5. Kapitel

Krähenpfote riss die Augen auf. "Ihr wart wo?!" Beschämt erzählte Möwenpfote ihm die ganze Geschichte. Nachdem er geendet hatte, schwieg der schwarze Kater und der Schüler bereute es schon fast, ihm diese Geschichte erzählt zu haben. Doch dann rief Krähenpfote:

"Warum beim SternenClan habt ihr mich nicht mitgenommen?!" Seine Augen blitzten abenteuerlustig. "Sei froh, das du nicht dabei warst. Wir wurden beinah erwischt! Und rede gefälligst leiser", warnte der grau-weiße. Mit gesenkter Stimme murmelte sein Bruder:

"Ist ja gut. Aber nehm mich das nächste mal mit, ja?" Möwenpfote wollte gerade erwidern, dass er auf keinen Fall nochmal in das Territorium des feindseligen Clans eindringen würde, als Meerkralle, gefolgt von Schattenblüte den Bau betrat. "Oh ihr seid ja schon wach, das ist gut", miaute die schwarze Kätzin. Die Schüler sprangen aufgeregt auf ihre Mentoren zu. "Gehen wir jetzt zum Meer?", wollte Möwenpfote wissen. Der bläuliche Kater nickte.

"Wenn du brav bist, zeige ich dir vielleicht auch wie man jagt", meinte Meerkralle und sofort begann das Fell des grau-weißen aufgeregt zu kribbeln. "Gehen wir jetzt gleich?", fragte er. Der Krieger schüttelte den Kopf. "Holt euch erst noch etwas Beute vom Frischbeutehaufen zur Stärkung", befahl der Mentor und die Brüder gehorchten.

Sie liefen raus zum Frischbeutehaufen und teilten sich einen Fisch. Danach gingen sie zurück zu ihren Mentoren. Frostbrise teilte gerade die Patroullien und Jagdrotten ein, als die vier Katzen das Lager verließen. "Bis später dann", maunzte Krähenpfote. Meerkralle und Möwenpfote schlugen den Weg Richtung Meer ein, während die anderen zwei in den Wald liefen.

Schon bald verließen beiden Katzen das Dickicht und kamen zu einem sandigen Gebiet auf dem hohes, trockenes Gras wuchs.

"Das sind die Dünen", erklärte Meerkralle. "Dünen sind immer da, wo das Meer ist. Das bedeutet wir sind gleich da." Der weiche Sand unter seinen Pfoten ließ den Schüler wohlig aufseufzen.

Der Kater war nur kurz unaufmerksam gewesen, aber das reichte schon  Plötzlich erstreckte sich vor ihm eine riesige, blaue Fläche. "Ist das das Meer?", hauchte Möwenpfote. Sein Mentor nickte. "Das ist es", bestätigte er.

"Und dort leben die Fische die ihr immer fangt?", fragte er weiter. "Genau." Der junge Kater war überwältigt. "Können wir einen Fisch fangen?", wollte er wissen. Der große blaue Kater schüttelte den Kopf. "Das ist noch zu früh. Ich zeige dir erstmal das Stück Meer, das uns gehört."

Der Schüler riss die Augen auf. "Bedeutet das, das uns weder der Wald, noch das Meer allein gehört und wir immer nur einen Teil besitzen?", fragte er enttäuscht.

Meerkralle nickte. "So könnte man es sagen. Aber wir müssen es positiv sehen. Denk doch mal nach: Wir können hier am Meer Fische und Möwen fangen und im Wald Mäuse, Eichhörnchen, oder andere Vögel als Möwen. Der FlutClan dagegen, kann nur Fische und Möwen jagen und der SturmClan nur Mäuse, Eichhörnchen und andere Waldtiere. Außerdem besitzen wir ein sehr großes Stück Wald."

Möwenpfote überlegte. "Stimmt. Und was frisst der BlattClan eigentlich?" Der Mentor schnurrte amüsiert. "Wie du weißt, besteht ihr Territorium aus großen Wiesen und Feldern. Sie fressen deshalb hauptsächlich Kaninchen und Feldmäuse."

Nachdem die meisten Fragen beantwortet waren, zeigte der Krieger dem Schüler die Grenze. Einige Felsen die nebeneinander standen und so eine Linie bildeten, trennten die beiden Clans voneinander.

"So", miaute Meerkralle schließlich. "Nun kennst du unser Territorium im Groben." Der kleine Kater nickte. Es war inzwischen Sonnenhoch. "Gehen wir jetzt jagen?", fragte er aufgeregt. "Ich werde es dir auf jeden Fall mal zeigen", antwortete der Krieger. "Fangen wir mit den Möwen an. Zeig mir mal dein Jagdkauern", verlangte Meerkralle.

Möwenpfote nickte eifrig und begann sich sofort hinzukauern. Er verlagerte sein Gewicht auf die Oberschenkel und hob den Bauch über den Sand. Das hatte ihm Brandpfote früher oft genug gezeigt. "Sehr gut", lobte der Ältere. "Halt nur den Schwanz noch etwas stiller und weiter oben, damit er dich nicht verrät wenn er über den Sand schleift." Der Schüler gehorchte und Meerkralle nickte zufrieden.

"Und jetzt schau mir gut zu. Möwen sind flinke Tiere und sie können wie du siehst gut fliegen. Deshalb muss man besonders schnell sein." Er begann leise eine Pfote vor die andere zu setzten und kroch immer weiter an eine auf einem Fels sitzende Möwe heran, dessen Gefieder genauso aussah wie Möwenpfotes Fell.

Schließlich war der bläuliche Kater nah genug. Er sprang ab und landete direkt auf der Beute. Sie stieß noch einen entsetzten Schrei aus, dann biss Meerkralle ihr ins Genick und sie erschlaffte. Bewundernd sah der grau-weiße Kater ihn an. Sein Mentor vergrub die Beute ihm Sand.

"Töte die Beute nur, um den Clan zu ernähren, niemals aus Spaß. Danke dem SternenClan für jedes Leben", erklärte Meerkralle. "Ist dies das Gesetz der Krieger?", fragte der Schüler mit leuchtenden Augen. Der Kater nickte. "Ein Teil davon. Aber es gibt noch mehr Gebote. Zum Beispiel, das man dem eigenen Clan treu bleiben soll."

Ich werde dem Clan treu bleiben! Ich werde alles tun, um ihn zu schützen und ich werde ihn mit meinem Leben verteidigen!

dachte der Jüngere feierlich.

"Möchtest du jetzt versuchen eine Möwe zu fangen? Du musst natürlich nicht, es ist schließlich erst dein Zweiter Tag als Schüler", sagte Meerkralle. "Doch, ich möchte es versuchen", beteuerte Möwenpfote.

Er sah sich um und erblickte eine Möwe mehrere Katzenlängen entfernt, neben den Dünen. "Schleiche dich in den Dünen an", riet der große Kater ihm. Er nickte und lief dorthin. Dann ließ er sich ins Jagdkauern fallen. Der Schüler kroch langsam und lautlos vorwärts. Geschickt setzte er eine Pfote vor die andere. Die Beute hatte ihn noch nicht bemerkt. Nun war der junge Kater nur noch ein paar Schwanzlängen von dem Vogel entfernt.

Aufgeregt sprang er ab. Doch es war zu früh. Möwenpfote landete knapp vor der Möwe. Diese schnatterte erschrocken und ließ sich in die Lüfte gleiten.

Nein! Du entkommst mir nicht!

Die Beute schien sich schon sicher zu fühlen, da sprang der Kater hoch. Es war ein guter Sprung. Der Schüler streckte die Krallen nach der Möwe aus und erwischte sie am "Schwanz". Er riss das verstörte Tier mit sich auf den Boden. Gerade als Möwenpfote dem ganzen ein Ende setzten wollte, entkam die Beute seinen Krallen und wollte sich erneut in die Lüfte gleiten lassen, als sich Meerkralle auf sie stürzte und mit einem schnellen Biss tötete.

"Dein Anschleichen war sehr gut", begann sein Mentor. "Allerdings bist du zu früh abgesprungen, deshalb konnte die Möwe entkommen. Aber dein Sprung nach oben war unglaublich! Du hast Kraft in dem Hinterbeinen. Ich hätte es nicht besser machen können. Wenn ich dir deinen Kriegernamen geben dürfte, würde ich dich Möwensprung nennen!", lobte der blaue Kater und dem Schüler schwoll vor Stolz die Brust an.

"Aber ich habe es nicht mal geschafft sie alleine zu töten, als sie direkt vor meinen Pfoten war", murmelte er dann zerknirscht. "Das macht gar nichts. Die wenigsten Schüler schaffen es beim ersten mal Beute zu machen und dein Sprung hat das wieder wett gemacht", meinte Meerkralle.

"Komm jetzt, wir sollten zurück ins Lager gehen. Die Ältesten werden sich über deinen Fang freuen", miaute er. Der ältere Kater grub die eine Möwe aus und Möwenpfote nahm die andere. Dann machten die zwei sich auf den Weg zurück ins Lager.

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