Kapitel 22: Nate

Sonntag

Ich bin ja prinzipiell schon keiner von diesen Schwarzromantikern, die in ihrer Freizeit gerne auf Friedhöfen rumhängen. Aber nach Macey's Tod und vor allem nach ihrer Beerdigung habe ich es bewusst vermieden, auch nur in die Nähe des städtischen Friedhofs zu kommen.
Jetzt allerdings sitze ich im Auto auf dem Weg genau dorthin.
Ich brauche einfach einen stillen Ort, an dem ich meine Gedanken ordnen kann, und mir ist spontan keine bessere Alternative eingefallen.
Von einem unwohlen Gefühl erfasst umklammere ich das Lenkrad fester. Wahrscheinlich ist es eine dumme Idee. Ich will eigentlich keinen verdammten Grabstein mit ihrem Namen darauf sehen.

Um ehrlich zu sein, kann ich mich an viele Details der Beerdigung kaum noch erinnern. Wahrscheinlich wieder so ein Schutz- und Verdrängungsmechanismus des Gehirns, für den es sicher irgendeinen psychologischen Fachausdruck gibt. Was ich aber noch weiß, ist, wie abwegig und unwirklich der Gedanke daran wirkte, dass in diesem viel zu klein erscheinenden Sarg Macey lag. Von einem Messer bestialisch durchstochen und für die Autopsie komplett aufgeschnitten.
Eine Frage, die mich seitdem beschäftigt, ist, ob es mir geholfen hätte, sie noch ein letztes mal zu sehen. Natürlich dank Thanatopraktikern so aufgebahrt, wie sie früher aussah. Ihre Eltern haben das ja, und eigentlich bin ich schon froh, dass man mich damals nicht auch vor die Wahl gestellt hat. Es wäre zu viel für mich gewesen. Trotzdem beschäftigt mich diese verpasste Option ungemein, denn ich werde natürlich nie wieder die Chance dazu haben. Vielleicht hätte ich mich so leichter von ihr verabschieden können.

"Arschloch!", fluche ich plötzlich, weil irgendein Idiot mir die Vorfahrt genommen hat.
Sobald ich wie gewohnt weiterfahren kann, schweifen meine Gedanken erneut zu Macey.
Denn es gibt noch einige weitere Szenarien, die sich in meinem Kopf wieder und immer wieder abspielen - sofern ich sie nicht rabiat verdränge. Und das habe ich langsam wirklich aufgegeben. Ich bin ermüdet und schaffe es einfach nicht mehr. Die Konversationen mit Farley haben ihr übriges dazu beigetragen, aber darüber will ich gerade wirklich nicht nachdenken. Es ist zu verwirrend, und ich habe absolut keine Antworten.
Also, ein ganz bestimmtes Szenario ... hat erneut mit Abschied zu tun.
Das letzte mal, dass ich Macey je gesehen, mit ihr geredet, habe.
Es war ein verdammt normaler Freitag. Wir haben uns nach dem Unterricht noch mal kurz getroffen, bevor ich zum Bus gegangen bin und sie zur Orchesterprobe. Gesprochen haben wir über nichts relevantes. Viel zu unbedeutend, als dass man es als angemessene letzte Worte akzeptieren könnte.
Sie meinte, dass sie keine besonderen Pläne für's Wochenende hätte, und ich habe von so einem Konzert erzählt, auf das ich am darauffolgenden Samstag hatte gehen wollen.

Aber dazu ist es nicht mehr gekommen.
Denn am nächsten Tag, irgendwann gegen Mittag, rief ihr Dad mit aufgelöster, am Boden zerstörter Stimme an, und sagte nur, dass Macey tot sei. Ermordet. Er habe gewollt, dass ich es wisse, bevor es in der Zeitung stünde. Dann hat er auch schon aufgelegt.
Ich hatte keine Zeit gehabt, irgendeine Frage zu stellen. Und davon lagen mir eine unzählbare Menge auf der Zunge. Zeitgleich waren meine Gedanken einfach leer. Rasend und zeitgleich stillgestanden in der Vergangenheit, die ich für die Gegenwart und Zukunft gehalten hatte. Ich erinnere mich, wie meine Hände anfingen zu zittern, als ich langsam das Telefon sinken ließ.
Die Aussage ihres Vaters wirkte zu unrealistisch.
Ermordet.
Ich habe es nicht geglaubt. Ich habe dem nicht vertraut, was ich gehört habe. Vielleicht war es Einbildung. Ein paar Sekunden erfüllt von einer gehauchten Stimme, aus welcher das blanke Entsetzen gesprochen hatte - Was war das schon? Es konnte nicht wahr sein.
Verständnislos war ich einfach dort im Flur stehen geblieben. Wie lange? Keine Ahnung. Die Welt um mich herum lief von da an in Zeitlupe, aber meine Gedanken rasten mit Lichtgeschwindigkeit.
Vor mir sehe ich das Tor des Friedhofs. Folglich muss ich meine gedankliche Rückblende wohl an dieser Stelle unterbrechen. Ich brauche meine ganze geistige Energie, um das jetzt durchzustehen.

Immer nervöser werdend nähere ich mich der Stelle, an der Macey begraben liegt. Ich weiß nicht, wie ich reagieren werde, sobald ich dort bin. Aber ich kann dem Ganzen nicht ewig ausweichen. Es ist einfach ein Schritt, den ich gehen muss. Und jetzt ist der richtige Zeitpunkt dafür. Sonst wäre ich schon längst umgekehrt, denke ich. Auch wenn sich ein nicht ganz bestimmbarer Teil von mir wünscht, gerade in dieser Sache nicht allein zu sein. Gestern, als Farley mich spontan umarmt hat, hatte ich für einen Moment das trügende Gefühl, dass dies tatsächlich der Fall sein könnte.
Ich sollte sie dafür nur noch mehr hassen.

Nur noch ein paar Meter. Irgendwo hinter diesem Obelisk-artigen Grabstein müsste es sein, soweit ich mich erinnere.
Unwohl bleibe ich etwas entfernt stehen. Es ist bereits von hier aus relativ leicht zu erkennen, welches der Grabmäler Macey's ist, denn vor diesem stehen unzählige Kerzen, Beileidskarten mit Aufschriften wie 'WARUM??', die ich sogar aus der Entfernung lesen kann, und andere kleine Andenken.
Heuchler, denke ich, bereue den Gedankengang aber noch in dieser Sekunde. Nur, weil sie anders als ich nicht vor diesem Ort geflohen sind. Nur, weil ich das alles nicht einfach auf sich beruhen lassen kann. Weil ich den Mörder finden muss.
Ich bin so sehr auf diesen Anblick fokussiert, dass ich mich kaum rühre.
In so einem Buch - "A Grief Observed" von C. S. Lewis - heißt es "No one ever told me that grief felt so like fear". Unwillkürlich muss an dieses Zitat denken, denn ich konnte es bisher noch nie so sehr nachvollziehen, wie jetzt in diesem einen Moment. Der pure Anblick des Grabsteins löst eine unbeschreibliche Angst in mir aus, die sich zusammen mit der Trauer zu einem zerstörerischen Massaker in meinem Inneren vermengt. Ich will wegrennen, doch zugleich wage ich es nicht, mich nur im Geringsten zu bewegen.

Auf einmal reißt mich ein Geräusch aus meinen Gedanken und ich nehme meine Umgebung erst wieder bewusst wahr. Ich bemerke, wie jemand von der anderen Seite her hinter einem nachstehenden Baum hervortritt.
Und das übergroße, falsch geknöpfte Hemd lässt keinen Zweifel daran, dass es sich dabei um niemand anderen als Howard handelt.
Schnell mache ich einen Schritt zurück, um mich hinter dem Obelisken verbergen zu können. Er scheint mich noch nicht bemerkt zu haben.
Was tut er bloß hier?
Ich beobachte, wie er in seinem Rucksack kramt - derselbe, den er auch immer zur Schule mitnimmt - und drei durchsichtige Plastik-Beutel mit unterschiedlichen Pulvern darin herausnimmt. Zwei davon sind gräulich; das andere, welches sich im größten der Beutel befindet, ist weiß. Vielleicht Salz, oder so.
Genau diese Tüte nimmt Howard dann auch und fängt an, das Zeug in einem großen Kreis um die Stelle zu streuen, an welcher der Sarg in die Erde gelassen wurde.
Ist dieses 'Salzkreis-Ziehen' nicht etwas, das die Leute in Filmen immer machen, bevor sie Séancen, oder so, abhalten, beziehungsweise versuchen, mit Toten in Kontakt zu treten?
Warum vollführt dieser Verrückte seltsame Rituale an Macey's Grab?
Ich muss mich zurückhalten, nicht aus meinem Versteck hervorzutreten, und ihn einfach wegzureißen.
Sobald er mit dem Kreis fertig ist, verstreut er den Inhalt der beiden anderen Tüten großflächig vor dem Grabstein.
Kurz bleibt er stehen und betrachtet sein vollbrachtes Werk, bevor er sich wieder zu seinem Rucksack bewegt und dieses Mal ein ziemlich dickes Buch hervorzieht.
Wahrscheinlich das Necronomicon - so ein fiktives Buch voll mit Beschwörungsformeln für Dämonen und so - oder etwas derartiges. Nach dem, was ich gerade beobachtet habe, würde mich das ja nicht wundern.

Sollte ich mich zu erkennen geben? Ich muss wissen, was es mit dieser ganzen Sache auf sich hat. Aber es wäre mehr als nur unüberlegt. Ich würde aus puren Emotionen handeln, etwas, das Farley mir ja mehr als einmal vorgeworfen hat. Nicht, dass ihre Meinung ein Argument für mich wäre, aber ... vielleicht hat sie ja recht. Egal wie, ein klügerer Plan ist es wahrscheinlich, Howard 'rein zufällig' entgegen zu kommen, sobald er sich auf den Heimweg begibt, und ihn dann damit zu konfrontieren, was er hier gemacht hat, natürlich ohne erkennen zu geben, dass ich ihn beobachtet habe.

Leider habe ich nicht in Erwägung gezogen, dass Howard sich nochmals gründlich umblicken würde, bevor er mit Was-auch-immer-er-da-tut fortfährt. Eine Millisekunde zu spät weiche ich aus, und ich sehe ihm anhand seines panischen Blickes an, dass er mich bemerkt hat. Scheiße.
Um die Situation noch irgendwie zu retten und eventuell so zu wirken, als wäre ich gerade erst aufgetaucht, trete ich hinter dem Obelisken hervor und gehe auf ihn zu. Kurz werfe ich Macey's Grab einen näheren Blick zu, beschliesse aber, mich vorerst auf Howard zu konzentrieren. Im Grunde könnte diese unerwartete Wendung zu meinem Vorteil sein. Es gilt immer noch, herauszufinden, ob er der Mörder ist, erst recht nach dem, was Greg gestern erzählt hat. Er ist der Hauptverdächtige.

"Hi", begrüße ich ihn in einem lockeren Tonfall, um mir nicht anmerken zu lassen, dass ich ihn gerade ausspioniert habe.
"Ich hätte nicht gedacht, dich hier zu sehen", murmelt er zerstreut und versucht, das Buch hinter seinem Rücken zu verstecken.
"Mh, ja, ich wollte nach all der Zeit auch mal vorbeischauen ... Was tust du denn hier?"
Wenn wir uns schon unterhalten, kann ich ihn das auch geradeaus fragen. Es ist gerechtfertigt.
Ertappt blickt Howard sich erneut um, und zieht dann langsam das Buch hervor.
Es ist eine Bibel. Naja, wenigstens nichts mit Dämonenbeschwörungen oder Weltuntergangstheorien.
"Ich sorge dafür, dass Macey's Geist nicht auf der Erde verweilt", erklärt er, aber es wirkt so - vielleicht bin ich auch nur paranoid - als ob da noch mehr dahinter stecken würde, das er mir aber verschweigt.
"Ah ja", meine ich gedehnt.
Jetzt ist er also nicht nur Verschwörungstheoretiker, sondern hält sich auch noch für einen Geisteraustreiber. Ich persönlich finde das ja irgendwie ziemlich respektlos.
Aber es ist schließlich Howard. Und seit gestern habe ich ja auch eine Begründung für seinen Wahnsinn.
Ich frage mich, ob Greg ihm von Farley und meinem Besuch erzählt hat.
Dennoch ist es auf jeden Fall interessant, dass Howard anscheinend nicht mit Macey's Tod abgeschlossen hat, sondern - vermute ich mal - regelmäßig hierherkommt, um dafür zu sorgen, dass ihr Geist sicher im Jenseits bleibt.
Er will, dass sie endgültig weg ist.

Howard gibt keine Antwort, sondern setzt sich nur ins Gras - ein kleines Stück von dem Salzkreis entfernt - wobei er die Bibel in seinen Schoß legt und eilig anfängt, darin zu blättern, was in erster Linie dafür sorgt, dass einige der dünnen Seiten stark verknittern. Er scheint immer derartig mit diesem Buch umzugehen, denn es ist allgemein ziemlich ramponiert.
Ratlos setze ich mich einfach mal neben ihn und beobachte ihn in der Hoffnung, dass er doch noch anfängt, irgendetwas weiteres zu erläutern, und sich das hier nicht zu einer spontanen Religionsstunde entwickelt.
Jetzt habe ich auch zum ersten Mal einen detaillierten Blick auf die Schrift auf dem Grabstein.
Macey Simmons.
Darunter ihr Geburtstag, das Datum ihres Todes und ein schlichtes "Requiescat In Pace", das von einem kleinen Teddybären und den anderen Andenken beinahe verdeckt wird.
Ein Teddybär. Als wäre sie noch ein Kind gewesen. Aber im Vergleich zum durchschnittlichen Sterbealter war sie das wohl. Es fällt mir schwer, das Ganze so zu sehen. Denn es lässt sie schwach wirken, als hätte sie nie eine Chance gehabt. Im Autopsiebericht stand, dass es Spuren von einem Kampf gegeben hat. Sie mag diesem nicht gewonnen haben, aber ich werde ihn weiterführen, indem ich ihren Mörder finde und dafür sorge, dass ihm zumindest gesetzlich gesehen die gerechte Strafe ereilt. Ich lasse nicht zu, dass dieser Bastard - wer auch immer es ist - endgültig gewinnt. Macey's Leben hat er genommen, aber dafür wird ihm Rache zuteil werden. Unendliche Rache.
Mit diesem Gedanken wende ich die Augen von dem Grabmal ab und konzentriere mich wieder auf Howard.
Denn vielleicht ist er derjenige, den ich so verbittert suche.

Nachdem er die anscheinend gesuchte Stelle gefunden hat, legt er die Bibel still vor sich, wohl darauf bedacht, seinen Salzkreis nicht zu demolieren.
Auf diesen deutet er dann, während er mir hektisch blinzelnd erklärt:
"Na schön, ich verrate es dir. Auf dass du schweigst. Möge dich sonst die Strafe des Schicksals ereilen ... Nun denn, der Kreis hält den Geist in diesem Bereich, sollte er ... "
Ängstlich hält er inne.
" ... zurückkehren. Außerdem habe ich Mohnsamen und Schießpulver auf dem Grab verstreut. Eine alte Methode, von der ich einst in einer Dokumentation gehört habe ... Von einem gewöhnlichen Sender, von daher könnte die Information manipuliert sein, aber darüber muss ich hinwegsehen. Und bisher scheint es zu funktionieren."
Ach du meine Güte. Aber jetzt weiß ich wenigstens, worum es sich bei dem grauen Zeug gehandelt hat.
"Warum gerade Mohnsamen und Schießpulver?", erkundige ich mich weiter.
"Nun, eigentlich muss man diese beiden Schutzmittel im Sarg verteilen ... Aber ich improvisiere mit Verlass auf die Macht des Schicksals. Die vielen Mohnsamen sorgen dafür, dass der Tote mit Zählen beschäftigt ist, anstatt auf die Erde zurückzukommen, und das Schießpulver soll ihm Angst einjagen, eine Warnung sein ... Wir sind verloren, wenn es nicht funktioniert!"
Den letzten Satz schreit er beinahe, und packt eilig seine Bibel.
Was soll dieses ständige Gerede vom Schicksal? Und warum ist er plötzlich so ein Religionsfanatiker?

Ich beschließe, ihn letzteres zu fragen, natürlich in höflicherer Form.
"Sag mal, seit wann bist du eigentlich so religiös?"
Er versucht, die zugefallene Bibel wieder auf der Seite aufzuschlagen, die er auch vorhin hatte.
"In solchen Zeiten muss man alle Mittel in Erwägung ziehen. Und der Feind meines Feindes ist mein Freund."
Sein Feind?! Damit meint er also Macey's Geist, beziehungsweise Macey allgemein. Ist das ein Hinweis auf den Zusammenhang mit dem Mord? Bedeutet diese Aussage, dass er zumindest ein Komplize war? Scheiße, das macht Sinn.
"Alles klar. Und warum denkst du, dass Macey's Geist der Feind, also eine Gefahr, ist?", hake ich nach.
Er schüttelt rasant den Kopf.
"Nein, nein, ich habe damit abgeschlossen!", ruft er, während er aufspringt.
Verwirrt und skeptisch hebe ich den Blick.
"Womit abgeschlossen?"
Eine aufgeregte Nervosität befällt mich. Es könnte sein, dass dies eine wahre Spur ist. Viel mehr als bisher. Ich werde es Farley gleich morgen mitteilen. Mal sehen, wie ihre Einschätzung ist. Aber dagegen kann selbst sie nichts einwenden.
"Es wurde ein großer Fehler begangen! Das Böse ist ruhelos und kann diese Welt nicht verlassen!", schreit er so laut, dass ihm eine alte Frau, die den Weg entlangspaziert, einen verdutzten Blick zuwirft. Zum Glück schüttelt sie nur den Kopf und geht wortlos weiter, uns nun vollständig ignorierend. So wie die Erwachsenen in dem Film "IT", wenn wieder irgendwelche Kinder von Pennywise abgemurkst werden. Naja, mir soll's recht sein.

Howard hat währenddessen begonnen, sich mit panischem Gesichtsausdruck und den Hände in den Haaren vergraben im Kreis zu drehen.
Hat er gerade irgendeinen Anfall, oder so? Eine Psychose? Ich habe beim besten Willen keine Ahnung, wie ich richtig mit ihm umgehen soll.
Aber irgendetwas muss ich tun.
Schnell stehe ich ebenfalls auf, mit zwei großen Schritten bin ich bei ihm, und packe ihn relativ grob an den Schultern, um ihn zum Stehenbleiben zu zwingen.
"Beruhig dich!", spreche ich ihm außerdem zu.
Seine wahnsinnigen Augen werden daraufhin tatsächlich etwas ruhiger und er hält endlich wieder still.
Was hat er bloß mit seinen seltsamen Aussagen gemeint? 'Es wurde ein Fehler begangen' ... Bereut er es, Macey ermordet zu haben, weil er jetzt Angst hat, dass ihr wütender Geist zurückkehren könnte, um sich an ihm zu rächen? Fuck, das macht - aus seiner Sicht betrachtet - sogar irgendwie Sinn.
Misstrauisch beobachte ich ihn, wie er sich schweigend zurück auf den Boden fallen lässt und dann flüsternd aus seiner Bibel liest, allerdings so leise, dass ich nichts verstehe.
Langsam muss ich wirklich davon ausgehen, dass er der Mörder ist. Er ist eine große Gefahr.
"Ja, also dann, man sieht sich", verabschiede ich mich von ihm.
Er reagiert, indem er - natürlich - die Metal-Geste macht. Vielleicht sollte ich echt mal googlen, ob diese Geste eine tiefere Bedeutung hat.

Nachdenklich mache ich mich auf den Weg zum Ausgang des Friedhofs, werfe Macey's Grab und dem davor sitzenden Howard aber noch mal einen Blick zu.
Das war ja mal echt seltsam. Und ich habe ihn unterschätzt. Denn eigentlich ist es inzwischen vergleichsweise sicher, dass er der Mörder ist.
Wer sollte es sonst gewesen sein? Es passt alles.
Gestern habe ich ja Bradley vorgeschlagen, aber um ehrlich zu sein war meine Hauptmotivation dahinter eher gewesen, Farley möglichst tief zu treffen, weil sie mich in diesem Moment so abgefuckt hat. Und welches Motiv hätte er bitte gehabt? Wenn er Macey hätte loswerden wollen, hätte er sie abservieren können, wie jede andere davor - so herzlos das auch klingen mag. Und ich könnte Farley nie im Leben dazu bringen, bezüglich ihm nachzuforschen.
Jetzt gilt es in erster Linie, Beweise gegen Howard zu finden und ihn endgültig zu überführen.

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