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(17. April)
(Überarbeitet: 15.10.2023)
Milo
„Ehm, ich bin hier, weil ich mit eurem Anführer sprechen will. Es ist wichtig!", erklärte Milo rasch, ohne weiter ins Detail zu gehen. Er wusste nicht, wie viel er diesen vier Katzen verraten durfte. Außerdem wusste er gar nicht, ob diese Katzen überhaupt Zugang zum Anführer des FrostClans hatten. Wieder einmal bemerkte Milo wie wenig er über die Clans wusste und dass er einfach losmarschiert war, ohne sich weiter Gedanken über irgendetwas zu machen. In den zwei Tagen in denen er unterwegs war, hatte er versucht alles was mit dem vergifteten Wasser oder Leni zu tun hatte, aus seinem Kopf zu bekommen.
„Der Grund dafür ist welcher...?", hakte der braune Kater nach und trat drohend einen Schritt auf den Hofkater zu. Milo blieb jedoch standhaft und rührte sich kein Bisschen, als der braune Kater noch ein paar Schritte auf ihn zu ging und ihm die Schnauze vors Gesicht stieß. Der warme Atem des Katers streifte Milos Nase und er konnte riechen, dass der vor kurzem noch etwas gefressen hatte.
„Ich möchte einfach mit ihm reden", sagte er wieder. Seufzend gab der braune Kater auf und trat ein paar Schritte zurück. Er winkte Milo zu sich heran.
„Wir bringen dich in unser Lager, aber ein falscher Schritt und wir ziehen dir das Fell über die Ohren!", knurrte er. Mit einer Bewegung des Schweifes reihten sich die drei anderen Katzen um ihn herum ein.
„Wie heißt du?", wollte Tigerpfote, die rechts von ihm ging, wissen.
„Milo", gab er zurück und schaute zu der kleinen Kätzin hinüber. Sie hatte braunes Fell mit kaum sichtbaren helleren Streifen darin. Ihre grünen Augen schienen Milo zu hypnotisieren.
„Ich bin Tigerpfote und Schülerin des FrostClans. Das ist Flusspfote, mein Bruder", Tigerpfote deutete auf den blaugrauen Kater.
„Das sind Erlenfeuer, mein Mentor und Amselflug, Flusspfotes Mentor."
„Und jetzt, da er all unsere Namen weiß, kannst du ihm auch noch unsere größten Clan-Geheimnisse erzählen", spottete Amselflug und verzog das Gesicht.
„Ignoriere ihn", riet Tigerpfote Milo. Doch der hatte gar nicht verstanden, was Amselflug, sosehr war er von Tigerpfote abgelenkt. Sie bewegte sich geschickt und elegant durchs Unterholz, während Milo alle paar Schritte über eine Wurzel stolperte. Der Wald war hier um einiges dichter als Zuhause.
Zuhause...
Tigerpfote plapperte den ganzen Weg über, über alles Mögliche, über Beute, ihre Schülerzeremonie, dass bald ihre Kriegerprüfung stattfand und darüber wie süß Junge waren, wenn sie durchs Lager stolperten. Irgendwann hatte Milo es aufgegeben, verstehen zu wollen, was Tigerpfote da sagte und nur mehr auf den Klang ihrer Stimme gelauscht.
„So wir sind da! Willkommen im Lager des FrostClans!", verkündete Tigerpfote schließlich und handelte sich einen strafenden Blick von Erlenfeuer ein.
Neugierig folgte er Amselflug an den Rand einer niedrigen Schlucht. Rechts davon floss der Fluss träge dahin und mit einem schnellen Blick prüfte Milo, ob das Wasser die Clans schon erreicht hatte. Der Fluss war noch klar und ungetrübt, stellte Milo erleichtert fest. Er war noch nicht zu spät gekommen.
„Vorsichtig, manche Steine sind locker", warnte Flusspfote ihn leise. Überrascht blickte Milo ihn an, es war das erste Mal, dass Flusspfote überhaupt etwas sagte.
„Danke", murmelte Milo und machte sich vor Flusspfote und Erlenfeuer an den Abstieg. Konzentriert versuchte er genau auf die Felsvorsprünge zu steigen, die auch Tigerpfote benutzte. Der Boden schien zu wackeln und ihm wurde ein wenig schwindelig, als er nach unten blickte. Es war zwar nicht hoch, aber wenn er fallen würde, würde er sich zum einen etwas brechen und zum anderen würde er Tigerpfote mit hinunterreisen.
Erleichterung durchströmt ihn, als er endlich wieder festen Boden unter den Pfoten spürte.
„Distelstern!", rief Amselflug über die Lichtung. Ein paar Herzschläge später tauchte eine schwarze Kätzin auf.
„Wer ist das?", fragte Distelstern und musterte Milo misstrauisch.
„Milo, er hat die Grenze überschritten. Tigerpfote hat ihn entdeckt. Er meint, dass er mit dir sprechen muss", erklärte Amselflug rasch und senkte leicht den Kopf.
„Also gut. Ich höre?", miaute Distelstern arrogant. Milo sah sich um.
„Ich würde es zuerst gerne dir erzählen. Unter vier Augen", erklärte Milo. Er wusste, dass es nicht gerade gut war, wenn er Bedingungen aufstellte, besonders, da sie ihm nicht vertrauten. Zu seiner Überraschung nickte Distelstern.
„Ich hole noch schnell meinen zweiten Anführer. Alles was du mir erzählt, kann er auch hören", sagte Distelstern und verschwand auch schon in die Richtung aus der sie gekommen war. Unsicher blieb Milo stehen. Erlenfeuer musterte Milo neugierig, nicht misstrauisch, nicht wütend. Milo erwiderte seinen Blick ausdruckslos. Nur sein gesträubter Pelz verriet sein Unbehagen. Eine Bewegung ließ Milo herumfahren. Distelstern stand wieder vor ihm. Hinter ihr saß ein dunkelgrau getigerter Kater.
„Komm!"
Milo tappte Distelschatten hinterher und folgte ihr in eine Höhle, die zwischen den Wurzeln einer kräftigen Buche lag.
„Krähenschatten!", befahl Distelstern dem Kater zu, der sich noch mit Erlenfeuer unterhielt, „Komm jetzt! Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit!"
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