4. Kapitel
Brandpfote lief über den laubbedeckten Waldboden, tiefer in das Territorium des SturmClans. Möwenpfotes Herz raste. Was, wenn man sie erwischte? Es war inzwischen Dämmerung! Bestimmt war irgendwo eine Abendpatroullie unterwegs!
"Jetzt komm schon!", drängte seine Gefährtin. Er folgte ihr leise. Die rote Kätzin lief unbeirrt weiter. "Wann sind wir denn endlich da?", murmelte der Schüler. "Da vorne ist es schon", erwiderte Brandpfote. Sie liefen noch ein paar Katzenlängen weiter. Schließlich blieb Brandpfote stehen.
Mit dem Schwanz deutete sie auf einen großen, alten Baum. An ihm wuchs viel Moos. Es war schön grün. Möwenpfote berührte es mit der Pfote. "Das ist ja weich", hauchte er. Die rote Kätzin nickte. "Sag ich doch." Der Kater begann etwas ungeschickt das Moos mit seinen Krallen abzuschneiden. Brandpfote tat es ihm gleich, sie arbeitete schon geschickter. Der Schüler nahm so viel er konnte in sein Maul. Plötzlich riss seine Baugefährtin den Kopf hoch, ihre Augen blitzten ängstlich. "Wälze dich im Laub oder in der Erde!", zischte sie und sah sich gehetzt um.
Da roch er es. SturmClan Katzen! Möwenpfotes Fell stellte sich auf. Sein Herz raste. "Nun mach schon! Das überdeckt deinen Geruch!", drängte Brandpfote. Wie im Trace begann der Kater sich in der Erde zu wälzen, genau wie die Schülerin. Sein grau-weißes Fell nahm langsam einen Braunton an. Auch bei seiner Freundin roch er nicht mehr ihren vertrauten Geruch. Die Erde überdeckte ihn.
"Gut so. Und jetzt nehm das Moos und komm!"
Die Kätzin rannte weg und sprang in ein Farngebüsch. Möwenpfote mit dem Moos im Maul hinterher. Keine Sekunde später konnten sie die SturmClan-Patroullie hören. Der Kater wagte es nicht, sich zu bewegen. Durch die Farnwedel konnte er drei kräftige und wohlgenährte Krieger erkennen. Ihre Muskeln zeichneten sich unter ihrem Fell ab. Der Schüler schluckte. Wenn sie entdeckt werden würden, wären sie so gut wie tot!
"Es scheint alles in Ordnung zu sein. Lasst uns noch etwas jagen oder gleich zurückgehen", hörte er eine graue Kätzin sagen. Bei ihren Worten durchfuhr Möwenpfote die Erleichterung. Würden sie vielleicht doch noch davon kommen? Doch plötzlich knurrte ein schwarzer Kater:
"Moment Mal! Ich rieche NebelClan!"
Das Herz des grau-weißen blieb beinah stehen. Er spürte wie Brandpfote neben ihm zu zittern begann. Wie hatte er nur zulassen können, dass so etwas passierte!
Nun prüfte ein rot-brauner Kater die Luft. "Das ist schwer zu sagen. Immerhin sind wir an der Grenze", sagte er schließlich. "Nein! Ich rieche NebelClan-Katzen auf unserem Territorium! Wir müssen diesen räudigen Katzen eine Lektion erteilen!", fauchte wieder der schwarze. "Beruhige dich, Finsterblick. Wir haben keine Beweise", meldete sich die graue zu Wort.
"Du hast Recht, Funkenherz. Aber diese Katzen könnten noch ganz in der Nähe sein." Der Kater, Finsterblick, wirbelte herum und ließ seinen Blick direkt auf dem Farngebüsch ruhen!
Oh bitte SternenClan, lass sie uns nicht entdecken.
Finsterblick schritt nun direkt auf ihr Versteck zu! Möwenpfote schloss die Augen.
"Funkenherz, Finsterblick, Felsschatten, kommt! Der BlattClan greift unser Lager an!", hörte der Schüler auf einmal eine vierte Stimme. Der Schüler öffnete die Augen und sah gerade noch, wie die nun vier Katzen davonstürmten. Erleichtert atmete er auf. "Dem SternenClan sei Dank", murmelte Brandpfote neben ihm. Nachdem die beiden Katzen sich halbwegs von dem Schock erholt hatten, krochen sie aus dem Farngebüsch und machten sich so schnell wie möglich auf den Weg zurück in ihr eigenes Territorium.
Möwenpfote ließ das Moos vor Silberkralles Pfoten fallen. "Vielen Dank", miaute der erfreut. "Endlich wird mein Nest wieder bequemer." Zu erschöpft, um zu antworten, nickte der Schüler nur und verließ den Ältestenbau, der aus einer sehr großen, alten Buche, die ein riesiges Loch besaß, in dem die Ältesten lebten, bestand.
Die Sonne stand schon tief am Himmel. So müde wie noch nie machte sich der Kater auf den Weg zu seinem Bau. Tüpfelherz hatte Recht gehabt. Als Schüler hatte man viel weniger Ruhe als als Junges! Erst jetzt bemerkte Möwenpfote, dass er den Sperling von vorhin immer noch nicht gegessen hatte. Er konnte sich vor Hunger inzwischen kaum noch auf den Pfoten halten.
Deshalb trottete er zu der Stelle, an der er die Beute hatte liegen lassen. Sie war verschwunden.
Na vielen Dank auch!
ärgerte sich der Schüler über denjenigen, der den Vogel gefressen hatte, wer auch immer es war. Er lief zum Frischbeutehaufen und nahm sich ein Eichhörnchen. Damit ging er zum Schülerbau.
Drinnen lag nur sein Bruder Krähenpfote. Er trabte zu ihm und stupste ihn an. Als er hochblickte, miaute Möwenpfote:
"Das Eichhörnchen ist dick genug, dass es für uns beide reicht. Wenn du willst, können wir es uns teilen." Der schwarze Kater nickte fröhlich und die zwei begannen die Beute zu fressen. Nachdem nichts mehr übrig war, fragte Krähenpfote: "Wo warst du eigentlich die ganze Zeit?"
"Ich habe mit Brandpfote neues Moos für den Ältesten Silberkralle gesammelt."
"Und deshalb riechst du so nach Laub und Erde?"
Der Schüler seufzte. Er hatte sich mit Brandpfote nach ihrer Flucht am Teich abgewaschen, doch anscheinend nicht gut genug um den erdigen Geruch zu überdecken.
"Am Moos hing unten viel Erde"
Krähenpfote kniff die Augen zusammen.
"Also für mich wirkt es eher, als hättest du dich im Dreck gewälzt", bemerkte er.
Möwenpfote seufzte erneut. Wieso musste sein Bruder auch so schlau und neugierig sein?
"Wir waren einfach Moos sammeln! Ich bin müde, lass mich jetzt schlafen."
Der schwarze Kater runzelte die Stirn.
"Aus irgendeinem Grund glaubte ich dir nicht."
Nun stöhnte Möwenpfote. "Vielleicht erzähle ich es dir morgen, aber es war ein ziemlich anstrengender Tag und ich bin müde! Also lass mich jetzt bitte in Ruhe."
Ohne eine Antwort abzuwarten, rollte sich der Schüler in seinem Nest zusammen und schlief nur wenige Herzschläge später ein.
"Möwenpfote! Aufwachen!", ertönte am nächsten Morgen eine Stimme. Der Kater schlug die Augen auf. Vor ihm stand Krähenpfote. "Warum weckst du mich?", grummelte der Schüler verschlafen. Er schaute sich um. Auch Sonnenpfote und Brandpfote schliefen noch.
"Willst du etwa von deinem Mentor geweckt werden?", erwiderte sein Bruder ungehalten. "Hmm", brummte er und setzte sich auf. "Ich möchte jetzt wissen, was ihr gestern getrieben habt." Er nickte zu Brandpfote und seine Augen blitzten vor Neugier. Nun erinnerte er sich wieder an gestern.
Das Territorium, das Meerkralle ihm gezeigt hatte, der Verlust von Eisfell und Rosensterns Leben und wie sie beinahe von SturmClan-Kriegern auf deren Territorium entdeckt wurden!
"Also?", fragte Krähenpfote. Da er sich sowieso nicht davon abbringen lassen würde, knurrte Möwenpfote nachgiebig.
"Aber du musst versprechen es niemandem zu verraten!"
"Ich schwöre es beim SternenClan!"
Der Schüler holte tief Luft. "Wir waren auf dem SturmClan-Territorium", murmelte er schließlich.
Meinungen?
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