Angst vorm Alleinsein/Verlassenheit
Ich habe euch auf Instagram gefragt, über welches Thema ich als nächstes schreiben soll, und viele haben für "Angst vorm Alleinsein" gestimmt.
[Folgt mir gerne bei Instagram auf @ _wordsofink, wenn ihr auch bei Umfragen mitmachen wollt!]
Ich habe schon einmal einen Beitrag über "Verlustangst" geschrieben und viele werden bestimmt sagen, dass es dasselbe ist wie die "Angst vorm Alleinsein" oder auch fachlich genannt "Angst vor Verlassenheit". Hier muss gesagt werden, dass es zwar voneinander abhängig sein kann, aber nicht immer dasselbe ist.
URSACHEN
Viele Psychologen betiteln hier dieselben Gründe für die Angst vor Verlassenheit: Hierbei liegen die Erfahrungen meist in der Kindheit, wobei nicht nur Vernachlässigung, sondern auch Überbehütung dazuzählen kann (oft liegt der Grund jedoch bei Vernachlässigung).
[Quelle: vgl. https://www.angst-panik-hilfe.de/angst-vorm-alleinsein.html]
In der Kindheit ist es sehr wichtig, eine Bezugsperson zu haben (in den meisten Fällen sind das die Eltern). Wenn diese fehlt, oder man eventuell auch gar nicht lernt ohne diese zu leben, kann dies einen Grundstein für die Angst vor der Verlassenheit bilden. Je früher man eine Bezugsperson verliert, desto schlimmer können die Auswirkungen sein und desto tiefer können die Ängste sitzen.
FORMEN
Körperliche Verlassenheit äußert sich, wenn der Betroffene von der Bezugsperson verlassen wird (Abwesenheit z.B. der Eltern durch eine (Geschäfts-)Reise o.ä., durch eine Krankheit oder auch durch den Tod eines Elternteils/einer Bezugsperson). Dadurch kann auch ein Minderwertigkeitsempfinden auftreten, da man sich weniger wichtig als die Arbeit und die Freunde der Bezugsperson sieht oder sogar unwichtiger als die eigenen Geschwister fühlt.
Emotionale Verlassenheit bedeutet, wenn man sich in seinen Gefühlen nicht erhört fühlt oder diese einem nicht einmal zugestanden werden. Dies zeigt sich zum Beispiel, wenn man wütend oder traurig ist und die Bezugsperson Ähnliches äußert wie: "Du brauchst da jetzt nicht sauer zu sein/zu weinen, das ist nicht so schlimm."
[Quelle: vgl. https://www.brigitte-fuchs.at/psychotherapie-innsbruck-publikationen-gedanken/verlassenheit/Verlassenheit.html]
IM ZUSAMMENHANG MIT VERLUSTANGST
Wenn man bereits im Kindes-/Jugendalter von seiner Bezugsperson verlassen wird, kann sich die Angst vor der Verlassenheit auch in freundschaftlichen, vor allem aber in romantischen Beziehungen widerspiegeln. Eifersucht, Neid und Gier sowie Paranoia oder Überdramatisierung der kleinsten Dinge können Anzeichen dafür sein (damit soll aber nicht gesagt werden, dass jedes dieser Symptome sofort für Verlustangst oder Verlassenheit steht!).
Brigitte Fuchs sagt hierzu, dass man Anwesenheit braucht, wenn man Verlassenheit verspürt. Dies kann aber meines Erachtens nach auch zu Zwängen oder zu einer toxischen Beziehung führen, in der man sich von der Umwelt abzuschotten versucht und sich nur noch auf die neue Bezugsperson konzentriert.
Hierzu verweise ich auf meinen Beitrag "Verlustangst", den ich einige Kapitel zuvor bereits veröffentlicht habe, falls ihr etwas über die Symptome und Ursachen sowie ein Beispiel aus meiner Jugendzeit lesen wollt.
UMGANG MIT VERLASSENHEIT
Dr. Doris Wolf sagt, dass es wichtig ist, sich zunächst im Klaren darüber zu werden, was genau diese Angst auslöst - Angst vor Einsamkeit, vor schlechten Gefühlen, vor Zurückweisung?
Gründe können allerdings auch sein, dass man Angst davor hat, alleine zu leben/zu sein oder generell jemanden um sich herum braucht. Natürlich kann dies auch mit Selbstzweifeln verbunden sein - bin ich genug, was muss ich an mir ändern?
Wenn man den Grund für seine Angst gefunden hat, muss man versuchen, daran zu arbeiten, was nicht immer einfach ist. Viele Psychologen verweisen auf die Hilfesuche bei einem Therapeuten, insofern die Angst zu tief sitzt, da die Ursachen meist in der Kindheit und bei traumatischen Erfahrungen liegen, und auch andere oder sich selbst gefährdet werden könnten.
[Quelle: vgl. https://www.angst-panik-hilfe.de/angst-vorm-alleinsein.html]
SCHLUSSWORT
Dieser Beitrag ist etwas kürzer als die anderen, weswegen ich zum Schluss noch einmal auf ein persönliches Beispiel eingehen möchte, bevor ich zu den Fragen an euch komme.
Als ich zehn Jahre alt war, haben sich meine Eltern getrennt. Schon früher waren beide Elternteile nicht besonders für mich und meine Schwester da. An meinem 11. Geburtstag war meine Mutter nicht zu Hause und mein Vater aufgrund seiner Arbeit unterwegs. Jedes Jahr waren meine Eltern oder zumindest ein Elternteil immer zu meinem Geburtstag anwesend gewesen, doch nicht zu meinem 11. Geburtstag. Dies hat mich seither so geprägt, dass ich zwar nicht gerne meinen Geburtstag feiere, allerdings auch nicht an diesem Tag vollkommen alleine sein möchte, da mich das immer traurig macht und sehr mitnimmt.
Natürlich ist das jetzt kein allgemeines Beispiel für die generelle Angst vorm Alleinsein oder vor der Verlassenheit, dennoch gehört das ebenfalls dazu. Auch solche kleine Sachen können Anzeichen davon sein, was jedoch nicht immer bedeutet, dass man sich sofort psychologische Hilfe suchen muss.
Ich denke, dass man immer eine gewisse Angst davor hat, irgendwann vollkommen allein zu sein. Wir sind auf soziale Kontakte angewiesen und wollen mit anderen Menschen zusammen sein (egal, ob freundschaftlich oder intim). Wenn dies allerdings so weit ausartet, dass man gar nicht mehr ohne die Bezugsperson(en) leben kann oder man bei jedem Vorfall gleich Angst hat, denjenigen zu verlieren, wäre es besser, an dieser Angst zu arbeiten, ob alleine oder mit Hilfe eines anderen.
FRAGEN AN EUCH
Habt/Hattet ihr Angst vorm Alleinsein/vor der Verlassenheit? Wenn ja, was habt ihr dagegen unternommen?
Was sind/waren die Gründe dafür?
Kennt ihr jemanden mit dieser Angst? Bzw. wart ihr schon einmal in einer Beziehung (fest oder freundschaftlich) mit einer Person mit dieser Angst?
Was haltet ihr davon, dass man sich psychologische Hilfe suchen sollte, wenn man solche Ängste verspürt? Seid ihr gegen oder für psychologische Hilfe?
Ihr müsst auf keine dieser Fragen antworten, wenn ihr es nicht wollt! Es ist ein sehr persönliches Thema, was auch viel Überwindung kosten kann, wenn man darüber spricht.
Danke für eure Zeit und fürs Lesen! Ich wünsche euch noch einen schönen Tag!
Liebe Grüße,
Julia
Stand: 25. Oktober 2020
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