Verlustangst
Gestern habe ich euch gefragt, was eure größten Ängste sind, und erstaunlicherweise haben viele mit der Angst vor dem Alleinsein und Verlustangst geantwortet. Heute will ich meine Erfahrungen damit mit euch teilen und euch Tipps geben, die dagegen helfen.
Früher (vor allem in der siebten bis Mitte der neunten Klasse) hatte ich auch davor Angst. Ich hatte eine sehr toxische (Dreier-)Freundschaft, die in der achten Klasse und Anfang der neunten immer schlimmer wurde und letztendlich damit endete, dass ich ausgeschlossen wurde und hinter meinem Rücken sehr schlimme Dinge erzählt wurden, die nicht gestimmt hatten. Eine der beiden Freundinnen kannte ich seit der Grundschulklasse und war meine "beste Freundin", die sich ab dem Gymnasium mit meiner anderen Freundin enger anfreundete, ebenso wie ich. Ich hatte damals sehr große Angst, dass ich sie verlieren würde und niemanden mehr hätte, und ab einem Punkt, als ich neben Mobbing in der Schule immer tiefer in ein Loch gesunken bin, habe ich mich irgendwann entfernt und andere Leute kennengelernt, die mich aufgefangen haben und mir gezeigt haben, dass man nicht auf andere Leute hören sollen und denen, die schlecht über einen reden, egal, ob Freunde oder Bekannte, den Rücken zudrehen sollte.
Das habe ich getan.
Ich habe mich von dem Toxischen gelöst - und mir ging es besser! Und irgendwann kam meine "beste Freundin" zurück und wollte sich wieder mit mir anfreunden, und da habe ich den Schlussstrich gezogen und gesagt, dass ich nicht einfach jemand wäre, zu dem man kommt und den man behandeln kann, wann man will und wie man will.
Ab der neunten Klasse hatte ich großartige Freunde. Ich habe mich wieder in das soziale Leben einfinden können, habe gelernt, was es bedeutet, sich vom Schlechten abzuwenden und sich von toxischen Leuten zu entfernen, und ich habe gelernt, was es bedeutet, das Gute im Leben zu sehen.
Die Angst davor, jemanden zu verlieren, zieht viele Aspekte mit sich, die einen belasten können - es ist nicht nur die Angst, sondern auch Neid und Eifersucht; dieses Gefühl, wenn deine Freunde sich mit anderen Freunden ohne dich treffen, wenn sich dich irgendwann nicht mehr fragen, ob du mit ihnen abhängen willst und du dich einfach ausgeschlossen fühlst, auch wenn es vielleicht einfach ein normales Treffen zwischen zwei anderen Freunden ist, die sich auch einmal zu zweit treffen wollen - immerhin triffst du dich auch manchmal nur mit einen von ihnen, ohne den anderen.
Dieses Problem gibt es oft bei Dreierfreundschaften, allerdings auch bei (Zweier-)Freundschaften, bei denen der andere Freund jeweils noch andere Freunde hat, die du auch kennst, aber nicht so eng mit ihnen befreundet bist. Dass sich der andere irgendwann von dir abwendet - diese Angst hatte ich damals in der siebten bis zur neunten Klasse.
Und heute?
Ich bin weder eifersüchtig noch habe ich Angst davor, Freunde zu verlieren. Ich habe in der Vergangenheit viele "falsche" Freunde gehabt und die, die wirklich echte Freunde waren, sind geblieben - auch nach einem Streit (was nicht bedeutet, dass man sich nicht auch eine Weile voneinander entfernen kann, denn irgendwann spricht man sich aus).
Wovor ich Angst habe, ist das Alleinsein, was allerdings durch einen tieferliegenden Konflikt begründet ist und nicht wirklich durch die "falschen" Freundschaften kommt. Oft kommt das Gefühl auf, wenn niemand meiner Freunde Zeit hat oder ich mit niemandem über meine Probleme reden kann, der es auch verstehen würde.
Aber die Angst vor dem Verlassenwerden ist weg.
Diese Geschichte zu Beginn. Nun will ich euch die Ursachen, Faktoren und Tipps gegen die Verlustangst näherbringen.
Was sind die Ursachen?
Der Grund für die Verlustangst liegt meist in der Vergangenheit, z.B. wenn die Eltern einen verlassen haben oder wenn man seine Freunde verloren hat (weil jemand weggezogen ist oder weil man sich gestritten hat usw.). Auch der Tod einer wichtigen Person oder Ausgrenzung in der Schule können Gründe sein. Oft findet sich der Ursprung in der Kindheit wieder, der über die Jahre durch schlechte Erfahrungen weitergetragen wurde.
Was sind die Symptome?
Wie ich bereits erwähnte, sind Neid und Eifersucht Faktoren, aber auch Begleiterscheinungen. Man hat Angst, dass man von dem Partner/Freund hintergangen oder betrogen wird. Da man meist seine Zweifel ausdrückt oder sie anderweitig deutlich macht, denkt der andere, dass der Betroffene kein Vertrauen mehr hat.
Auch Selbstzweifel können Symptome sein. Was ist, wenn ich nicht mehr gut genug bin? Was ist, wenn ich nicht mehr "cool" bin? Ein vermindertes Selbstwertgefühl, der Drang, sich zwanghaft zu verändern, weil man denkt, sich so dem anderen besser anzupassen, sind auffällige Anzeichen.
Die Suche nach Bestätigung und Anerkennung - die Betroffenen haben Angst, den anderen zu enttäuschen und suchen nach Aufmerksamkeit und Anerkennung, um sich die Bestätigung für gewisse Dinge einzuholen. Das Gefühl, gemocht oder geliebt zu werden, steht da sehr im Vordergrund.
Extreme Symptome sind Drohungen und Kontrolle. Manche Partner neigen dazu, dass Handy des anderen zu nehmen und zu durchsuchen (auch Eltern usw. können dazu neigen).
Doch nicht nur emotionale Symptome zählen dazu, sondern auch körperliche, wie Herzrasen, Panikattacken, Weinen usw.
Was kann man dagegen tun?
Die Angst in Worte verfassen - es hilft nicht nur, darüber zu reden, sondern auch das Aufschreiben. Oft reicht es, einfach seine Gedanken und Emotionen auf dem Papier niederzuschreiben (das gilt im Übrigen für viele Situationen, kann ich nur empfehlen!). Alleine dieser Prozess ist so erlösend und zeigt einem, wo die Faktoren bei einem liegen und was man vielleicht anders angehen könnte. Eventuell merkt man da auch, dass es vielleicht gar nicht so schlimm ist, wie man dachte.
Entspannung - Atemübungen, Meditation usw. können sehr helfen, sich zu beruhigen und seinen Fokus auf andere Dinge zu richten. Ich persönlich kann das überhaupt nicht, da meine Gedanken ständig abschweifen, aber vielleicht hilft es euch!
Selbstliebe - bevor man sich auf andere fokussiert, sollte man sich zunächst auf sich selbst fokussieren. Sich selbst zu lieben, sich zu wertschätzen, eine positive Brücke in seinem Kopf aufzubauen, das ist besonders wichtig und hilft einem, mit einer anderen Einstellung an den Tag zu gehen.
Den Fokus anders setzen - auch mir hat es geholfen, mich von den negativen Dingen zu lösen und mich auf die positiven Dinge zu konzentrieren. Man muss abwägen, inwiefern die Situation nun gut für einen ist. Auch die Gedanken an den Freund oder den Partner sind da entscheiden - anstatt sich auf das Schlechte zu konzentrieren, wie, dass er vielleicht schlecht über einen bei anderen redet, sollte man sich auf das Gute konzentrieren. Was mag ich an ihm/ihr? Wofür bin ich dankbar?
Ein stabiles Eigenleben - oft kommt Verlustangst auch davon, dass man alles in seinem Leben nur der einen Person widmet. Es wäre um einiges besser, wenn man neben dieser Person noch andere Interessen und Freunde hat, Dinge, die man nicht nur mit der Person macht, sondern auch alleine.
Psychotherapie - ich weiß, dass dieser Punkt von vielen als negativ angesehen wird, aber es ist nicht schlimm, sich Hilfe zu suchen! Vor allem Verhaltenstheraphie soll bei Verlustangst helfen (ich kenne mich diesbezüglich nicht sonderlich gut aus), da die Ursprunge oft im Unterbewusstsein liegen.
[Quelle: vgl. https://www.lernen.net/artikel/verlustangst-ueberwinden-trennungsangst-5231/]
Ich kenne einige Leute, die sich mit dieser Angst selbst im Weg stehen. Ich bin jemand, der nicht damit klarkommt, wenn jemand klammert und keine Luft zum Atmen lässt. Ein Rat von jemandem, der beide Seiten erfahren musste - ich weiß, es ist immer einfacher gesagt als getan, aber es hilft euch und auch den anderen nicht weiter, sondern kann diesbezüglich auch sehr ausarten und erst recht zum Verlust führen. Deswegen kann ich nur raten, nach Möglichkeiten zu suchen, um sich selbst im Klaren zu werden, dass es weniger schlimm ist, als es scheint.
Ich hoffe, die oben genannten Tipps helfen dabei!
Fragen an euch:
Habt oder hattet ihr Verlustangst?
Worin liegen bei euch die Ursachen?
Was habt ihr dagegen unternommen?
Habt ihr auch die andere Seite in Erfahrung gebracht (als derjenige, der einen Freund/Partner mit Verlustangst hat)?
Fandet ihr den Beitrag? Wenn nicht, was hättet ihr geändert/was stört euch?
Mich würde liebend gerne interessieren, was ihr dazu sagt!
Liebe Grüße,
Julia
Stand: 11. Februar 2020
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