Sirius
Erschrocken musste ich mit ansehen, wie sich mein bester Freund in einen Werwolf verwandelte. Ich mochte gar nicht wissen, wie es ihm erging - er hatte seinen Trank schließlich nicht eingenommen.
"Tu doch was!", schrie ich Medea an, während die Verwandlung langsam ins Endstadium gelangte. Remus heulte auf und schüttelte seinen Kopf. Medea riss die Augen auf: "Ich... ich weiß nicht... was soll ich denn tun? Ich bin eine Zauberin, keine Wolfshüterin! Da musst du schon zu Artemis gehen!"
"Hilf ihm!", schleuderte ich ihr laut entgegen und deutete blindlings durch die Höhle, "hier in diesen Kesseln kannst du doch einen Wolfsbanntrank brauen!" Die Zauberin starrte mich nur verwirrt an und fuhr sich durch das schwarze Haar: "Tut mir leid, aber das ist dein Problem! Ich habe damit nichts zu tun!"
"Ach wirklich nicht? Wer hat uns denn in dieses Ding hier verschleppt?"
"Ich habe euch vor dem sicheren Tod gerettet!"
"Und uns verschleppt! Jetzt mach was und steh nicht wie ein Feigling rum!"
"Ich bin kein Feigling! Ich bin eine Frau!"
"Ja, und da die Frauen immer die Hosen anhaben: Mach was!"
Ich schnaufte zornig auf und spürte die Wärme in mein Gesicht schießen. Energisch zeigte ich auf Remus, der inzwischen vollkommen verwandelt als Wolf am Boden kauerte, vielleicht, um sich erst an die Umgebung zu gewöhnen, bevor er uns angreifen würde.
"Das ist halb so wild!" Medea rollte mit den Augen: "Er ist ein braver Wolf!" Ich biss die Zähne zusammen: "Er ist ein Werwolf und das nicht freiwillig. In diesem Zustand könnte er seinen besten Freund töten, und da ich das bin, bin ich kein großer Fan davon! Also mach gefälligst was dagegen!" Die Zauberin hob drohend die Hand, als plötzlich ein Rumpeln ertönte. Kurz darauf hörte ich jemanden fluchen: "Bei Hades' Helm der Finsternis, liegt hier denn nur Müll herum?" Lorena. Ich blieb rot im Gesicht, diesmal aber eher vor Verlegenheit, als sie zu uns in den mittleren Teil der anscheinend größeren Höhle eintrat. Medea hob die Augenbrauen: "Wie bist du hier reingekommen?"
"Durch die Tür", erwiderte Lorena trocken und warf elegant ihren schwarzen Umhang zurück, den sie wie eine römische Toga getragen hatte. Sie schmunzelte: "Hier gibt es keine Tür!"
"Ach, und wie kommst du dann hier rein?" Meine möglicherweise-baldige-Freundin gab ein triumphierendes Lächeln von sich und beugte sich dann zu Remus, der erstaunlicherweise still hielt, und das, obwohl er als Werwolf keine Kontrolle über seine Gefühle hatte. Lorena kniete sich neben ihn und strich ihn ein paar Mal über die aufgestellten Ohren. Ich hielt den Atem an und Medea flüsterte: "Er wird dich töten!"
"Ach ne!", gab sie kühl zurück, "was glaubst du, was ich vor habe?" Ich runzelte die Stirn: "Getötet zu werden?"
"Ich heile ihn", murmelte sie und ihre Hände begannen rot zu leuchten, "das geht nicht immer, nur einmal, aber ich glaube, dass der Zeitpunkt recht ist..." Remus' steingraues Wolfsfell begann zu glühen und wie in Zeitlupe wurde er wieder zu dem Menschen, den ich kannte. Ich stieß einen überglücklichen Laut aus und fiel ihm um den Hals: "Zum Glück geht's dir gut!" Remus erwiderte die Umarmung kurz, ehe er sich an seine Retterin wandte: "Lorena? Solltest du nicht eigentlich... eigentlich bei den Kindern sein?"
"Da bin ich doch", erwiderte diese tonlos und Medea schlug sich die Hände vor den Mund. Ich half meinem Freund auf und starrte die Frauen an: "Was ist los?"
"Du... du bist...", stammelte die Zauberin völlig aus ihrer mysteriösen Rage gefallen gen Lorena, welche nur ihre Messer zog und flüsterte: "Ganz Recht. Ich bin die Tochter des Morgens, die Hand, die töten wird, und der Schlüssel, der verloren war..."
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