Kapitel 10

Am nächsten Tag in der Schule sprach mich wirklich fast jeder wegen meinem Ausstieg an. Jedes Mal musste ich erklären, dass ich wieder dabei sein würde. Sogar den Lehrern! Deshalb war ich ziemlich froh, als ich nach Hause durfte. Doch erst musste ich noch eine halbe Stunde auf den blöden Bus warten. Wie ich das hasste! An der Haltestelle saß ich mit ein paar anderen Schülern und hörte Musik. Nebenher las ich noch etwas, was mich daran hinderte, zu sehen, was um mich herum geschah.

„Oh mein Gott, da ist Ross Lynch!", hörte ich ein Mädchen kreischen. Das war bestimmt nur eingebildet, dachte ich mir. Er wollte sich doch vor den Fans schützen. Und woher sollte er wissen, dass ich hier auf die Schule ging? Oh stimmt, er war auch mal hier. Hatte ich vergessen. Aber trotzdem konnte Ross nicht da sein. Doch dann sagte mir jemand direkt ins Gesicht: „Ich glaube, du hast Besuch."

Also schaute ich auf und stellte fest, dass das eben keine Einbildung war. Es war real. Ross stand vor mir, hielt mir seine Hand und lächelte. Die Hand nahm ich entgegen und er zog mich hoch. „Mitfahrgelegenheit gefällig?", fragte er grinsend. Nun bemerkte ich die riesige, schwarze Limousine. „Nee, oder?", fragte ich ungläubig. „Oh doch! Extra für dich und mich!", erzählte er mir. Ach, genau! Ross tat jetzt alles Schöne für mich, damit ich an seine Liebe für mich glaubte. Ich entschied mich dafür, die Zeit mit ihm zu genießen; immerhin gehörte mein Herz immer noch ihm.

„Hey, können wir bitte mitfahren? Das wäre der Hammer!", sagte ein Mädchen zu mir, schaute dabei aber die ganze Zeit zu Ross. Okay, war völlig verständlich. Wenn jemand von etwas Hässlichem Augenkrebs bekommen hätte, könnte er diesen sofort mit seinem Aussehen heilen. Jedenfalls hatte ich nichts dagegen und Ross, wie es aussah, ebenfalls nicht. Und so stiegen alle ein. Obwohl das echt viele waren, hatte die Limousine noch immer Platz. Ross war doch so jung; wie kam er dann zu so etwas? Irgendwie schon unglaublich. Er musste wohl viel Kohle haben. Noch ein Vorteil für mich, wenn ich mit ihm zusammenkommen würde! Aber natürlich war ich nicht darauf aus.

Der Fahrer, der André, ein Mitarbeiter des Managements von R5, war, fuhr jeden nach Hause. Jetzt saßen nur noch Ross und ich im hinteren Teil. Weil André uns durch den Spiegel beobachten konnte, machte ich gar nichts. Ich bewegte mich nicht und ich sagte nichts. Auch wenn ich so mega Bock hatte, Ross zu küssen!

„André, halt mal an!", rief er nach vorne. Was wollte er denn nun machen? Man wusste nie wirklich, was in seinem Kopf vorging. Die Türe des Wagens wurde geöffnet und Ross und ich stiegen heraus. Wir waren wieder am Strand. „Äh, du, ich muss heim. Ich hab Hausaufgaben und wenn ich die nicht mache, bekomme ich Ärger", erklärte ich ihm. Ich wollte schon wieder in die Limo steigen, doch bedauerlicherweise stellte ich fest, dass sie einfach bereits weggefahren war. Na toll! Und jetzt schnell wegzurennen, war auch nicht gerade die beste Lösung. Dies wäre schon ziemlich unhöflich gewesen, und außerdem taten meine Füße vom Sportunterricht weh.

„Mach dir mal keine Sorgen. Zu denen wirst du vielleicht noch kommen. Ich hab eine gute Nachricht für dich: Du hast ja gesagt, dass du wieder bei The Voice teilnehmen würdest. Also habe ich den Gründer der Show gefragt, ob das geht, und er hat Ja gesagt! Herzlichen Glückwunsch! Du bist weiter!", gratulierte mir dann Ross. „Was? Oh mein Gott! Vielen Dank!", freute ich mich.

Irgendwann beruhigte ich mich wieder einigermaßen. Und darauf passierte etwas Magisches. Es fühlte sich an wie ein Traum. Ross kam auf mich zu und schaute mir in die Augen. Ich tat es ihm gleich. Um uns herum verschwamm alles. Nicht mal die rauschenden Wellen hörte ich mehr. Nur auf Ross war ich konzentriert. Er kam immer näher und näher. Würde sich jetzt endlich mein Traum, der nebenbeigemerkt seit ungefähr einer Woche existierte, erfüllen? Es sah zumindest danach aus.

Und es geschah tatsächlich. Ross küsste mich schließlich. Vor Freude bekam ich eine Gänsehaut über den ganzen Körper. Ich war überglücklich, dass diesmal er mich so richtig auf den Mund küsste. Sogar der Song „Do It Again" hatte sich nun erfüllt: Ross war heute mein Mann! Wenn auch nicht ernsthaft.

Ich fragte mich, wie sich mein Freund fühlte, denn er betrug ja jetzt seine andere Freundin. Irgendwann müsste er sich entscheiden...

„Sind wir zusammen? Was ist denn aus deiner eigentlichen Freundin geworden?", wollte ich unbedingt wissen. Mir machte es zwar überhaupt nichts aus, dass er sie mit mir betrug (und ich wusste, das war irgendwie eingebildet), doch ich konnte es nicht ertragen zu wissen, dass er mich ebenfalls betrogen hat. Ross antwortete: „Ja, ich denke, wir sind ein Paar. Ich meine, du magst mich und ich mag dich." Aha. Wer's glaubt! Auch seine Stimme ging am Ende hoch, was doch oft besagte, dass es nicht ganz der Wahrheit entsprach. Deswegen zog ich meine Augenbrauen in die Höhe, worauf er bemerkte, dass ich ihm noch nicht voll und ganz vertraute. „Ich liebe dich!", sagte er selbstsicher und überzeugend und küsste mich wieder. Okay, das war jetzt echt süß!

„Und Mandy weiß noch nichts von uns. Ich hab ihr noch nicht gesagt, dass ich Gefühle für eine andere hab, aber ich werde es tun, irgendwann", behauptete Ross. „Okay. Hauptsache du wirst es nicht erst in 10 Jahren oder so tun", sagte ich zu ihm. „Werde ich nicht. Irgendwann heißt bei mir, wenn ich Zeit habe", erklärte er mir.

„Und war das jetzt alles, was du mir sagen wolltest? Ich will nicht unhöflich sein und ich freue mich auch riesig, dass wir ein Paar sind, aber die Hausaufgaben sind echt wichtig. Bald mache ich nämlich meinen Abschluss und für die Prüfungen muss ich auch noch lernen", erwähnte ich. Darauf bot mir Ross an: „Ich stecke gerade auch in den Vorbereitungen. Obwohl ich zuhause unterrichtet werde, bekomme ich wahrscheinlich dieselben Prüfungsarbeiten wie du und deine Mitschüler, weil ich ja früher auf dieser Schule war. Mein Dad lernt mit mir dafür. Ich denke, es schadet nicht, dich mit ins Lernen einzubeziehen." „Wirklich? Das wäre echt gut für mich, denn in Mathe zum Beispiel bin ich voll die Niete!", lachte ich. Dann meinte er: „Zufälligerweise ist das mein Spezialgebiet!" Ich grinste und entschied mich dafür, Mom mit dem Handy zu schreiben, dass ich meine Hausaufgaben mit Ross und seinem Vater machen würde. Sie wusste eh schon, dass er die „Nachhilfe" war, weshalb ich ihr das problemlos übermitteln konnte.

So gingen wir zurück zur Limousine, die plötzlich wieder aufgetaucht war, und wir wurden zu Ross nach Hause gefahren. Dort liefen wir in Richtung seines Zimmers, vorbei an dem von Rydel. Kurz musste ich schmunzeln, da an der Tür nun wirklich ein Schild hing, worauf groß „BITTE ANKLOPFEN!!!" stand. Sie hatte etwas dazugelernt. Wäre Sam hier gewesen, hätte sie ihren Spruch „Fortschritt!", den sie zurzeit öfters sagte, repräsentiert. Oh, da fiel mir ein, dass ich ihr doch diese Sache mit Ross noch erklären wollte. Das hatte sich wohl schon erledigt.

Jetzt war ich das erste Mal im Zimmer meines Freundes, welches, wie in den Medien beschrieben, sehr unaufgeräumt aussah. „Was machen wir eigentlich hier? Ich dachte, wir wollten mit deinem Dad lernen", sagte ich. „Ja, mir ist aber gerade eingefallen, dass er nicht da ist", meinte Ross. Och, konnte er das denn nicht früher sagen?! „Na toll! Und wann kommt er wieder?", fragte ich. Mit einem kurzen „Keine Ahnung" beantwortete er meine Frage nicht wirklich. Trotzdem beließ ich es dabei. Es hat eben jeder Junge ein paar Macken!

„Und was machen wir dann? Meine Hausaufgaben kann ich nicht machen, weil es ja ausgerechnet Mathe ist, was ich nicht kapiere. Also?", wollte ich jetzt wissen. „Entweder ich kann versuchen, dir zu helfen, oder wir machen es uns so richtig gemütlich", schlug Ross vor. „Ich persönlich bin für die zweite Variante. Was meinst du?" „Das hört sich gut an", stimmte ich ihm zu. Wir beide setzten uns auf sein schwarzes Ledersofa und kuschelten uns aneinander. Zwischendurch küssten wir uns auch mal. Doch als Mark dann unten die Haustür öffnete, entfernten wir uns etwas voneinander. Immerhin wusste Ross' Vater noch nichts von uns. Für ihn war Ross' Freundin immer noch Mandy.

„Hey, Dad!", begrüßte Ross Mark, als dieser das Zimmer betrat. Er grüßte zurück, worauf Ross meine Anwesenheit erklärte: „Liv würde gerne mit dir und mir Mathe lernen. Sie hat zu mir gesagt, dass sie das Fach dann wahrscheinlich besser verstehen wird." Das war eine gute Möglichkeit für ihn, die Wahrheit über Mandy, ihn und mich zu sagen. Dachte ich jedenfalls. Denn er deutete nicht einmal das Thema an. „Ok. Aber habt ihr nicht mal genug davon? Ihre Mom erzählte Stormie und mir, dass ihr zwei schon fleißig gelernt habt", sagte Mark.

„Jetzt mal ehrlich: Läuft da was zwischen euch?" Darauf antworten wir beide gleichzeitig. Jedoch sagte ich Ja und Ross Nein. War er vielleicht noch nicht bereit? Er war echt komisch zurzeit. Was sollten wir jetzt sagen? Ich musste mir irgendwas einfallen lassen! Plötzlich entdeckte ich eine Fliege neben Ross und mir und ich wusste es. „Ich meine, ja, da läuft eine Fliege zwischen uns. Genau da!", rief ich und zeigte auf das kleine Tier. Ich wollte Ross noch etwas Zeit lassen. Dennoch war ich ein bisschen beunruhigt... Konnte ich ihm doch noch nicht hundertprozentig vertrauen? Ich hoffte, dass ich mich dabei irrte.

„Na schön. Wenn das so ist", meinte Mark, „dann werde ich mit euch zwei lernen." Für einen Vater, der eigentlich schon etwas älter war, wirkte er noch sehr lässig. Er hätte sogar ein cooler Lehrer werden können. Was hatte er eigentlich als Beruf? Hey, ich wollte gar nicht über ihn nachdenken!

Also fingen wir an. Erstaunlicherweise verstand ich diese Themen auf Anhieb etwas besser.

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