17. Dado

»Hey.«

Dados Stimme klang sanft, unglaublich beruhigend und war das Erste seit langem, das Manu wieder Halt gab. Auf ein Mal mehr als nur emotional konnte dieser sich nun gar nicht mehr aus der engen Umarmung seines besten Freundes lösen - der aber auch nicht den Eindruck machte, ihn freigeben zu wollen. Stattdessen quittierte er Manus fast schon ein bisschen verzweifelte Suche nach Nähe bloß mit einem lieben Lächeln.

»Wie geht es dir?«

Maurice schien wirklich besorgt. Seine Stimme war leise, so leise, dass nur Manu sie hören konnte und seine Hand lag fast schon ein bisschen beschützerisch auf dem Rücken seines besten Freundes.

Manus Antwort war bloß ein leichtes Kopfschütteln. Nein, ihm ging es nicht gut. Das wurde ihm jetzt, da ihn das vertraute Gefühl von Dados Anwesenheit wieder umgab, nur umso bewusster. Wie viel sich seit dem letzten Schuljahr geändert hatte. Damals war es okay gewesen. Und jetzt ... nein, es ging ihm wirklich nicht gut.

Dados besorgter Blick traf Manu irgendwo tief in ihm. Es tat weh, zu sehen, wie sich sein bester Freund um ihn sorgte - obwohl er eigentlich selbst genug Probleme hatte.

Am liebsten hätte Manu etwas gesagt, hätte mit seinem besten Freund gesprochen - doch es ging nicht. Nicht jetzt, nicht hier. Nicht mitten in der Eingangshalle, mit so vielen ihrer Mitschüler um sie herum. Zwar beachtete sie kaum einer und den wenigen, die gekommen waren, weil sie Dado kannten, hatte dieser kaum mehr als ein schnelles Hallo geschenkt - viel zu sehr Abgelenkt von der Verfassung seines besten Freundes, aber dennoch. Manu konnte nicht.

Nervös sah er sich um, sah zu der Tür des Direktorats, in dem Dados Eltern gerade saßen und in dass Maurice selbst auch gleich müssen würde. Diesem jedoch schien das egal zu sein. Aufmerksam und mit sanftem Blick betrachtete er seinen besten Freund, schien seine Gedanken erraten zu haben. So war das nunmal mit besten Freunden

»Kannst du immer noch nicht reden?«

Manu antwortete nicht, betrachtete bloß weiterhin den schmuddeligen Boden zwischen ihren Füßen. Es war auch keine Antwort nötig, wäre es anders gewesen, hätte Dado es längst gewusst. Dieser griff nun nach Manus Hand und drückte sie, ein wenig aufmunternd, irgendwie ermutigend.

»Hey. Macht nichts. Wir kriegen das schon hin. Hey, nicht weinen.«

Vorsichtig strich Maurice seinem besten Freund über die Wange, fing mit einem Finger die kleinen Tropfen ab, die darauf lagen, lächelte sanft. Manu war auf ein Mal ungewohnt sentimental. Al das, was er in de letzten Wochen hatte zurückhalten müssen, kam nun auf ein Mal wieder hoch, kämpfte sich an die Oberfläche, als würde sein Geist sch nur daran klammern, dass er nun nicht mehr alleine war. Vielleicht war Dado, dieser jemand, der da war und ihn hielt, einfach schon lange überfällig gewesen. Es war fast ein Wunder, dass nicht mehr geschah als diese stummen Tränen, Maurice' Hände an Manus Wangen und schließlich für einen winzigen Moment seine Lippen auf seiner Stirn, die ihn küssten und ihm stumm versprachen, für ihn da zu sein.

Für ein paar Sekunden fragte Manu sich, ob es Maurice nicht störte, dass praktisch jeder sie hier sehen konnte, so eng umschlungen und für zwei Jungs doch recht intim. Dass jeder, der ihn so sehen würde, das sofort mit Manus Sexualität verbinden würde. Dann jedoch schob er diesen Gedanken zur Seite. Dado hatte es noch nie gestört, wenn man ihn für schwul gehalten hatte. Hätte er das wirklich befürchtet, würde er hier nun ja mehr Abstand halten.

»Manu?«

Der Angesprochene sah auf und irgendwie vermittelten die Augen seines besten Freundes ihm Hoffnung.

»Du musst nicht sprechen. Es ist okay, wenn es nicht geht. Das ist nicht schlimm. Ich verstehe dich trotzdem. Wir schaffen das schon auch so.«

Dieses Versprechen war so wahnsinnig rührend, dass Manu für einen kurzen Moment selbst nicht wusste, ob er lachen oder weinen sollte und stattdessen seinen besten Freund einfach noch ein Mal umarmte. Er war sich sicher, dass dieser spürte, wie dankbar er ihm war.

»Manu?«

Dados Stimme klang vorsichtig, als wolle er den Größeren nicht verschrecken.

»Ich muss ins Direktorat. Meine Eltern sind dort gerade im Gespräch. Der Direktor will mit uns zusammen sprechen, bevor sie wieder fahren.«

Manu nickte, löste sich wieder ein bisschen von Maurice.

»Kommst du mit? Es dauert nicht lang. Du kannst aber auch hier warten, oder ...«

Manus erneutes Nicken ließ ihn den Satz abbrechen.

»Okay. Dann ... Wollen wir? Danach können wir aufs Zimmer. Ich freu mich da schon so ewig darauf.«

Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zum Direktorat und nachdem sie nach dem Klopfen mit einem lauten »Herein« ins Zimmer geboten wurden, schlüpften sie hintereinander durch die Tür.

Manu wollte etwas ratlos zuerst stehen bleiben, sich unauffällig im Hintergrund halten, doch Maurice zog ihn kurzerhand mit sich zu dem Tisch, an dem seine Eltern und der Direktor saßen. Zögerlich setzte Manu sich auf den freien Platz neben dem Stuhl, auf dem sein bester Freund sich soeben niederließ.

»Maurice. Sehr schön. Hallo Manuel.«

Manu nickte dem Direktor zur Begrüßung nur höflich zu und schüttelte die ihm dargebotene Hand. Auch Dados Eltern lächelte er vorsichtig an, obwohl er immer noch deren missbilligenden Blick vor Augen hatte. Wie erwartet erwiderten sie seinen stummen Gruß nicht.

Manu konnte ihre Abneigung förmlich spüren, als Dado fast schon hilfesuchend zu ihm sah und für einen kurzen Moment ziemlich verloren wirkte.

Er konnte doch nichts dafür. Er konnte nichts für Dados Krankheit und hätte immer alles getan, damit es seinem besten Freund gut ging.

Auf ein Mal kam Manu ein Gedanke, der ihn fast schon panisch nach der Lehne seines Stuhls grabschen ließ. Was wäre, wenn Maurice' Eltern sich dafür einsetzen würden, dass ihr Sohn in ein anderes Zimmer kommen würde und die kleine heile Welt, die Manu sich erhoffte, nun so kurz vorher doch noch platzen würde.

Was er nicht wusste, war, dass seinem besten Freund dieser Gedanke schon viel früher gekommen war. Dado hatte über die letzten Tage, die er Zuhause verbracht hatte, hinweg immer wieder unauffällig ins Gespräch einfließen lassen, wie schade er es fand, dass Manu leider einen neuen Zimmergenossen hatte und sie so wohl getrennte Zimmer bekommen würden. So waren seine Eltern zufrieden und kamen hoffentlich erst gar nicht auf die Idee, nachzufragen, wie es mit der Zimmerverteilung aussah.

Etwas in Dados Brust zog sich schmerzhaft zusammen, als er erneut zu seinem besten Freund sah. Manu sah nicht gut aus, man merkte ihm an, dass es ihm schlecht ging. Seine Augenringe hoben stark von seiner Haut ab, die inzwischen noch blasser wirkte, als sie es eh schon war. Er trug lange Ärmel, die kein bisschen über seine Handgelenke hochgeschoben waren, sei eHände sogar zum Teil noch verdeckten. Auch das war für Manu, der sonst eigentlich immer hochgekrämpelte Arme trug, untypisch und wirkte fast so, als wolle er sich in seiner Kleidung verstecken. Mit jedem Blick, den sie tauschten, hatte Dado mehr das Gefühl, als würde Manu ihn still um Hilfe bitten. Hilfe, oder - wenn Dado ihm nicht helfen konnte - zumindest Beistand.

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Hayho, Leute!

Tut mir leid, dass so lange nichts kam, aber ich bin pünktlich zur Vorweihnachtszeit im größten Schulstress.

Ich würde mich wahnsinnig freuen, würdet ihr mir - wenn euch meine Geschichten gefallen - ein Abo dalassen. Ich würde mir wünschen, die 1000 Follower noch dieses Jahr zu schaffen. Ich freue mich unglaublich über jeden, der mir folgen will! Vielen Dank.

Ich habe leider keinen Überblick mehr über die Fragen, also wenn ihr eine gestellt habt, die ich noch nicht beantwortet habe, oder eine neue Frage habt: Stellt sie gerne.

Schönen dritten Advent euch allen!

Liebe Grüße, minnicat3


PS: Meine Charaktere machen sich gerade extrem selbstständig - ich bin für nichts mehr hier verantwortlich :D

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