Kapitel 11. Im Trockenen

Der Regen prasselte zu Boden, plump und simpel, immer anders und doch gleichförmig und eintönig und vor allem anderen todlangweilig. Wenigstens musste Federpfote nicht mehr auf die Jagd und konnte bei ihr sein, und Stoppelpfote war auch da, fast wie in den alten Zeiten, als sie noch jung und ahnungslos gewesen waren.

Vor zwei Monden.

»Wie der Qualm eines gigantischen Himmelsfeuers«, sagte Federpfote. Der kleine Kater neben ihr hatte den Blick in Richtung Sonne gerichtet und starrte verträumt in die Wolken. »Flammenregen, kein Tropfen. Knistern im Wind, kein Heulen.«

Einen Moment lang schwiegen alle drei.

»Äh, genau.« Stoppelpfote stand auf. »Wer hat sonst noch Hunger auf Maus? Ich hole mir was zu essen.« Stoppelpfote sprang auf und sah erst Federpfote, dann Sturmpfote an. »Was darf ich euch mitbringen?« Die Frage war an Sturmpfote gerichtet, das wusste sie, denn Stoppelpfote kannte ihr Spiel. Er verstand es nicht, nicht einmal im Ansatz, aber er kannte es und auf eine ihr unverständliche, aber durchaus willkommene Weise schien es ihm Spaß zu machen, daran teilzunehmen, wenn auch auf seine eigene Art.

»Für mich eine Amsel.« Sie musterte ihren Freund kurz, dachte etwas nach und meinte dann: »und für Federpfote eine Schwalbe.«

Alle Augen auf Federpfote. Der kleine Kater streckte sich, gähnte und blinzelte dann zurück. »Fast. Ich nehme den Spatz. Aber über die Schwalbe hatte ich auch nachgedacht.«

»Also drei Vögel. Bestellung kommt sofort!«, rief er, dann war er auch schon im Regen verschwunden.

Vier Augen folgten ihm. Stille blieb zurück.

»Irgendwann schaffe ich es«, sagte sie.

»Du bist ganz kurz davor. Fast hätte ich wirklich die Schwalbe genommen.« Federpfote schnurrte, rückte etwas an sie heran und schmiegte sich mit seinem seidenen Fell an ihres. »Du wirst besser.«

»Rosendorn hätte es erkannt.« Sie biss die Zähne zusammen.

»Rosendorn ist auch viele Blattwechsel älter als du.«

»Also auch noch alt.«

»Er hat Vorsprung, darauf wollte ich hinaus.« Einen Moment saßen sie so da, Pelz an Pelz. Sie fühlte seine Wärme durch ihr Fell. Ein willkommenes Gefühl, bei all dem Regen und Wind und Donner, der hineingeweht wurde. »Du bist so gedankenverloren. Heute ist etwas passiert, nicht wahr?«

Doch in diesem Moment kam Stoppelpfote bereits zurückgesprungen und ließ die Vögel vor ihnen fallen, ehe er sich schwungvoll zu Boden setzte und an seiner Bachstelze knabberte. »Den Spatz habe übrigens ich gefangen«, berichtete er stolz. »Ee wäre mir fast entkommen, aber dann habe ich mich an Farnsterns Sprung-Trick erinnert und ihn doch noch erwischt.« Er schnurrte.

»Gute Idee! Aber willst du ihn dann nicht lieber essen?« Federpfote schob den Vogel etwas auf ihn zu.

»Ach, nein. So war das jetzt nicht gemeint. Iss nur.« Er schnurrte.

Federpfote rückte ein Stück von ihr weg, um besser essen zu können. »Wirklich eine clevere Idee. Darauf wäre ich nie gekommen.«

Verlegen zuckte Stoppelpfote mit den Ohren und seufzte. »Ich kann einfach nicht so gut jagen wir ihr. Dann müsste ich nicht so herumtricksen.« Er seufzte. »Ich wünschte, ich könnte genauso schnell sein wie die anderen. Immer läuft mir die Beute weg. Es ist wirklich verflucht.«

»Du bist vielleicht nicht der beste Jäger, den wir haben«, lächelte sie, »aber dafür der beste Bruder der Welt.«

»Und du beherrschst die Kampf-Tricks besser als wir alle zusammen«, fügte Federpfote hinzu. »Du schaffst es sogar, sie in die Jagd zu integrieren. Das ist eine gute Idee.«

»So spielst du deine Stärken gegen deine Schwächen aus«, sagte Sturmpfote und versank eine Weile in Gedanken.

»Ich habe gehört, du hast dich mit Grauschweif gestritten?« Stoppelpfote sah sie an. »Warum das eigentlich?«

Sturmpfote schrak auf – doch bevor sie hätte antworten können, tappte etwas Weißes in den Bau. Schafsjunges grinste sie an. Kleine, bösartige Augen. »Aus Langeweile und Arroganz«, sagte er.

Die drei Schüler starrten ihn an.

»Was zum...?« Stoppelpfote kniff die Augen zusammen. »Was machst du denn hier? Du bist noch kein Schüler.« Dann sprang er auf und sträubte das Fell. »Und niemand beleidigt meine Schwester! Du dummer kleiner Fellball!«

Schafsjunges schien das wenig zu beeindrucken. »So darfst du nicht mit mit umgehen. Ich bin ein Sager. Und du nur ein Kriegerschüler.« Seine Augen blitzten, sein Blick fiel auf die Reste der Amsel. »Der nicht jagen kann.«

Und dann, dann verlor sie für einen ganz, ganz kurzen Augenblick, ein kleines bisschen die Kontrolle.

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