11. Routine
Kurzes, wichtiges Vorwort:
Ich habe nichts gegen Nachfragen, wann es weiter geht. Aber ich will dabei nicht das Gefühl haben, zu irgendetwas verpflichtet zu sein. Es ist nicht euer Recht, täglich ein Kapitel zu bekommen, es ist ein Angebot von mir. Mehr dazu im Nachwort.
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Das Laub auf den Wiesen des Internatsgeländes bedeckte das sonst so lebendige Grün schwer und nass, hatte schon so manchen übermütig über den Pausenhof rennenden Fünftklässler zu Fall gebracht und bereitete den Älteren Schülern ein erdrückendes Herbstgefühl. Manu betrachtete den grauen Himmel, über dem bald irgendwo die Sonne aufgehen musste, den Kopf müde gegen die harte Wand hinter ihm gelehnt. Er saß auf seinem Bett, die Decke an sich gedrückt um sich ein bisschen zu wärmen - am Ende würde er eh krank werden, das wusste er. Es war noch kein Winter vergangen, an dem sein Immunsystem mal nicht zugrunde gegangen wäre, und dieses Jahr würde es nicht anders sein. Patrick an der Wand ihm gegenüber schlief noch, das Gesicht zum Raum hin gewandt, zu Manu, seine Gesichtszüge ausnahmsweise einmal sanft und entspannt, ohne auch nur irgendetwas abwertendes darin.
Die letzten Tage waren anstrengend gewesen, aber langsam gewöhnte Manu sich wohl irgendwie an die neuen Umstände. Er wurde von seiner Jahrgangsstufe ausgegrenzt, aber nur wenige waren wirklich böse zu ihm. Sebastian, Freddie und natürlich Patrick waren die Einzigen, die ihm wirklich weh getan hatten und - was auch immer Patrick für ein Aggressions-Problem zu haben schien - er war der einzige, vor dem Manu sich wirklich fürchtete. So lange er Freddie und Sebastian nicht provozierte oder jemand sie herausforderte ließen sie ihn zumindest körperlich in Ruhe. Patrick dahingegen schien regelrecht Spaß daran zu haben, ihn zu tyrannisieren.
Hobby? Manuel weh tun.
Gerade seine angebliche Homophobie schien Patrick ihm nicht verzeihen zu wollen. Inzwischen sah er ihn allem, was Manu tat oder sagte, angeblichen Schwulenhass und Manu brachte es beim besten Willen nicht übers Herz, Patrick, ausgerechnet der Person, die ihn am meisten hasste, zu sagen, dass er selbst doch auch nicht hetero war. Seine Sexualität war etwas, was nur ihn etwas anging, viel zu groß war Manus Angst davor, was Andere damit anstellen würden. Patrick berührte ihn so ja schon zu jeder Gelegenheit, fasste ihn an, um ihn zu provozieren, ohne zu wissen, was für eine Reaktion er damit in Manu auslöste.
Er wusste nicht, dass Manu nicht ihn, sondern jemand ganz anderes sah, wenn Patrick sich provokativ an seinem Schritt rieb.
Er ahnte nicht, dass die Panik ihn durchdrehen ließ, wenn er seine Lippen brutal auf Manus presste, ihm keine Möglichkeit gab, vor ihm zu fliehen.
Es interessierte ihn nicht, dass Manu jedes Mal, wenn Patrick ihn so berührt hatte, zitternd auf seinem Bett saß, die Tränen verbergend, die einfach nicht aufhören wollten, zu fließen und am liebsten einfach nur weg gelaufen wäre. Auch wenn es objektiv nie schlimme Berührungen waren, das anzüglichste eine Hand auf seiner Hüfte oder sein Bein, das sich, alles andere als liebevoll, viel mehr brutal und hart, gegen seinen Schritt drückte - alles davon löste Erinnerungen aus, Erinnerungen an die Nacht, die er sonst so sorgfältig zu verdrängen wusste.
Seiner Therapeutin gegenüber öffnete er sich kein bisschen - hätte er über das vorgefallene reden können hätte er es mit den Menschen getan, denen er vertraute und nicht mit irgendeiner Fremden, die dafür bezahlt wurde, ihm nickend ihre Zeit zu schenken. Aber er konnte nicht.
Alles in allem hatte Manu sich aber damit abgefunden. Gesprochen hatte er eh nur mit wenigen Personen, es war erstaunlich leicht, auf seine Stimme verzichten zu können - weshalb er auch jetzt schon aufgegeben hatte, es überhaupt zu versuchen. Seine Lehrer ließen ihn Tests schreiben, anstatt mündliche Noten zu machen - was ihm nur umso mehr half, den Unterricht im Halbschlaf zu verbringen - und wenn es wirklich etwas zu sagen gab, tippte er es einfach in den Notizen seines Handys ab oder half sich mit einfachen Gesten. Die Einzigen, der immer noch versuchte, ihn zum Sprechen zu überreden, waren seine Brüder, seine Eltern und Dado. Und für letzteren versuchte er es auch trotzdem weiterhin. Wenn sie skypten war es zwar immer noch nur Maurice der sprach, während Manu seine Antworten abtippte, jedoch waren das die einzigen Momente, in denen Manu wirklich noch probierte, Worte hervorzubringen. Aber irgendetwas in seinem Kopf blockierte, wenn es um das Sprechen ging, es funktionierte einfach nicht. Vielleicht würde er es endlich schaffen, wenn Dado nach den Herbstferien endlich wieder zurück aufs Internat kommen durfte.
Grundsätzlich war diese Hoffnung alles, woran Manu sich gerade in seinem täglichen Trott klammerte. Maurice hatte die Bestätigung bekommen, dass, wenn alles gut lief, er in zwei Wochen aus der Klinik und zurück aufs Internat durfte. Und dann würde auch für Manu alles wieder besser werden.
Dann würde Manu vielleicht wieder mit ihm auf ein Zimmer dürfen, müsste Patrick nicht mehr täglich sehen, sich davor fürchten, in seinem eigenen Zimmer zu sein.
Er würde keine Angst mehr davor haben müssen, zu schlafen, während Patrick wach war - schon zwei Mal hatte sein Mitbewohner ihm im Schlaf irgendwelches ekliges Zeug in die Haare geschmiert und seitdem achtete Manu darauf, stets nach ihm ins Bett zu gehen und wach zu sein, wenn Patricks Wecker klingelte - und würde vielleicht wieder ein bisschen mehr Schlaf bekommen.
Er wäre nicht mehr ganz alleine in Pausen, der Freizeit, wenn er stumm durch die Parks und Wälder streunte, und den Mahlzeiten, bei denen er - egal wo er saß - immer das Gefühl hatte, unerwünscht zu sein.
Als es draußen langsam heller wurde riss auch Manu sich langsam aus seinen Gedanken und stand, so leise er konnte, von seinem Bett auf. Sofort fröstelte er, als seine nackten Füße den kalten Boden berührten und ohne lange zu zögern zog er sich einen seiner Hoodies, die am Fußende gelegen hatten, über das T-Shirt, das er zum Schlafen getragen hatte.
Zuhause trug er nachts nichts weiter als Boxershorts und auch mit Maurice war das nie ein Problem gewesen. Aber seitdem Patrick da war war das eine der Sachen, die er sich einfach nicht mehr traute - auch wenn das vielleicht dumm sein mochte.
Während er sich im Bad die Zähne putzte hörte er nebenan, wie Patricks Wecker klingelte, sein Mitbewohner er ihn schließlich ausschaltete und sein Bett knarzte, als er sich erneut in seinen kuscheligen Decken umdrehte.
Zurück in ihrem gemeinsamen Schlafzimmer schenkte Manu dem Größeren nur einen kurzen Blick, bevor er aus seinem Schrank eine Jeans und ein frisches Oberteil zog und sich beeilte, sich - mit dem Rücken zu dem wahrscheinlich eh schlafenden Patrick - umzuziehen.
Mit einem Blick auf sein Handy versicherte er sich, welche Fächer er heute hatte, bevor er die entsprechenden Hefte und Bücher in seine Tasche packte und diese - um nach dem Frühstück nicht noch ein Mal zurück zu müssen - schulterte.
Er würde frühstücken, so lange noch nicht so viel los war und dann, während die meisten seiner Mitschüler langsam erst wach wurden, die Zeit bis zum Unterricht irgendwie totzuschlagen.
Alles wie immer. Eine eintönige, umständliche Routine, die Manu fast irgendwie sogar dazu brachte, sich auf die Herbstferien zu freuen.
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Manu:
Willst du nicht mal versuchen Patrick zu sagen das du selbst homosexuell bist? Denn wenn die anderen aus deiner Schule nichts gegen Patricks Homosexualität haben, dann auch bei dir nicht.
»Das ist etwas anderes. Patrick ist beliebt. Natürlich stört es bei ihm keinen. Ich wurde ja schon wegen Gerüchten fertig gemacht. Patrick ist der Letzte, dem ichs erzählen würde.«
Findest du nicht dass du Maudado alles erzählen solltest was passiert, immerhin ist er dein bester Freund?
»Nein. Vielleicht ist das mies von mir, aber ich kann es einfach nicht.«
Wirst du dich irgendwann Patrick gegenüber wehren oder dich unterwerfen?
»Mich zu wehren würde alles nur noch schlimmer machen.«
Kannst du dir vorstellen eine normale Freundschaft mit Patrick zu führen?
»Nein.«
Patrick:
Vielleicht ist Manu für dich ja ein Freak aber wäre es nicht trotzdem eine Möglichkeit, ihn kennenzulernen?
»Würdest du jemanden genauer kennenlernen wollen, den du hasst?«
Merkst du nicht, dass es wegen dir Manu richtig scheiße geht, nur weil er "Schwuchtel" gesagt hat und dieses Wort nur ein einziges Mal?
»Es ist doch nicht nur dieses eine Mal. Er ist einfach durchgehend ein homofeindliches Arschloch. Und auch so ist er ein Idiot.«
Warum ist Manu ein Freak? Was ist an Freaks so schlimm?
»Er ist einfach komsich. Schau dir an, wie er aussieht. Oder seine ganze Art.«
Würdest du so weiter machen, auch wenn Manu wegen dir kurz vor dem Selbstmord wäre?
»Übertreib mal nicht.«
Ist es dir egal, was für Folgen dein Verhalten bei Manu haben könnte? Also bist du dir bewusst, dass das für ihn alles andere als spaßig ist?
»Es war auch nie mein Ziel, ihm eine spaßige Zeit zu bereiten.«
Maurice:
Wann glaubst du kannst du in die Schule zurück?
»Nach den Herbstferien, so wie es aussieht.«
Manu, Maurice und Patrick:
Was glaubt ihr ist jeweils die schlechteste Charaktereigenschaft beziehungsweise die größte Schwäche der beiden anderen?
Manu: »Bei Patrick muss ich nichts dazu sagen, oder? Und bei Dado ... seine größte Schwäche ist wahrscheinlich seine Essstörung oder so. Das ist zumindest etwas, was ihn extrem verletzlich macht. Ansonsten ... seine starke Empathiefähigkeit? Sowas kann einem auch weh tun, wenn du mit allen leidest, denen es schlecht geht.«
Maurice: »Bei Manu ist es glaube ich seine Verletzlichkeit allgemein. Wenn jemand ihn behandelt wie Patrick tut ihm das weh, auch wenn er es nach außen hin vielleicht nicht so stark zeigt. Aber es verunsichert ihn und er zieht sich nur noch mehr zurück. Ansonsten ... er ist einfach nicht gut darin, sich anzupassen. Er spielt niemandem etwas vor, um dazu zu gehören. Er merkt auch nicht immer, wenn er aneckt, oder warum. Patrick kenne ich ja nicht. Aber er scheint mir allgemein nicht sonderlich sympathisch zu sein.«
Patrick: »Wer ist Maurice? Manu ist einfach merkwürdig. Er merkt nicht, dass keiner ihn will und schafft es nicht, einfach normal zu sein und sich anzupassen.«
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Also, nochmal eine kurze Bitte: Es freut mich ja, wenn es euch gefällt, aber achtet bitte darauf, WIE ihr um neue Kapitel bittet.
»Mehr!«, »Seit drei Tagen kein neues Kapitel!!!« und »Hä, wieso schreibst du nicht« sind weder höflich, noch motivierend. Auch nicht, wenn ihr solche Nachrichten jeden Tag kommen.
Und wenn wir schon ein Mal dabei sind:
Denkt bitte in bisschen darüber nach, was für Fragen ihr den Charakteren stellt. Klar, ich kann Patrick Dinge wie »Ist dir klar, dass Manu schwul ist und dass er vergewaltigt wurde?« beantworten lassen. Man könnte das Patrick genau so einfach ins Gesicht sagen, ihn seine Meinung zu Palle sofort ändern lassen, Friede, Freude, Eierkuchen und die Geschichte in diesem Kapitel beenden. Man kann es aber auch lassen.
Danke für eure Aufmerksamkeit und danke an diejenigen, die nicht solche Kommentare schreiben, oder solche Fragen stellen.
(Mir ist klar, dass das nur ein kleiner Teil ist, aber trotzdem häuft es sich momentan. Ich habe nichts gegen Nachfragen, wann es weiter geht, aber ich habe etwas gegen das WIE, wie es gemacht wird)
Und für die, die es interessiert, warum nichts kam:
Ich will dieses Jahr Abi machen, meine Klausurenphase beginnt gerade wieder, meine beste Freundin wurde diese Woche achtzehn, ich bin drei Mal die Woche beim Training, plus zusätzliche Stunden, die ich Momentan an meinem Material sitze, habe am Freitag Führerscheinprüfung gehabt und nebenbei auch noch so etwas wie ein Privatleben und Freunde.
Liebe Grüße, minnicat3
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