5
(17. April)
(Überarbeitet: 14.10.2023)
Milo
Vor Milo lag eine weite offene Fläche. Es gab keine Deckung, nur kleine Büsche und schon gar keine Bäume. Die ebene Fläche wurde nur von vereinzelten Glasbüscheln und Büschen unterbrochen.
Am anderen Ende konnte er einen Wald ausmachen. Links neben der offenen Ebene begann das Gebirge. Es begann mit leicht ansteigenden Hügeln, die nach und nach immer größer wurden. Solange bis die Spitzen nur noch von Felsen bedeckt waren. Zwischen den Wiesen und Feldern die vor Milo lagen schlängelte sich der Fluss hindurch. An dessen Ufern wuchsen schon mehr Pflanzen. Aus dieser Entfernung konnte der Kater nicht sagen, was dort alles wuchs, aber so oder so, würde er nichts davon als Heilmittel oder Nestmaterial verwenden. Er war sich nicht sicher, wie sehr das giftige Wasser die Pflanzen beeinträchtigte.
Milo schnupperte und bei dem Geruch von Kaninchen lief ihm das Wasser im Mund zusammen. Er hatte erst ein oder zwei Mal Kaninchen gegessen, doch Kaninchen zählte zu seinen Lieblingsbeutetieren. Wie von selbst ging er in Jagdposition, prüfte die Luft und schlich dann vorwärts.
***
Mit einem Seufzten ließ er sich auf die Seite fallen und streckte sich der warmen Sonne entgegen. Er wollte nur eine kurze Pause einlegen, schlief dann aber doch ein. Er träumte wie jede Nacht von Leni, an die Tage an denen sie im Fluss schwimmen waren, an jene Tage an denen sie im Zweibeinerort waren und die Wachhunde, die angekettet waren, geärgert hatte. Aber er erinnerte sich auch an die Tage an denen sie sich wegen Kleinigkeiten gestritten und dann ein paar Tage nicht miteinander geredet haben.
Mit einem leisen Maunzen wachte Milo auf. Die Sonne war schon weitergewandert und stand wieder viel zu hoch am Himmel. Es war noch nicht Sonnenhoch, aber wenn er die Clans bald erreichen wollte musste er sich beeilen.
Milo putzte sich rasch und machte sich dann wieder auf den Weg. Ohne Unterbrechung überquerte er die Wiesen und Felder. Nur hin und wieder verlangsamte er sein Tempo, hörte aber nicht auf zu laufen, um wieder zu Atem zu kommen. Noch vor Sonnenuntergang hatte er den Waldrand erreicht.
Der Wind drehte und blies ihm starken Katzengeruch ins Gesicht. Es waren viele Katzen, sehr viele Katzen. Aber es schien so, als würden hier zwei Clans aufeinander treffen, denn zwei verschiedene Gerüche vermischten sich zusammen mit leichtem Blut Geruch und dem Duft frisch erlegter Beute.
Langsam näherte Milo sich der Waldgrenze. Links und rechts wuchsen jetzt wieder Laubbäume. Milo befand sich auf der linken Seite.
Erschrocken duckte er sich, als er Stimmen hörte.
„Was riechst du, Tigerpfote?", fragte eine warme, aber dennoch strenge Stimme. Das war ein Kater, wie Milo roch. Milo hörte das schnelle trippelt von kleinen Katzenpfoten und das etwas gemächlichere von zwei oder drei anderen Katzen.
„Maus", stellte die Kätzin fest, die Tigerpfote hieß.
„Was noch?", wollte der andere Kater wissen. Vielleicht war das der Mentor von Tigerpfote?
„Fuchs, aber der Geruch ist alt und ...Eindringling!" Der Schluss ging in ein Fauchen über, dass sich ihm schnell näherte. Milos Nackenhaare stellten sich sofort auf und er fuhr kampfbereit die Krallen aus. Unsicher blickte er sich noch einmal um und suchte die Gegend nach einem Versteck ab, aber es war sicher schon zu spät, um sich jetzt noch zu verstecken. Es passierte nichts. Nur die Stille zeigte, dass die Krieger-Katzen wirklich etwas gerochen hatten.
Haben sie wirklich mich entdeckt?
Seine Frage wurde beantwortet, als ein braunes Fellknäuel auf ihn zuschoss und ihn mit der Schulter rammte. Mit einem erschrockenen Laut ging Milo zu Boden. Für einen Herzschlag lang blieb ihm die Luft weg. Kaum das Milo wieder Luft bekam, war die kleine Kätzin wieder über ihm und fauchte ihm ins Gesicht. An dem Fauchen erkannte Milo, dass es sich um Tigerpfote handeln musste.
„Was machst du hier? Das ist unser Territorium und du hast auf dem Gebiet des FrostClans nichts zu suchen, Flohpelz!"
„Tigerpfote! Lass das!", rief ihr Mentor und ein oranger Kater trat aus dem Wald. Seine Augen waren zu Schlitzen zusammengekniffen und seine Nackenhaare gesträubt. Ein Blitzen im Sonnenlicht verriet Milo, dass er die Krallen ausgefahren hatte und sie im Notfall auch benutzen würde. Hinter dem orangen Kater trat ein brauner Krieger gefolgt von einem blaugrauen kleineren Kater aus dem Wald. Der kleinere Kater musste in Tigerpfotes Alter sein.
„Warum? Er ist unbefugt in unser Territorium eingedrungen! Er muss verjagt werden, so wie es das Gesetz der Krieger vorschreibt!", hielt Tigerpfote dagegen. Milo wand sich unter ihrem Gewicht. Sie war nicht schwer, doch ihre Krallen bohrten sich unangenehm in sein Fleisch und sie dachte wohl auch nicht daran, ihre Krallen von ihm runter zu nehmen, während sie mit ihrem Mentor sprach.
„Lass ihn doch erklären, was er hier zu suchen hat", meldete sich der braune Kater zu Wort und stellte sich zu dem orangen Kater. Der kleinere Kater blieb im Hintergrund. Ihm war deutlich die Unsicherheit anzusehen. Tigerpfote sprang leichtfüßig von Milo herunter. Er rappelte sich auf und schüttelte seinen Pelz. Neugierig musterte der orange Kater Milo.
„Nun?"
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