20. Party
Unsicher sah Manu sich um.
Um ihn herum waren eine Menge Leute, vorwiegend aus seiner Stufe, aber auch Schüler der Jahrgangsstufen unter und über ihnen und ihm gänzlich unbekannte Gesichter hatte er entdeckt.
Es war voll, laut und stickig, Leute saßen in Grüppchen herum, unterhielten sich, spielten Trinkspiele, ab und zu knutschte irgendwo ein Pärchen. Die typische Party, wie Manu sie immer gehasst hatte.
Doch Dado hatte ihn gezwungen, mitzukommen.
Er trug eine sogar relativ enge Hose, wie er sie normal eher mied - sah zwar gut aus, war aber nicht unbedingt ganz bequem und sah außerdem für manche viel zu schwul aus, er wollte keine Zielfläche bieten - ein helles Shirt und und eine Sweatjacke. Seine längeren Haare hatte er mal wieder zusammengebunden - auch wenn Patrick und die Anderen sich darüber lustig machten: Er mochte es, wie es sein Gesicht betonte, wenn er die Haare als Zopf trug. Wenigstens hatte Dado ihn nicht gezwungen, sich mehr party-mäßig anzuziehen. Maurice selbst trug eine dieser Hosen, die aus mehr Löcher als Stoff bestanden und dazu einen Hoodie, seine blonden Locken unter einer Beanie gebändigt. Normalerweise fand Manu diese Hosen eher lächerlich und irgendwie merkwürdig - aber Dado sah in diesen Klamotten zugegebenermaßen schon gut aus. Nicht wie ein Modell aus irgendeiner Modezeitschrift - aber süß.
Manu seufzte. Er hätte sich durchaus bessere Arten vorstellen können, seinen Samstagabend zu verbringen, als auf einer Party, die ihm so wenig lag, dass er nichts anderes tat, als über das Aussehen seines besten Freundes nachzudenken.
»Hier.«
Dado war zurückgekehrt und stand nun wieder vor Manu, zwei Gläser in der Hand, von denen er eines Manu unter die Nase hielt.
»Du trinkst jetzt auch mal ein bisschen was. Wir haben einfach Spaß und ignorieren die Idioten hier, okay? Es sind auch echt ganz coole Leute da.«
Manu wusste genau, dass Dado mit »Idioten« Patrick und die Anderen meinte, die nur wenige Meter entfernt auf einem Sofa saßen. Patrick selbst trug Hosen, die noch einmal um einiges enger waren als Manus, an ihm aber natürlich überhaupt kein bisschen schwul aussahen. War ja klar. Mit Hoodie, Lederjacke und gestylten Haaren wirkte Patrick in dieser Umgebung - beliebt, mit Freunden, feiernd, anscheinend irgendein Trinkspiel spielend und wahrscheinlich schon lange nicht mehr nüchtern - komplett selbstverständlich, als würde er genauso sehr dazu gehören, wie der Alkohol oder die Musik.
Manu seufzte und nahm Dado das Glas ab, bevor sie anstießen und er einen Schluck davon nahm. Es schmeckte süß, auf jeden Fall gut und zu Manus Erleichterung schmeckte man den Alkohol eigentlich gar nicht raus. Auf jeden Fall trinkbar.
*
Es sollte nicht bei diesem einen Glas bleiben und je mehr Alkohol Manu im Blut hatte, umso mehr Spaß begann ihm, dieses ganze Theater hier zu machen. Die Musik war ganz gut, er und Dado verbrachten eigentlich die ganze Zeit damit, zu plaudern, sich über ein paar ihrer Klassenkameraden lustig zu machen (Manu hatte beschlossen, dass das mit seinem Gewissen vereinbar war – schließlich taten sie alle nichts anderes mit ihm) und Spaß zu haben. Aber auch den Anderen schien es mit steigendem Alkoholpegel zunehmend egaler zu sein, dass sie eigentlich nicht mit Manu sprachen. Immer häufiger fand er sich mit Dado in Grüppchen und Gesprächen wieder, wo er sich fast genauso willkommen fühlte, wie jeder Andere auch.
Selbst Patrick schien für den Moment sein Interesse an Manu verloren zu haben und hatte ihn bis jetzt komplett in Ruhe gelassen. Ja, diese Art von Party konnte Manu wirklich mögen, was er Dado auch schon häufiger mitgeteilt hatte. Der hatte ihm versprochen, dass sie beim nächsten Mal auf jeden Fall wieder dabei sein würden.
Gerade standen sie draußen vor der Tür, wo die Musik etwas gedämpfter klang und es erfrischend kühl war. Wie stickig es war merkte man eben doch erst, wenn man an die frische Luft kam.
Dado, ausgerechnet der süße Dado, hatte sie hier raus geführt, um eine zu rauchen und auch, wenn Manu immer noch nicht ganz auf den Fakt klar kam, dass sein bester Freund rauchte (wenn auch noch nicht so lange und nur wirklich selten, wenn es Zuhause zu anstrengend wurde, wie er ihm versichert hatte) genoss er die relative Ruhe, die hier draußen herrschte.
Konzentriert beobachtete Manu, wie Dado einen dünnen Strahl Rauch auspustete. Dado schien seinen Blick bemerkt zu haben und grinste Manu lieb an. Irgendwie war er ja schon süß, mit seinen zerzausten Haaren, seiner eh nicht allzu großen Größe und seinem zierlichen Körperbau. Sein Gesicht war schmal und fein gegliedert, hätte fast schon ein wenig weiblich wirken können und seine auffällig dunklen Wimpern verliehen diesem Bild noch einmal einen gewissen Nachdruck.
Eigentlich war Dado genau Manus Typ und er konnte beim besten Willen nicht verstehen, warum so viele der Mädchen für Patrick schwärmten und nicht für Maurice, der auch vom Charakter doch einfach ein viel besserer Mensch war. Dado würde nie im Leben irgendjemandem so etwas antun können, wie es Patrick mit Manu tat. Er war der Typ, der lieber selbst einsteckte, anstatt Andere zu verletzen und still daran kaputt ging.
Auch, wenn er wusste, dass er dazu niemals in der Lage sein würde, befiel Manu der Drang, Dado vor der Welt zu beschützen.
Ja, wenn Manu ganz ehrlich mit sich selbst war konnte es sein, dass er vielleicht ein kleines Bisschen in seinen besten Freund verschossen war. Jedoch erlaubte er sich nicht, auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken. Dado war hetero, das wusste er sicher und auch, wenn er Manu bestimmt keinen Strick daraus gedreht hatte, würde Manu es sich, wenn er sich so etwas in der Art eingestehen würde, nur selbst schwerer machen.
Nein, diesen Gedanken musste er schnellstmöglich wieder vergessen, bevor er sich in seinem Kopf festsetzen konnte.
Das gelang ihm auch erstaunlich schnell, als auf ein Mal die Tür hinter ihnen aufging und ausgerechnet Patrick heraustrat. Jedoch war er nicht alleine, direkt neben ihm ging ein kleinerer, dunkelhaariger Junge, den Manu noch nie gesehen hatte. Patrick zog ihn an der Hand neben sich her und ihrer beiden zerzausten Haare, die geröteten Wangen und die leidenschaftlichen Blicke des Fremden sprachen Bände. Patrick sagte zur Abwechslung nichts zu Manu, nicht ein einziges bösartiges Wort, und verschwand stattdessen mit seiner Begleitung den Weg entlang, bis sie ziemlich bald hinter einem Gebäude verschwanden. Manu konnte nicht anders, als ihnen hinterherzusehen.
Und irgendetwas störte ihn dabei.
~~~~~~~
Oooooouh, was passiert da?
Erst gesteht Manu sich ein, einen kleinen Crush auf Dado zu haben, und dann stört es ihn, dass Palle wen abschleppt.
Was denkt ihr, sagt das aus?
Feedback?
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top