8
(17. Mai)
(Überarbeitet: 15.10.2023)
Tigerpfote
Schon nach kurzer Zeit erreichten sie die Außengrenze und somit auch den Waldrand. Hier war der FrostClan-Geruch schwächer, aber immer noch unübersehbar.
„Wir sind da!", maunzte Mottenschweif und blieb an der Grenze stehen. Sie schaute neugierig zwischen Tigerpfote und Milo hin und her, sagte aber nichts.
„Danke und auf Wiedersehen!", sagte Milo und schaute bei den Worten „Auf Wiedersehen" zu Tigerpfote, was ihr zuerst gar nicht auffiel.
Auf dem Rückweg ließ Tigerpfote den Tag noch einmal Revue passieren. Ihr fiel auf, wie Milo sie angesehen hatte, als er sich verabschiedet hatte.
Ich muss noch einmal mit ihm sprechen!
„Mottenschweif?", setzte Tigerpfote an, „Ich gehe noch ein wenig jagen, ihr könnt schon ins Lager zurück gehen." Mottenschweif nickte, ohne weitere Fragen zu stellen.
Tigerpfote machte auf dem Absatz kehrt und rannte auf leisen Sohlen davon. Nach ein paar Fuchslängen bog sie rechts ab, sodass es so aussah, als wäre sie zur großen Lichtung unterwegs und nicht zur Außengrenze. Doch sobald sie außer Sichtweite war, lief sie wieder zurück zum Flussufer zurück und rannte daran entlang bis zum Waldrand. Atemlos kam sie an der Stelle an, wo sie sich von Milo verabschiedet hatten.
„Milo?", flüsterte Tigerpfote in die Stille des Waldes hinein. Mäuse raschelten im Laub und ein Eichhörnchen knapperte lautstark an einer Nuss. Tigerpfote konnte Milo nirgends entdecken. Sie wollte gerade wieder gehen und wirklich jagen, als der golden getigerte Kater hinter einem Baumstamm hervortrat.
„Tigerpfote!", freute er sich und kam vorsichtig auf sie zu.
„Bis du alleine? Wo sind die beiden anderen?", wollte er wissen und spähte angestrengt in den Wald.
„Ja, ich bin alleine. Hummelpelz und Mottenschweif sind schon wieder im Lager", maunzte Tigerpfote und prüfte die Luft. Die Luft roch noch schwach nach den beiden Kriegern, aber es gab keine frischen Spuren von FrostClan-Krieger.
„Du wolltest noch einmal mit mir reden?", versuchte Tigerpfote das Gespräch in Gang zu bringen. Sie schaute Milo in die Augen und wieder fiel ihr dieser Ausdruck auf, der sie verunsicherte.
„Genau, ich wollte dich...naja, ich wollte dich fragen, ob du nicht noch einmal mit deiner Mutter reden kannst und sie davon überzeugen kannst, dass ihr hier wegmüsst. Das Wasser ist wirklich giftig! Vielleicht glaubt sie dir mehr als mir", schlug Milo vor. Ungläubig schnaubte Tigerpfote.
Ihre Mutter und sie hatten ein angespanntes Verhältnis, seit Tigerpfote einmal ausversehen die Grenze zum HagelClan überschritten hatte und dort ein Eichhörnchen erlegt hatte. Es war damals beinahe zum Kampf gekommen und das hätte den Frieden zwischen den Clans gebrochen, der nun schon fast schon sieben Blattwechsel andauerte. Damals war Tigerpfote gerade mal sechs Monde alt gewesen und frisch zur Schülerin ernannt worden.
Noch immer lag Spannung zwischen dem FrostClan und dem HagelClan in der Luft.
„Ich und meine Mutter verstehen uns nicht besonders gut...", knurrte Tigerpfote, doch als sie Milos flehenden Blick sah, gab sie nach.
„Gut, ich werde es versuchen, aber versprechen kann ich dir nichts."
Milo wirkte zufrieden. Er nickte der Schülerin dankbar zu.
„Danke. Ich denke, ich sollte jetzt gehen", maunzte er und schnurrte leise. Es war ein angenehmes, weiches Schnurren und kaum hatte er aufgehört zu schnurren, wollte Tigerpfote das Geräusch wieder hören.
„Sehen wir uns wieder?", fragte Tigerpfote auch schon, bevor sie sich zurückhalten konnte.
„Wer weiß", schnurrte Milo und berührte kurz Tigerpfotes Ohr mit seiner Nase, dann lief er über die offene Wiese davon. Die untergehende Sonne ließ seinen Pelz erstrahlen und es sah so aus, als ob er in Flammen stehen würde. Als Tigerpfote das nächste Mal blinzelte war er schon im hohen Gras verschwunden.
Mit einem letzten traurigen blick in Richtung Sonnenuntergang drehte sich Tigerpfote wieder dem Wald zu.
Kaum hatte sie den Schatten der Bäume erreicht, trat eine Kätzin hinter einem Busch hervor.
„Also meine Unterstützung hast du", sagte die Kätzin.
„Heiliger SternenClan, Mottenschweif! Erschreck mich nicht so!", fuhr Tigerpfote die Kriegerin heftiger an, als sie eigentlich wollte.
„Entschuldige", murmelte Mottenschweif und war mit ein paar schnellen Sprüngen bei der braun getigerten Kätzin. Mottenschweifs Augen leuchteten vor Aufregung und Neugierde.
„Kannst du mir mehr über das giftige Wasser erzählen?", wollte sie wissen und sah Tigerpfote erwartungsvoll an. Wieder seufzte Tigerpfote sich und nickte.
„Na gut."
„Super! Aber auf dem Weg zurück ins Lager, in Ordnung?", schlug Mottenschweif vor und ging auch schon los. Für das, dass Tigerpfote eigentlich die Schülerin war, verhielt sich Mottenschweif wie ein Junges.
„Warte bitte auf mich!", rief Tigerpfote ihr hinterher. Sie drehte sich noch einmal um und atmete tief ein. Sie wollte sich Milos Geruch im Gedächtnis behalten. Schließlich holte sie zu Mottenschweif auf und langsam gingen sie zum Lager zurück.
Leider konnte Tigerpfote nicht viel berichten, aber alles was sie wusste, gab sie an Mottenschweif weiter, die versprach ihr zu helfen Distelstern davon zu überzeugen und wenn sie das nicht schaffen sollten, dann würde Distelstern es schon sehen. Tigerpfote versuchte sich vergeblich vorzustellen wie schwarzes Wasser aussah.
Beim Lager angekommen, verabschiedete Tigerpfote sich von Mottenschweif und lief noch einmal ein Stück in den Wald zurück, um noch etwas zu fangen, damit Hummelpelz nicht auf die Idee kam, sie hätte etwas anderes getan.
Tief zog Tigerpfote die Luft ein und stellte sich vor, Milo würde neben ihr stehen. Vielleicht würde er sie mit diesem merkwürdigen Blick beobachten und schnurren.
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