auch nicht werden. Wer Picolo nicht kennt: Eine Trinkspiel-App, die an einzelne Personen Aufgaben stellt. Wird im nächsten Teil ganz gut rüberkommen ;)
Der kommt übrigens schon morgen!
Und wenn ihr bis dahin nochmal fleißig Fragen an die Charaktere schreibt, kommen auch davon noch ein Mal Antworten.

Feedback?

Liebe Grüße!


N E X T   T R Y

Veröffentlichen klappt momentan eher so semi-gut auf Wattpad.

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