8. Kapitel
"Ich bitte alle meine Clangefährten, sich unter dem Hügel zu einer Versammlung einzufinden!", ertönte nun die Stimme von Rosenstern. Möwenpfote trottete zum Clantreffpunkt, sein Bruder Krähenpfote, der inzwischen von der Patroullie zurückgekehrt war, neben ihm.
Nachdem sich alle Katzen versammelt hatten, rief die Anführerin:
"Heute, als Meerkralle, Möwenpfote und Gewittersturm auf Patroullie waren, hat der FlutClan die Grenze absichtlich überschritten!"
Empörtes und wütendes Jaulen machte sich breit. Mit einem Schwanzschnippen brachte Rosenstern den Clan zum Schweigen. "Dank dem mutigen Schüler Möwenpfote", fuhr sie fort, "konnten sie Verstärkung holen und wir haben sie vertrieben. Aber ich glaube, sie werden es wieder versuchen. Deshalb müssen wir die Patroullien verstärken. Jede Patroullie an der Grenze zum FlutClan muss ab jetzt mindestens vier Katzen betragen, davon immer drei Krieger."
Zustimmende Rufe ertönten. "Du hast Hilfe geholt?", flüsterte Krähenpfote. Der grau-weiße Schüler nickte stolz und sein Bruder sah ihn bewundernd an. "Die Versammlung ist beendet!", verkündete Rosenstern nun und die Katzen zerstreuten sich wieder. Es war inzwischen Sonnenfall.
Möwenpfote wollte sich gerade nach Aufgaben umsehen, die er erledigen sollte, als Frostbrise auf ihn zukam. "Hallo, Möwenpfote. Du weißt, dass morgen die große Versammlung ist, oder?" Der junge Kater schüttelte den Kopf. "Das wusste ich nicht", gab er zu. "Wieso fragst du mich das?"
"Rosenstern möchte, dass du mit auf die große Versammlung kommst", erklärte der zweite Anführer. Das Herz des Schülers machte einen Satz. Er würde auf die große Versammlung mitkommen dürfen! Was für eine Ehre, wo er doch erst sein ein paar Sonnenaufgängen Schüler war! "Das ist ja toll!", rief er erfreut. Da fiel ihm noch etwas ein.
"Und Krähenpfote? Darf er auch mit?", wollte er wissen. Der weiße Kater seufzte. "Es können leider nicht alle Schüler mitkommen. Ich werde dafür sorgen, dass er das nächste mal drankommt. Sag Brandpfote noch Bescheid." Damit drehte er sich, mit einem Nicken zur Verabschiedung, um.
Glücklich sah sich Möwenpfote um. Als er die rote Kätzin nicht entdecken konnte, flitzte er in den Bau. Sie lag zusammengerollt in ihrem Nest, schlief aber nicht. "Brandpfote, wir gehen morgen auf die große Versammlung!", verkündete er aufgeregt. Die Augen der Schülerin leuchteten erfreut auf. "Und was ist mit mir? Darf ich auch mit?", ertönte plötzlich eine Stimme im hinteren Teil des Baues. Der Schüler biss sich auf die Lippe. Mäusedung! Er wollte es Krähenpfote doch nicht unter die Nase reiben, dass er auf die Versammlung durfte und er nicht.
Bevor der Kater antworten konnte, kam Brandpfote ihm zu Hilfe. "Es können leider nicht alle mitkommen. Ich musste auch über einen Mond warten", sagte sie sanft. "Aber Möwenpfote darf auch gehen!", murrte der schwarze Kater.
"Vielleicht liegt es daran, dass er heute Hilfe geholt hat", meldete sich Sonnenpfote nun zu Wort. Mit einem beleidigten Schnauben wandte Krähenpfote sich ab.
Möwenpfote seufzte. Er konnte seinen Bruder verstehen. Trotzdem konnte er es auch kaum erwarten, morgen auf die große Versammlung zu gehen...
"Sind alle da? Gut. Dann lasst uns gehen!", rief Rosenstern am nächsten Abend. Mit einem Schwanzschnippen lief sie los. Mit vor Aufregung pochendem Herzen, folgte Möwenpfote der Anführerin, genau wie alle anderen Katzen, die ausgewählt wurden, an der großen Versammlung teilzunehmen. "Warst du schon mal beim Versammlungsort?", flüsterte Brandpfote, die neben dem Schüler lief. Dieser nickte. "Meerkralle hat ihn mir gezeigt, aber nur kurz."
Die Anführerin führte die Katzen durch den vom Mondlicht erhellten Wald. Manche Katzen schwiegen, aber die meisten tuschelten leise. Für sie war es schon normal auf Versammlungen zu gehen. Die Gruppe lief den Hügel hoch. Dort standen sie nun, oben auf dem Berg, unter ihnen die Senke, mit dem riesigen Baumstumpf, wo die vier Anführer alle genug Platz hatten. Das Mondlicht schien mitten auf diesen magischen Ort.
"Wow", hauchte Möwenpfote beeindruckt. "Nachts sieht das ja noch viel schöner aus als am Tag!" Brandpfote nickte lächelnd. Unter ihnen hatten sich bereits der BlattClan und der FlutClan versammelt. Nur der SturmClan fehlte noch. Rosenstern gab das Zeichen und die Katzen stürmten den Hügel hinunter und Möwenpfote wurde von dem Strom seines Clans mitgerissen. Unten begrüßte der BlattClan die NebelClan-Katzen und der FlutClan nickte ihnen kurz zu. Der Schüler war überwältigt von den vielen Gerüchen und unterschiedlichen Katzen.
"Das dort drüben ist Bienenpfote", flüsterte Brandpfote und deutete mit dem Schwanz auf eine gelbliche Kätzin mit schwarzen Pfoten. "Sie ist aus dem BlattClan, genau wie Tupfenpfote, die schwarz-getupfte Heiler-Schülerin. Die beiden sind Geschwister, so wie Sonnenpfote und Glanzpfote."
Beeindruckt über das Wissen seiner Freundin, nickte der grau-weiße Kater. "Hallo", hörten sie plötzlich eine Stimme und ein bläulicher Kater tauchte vor ihnen auf. Er schien noch jünger zu sein, ein Schüler und noch kein Krieger. "Hallo", miaute Brandpfote kühl. "Du bist aus dem FlutClan, oder?",
Der Kater nickte. "Ich heiße Wellenpfote. Und wer seid ihr?"
"Ich bin Möwenpfote", antwortete der Schüler.
"Brandpfote", murmelte die rötliche Kätzin knapp.
"Ihr habt gestern, wie ich hörte, unser Territorium betreten", fügte sie spitz hinzu.
Ach deshalb ist sie so feindselig.
Der FlutClan-Schüler sah sie unverwandt an. "Ich weiß", gab er schließlich zu. "Aber macht es das rückgängig, wenn wir uns jetzt auf der friedlichen Versammlung feindlich gesinnt sind?", fragte er.
Möwenpfote mochte Wellenpfote irgendwie. Er wollte gerade etwas erwidern, als die Stimmen der Anführer ertönten. Der Kater bemerkte jetzt erst, dass der SturmClan inzwischen eingetroffen war. Augenblicklich wurde es still.
Die Anführer aller Clans sprangen auf dem Baumstumpf. "Dem FlutClan geht es gut", begann Regenstern. "Wir haben eine neue Kriegerin. Goldtropfen hat ihre Ausbildung als Schülerin abgeschlossen." Glückwünsche ertönten. "Außerdem", fuhr der Anführer des FlutClans fort "erwartet unsere Kriegerin Buchenblatt Junge. Ansonsten haben wir auch genug Frischbeute um den Clan zu ernähren und wir sind stärker dem je!"
"Ach ja und deshalb müssen sie ja auch unsere Grenzen überschreiten", zischte Brandpfote und Möwenpfote nickte grimmig.
Nun trat Leuchtstern, Anführerin des BlattClans vor. "Der BlattClan hat zwei neue Schüler", begann sie. "Vulkanpfote und Vanillepfote!" Zustimmendes Miauen erklang. "Und wir haben ebenfalls einen neuen Krieger. Efeukralle." Leuchtstern redete noch ein bisschen, wie toll es doch auch in ihrem Clan lief, dann trat Dachsstern, der Anführer des SturmClans vor.
"Unser Clan hat sich nun endlich von dem Angriff des BlattClans erholt", knurrte er warnend, damit ihn ja keiner unterbrach."nachdem er uns einfach ohne Grund überfallen hat."
Nun trat Leuchtstern nochmal vor, ihr Fell war gesträubt. "Wir hatten sehr wohääeinen Grund! Ihr habt unsere Jungen, damals Vanillejunges und Vulkanjunges gestohlen!" "Nein, das haben wir nicht!", fauchte Dachsstern. "Ach ja? Und wie kommt es dann, dass wir sie ganz in der Nähe eures Lagers gefunden haben?", zischte die BlattClan-Anführerin. "Wahrscheinlich sind die Jungen abgehauen um die Gegend zu erkunden. Passt einfach besser auf sie auf, dann passiert so etwas auch nicht", knurrte Dachsstern.
"Das reicht!", rief Rosenstern nun und Regenstern fügte hinzu: "Klärt diese Angelegenheiten unter euch zwei Clans aber fordert nicht den Zorn des SternenClans heraus, indem ihr euch auf der großen Versammlung bekriegt!" "Nun gut", brummte der Anführer des SturmClans. Sein Fell hatte sich wieder geglättet, aber seine Augen blitzten wütend.
"Leider habe ich noch eine unerfreuliche Nachricht! Einer meiner Krieger hat mir berichtet, dass NebelClan-Geruch auf unserem Territorium gefunden wurde." Der NebelClan sog empört die Luft ein. Möwenpfote und Brandpfote wechselten einem langen, wohlwissenden Blick. Beide wussten, was jetzt kommen würde.
"Wie kannst du nur so etwas behaupten?", fauchte Rosenstern. "Zufälligerweise habe ich selbst nachgesehen und festgestellt, dass es stimmt. Es scheinen dem Geruch zu urteilen Schüler gewesen zu sein. Außerdem konnten wir auch aufgewühltes Moos entdecken."
Möwenpfote schluckte und Brandpfote begann leicht zu zittern. Der Schüler schickte ein Dankgebet zum SternenClan, dass Silberkralle nicht hier war. Er würde sich daran erinnern, wer ihm letztens das Moos gebracht hatte.
Nun neigte die rote Anführerin den Kopf. "Es tut mir leid, Dachsstern. Ich wusste davon nichts, aber ich werde meine Schüler darauf ansprechen. Es wird nicht wieder vorkommen."
"Das will ich hoffen", knurrte der SturmClan-Kater. Er redete noch etwas und zu guter letzt war Rosenstern an der Reihe.
"Der Clan ist gut für die Blattleere gewappnet", sagte sie. "Wir haben zwei neue Schüler. Möwenpfote und Krähenpfote." Möwenpfote reckte stolz die Brust, als die anderen Katzen gratulierten. "Unsere Kriegerin Krokusblume erwartet außerdem Junge. Aber es gibt auch eine schlechte Nachricht. Bei einem Fuchsangriff letztens haben wir unsere treue Kriegerin Eisfell verloren."
Bei der Erwähnung ihrer toten Mutter, wurden Brandpfotes Augen traurig. Möwenpfote presste ihr tröstend die Schnauze an die Flanke, wobei er bemerkte, dass Rosenstern kein Wort über den Verlust ihres achten Lebens verloren hatte.
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