There is it...
Die Pause ist aus. Ich streife durch den Gang, auf dem Weg zum Klassenraum.
„Achtung, die Seuche kommt!" Lino, eine Klasse unter mir, der Bruder eines Jungen aus meiner Klasse, macht seine Freunde darauf aufmerksam. Sie treten zurück. Die ganze 3a.
Der Gang ist leer. Ich weiß heute noch genau wie der Boden aussieht. Besser als alles andere.
Ich bin die letzte, die in die Klasse geht. Als sich die Tür öffnet, und ich herein komme, treten alle, wie auf ein stummes Signal zurück.
Ich könnte Blind auf meinen Platz gehen, ohne irgendjemanden aus versehen zu berühren.
Mit dem Blick suche ich meine beste Freundin J. . Sie senkt den Kopf, und dreht sich zu ihren Freunden. Unter ihnen, ist Linos Bruder. Ben. Im Grunde, ist es die gesamte In Croud unserer Klasse. Die coolen.
Unsere Mathelehrerin kommt 10 Minuten zu spät in die Klasse. "Wir verbessern die Hausi. Wer von euch hat sie nicht?" Sie schaut mich mahnend an, ohne, dass ich irgendetwas getan habe. Zaghaft hebe ich meinen Arm. Sie schaut weg. Nach der Reihe, sagen alle ihre Lösungen. Ich bin dran. „Ich habe die c) vergessen" sage ich. „Warum wusste ich das? Zeig deine andere Hausi! Melde dich gefälligst vorher" Ich gehe vor ans Pult. Sie tut nichts anderes, als meine unordentlich Schrift und meine Fehler zu bemängeln. Laut. Im Gegensatz zu den anderen.
Ich erinnere mich, Jahre später, immer noch an diese Blicke, die sie mir zuwarfen, als ich zurücklief. Jeden Tag. Weil ich es einfach nicht hinbekam, das zu tun, was meine Lehrerin von mir verlangte. Die anderen schienen es zu schaffen.
Es gongt. Wir alle stehen auf, die Lehrerin ist schon aus dem Raum, als ein Junge meinen Arm streift. „Oh Scheiße, 10 Sekunden Regel" Er tippt seinen Kumpel an. „Seuche!" Dieser tippt den nächsten Jungen an und sagt dies ebenfalls. Irgendwann wird es jemanden zu blöd, die Person tippt unser Whiteboard an, und schreit durch die halbe Klasse: „Das Whiteboard hat jetzt die Seuche! Nicht mehr anfassen"
Ich gehe in die Pause. Hüpfe alleine die Treppenstufen runter. Um mich rum wird geredet. Egal wohin ich den Kopf wende, ich habe das Gefühl es geht um mich.Mein ganzer Jahrgang kennt mich. Nur ich sie nicht. Sie weichen mir aus. Wir haben noch nie ein Wort gewechselt. Sie sind die schlimmsten.
„Lass uns Seuchenfangen spielen! Komm her, tipp mich an!" Ich hab ja eh nichts besseres zu tun, denke ich. Ich stehe in der Aula herum, und warte darauf, das Justin mich antippt, nur damit er Niklas jagen kann. Wie eine Giftzapfsäule.
Es gongt zum hochgehen. Die anderen rennen an mir vorbei, rempeln mich an. Ich stehe mitten drin, und habe keinen Bock hochzugehen. Letztendlich tue ich es doch. Ich öffne die Tür, und Fabio kommt mir entgegen. „Oh, gut das du da bist, ... nia!" - „Warum?" - „Wie findest du das? - ...nia ist ein schöner Name, ...nia möchte ich heißen, ...nia ist mein Klopapier, auf ...nia kann ich Scheißen"
Perplex gehe ich auf meinen Platz. Aus irgendeinem Grund, komme ich auf die Idee mir die Ohren zu zu halten. Ich weiß nicht, wie aber sie war plötzlich da. Und dann. Ist es echt angenehm. Zumindest, bis unsere Lehrerin reinkommt. Ich kann alles hören. Nur die anderen Wissen es nicht. Sozusagen, täusche ich nur an, mir die Ohren zuzuhalten.
„Frau W! ...nia hällt sich die Ohren zu!". Die Kinder meiner Klasse wedeln mir vorm Gesicht rum. „...nia! Hör auf" „...nia, lass es bitte" „Hör bitte zu!" „Hallo? ...nia?"Meine Lehrerin kommt auf mich zu „...nia, was ist los?" Sie wiederholt die Frage noch öfter. Doch ich halte stand, und bewege mich nicht. Irgendwann gibt sie auf. „Das wird schon einen Grund haben. Irgendwann wird sie von alleine aufhören, glaubt mir. Wir machen jetzt Unterricht"
Unsere Eltern haben ausgemacht, dass J. Und ich zusammen nach Hause laufen. Es beginnt zu regnen als wir noch an der Schule sind. J. Klappt einen Schirm auf und meint: „Du kannst dann auch drunter, wenn wir von der Schule weg sind. Sie sollten uns nicht sehen, du weißt schon..."
Ich nicke. Und verstehe. Ich bin nun mal die Seuche, mit der man sich nur auf 10 Meter Sicherheits Abstand unterhalten darf. Die, die nichts kann außer Turnen, und das in so einem komischen Teil, was aussieht wie ein Badeanzug. Die, die nicht von der Tafel abschreiben kann, und die, mit der hässlichen Schrift. Die, die immer furzt, und deren Tisch aussieht, als hätte ein Elefant darauf genießt. Die, bei der es immer auffällt, wenn sie ihre Materialien vergisst, weil es ja verboten ist, ihr welche zu leihen. Die, die so dämlich Naiv ist, dass man sie jeden Tag aufs neue veräppeln kann. Die, die natürlich am Freitag dem 13. Januar in Fukushima geboren ist. Ach deswegen ist sie so verstrahlt, und verseucht alles, was sie anfasst.
Ich komme mit J. Nach Hause. „Wie war es in der Schule?" - „Schön"
*Keine Fiktiven Handlungen enthalten*
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