Formalia im Gedicht
Eine Auflistung wichtiger Formelemente im Gedicht, und wie ich sie verstehe. Danke an @MagdalenaEfrt für einen guten Tipp, wie ich es ansprechender gestalten kann.
Trochäus: Strukturiert, beruhigt ein wenig, lehrhaft: "Du hast Stärken und auch Schwächen"; "Ich will ewig auf dich hoffen"
Jambus: Steigert leicht, natürlichstes Sprechmuster (gerade bei den alten Griechen), klassisch: "Vertrau auf Gottes Segen"; "Gesegnet sein die Dummen"
Daktylus: Vergesst es! Im Deutschen kaum umsetzbar! Schneller Trochäus: "O du erquickendes Grün"
Anapäst: Sehr schnell und steigernd, aber auch kaum umsetzbar!"Ohne dich würden rot alle glühn"
Unbetont-betont-unbetont: Beschleunigter Jambus: "Und so, in den irdischen Tagen, da bleiben nur blecherne Fragen."
Spondeus (lang-lang) sehr langsam, harmonisch, statisch. In deutscher Metrik irrelevant. "Pauci nautae manent mali qui appellantur piratae" Das waren, glaube ich, praktisvch nur lange Silben.
Kreuzreim: Poetisch, praktisch, gut
Umarmender Reim: bringt mitunter einen netten Ringschluss, aber ich mag ihn nicht.
Paarreime: relativ einfach und daher nicht das allerhöchste Niveau. Super für Epigramme(1) geeignet und für Schlussverse, aber ich mache nicht nur aus ihnen ein Gedicht.
Schweifreim(2): Die sind ziemlich cool, weil sie auch wie ein Kreuzreim gut halbierbar sind. So entsteht Dualität, die sehr schön ist. Aber nach ein paar Gedichten hat man ihrer genug.
Ein paar meiner favorisierten Varianten:
Jambus-Varianten:
1) dreihebig, feminin, dreihebig maskulin (Kreuzreim)
2a) vierhebig, feminin, Paarreim
2b) vierhebig, feminin plus vierhebig, maskulin (Kreuz)
3a) vierhebig, maskulin plus dreihebig, feminin (Kreuz)
3b) dreihebig, maskulin plus vierhebig, feminin (Kreuz)
4) Der Mond ist aufgegangen: dreihebig, feminin (2x) plus dreihebig, maskulin plus dreihebig, feminin (2x) plus vierhebig, maskulin (Schweif)
8) vierhebig, maskulin plus dreihebig, maskulin (Kreuz)
Trochäus:
5) vierhebig, feminin plus vierhebig, maskulin (Kreuz)
6) vierhebig, maskulin (2x, Paar)
7) Alles ist an Gottes Segen: vierhebig, feminin (2x) plus vierhebig, maskulin plus vierhebig, feminin (2x) plus vierhebig, maskulin (Schweif)
Was darüber zu sagen ist:
1) etwas kurze Verse, meist, nein, immer eigentlich gehören zwei zusammen. Recht poetisch und durch die Kürze trotz Jambus eher ruhig. Geht nur, wenn auch Inspiration da ist, aber eigentlich gutes Allzweckmaß.
2a) Für Schlussverse einer Einheit zu gebrauchen. Sonst ist es zu lang, und dessen Hässlichkeit lässt sich auch durch Inhalt auf Dauer nicht kompensieren.
2b) Wer nur den lieben Gott lässt walten: 2a plus 2b
2b ist nicht besonders schön, da für Zäsuren zu kurz und sonst fast zu lang. Aber es ist auch noch ein Allzweckmetrum, das allerdings schon etwas unpoetischer und natürlicher ist.
3a) Ein harter Vers kommt vor einem weicheren, der durch die feminine Kadenz diesem aber nicht mehr untergeordnet ist. Melancholisch, immer etwas offen. Etwas schwächere Bindungen der Verse als bei 1). Aber auf dieser melancholischen, wenig geschlossenen Basis recht universell.
3b) Gänzlich unpoetisch. Nur als ein Gegengewicht zu 3a zu gebrauchen. Mitunter strecke ich es auf fünf Hebungen, um die Wirkung noch einmal zu erhöhen. Die Wirkung ist die, langsam auszuholen, zu beschleunigen, bis der Hammerschlag trifft.
4) Da weiß ich nicht viel. Kurz, schön, praktisch, mit einem etwas kraftvollerem Schlussvers. Ihr kennt das Lied ja.
5) ich finde, das ist das Allereinfachste. Ganz typisches Trochäus- und Knittelversmetrum(3). Etwas belehrend, und extrem universell.
6) Gott des Himmels und der Erden: 5 plus 6
Sehr schlicht, aber harmonisch.
7) Auch belehrend, kombiniert in gewisser Weise die Einfachheit von Paarreimen, die Vorteile der Schweifreime sowie den klassischen Trochäus.
8) Als Pointe bei einem Gedicht aus 1). Unpoetisch, hart, mit noch härteren Worten zu besetzen; nur ganz dosiert verwenden!
Meine favorisierten Gedichtformen - ihre Namen sind von mir ausgedacht!
1) Epigrammgedicht: Vier formgleiche Reimkreuze (ausgedachter Name für die kleinste, vollständige Kreuzreimeinheit), die nach acht Versen eine Zäsur(4) haben können. Am besten die Kadenz der geraden Verse für die Verse 17 und 18 übernehmen. Die stehen im Paarreim und bilden - bei bitte nicht zu kurzer Länge - ein Epigramm. Auch möglich ist, zwischen Epigramm und Gedichtkörper noch ein Reimpaar mit der Kadenz des Ungeraden zu schalten, oder irgendeine Lösung zu finden für ein 27-Vers-Schema. Dabei kann der Vers 27 verlängert oder mit einem veränderten Metrum besetzt werden.
2) 24: 3x2 oder 2x3 Reimkreuze, sonst keine weiteren Voraussetzungen
3a) Zehn Reimkreuze, angeordnet nach 2x4+2.
3a1) Duellgedicht: 1-8 und 17-24 gehören zusammen, 9-16 und 25-32 auch. Es wird gegeneinander argumentiert und danach ein Fazit gezogen.
3a2) Klassisch: Keine Zusammengehörigkeiten
3a3) Die Einheiten werden überkreuzt mit zwei irgendwie inhaltlich und/oder formal (z. B. durch Verwendung der Metren 3a und 3b) voneinander unterscheidbaren Varianten x und y, angeordnet nach xyyxyxxy. Wieder mit Auflösung, eher nach y-Art.
3b) Wie 3a, aber mit, wie ich's nenne, Post-scriptum-Versen (ein Reimkreuz), die den scheinbaren Schluss der 40 Verse revidieren oder erweitern.
Unreine Reime sind nie schön, aber, gerade wenn sie nicht am Ende stehen - kein Weltuntergang!
1) Epigramm: kurzer Spruch für die Ewigkeit, z. B. "Veni, vidi, vici." Siehe Sprüche auf Grabsteinen (oder Todesanzeigen)
2) Schweifreim: Reimschema der Form aabccb
3) Knittelvers: Soweit ich weiß, ein Vers mit vierhebigem Jambus oder Trochäus
4) Zäsur: Innerhalb vom Vers eine Pause, z. B. durch irgendein Satzzeichen. Sonst ein inhaltlicher Bruch.
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