12. Mein Lied Für Dich

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"Nun, ich gebe zu, ich bin überrascht und beeindruckt zugleich, in welch kurzer Zeit ihr das alles geschafft habt", gab Fugaku am Tisch zu und zog verblüfft seine schmalen Brauen hoch, während Mikoto ihm ein Glas Rotwein einschenkte, ganz die fürsorgliche Ehefrau.
"Andererseits habe ich auch nichts anderes von meinem ältesten Sohn und meiner baldigen Schwiegertochter erwartet", endete er zufrieden und hob zum Prost sein Glas.
"Ich wünschte nur, ich hätte Sasuke auf denselben Weg gebracht. Aber der Zug ist wohl abgefahren", seufzte der Mann schwer und warf einen trockenen Blick über den Rand seines Glases, wo Naruto an Sasukes Arm hing und wie ein Champion zurückgrinste.

"Sasuke und Naruto sind ein schönes Paar. Und jetzt mach nicht so ein mürrisches Gesicht und genieße den Abend, zu dem Izumi uns eingeladen hat, in Ordnung Liebling?", sagte Mikoto lächelnd, aber mit genug Autorität in der Stimme, die deutlich machte, dass sie nicht davor zurückschreckte, ihm den zuvor servierten Wein ins Gesicht zu schütten.

"Hn", murrte Fugaku in sein Weinglas und murmelte irgendwas vor sich hin.

Wer es noch nicht mitbekommen hatte.
Heute war die Einweihungsfeier von Itachis und Izumis neuer schicker Wohnung. Ein Albtraum aus lila, gelb und rosa, alles nach ihrem Geschmack und Fugakus Kontostand.
Trotzdem wollte bei Shisui einfach keine Feierstimmung aufkommen.
Ganz im Gegenteil. Er saß nur da und starrte in die flackernde Kerze auf dem Tisch, mit dem beklemmenden Gefühl, am Ende Itachi Lebewohl sagen zu müssen.

Derweil hatte Izumi den Balkon in ein wahres Schmuckstück verwandelt und überall Lampions aufgehängt, Kerzen aufgestellt, Fingerfood serviert und teuren Wein bereitgestellt.
Es wirkte fast romantisch.
Dazu erzählte Obito seine obligatorischen Flachwitze. Kakashi pries vor Mikoto seine neueste Liebesschnulze an, Naruto verschlang das Essen, während Sasuke unter dem Tisch, desinteressiert Clash-of-Clans spielte.

Aber Shisui konnte nur darüber nachdenken, wie viel Wein es brauchte, um Itachis baldige Heirat zu vergessen, als der plötzlich sagte:
"So gerne wir dieses Lob auch annehmen wollen, Vater. Können wir es nicht..."
Und blickte mit einem warmen und sanftmütigen Lächeln zu Shisui hinüber:
"Es ist ganz allein Shisuis Verdienst. Ihm solltest du deine ganze Anerkennung aussprechen."

Shisui blickte auf, kratzte sich verlegen im Nacken und entgegnete seltsam berührt, von Itachis Ehrlichkeit:
"Äh, ja... Nicht der Rede wert. Ich meine... Wofür sind beste Freunde da."
Gott, er fühlte sich so dumm. Dumm. Dumm.

Mikotos und Fugakus staunende Augen lagen jetzt auf ihm.
Und zumindest aus der Sicht hatte es sich gelohnt, dass er die ganze letzte Woche neben seiner Arbeitnehmerhölle, und dem Umzugswahnsinn, eine Millionen Einladungskarten verschickte, das Catering orderte, die Ringe vom Juwelier abholte.
Einen verdammten Mercedes Händler bedrohte, bis der ihm endlich das gewünschte Brautauto aushändigte.
Ein rotes Cabrio.
Weil rot Itachis Farbe war.
Und weil Shisui ein Cabrio wollte.
Wann konnte er schon mal eines fahren.

Bis er irgendwann erschöpft auf seinem Büroschreibtisch ohnmächtig wurde und sich einbildete, wie Itachi hereinkam und zärtlich mit seinen Fingern durch sein Haar webte. Es fühlte sich so echt an.

Gut, natürlich hatte Mikoto als Mutter des Bräutigams ebenfalls geholfen.
Auch Obito, Kakashi und Naruto waren fleißig dabei gewesen. Sasuke war Sasuke, während Izumi sich um ihr Kleid kümmerte.
Sozusagen waren alle irgendwie im Auftrag der Liebe unterwegs. Alle hingen sich rein. Alle, bis auf Itachi, der dem ganzen Hochzeits-tam-tam die meiste Zeit hartnäckig aus dem Weg ging und meinte, sie würden schon alles nach besten Gewissen aussuchen. Es klang wie eine Ausrede, dachte Shisui besorgt und sah verstohlen zu ihm hinüber, wo Itachi teilnahmslos neben seiner strahlenden Verlobten saß und mit trüben Blick auf den gedeckten Tisch blickte, ohne sich davon zu bedienen.

"Findest du nicht Sas...", hörte Shisui Naruto flüstern:
"...das Itachi ein wenig glücklicher aussehen könnte? Es ist schließlich seine Hochzeit, oder? Aber er sitzt nur da und ist einfach... Höflich?"

"Niisan war noch nie bekannt dafür besonders glücklich auszusehen. Ich bezweifle, dass sein Gesicht überhaupt weiß, wie das geht", tat Sasuke es geistesabwesend ab und daddelte weiter auf seinem Handy.

"Was zur Hölle! Wenn man heiratet, ist man doch automatisch glücklich! Da gibt es nichts zu wissen, echt jetzt!", fauchte Naruto energisch, der ausgerechnet jetzt, einen seiner seltenen scharfsinnigen Momente hatte.

"Was genau willst du damit sagen?", wollte Sasuke jetzt wissen und blickte auf.

"Ich weiß nicht...
...wahrscheinlich was jeder sagen würde, der eins und eins zusammenzählt, du Mathegenie. Dass er sie nicht..."

"Shisui!", übertönte plötzlich Fugakus säuerliche Stimme, die von Naruto. Anscheinend wurde Shisui nicht zum ersten Mal gerufen und sah erschrocken auf, während der Mann fortfuhr.
"Ich habe gesagt, ich gestatte dir Itachis Junggesellenabschied, nach...
Wo wolltest du gleich nochmals hin?"

Shisui lächelte wackelig und entgegnete:
"Äh, eigentlich ist es eine Überraschung. Aber keine Sorge. Ich werde gut auf deine Kreditkarte aufpassen. Wahrscheinlich wird dir nicht mal auffallen, dass überhaupt Geld fehlt."

Verdorrt blickte Fugaku ihn an, während er sein dickes Portmonee aus seiner Gesäßtasche zog.
"Eigentlich wäre es mir auch lieber, Itachi würde sie nehmen. Aber gut. So war die Abmachung. Schließlich soll niemand behaupten, ich stehe nicht zu meinem Wort."

Der Mann schob grimmig seine schwarze Kreditkarte über den Tisch, begleitet von einem spontanen Engelschor, den wahrscheinlich nur Shisui hörte.
Er nahm sie entgegen, hob sie mit zwei Finger hoch und zwinkerte schelmisch Itachi zu:
"Was hab ich dir gesagt? Der Schlüssel zu all den Dingen, die du genannt hast."
Itachi schüttelte amüsiert den Kopf und Shisui war entzückt davon, wie hübsch, die bunten Lampions seine Gesichtszüge einfingen.

Izumi schnaubte kurz, verfiel aber sofort wieder in ihre überdreht-fröhliche Art und sagte dann sonnig:
"Ein paar Dinge gibt es schon noch zu besprechen, wie zum Beispiel wo wir unsere Flitterwochen verbringen.
Oder welchen Tanz wir bei unserem Eröffnungstanz tanzen, wobei ich stark zu einem Walzer tendiere, oder was sagst du Itachi?"

"Ich soll... Tanzen?", blinzelte Itachi perplex. Und war das nicht niedlich, schmunzelte Shisui verträumt.
"Ich fürchte, ich bin in der Kunst des Tanzens völlig ungeübt."

"Oh, Fugaku Liebling", schwärmte Mikoto verzückt. Laue Abendluft wehte über den Balkon.
"Ein Walzer. Wir haben seit unserer Hochzeit keinen Walzer mehr getanzt.
Das wird wundervoll werden."

Fugaku starrte bloß, während Obito kicherte und Kakashi zuflüsterte:
"Fugaku dreht sich wie ein dicker Dönerspieß über das Parkett. Ich kann's kaum abwarten, dass bei TikTok hochzuladen."

"Maa, danke Obi, jetzt kann ich nie wieder Döner essen", seufzte Kakashi dramatisch und blickte traurig auf den Tisch.

Mit zusammengekniffenen Augen starrte Izumi die Beiden an, bis sie ihre Gelassenheit wieder fand, eine Strähne hinter ihr Ohr strich und lächelnd fortfuhr:
"Du kannst es lernen. Aber davor brauchen wir noch ein Lied. Am besten was Langsames. Und romantisches. Aber nicht zu altbacken ist."
Hoffnungsvoll blickte sie Itachi wieder an und fragte liebevoll:
"Sag, welches Lied kommt dir als Erstes in den Sinn, wenn du an uns denkst?"

Itachi öffnete den Mund, wartete kurz und antwortete dann hilflos:
"Es tut mir leid, auch da fürchte ich wenig beitragen zu können. Denn wenn ich mal Musik höre, dann nur klassische Stücke, wozu es meistens keinen Gesang gibt."

"Ich weiß da was!", meldete Naruto sich voller Euphorie und sagte:
"Highway to hell.
Das ist auch ein Klassiker, sagt Paps immer. Und da singt sogar einer. Vielleicht gefällt es dir Tachi-kun."

"Ich bin nicht sicher, ob ein Stück, dass Autobahn zur Hölle heißt, das richtige für eine Hochzeit ist", entgegnete Itachi zögerlich und runzelte die Stirn.

"Für manche Hochzeiten schon", kicherte Obito und hob sein Glas an seine Lippen, um Izumis und Fugakus bösen Blick auszuweichen.

"Shisui...", fragte Mikoto freundlich und richtete somit jedermanns Aufmerksamkeit auf ihn, die er nicht wollte.
"... vielleicht möchtest du einen Vorschlag machen?"

"Ich...?", fragte Shisui, sein Ton wackelig und unsicher, unter all den erwartungsvollen Blicken. Aber wie immer, schenkte ihm Itachis Mutter ein ermutigendes Lächeln. Und bevor der winzigkleine, intelligente Teil seines Gehirns, es verhindern konnte, sagte er auch schon mit mehr Wärme in der Stimme, als für einen Trauzeugen angemessen:
"Wenn ich heiraten würde, dann würde ich für diese Personen ein Lied wählen, was mit jeder Note ihre Schönheit besingt.
Mit jedem Wort ihr Lächeln huldigt.
Und jede Zeile ausdrückt, was für eine überwältigende Wirkung ihre dunklen Augen auf mich haben, jedes Mal wenn sie mich ansehen.
Deswegen würde ich Perfect vorschlagen. Von Ed Sheeran. Weil sie nichts anderes für mich wäre als das."

Itachi starrte ihn sprachlos an, genauso wie alle anderen und Shisui erkannte erschrocken, wie nah er dran war, sich zu verraten. Und für einen kurzen, strahlenden Moment erwägte er wirklich, sich ohne Fallschirm und doppelten Boden vom Balkon zu stürzen.
Oder vielleicht spontan explodieren?
Aber jemand müsste dann die Sauerei wegwischen.

Also lachte er unbeholfen, kratze sich im Nacken und haspelte nervös:
"Nicht, das ich diese Person schon gefunden hätte. Oder jemals finden würde. Es war einfach nur so daher gesagt, okay?
Ein Hirnfurz? Halluzinationen von zu vielem Gras rauchen aus der Asservatenkammer, ja?"
Ob das jetzt besser war? Shisui hatte keine Ahnung. Aber nach Fugakus harten Blick nach zu urteilen, war spontan explodieren, vielleicht doch die bessere Idee.
Seufz.

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