13. Tanz nach fremden Regeln

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"Du hast was getan?!", polterte Fugaku am Tisch, die dünnen Brauen gefährlich zusammenzogen.
"Ich hoffe, das war ein schlechter Scherz! Die Asservatenkammer ist kein Selbstbedienungsladen!"
Shisui lächelte geduckt und okay, vielleicht hätte er, das Ding mit dem Gras rauchen lieber weglassen sollen. Aber er wollte damit einfach nur so gut wie möglich von seinem beinahe Liebesgeständnis ablenken, dass er mit der Wahl seines Liedes fast machte.

"Äh reicht es, wenn ich dir sage, dass der siebzehn jährige Shisui nicht sehr schlau war und es mir damals zwei komische Gestalten in die Hand gedrückt haben, die meinten, es sei cool hinter dem Polizeirevier zu kiffen?", erklärte Shisui vorsichtig, während Obito sich kichernd wegdrehte und Kakashi hinter seinem Buch nur die Achseln zuckte.
Es war offensichtlich, wen er mit den zwei komischen Gestalten meinte, oder?

"Oh, Shisui wir machen alle mal einen Fehler. Auch mein lieber Ehemann, weiß das", begann Mikoto nachsichtig und im Augenwinkel konnte er sehen, wie Fugaku stur an seinem Weinglas nippte, der so trocken, wie er selbst war, während sie warmherzig weitersprach:
"Und das Lied, wovon du vorhin gesprochen hast, ist wirklich sehr schön. Ich hoffe, du wirst es eines Tages für diese eine Person, verwenden können."

"Ja...", lächelte er verlegen und versuchte krampfhaft nicht zu Itachi hinüber zu sehen, von dem er wusste, dass er ihn beobachtete.
"...aber ich glaube, dazu wird es nie kommen."
Mikotos Lächeln wurde trauriger.

Aber auch Izumi fixierte Shisui wie eine feindselige Hyäne, kurz davor ihn in Stücke zu reißen.
Stattdessen wählte sie den Weg der psychologischen Kriegsführung und verkündete ungeniert und reuelos:
"Gut, dann nehmen wir es."
Shisui öffnete seinen Mund, aber sie winkte ab und fuhr spitz fort:
"Hauptsächlich, weil man darauf einen Walzer tanzen kann. Und weil es in dem Text um einen Mann und eine Frau geht, die schon seit ihrer Jugend ineinander verliebt sind", betonte sie explizit.
"Es ist quasi wie für uns geschrieben. Außer natürlich...", pausierte Izumi, sie schenkte ihm ein herablassendes Lächeln und fragte zuckersüß:
"...du hast was dagegen?"

Verärgert presste Shisui seine Lippen aufeinander. Trotzdem wollte er Mikoto und Itachi nicht in Verlegenheit bringen, indem er hier jetzt eine Szene machte. Also erwiderte so neutral und gleichgültig wie möglich:
"Wie du schon sagtest, es ist wie für euch geschrieben. Also nimm es."
Bitter fragte er sich, wie oft er eigentlich in diesem Leben noch zurückstecken würde?

Ihr rosa Mund verzog sich zu einem triumphierenden Lächeln, bevor sie sich strahlend an einen unschlüssig aussehenden Itachi wandte und zufrieden erklärte:
"Schön. Dann machen wir den Anfang, danach kommen die Trauzeugen, im Anschluss unsere Eltern. Und am Ende tanzen alle anderen, ja?"

Shisui blinzelte. Aber hatte sie gerade die Trauzeugen gesagt? Und bevor Itachi antworten konnte, unterbrach er ihn entsetzt und fragte verwirrt:
"Ich soll auch tanzen? Ist das dein ernst?! Und wer bitte ist überhaupt dein Trauzeuge?"
Vielleicht hätte er das schon eher fragen sollen.

"Du meinst, Trauzeugin", berichtigte sie ihn mit einem scharfen Grinsen im Gesicht.
"Und ich bin sicher, du weißt, wer sie ist."
Shisui schluckte. Natürlich. Es konnte nur ihre einstige Klassenkameradin und beste Freundin sein. Nur leider war das auch die Frau, mit der Shisui vor einem knappen Jahr einen betrunkenen One-Night-Stand hatte.
Einer sehr nachtragenden Frau.

Hana Inuzuka, und das konnte Shisui bestätigen, war die aufbrausendste, reizbarste und hitzköpfigste Person, die er je getroffen hatte.
Schlimmer als Sasuke in seiner tiefsten Pubertätsphase. Eine echte Landmine.
Und eigentlich überhaupt nicht sein Typ.
Aber dann war da diese dumme Geburtsagsarty, viel Alkohol, eines führte zum anderen und dann...
Seitdem nannte Hana ihn nur noch Schwachkopf, Blödmann, Armleuchter, Trottel...
Oder jedes andere Wort, das ihr als Synonym für Idiot einfiel, immer wenn sie sich in der Kantine über den Weg liefen, da sie wie Kakashi, in der Hundestaffel arbeitete und somit im selben Gebäude, wie Shisui.

Verständlich, dass er nicht mit ihr Tanzen wollte, oder?
Er wollte eigentlich überhaupt nicht Tanzen und antwortete holprig:
"Äh ja... Du meinst Hana. Nur Pech für sie, dass ich auch nicht Tanzen kann. Oder zumindest nicht so, dass es für eine Hochzeit angemessen wäre."

"Oh Shisui, ein Walzer ist wirklich nicht sehr schwer zu lernen", ermutigte ihn Mikoto von der anderen Seite des Tisches und lächelte milde.
"Und da mein ältester Sohn, es auch nicht kann, könnt ihr es vielleicht zusammen lernen? Ich bin sicher, dass es auf eurer kleinen Reise, irgendwo Platz findet."

"Sicher...", murmelte Shisui unbehaglich und tauschte einen verstohlenen Blick mit Itachis dunklen Augen. Aber die Aussicht, seinen besten Freund beim Tanzen in den Armen zu halten, von Angesicht zu Angesicht, nur wenige Zentimeter voneinander entfernt, könnte in ihm ein Feuer entfachen, wovon er nicht wusste, ob er es in Schach halten konnte. Die Versuchung Itachi dabei zu küssen, oder gar zu verführen, war einfach zu groß.

"Vergiss nicht Shui, dass Itachi auch mal führen muss, auch wenn du den passiven Part nicht gewöhnt bist. Aber soll ja keiner von euch beiden... leer... ausgehen", neckte Obito frech und griff penetrant zur Weinflasche, hielt inne und fragte dann unschuldig:
"Willst du auch?

Er starrte die Falsche einen Moment an und zischte:
"Nein Danke, ich bleibe heute bei Wasser!Außerdem weiß ich das...!", knirschte Shisui peinlich berührt und hasste es, wie er gegen seinen Willen rot anlief.
"Und hör verdammt nochmal auf, es so klingen zu lassen, als würde es um Sex gehen!"

"Ach, geht es nicht?", tauchte Kakashi enttäuscht hinter seinem Buch auf.
"Maa, in dem Fall kann ich ja wieder weiterlesen."
Und verschwand erneut dahinter.

Mikoto lachte gelöst in ihre zarte Hand, Itachi schüttelte amüsiert den Kopf und Fugakus ewiges Stirnrunzeln, wurde irgendwie noch ewiger.

"Eigentlich würde ich, es Itachi lieber selbst beibringen", wandte Izumi höflich ein, sie legte ihre benutze Serviette auf ihren leeren Teller und führte weiter aus:
"Ein traditioneller Walzer sollte einfach nicht von zwei Männern getanzt werden. Auch nicht zu Übungszwecken. Es fehlt ihnen schlichtweg, an der nötigen Anmut und Eleganz, wofür dieser Tanz bekannt ist."

"Es ist durchaus wahr, dass eine Frau, einem Walzer, eine gewisse Anmut verleiht. Aber ich glaube, in Sachen Anmut und Eleganz steht mein ältester Sohn dem in nichts nach, soweit du wissen müsstest", stellte Mikoto freundlich aber unmissverständlich klar. Shisui konnte in ihren dunklen Augen sehen, sie würde nichts anderes gelten lassen.
Selbst ihn, hatte sie immer wie eine Löwin verteidigt, als Leute aus der Nachbarschaft, die Nase rümpften und sich beschwerten warum sie sich um ein mitteloses Waisenkind kümmerte, anstatt es in ein Heim zu stecken. Diese Leute durften nie wieder, ihr Haus betreten.

"Ja. Das weiß ich natürlich Mikoto-sama. Eine Seite an ihm, die ich sehr schätze und liebe", stimmte Izumi schnell zu, während Shisui überlegte, ob er einen Kübel holen sollte, damit niemand in ihrem geschleime ausrutschte.

"Gut", lächelte Mikoto wieder.
"Und bitte Liebes, nenn mich Mikoto und meinen Mann Fugaku. Jetzt wo du bald zur Familie gehörst."

"Oder vielleicht sagst du gleich Mama und Papa...", murmelte Sasuke trocken und suchte auf dem Tisch nach Mochis, die nicht mit Süßkram gefüllt waren.

"Ja, und Sasuke ist dann dein Otouto.
Er würde sich sehr darüber freuen", witzelte Naruto schlau und bekam prompt einen Mochi direkt an die Stirn.

Geduldig atmete Izumi aus, während Itachi sein Wasserglas am Tisch abstellte, von dem er gerade getrunken hatte und sich zum ersten Mal in die Diskussion einmischte, in dem er sanft sagte:
"Izumi, ich weiß, du möchtest alles Perfekt haben. Aber wenn Shisui nicht mit Hana tanzen möchte, weil wohl keine gegenseitige Sympathie besteht, dann kannst du das auch nicht erzwingen. Es ist sein gutes Recht, Nein dazu zu sagen."

"Das hat er nicht! Shisui hat zugestimmt dein Trauzeuge zu sein! Also soll er sich gefälligst auch zur Verfügung stellen und sich zusammenreißen", drängte sie eisern, verschränkte ihre Arme und spottete dann blasiert:
"Hana tut es ja schließlich auch, obwohl sie einen wirklich guten Grund hat, es nicht zu tun! Außerdem ist es ja nicht so, als hätte er eine Begleitung, auf die ich Rücksicht nehmen muss, oder?"

Scheiße! Izumi wusste es also?
Shisuis Handflächen schwitzten.
Na klar wusste sie es.

Fragend runzelte Itachi die Stirn und Shisui brach in Panik aus. Auf keinen Fall durfte sie jetzt auch noch vor aller Augen seinen One-Night-stand ausbreiten!
Und weil er in letzter Zeit eh schon eine Millionen schlechte Entscheidungen getroffen hatte...
Platze er einfach blindlings damit heraus:
"Ich habe eine Begleitung!"

Verwirrt und überrascht, sahen ihn alle an, vor allem Itachi, der verdutzt den Kopf neigte, als hätte er sich verhört, weswegen
Shisui unbeholfen lachte, sich am Hinterkopf kratzte und amateurhaft stammelte:
"Ja, hab ich das vergessen zu erwähnen?
Kann schon mal passieren, oder?
Bei so viel Hochzeitsorganisation hier. Und mach die Wohnung dort...
Aber ja, ich habe jemanden."
Die Notlüge kam ihm wirklich nicht leicht über die Lippen und tatsächlich sanken Itachis Gesichtszüge, bei seiner Proklamation. Shisui wusste nicht genau, was das zu bedeuten hatte, aber er wusste, dass er es herausfinden wollte.
Bald. In Vegas.
Ein stilles versprechen an sich selbst.

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