Kapitel 12

Diese Person war, wie man durch die Stimme erkennen konnte, ein Mädchen. Genauer gesagt ein wütendes Mädchen, denn sie schrie. „Ich glaub's nicht! Ross Shor Lynch! Ich habe gedacht, wir bleiben für immer zusammen! Das hast du mir versprochen! Und auch, dass du mich niemals betrügen würdest! Aber das hast du! Wie lange läuft das jetzt schon?!"

Schließlich kapierte ich es: „Ross, wieso hast du es ihr nicht gesagt?" Das Mädchen war Mandy-Chantal, die nun auch verwirrt schaute. „Also hatte Rydel recht. Sie hat mir geschrieben, dass du nur so tust, als ob du mich magst, damit ich zu The Voice zurückkehre. Ich wollte ihr nicht glauben, aber es war wohl doch die Wahrheit. Übrigens bleibe ich trotzdem bei The Voice", stellte ich klar. Darauf sagte Ross: „Das ist toll. Aber ich muss dir sagen: Anfangs hatte meine Schwester recht, doch dann hab ich mich echt wieder in dich verknallt. Ich brachte es nur nicht über's Herz, mit Mandy Schluss zu machen. Wir sind - oder waren? - schon vier Jahre lang ein Paar."

„Warte! Vor vier Jahren waren wir zwei doch ein Paar!", fiel mir ein. Da bemerkte ich etwas, was dazu führte, dass es sich anfühlte, als ob mich etwas durchbohren würde. „Oh mein Gott. Sie ist die eine, mit der ich dich damals erwischt habe." „Äh...", machte er. „Das kann sein. Aber ich liebe nur dich, hörst du?" Sofort brüllte Mandy: „Wie kannst du es wagen, das direkt vor mir zu sagen?! Du bist wirklich der größte Arsch, den es auf der ganzen Welt gibt!!!" Genau das dachte ich zu dem Zeitpunkt auch wieder.

Ich beschloss, mich nie wieder auf ihn einzulassen. Ich war sehr enttäuscht von ihm. Die ganze Zeit tat er so unschuldig, als ob nichts wäre; dabei betrog er mich erneut mir derselben, welche nun noch wütender war. Sie war völlig aufgebracht. Auf einmal gab sie Ross eine Ohrfeige und trat ihm gegen das Bein, sodass er zu Boden fiel. Ich stoppte sie zuerst nicht, da unser Ex ruhig auch ein bisschen Schmerz verdient hat. Dabei fühlte ich mich jedoch echt mies, weil ich eigentlich ein guter Mensch war. Ich wollte niemanden verletzen - außer vielleicht meinen Bruder.

Jedenfalls fing sie fast eine richtige Prügelei an, die Schläge wurden immer fester. Ross litt, wie man deutlich sehen konnte. Er stöhnte mehrmals und schrie auf, als Mandy ihm heftig in den Bauch schlug. Das konnte ich nicht mehr mitansehen. „Lass ihn jetzt in Ruhe! Er hat's, glaube ich, kapiert", rief ich deswegen. Dann ließ sie ihre Hände sinken und schaltete einen Gang runter. Ich schob sie aus dem Zimmer heraus und verließ das Haus, ohne mich von Ross zu verabschieden. Hatte ich ein Glück, dass ich ihn nur noch ein einziges Mal sehen musste!

Ich war bei mir zu Hause, während Ross immer noch alleine in seinem Zimmer saß. Allerdings nicht lange, denn Ryland kam herein und fragte: „Was ist denn hier abgegangen? Ihr wart ganz schön laut!" Dann erst ist ihm aufgefallen, wie sein großer Bruder aussah: Seine Lippe blutete und unter seinem rechten Auge war ein riesiger, roter Fleck. Das würde ein blaues Auge geben.

„Wow! Was zur Hölle ist mir dir passiert?!" „Mandy", antwortete Ross leise. „RyRy, sind Mom und Dad wieder da?" „Nein, wieso?", wollte Ryland wissen. „Mir geht's nicht so gut. Alles dreht sich, mein Bauch tut weh und mir ist schlecht. Außerdem... bekomme ich nur schwer Luft", erklärte Ross. „Ach, das kommt dir bestimmt nur so vor, weil deine Freundin dich abserviert hat!", meinte der Jüngere.

In dem Moment betrat auch Rydel den Raum und betrachtete ihren Lieblingsbruder. „Oh Rossy! Du bist ja ganz blass! Du siehst gar nicht gut aus! Und das muss wohl was heißen. Ich hab dich noch nie mit so vielen Wunden im Gesicht gesehen", sagte sie geschockt. „Komm, wir bringen dich ins Krankenhaus!" Also stützten sie und Ryland den Verletzten und liefen zu Rydel's Auto. Dort legten sie ihn auf die Rückbank und fuhren los. Etwa zehn Minuten später suchten sie einen Parkplatz, stiegen danach aus dem Wagen und gingen in das Seaside Hospital.

Rydel blieb bei Ross, während Ryland ihn anmeldete. Lange mussten sie auf eine Ärztin nicht warten. Diese untersuchte Ross' Gesicht und stellte fest: „Die Wunde muss genäht werden. Das macht mein Kollege hier." Ein Mann stand da und hielt die entsprechenden Instrumente, die er brauchte, in der Hand. Er machte seine Arbeit sorgfältig. Wäre ja auch schlimm, wenn nicht. Sonst hätte Ross ein sehr krüppelhaftes Gesicht...

Seine Geschwister saßen auf Stühlen neben seinem Krankenbett. Rydel las in einem Buch und Ryland schrieb mit den Fans auf Twitter. Plötzlich schrie sie vor Schreck. Ross hatte Blut gespuckt!

„Okay. Das ist jetzt wirklich kein Spaß mehr! Bevor du stirbst, muss ich mich bei dir entschuldigen, dass ich dir vorher nicht geglaubt hab!", sagte Ryland schnell. „Aber mal ehrlich: Allein von Mandy kann das doch nicht passiert sein!" „Es kann sein, dass ich mal eine Auseinandersetzung mit dem Pferd hatte. Damals... beim Dreh zu I Know You Got Away", brachte Ross noch hervor. Dann griff der Arzt ein und tastete seinen Bauch ab. „Das Abdomen ist ganz hart. Der Patient hat innere Blutungen!", informierte er uns. „Ross, ich liebe dich!", rief Rydel. „Bitte geh nicht in das Licht, wenn du es siehst!" „Werde ich nicht!", meinte Ross, bevor er in den OP geschoben wurde.

Im OP-Saal war die Operation im vollen Gange. Ein Assistenzarzt saugte das ganze Blut ab, während die Fachärztin versuchte, die Quelle zu finden. Irgendwann murmelte sie: „Ich hab's! Die Milz ist so gut wie hinüber. Wir können nichts anderes tun, als sie zu entfernen. Ich frage mich, wie er das hingebracht hat." „Anscheinend hat er schon einmal einen kräftigen Schlag abbekommen. Und sein Bruder hat erzählt, dass er vor kurzer Zeit verprügelt wurde. Jedoch nannte er den Namen dieser Person nicht", verriet ein anderer Arzt. Es war der, der Ross' Wunde genäht hat.

„Okay. Aber man verprügelt doch keine Promis, oder?", fragte die Ärztin mehr sich selbst, da die anderen keine Antwort gaben. „Auf jeden Fall müssen wir ihn wieder hinkriegen, sonst sind wir in Schwierigkeiten." Da lag sie richtig. Ross gehörte nämlich zu den 100 heißesten männlichen Stars in Amerika. Er war für viele Kinder ein großes Vorbild, total süß und einfach nur perfekt. Ich gehörte zu diesem Zeitpunkt definitiv nicht dazu! Doch wenn sie ihm diesen Ruf zerstörten, müssten sie sicher sehr viel Geld zahlen oder ihren Job sogar verlieren.

Als Ross aus seiner Narkose aufwachte, begrüßte ihn seine ganze Familie. „Ross, wir haben uns solche Sorgen um dich gemacht! Wie konntest du uns nur so einen Schrecken einjagen?!", weinte Stormie. „Frag' Mandy!", sagte er.

Darauf gesellte sich die Fachärztin zu ihnen und informierte sie über Ross' Gesundheitszustand: „Ach, wie schön, dass Sie wach sind, Herr Lynch. Leider mussten wir Ihre Milz entfernen, weshalb Sie sich am besten ein paar Tage ausruhen." „Aber in drei Tagen ist das Finale von The Voice und die brauchen mich da!" Ross wollte wohl unbedingt dabei sein. „Dann muss es verschoben werden! Tut mir wirklich sehr leid, aber es geht um Ihre Gesundheit", entschied die Ärztin entschlossen. „Na schön. Aber wenn mich dafür alle hassen oder so, sind Sie schuld!", meinte Ross.

Daheim las ich Geschichten auf Wattpad, die Ross' böse Seite auch mal zum Vorschein brachten. Diese kannte ich nur zu gut. Wenn man vom Teufel sprach: Ich bekam eine Nachricht - von ihm.

Ross: „Ich weiß, du willst nicht mehr mit mir reden, aber in dem Fall schreiben wir ja. Jedenfalls muss ich dich darüber informieren, dass das The Voice Finale leider verschoben werden muss."

Ich: „Wieso denn?"

Ich versuchte, nicht zu viele Worte zu verwenden, damit er ja nicht dachte, dass ich Interesse an diesem Chat hatte.

Ross: „Die im Krankenhaus mussten mir die Milz entfernen. Und jetzt brauche ich angeblich Ruhe."

Ich: „Die haben auch einen Namen. Und zwar Ärzte. Das solltest du schon wissen!"

Ross: „Boah, ist doch egal!"

Dann schrieb ich nichts mehr. Schon hatte ich die Schnauze voll! Der Typ konnte mich mal! So langsam taten mir Riker, Rydel, Rocky, Ellington und Ryland wirklich leid. Im Vergleich zu Ross war Harry ja noch ein Engel. Wow, ich hätte niemals gedacht, dass ich das mal so sehen würde.

Da fiel mir wieder Sam ein. Als ich noch mit diesem Penner zusammen war, hielt ich es nicht für nötig, mit ihr über die scheiß Beziehung zu sprechen. Doch nun geht es mir noch einmal genauso und das, was ich jetzt dringend brauchte, war eine Freundin, am besten Sam. Aus dem Grund mache ich mich auf den Weg zu ihr. Es war zwar spät abends an einem Dienstag, aber das musste mich nun zum Glück nicht mehr zu interessieren, denn ich hatte ja schon meinen Abschluss und noch keinen Job, für den ich früh aufstehen müsste.

Sam wohnte derzeit in einem Hotel in Los Angeles, wo es leider keinen Aufzug gab. Somit musste ich auch noch die ganzen Treppen hochlaufen, worauf ich überhaupt keine Lust hatte. Doch ich hatte keine andere Wahl.

Ich klopfte an die Zimmertür, und etwas später wurde diese von meiner Freundin geöffnet. „Was machst du hier? Eigentlich muss ich jetzt mal langsam ins Bett", sagte sie. Oh, stimmt! Das hatte ich fast vergessen. Sie hatte ja schon eine Arbeit gefunden; immerhin war sie zwei Jahre älter als ich.

„Du sagst es: langsam! Jetzt bin ich bereit, dir alles über Ross zu erzählen", sagte ich. Dann meinte sie: „Uhhh! Klatsch und Tratsch! Dafür bleibe ich gerne noch wach." Ach, sie war schon etwas verrückt!

Jedenfalls setzten wir uns beide auf die Couch, die in der Ecke stand, und bevor ich anfing zu erzählen, musste ich noch wissen: „Ist sonst noch irgendwer hier?" Sam schüttelte darauf den Kopf. „Gut. Ich möchte nämlich nicht, dass das irgendwelche Leute, die ich nicht kenne, mitbekommen und vielleicht weitererzählen. Nachher weiß das die ganze Welt und sowohl mir als auch Ross würde das nicht gefallen...", stellte ich mir vor. Aber das war alles gar nicht nötig. Wenn Sam sagte, dass hier nur sie wäre, dann stimmte das auch. Ihr konnte ich vertrauen.

Also legte ich los: „Ok, ich werde dir die Kurzfassung erzählen. Vor etwas mehr als vier Jahren war ich in Ross verliebt und wir waren kurz zusammen, bis ich ihn mit einem Mädchen erwischt habe. Wie du weißt, ist er bei The Voice mein Coach, und so kamen wir wieder zusammen, obwohl er eigentlich noch eine Freundin hatte. Er meinte, er würde sich von dieser trennen, was er jedoch nicht tat. Das Mädchen, das übrigens das war, mit dem Ross mich betrogen hatte, hat uns erwischt und ihn verprügelt, aus welchem Grund er unter anderem operiert werden musste. Und jetzt hat er gar keine Freundin mehr." Als ich Sam ansah, stand ihr Mund weit offen. Doch was hätte ich auch anderes erwarten sollen? Ich selber konnte das sogar noch nicht ganz glauben. Wie dann sie?

„Sag mal was!", forderte ich sie nach einer Weile auf. „Krass!", meinte sie schließlich. „Ja. Und die vielen Einzelheiten hab ich dabei ausgelassen", verriet ich. „Aber was soll ich nun machen?" „Ganz ehrlich: Ich hab keinen Plan!", sagte sie. „Wow, hilft mir jetzt auch voll weiter!", brummte ich ironisch. „Ich hab gedacht, du als meine beste Freundin kannst das." „Sorry, aber ich kenne niemanden außer dich, dem so was mal passiert ist. Zudem hab ich noch nie einen festen Freund gehabt", erklärte Sam. Ruhig meinte ich: „Ist ja nicht schlimm. Weißt du; ich kann Ross nicht leiden, aber trotzdem ist er meine große Liebe. Und ich denke, das wird sich nicht ändern." „Ich verstehe. Wenn ihr euch schon einmal wiedergefunden habt, wie Miley Cyrus und Liam Hemsworth", überlegte sie laut. Ich nickte ein bisschen unsicher. Durch sie kannte ich mich in der Welt der Stars heute zwar einiges besser aus, aber manchmal musste ich noch nach Informationen in meinem Hirn kramen.

Leider hat es sich nicht wirklich gelohnt, von Sam Tipps zu holen. Dennoch war es schön, mal wieder mit ihr Zeit zu verbringen.

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