1.Kapitel
Ich höre wie der Wind um meine Ohren pfeift, wie die grossen Wellen am Strand aufschlagen und die Möwen über meinem Kopf vorbei fliegen. Die Sonne steht schon am Horizont und lässt den Himmel in einem orangen Ton erscheinen. Ich schaue in die Ferne. Mein Blick ist starr und mein Kopf leer. Schon den ganzen Tag versuche ich nicht daran zu denken, dass morgen schon wieder die Schule beginnt.
Langsam wird es kühl. Ich denke, dass ich mal nachhause gehen sollte. Mit dem Blick geradeaus zum Horizont stand ich auf. Meine Füsse versinken leicht im Sand. Ich stehe noch eine Weile da und blicke in die Sonne, was nicht gerade so intelligent war, denn kaum drehe ich mich auf dem Absatz um, um nach Hause zu gehen, sehe ich kaum noch was, da sich überall schwarze Punkte bildeten, da ich zu lange in die Sonne geblickt habe. Trotzdem laufe ich los, denn ich kenne meinen Weg in und auswendig schliesslich wohne ich nur ein paar Meter vom Strand entfernt. Unser Haus steht zwischen ein paar anderen Häusern, welche alle aneinander gereiht sind.
Ich stehe vor unserer Auffahrt und blicke unser Haus an. Es hat eine Rote Fassade welche weiss umrandet ist. Um genauer zu sein sieht es aus wie ein Schwedisches Häuschen, welches von mehreren Bäumen umgeben ist.
Langsam und mit müden Augen laufe ich zur Tür, schliesse auf und trete ein. Alles steht im dunkeln. Ich schalte das Licht an und gehe in die Küche. Nach einem Butterbrot schlendere ich um die Ecke und die Treppen hoch wo ich dann schnurstracks in mein Zimmer laufe. Mein Zimmer sieht aus wie ein typisches Mädchen Zimmer mit diesen altmodischen weissen Möbeln. Mein Bett steht direkt am Fenster welches relativ klein ist und mein Zimmer nur wenig erhellen lässt. Überall hab ich Fotos aufgehängt von mir und meinem Dad. Von meiner Mom existiert nur ein Bild, welches eingerahmt auf meinem Nachttischen steht.
Als kleines Kind lebten wir hier glücklich zusammen. Ich wurde von meinen Eltern regelrecht verwöhnt, da ich ein Einzelkind bin. Alles war perfekt, bis eines Tages meine Mom bei einem Autounfall ums leben kam. Wir sind gerade vom Strand nachhause gelaufen. Meine Eltern haben sich danach Stundenlang über irgendetwas gestritten. Dann ist meine Mom weinend auf mich zu gerannt, hat mich in den Arm geschlossen und gesagt, dass sie ein paar Tage zu Oma fahren würde und ich bei Dad bleiben soll. Sie ist mit einem Koffer aus dem Haus gestürmt, hat die Autotüre zu geschlagen und ist weggefahren. Am Abend hat mein Dad mit irgendjemandem telefoniert und als er den Hörer wieder auflegte fing er an zu weinen. Ich bin zu ihm hingegangen und wollte ihn trösten, aber er hörte nicht auf zu weinen. Tagelang ging das so. Nach einer Woche gings besser. Er kam eines Abends als ich im Bett lag auf mich zu und streichte mir das Haar aus dem Gesicht. Er zuckte mit seinen Mundwinkeln. Dann öffnete er seinen Mund, doch es kamen keine Worte raus. Er sah so leer und zerbrochen aus. Er kriegte nicht einmal ein Wort raus. Seine Augen fingen wieder an zu weinen. Ich schaute ihn nur an, bis ich die Stille nicht mehr aushielt. „Sie kommt nicht mehr, stimmts?" habe ich ganz leise gesagt. Mein Dad nickte nur leicht mit seinem Kopf, bückte sich zu mir runter und gab mir einen Kuss auf die Stirn. „Sie hatte einen Unfall mein liebes." erklärte er mir. „Sie ist jetzt beim lieben Gott und schaut auf uns herab." sagte er ganz sachte. Ich verstand und nickte. „Dann geht es ihr gut?" fragte ich mit meiner piepsigen Stimme. „Ja, ihr geht es gut." sagte er, während ihm eine Träne die Wange runter kullerte. Dann gab er mir noch einen Kuss und stand auf, blickte mit einer Riesen leere in meine Augen und lief aus dem Zimmer. Ich weinte in den Schlaf hinein. Das war der einzige Abend an dem wir noch über sie geredet haben und da war ich gerade mal vier Jahre alt. Die weiteren Jahre habe ich öfters über sie reden wollen, doch mein Vater hatte das Thema immer ignoriert. Nach drei Jahren gab ich's auf über sie sprechen zu wollen, weil ich wusste, dass mein Dad dann immer traurig werden und das Thema sowieso auch direkt wechseln würde.
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