Kapitel 3
Schattenpelz wachte erst am nächsten Tag wieder auf. Sein Bein tat weniger weh, es wurde von nassen Kräutern gekühlt. Fuchsfell hätte sicher gewusst, was das für Kräuter waren, doch der dunkelgraue Tigerkater hatte dieses Kraut noch nie gesehen. Oder wuchs das nur am Wassernest der Sonne? Blattkralle, Graupfote und Fuchsfell lagen neben Schattenpelz. „Du wirst einen halben Mond nicht laufen und kämpfen können!", meinte Barschflosse. Graupfote sah traurig auf den jungen Krieger. „Ich bin Schuld...", flüsterte sie. „Nein, bist du nicht!" Schattenpelz sah sie streng an. „Jeder von uns trägt Schuld!" Graupfote senkte den Kopf. „Aber es fühlt sich so an...", murmelte sie traurig. Schattenpelz legte seinen Schweif auf die Schulter der Schülerin und versuchte nicht zusammenzuzucken, als es wieder wehtat. Graupfote hob den Kopf wieder und schmiegte sich an den dunkelgrauen Tigerkater. „Immerhin bist du nicht tot..." „Fuchsfell! Wo bleibst du denn? Die Patrouille wartet!", schrie eine Stimme von draußen. Der orangerote Kater zuckte erschrocken zusammen. „Oh nein! Die Sonnenhochpatrouille! Die habe ich ja ganz vergessen!", rief er und schon war er draußen. Blattkralle stand auch auf. „Vielleicht sollte ich auch wieder meinen Pflichten nachgehen." Er folgte Fuchsfell. Schattenpelz wurde traurig. Wenn er nicht jagen und kämpfen konnte, was sollte er dann tun? Graupfote legte sich neben ihn, eng an ihn gekuschelt. So harrten sie ein paar Minuten aus, bis die Schülerin langsam aufstand. „Adlerfang wollte mir eigentlich eine neue Kampftechnik beibringen", miaute sie. Enttäuscht zerfetzte Schattenpelz das Moos neben seinen Vorderpfoten. Graupfote verschwand durch den Ausgang des Heilerbaus. Barschflosse kam aus dem hinteren Teil des Baus zurück. „Hier, noch drei Mohnsamen. Ich konnte sie dir nicht geben, weil du sie ja fressen musst. Und wenn man ohnmächtig ist, klappt das einfach nicht so gut." Der Tigerkater leckte die drei winzigen Samen auf. Dann versuchte er zu schlafen. Das würde wohl seine einzige Zeitbeschäftigung für den nächsten halben Mond sein.
Nachmittags wurde er wieder wach. Nachtmond stand, mit Echojunges im Maul und Disteljunges und Wildjunges vor sich, vor ihm. „Ich dachte, ich besuche dich auch mal", meinte sie und ließ ihre zappelnde, zweifarbige Tochter runter. „Danke. Weißt du, ich fühle mich gerade sehr einsam", miaute Schattenpelz. „Adlerfang ist, während du ohnmächtig warst, in die Kinderstube umgezogen. Langsam wird es zu voll! Vier Königinnen, drei Junge und immer wieder nervöse Kater, die sich um ihren Nachwuchs sorgen!" Schattenpelz erinnerte sich an die schildpattfarbene Kätzin Blumenschweif, der er mal das Leben gerettet hatte, Kleintatze, eine hochnäsige Kätzin, die von Wollschweif schwanger war und Adlerfang, eine ältere Kätzin, die Gefährtin von Wellenkralle. Wildjunges und Disteljunges rollten kämpfend im Heilerbau umher. „Also wirklich!", zeterte Barschflosse. „Nachtmond, schicke sofort diese nervigen Fellknäule raus! Sie zertrampeln ja noch meine Kräuter!" Die schwarze Kätzin richtete sich gereizt zu voller Größe auf. „Du nennst meine prachtvollen, wunderschönen Jungen "nervige Fellknäule"?" Barschflosse machte erschrocken einen Schritt zurück. „S-so hab-be ich da-as ga-arni-icht gem-meint!", stotterte er. „Ach ja? Du..." Schattenpelz versuchte sich zwischen die Beiden zu legen, ohne die Kräuterpampe auf seinen Bein zu verlieren. „Stopp! Nachtmond, bitte! Lass ihn einfach in Ruhe, wir wollen keinen Streit!" Echojunges stellte sich knurrend neben ihn. „Ja! Lass ihn in Ruhe!" Ihre Augen blitzten vor Wut. Die Königin stolperte überrascht rückwärts.
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