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(06. Juli 2023)
(Überarbeitet: 17. Oktober 2023)

Milo

Sein Kopf brummte als Milo langsam die Augen öffnete. Helle Sonnenstrahlen blendeten ihn. Anfangs wusste er nicht, wo er sich befand doch dann erkannte er den Waldrand und somit die Grenze des FrostClan-Territoriums.
Vorsichtig versuchte der Kater sich aufzurappeln, doch ein stechender Schmerz durchfuhr seinen Bauch. Leise wimmernd sank er wieder zurück in die Heide.

Mit halb geschlossenen Augen blickte er zu seinem verletzten Bauch, wo büschelweise das Fell fehlte und tiefe Kratzer die Haut durchschnitten hatten. Getrocknetes Blut klebte an den Rändern und es schien so als hätte es gerade erst wieder angefangen zu bluten.
Seufzend ließ er sich wieder zurück fallen und zuckte dabei zusammen. Anscheinend hatte er auch an der rechten Flanke ein Wunde, die sich aber nicht so tief anfühlte wie die am Bauch oder an der linken Schulter.

Milo wusste, dass er die Verletzungen reinigen musste, aber zuvor musste er weiter weg vom FrostClan. Sobald er an den FrostClan dachte, blitzte Tigerpfotes Bild vor seinem inneren Auge auf, gefolgt von einem Bild von Distelstern.
Wie kann so eine böse Katze, so eine gute Tochter haben?
Der Hofkater konnte nicht weiter überlegen, denn seine Ohren bemerkten ein Geräusch aus der Richtung des Waldes. Bei näherem hinhören erkannte er die Schritte von mindestens zwei Katzen. Er schnupperte und konnte so erkennen, dass es sich um zwei Kätzinnen handelte.

Seine Gedanken begannen zu rasen, als sich auch noch die Stimme eines Kriegers hinzu mischte, dem er nie wieder begegnen wollte, Krähenschatten.
Krähenfraß! Wie soll ich so schnell von hier wegkommen, ohne dass sie mich bemerken? Das ist unmöglich!
Wieder lauschte er. Die drei Katzen unterhielten sich und er glaubte seinen Namen herauszuhören. Jetzt liefen die drei Katzen zielstrebig auf ihn zu. Der starke Geruch nach Kräutern wehte ihm entgegen und überdeckte beinahe schon den Blutgeruch. Unter den Kräuter konnte Milo den Geruch von wildem Knoblauch ausmachen.

„Milo?", fragte jemand laut und keinen Herzschlag später trat eine hellgraue Kätzin in sein Blickfeld. Milo hatte sie schon einmal gesehen, sie war bei der Patrouille dabei gewesen, die ihn vom Lager zurück brachte.
„Ja?", antwortete er unsicher und mit vor Schmerzen gepresster Stimme. Auch sein rechtes Ohr begann nun zu brennen. Es fühlte sich an als würde sein ganzer Körper in Flammen stehen.

„Wer hat dich angegriffen?", wollte die hellgraue Kätzin wissen und kauerte sich neben Milo. Für einen Moment konnte Milo nicht antworten, denn hinter der Kätzin trat Krähenschatten.
Eine zweite Kätzin, dieses Mal mit silbern gestreiftem Fell, schupste die andere sanft zur Seite und hockte sich zu Milo. Ohne auch nur ein Wort zu sagen, begann sie Milos Wunden zu untersuchen und zu säubern. Immer wieder zerkaute sie Blätter oder gab der hellgrauen Kätzin Blätter zum Zerkauen.

„Ich bin Mottenschweif, wir kennen uns schon. Ich habe dich zurück zur Grenze begleitet zusammen mit Hummelpelz und Tigerpfote", maunzte Mottenschweif und beobachtete genau Milos Mimik.
„So, fertig!", unterbrach die Kräuterkatze Mottenschweifs Monolog. Milo hatte die Augen geschlossen und öffnete sie jetzt wieder.
„Eine Frage noch", setzte die silberne Kätzin an, „Wer hat dich angegriffen? Es sieht so aus als wäre es eine Katze gewesen."

Für einen Herzschlag blickte Milo Krähenschatten an, doch der kniff die Augen und zusammen und bleckte die Zähne. Mottenschweif und die Kräuterkatze konnte ihn nicht sehen, weil er hinter ihnen stand.
„Ich weiß es nicht, es ging so schnell, aber es war definitiv eine Katze", murmelte Milo und blickte dabei auf seine Vorderpfote. Er fuhr langsam die Krallen aus. Zwischen den Krallen hing ein winziges etwas blutiges dunkelgraues Fellbüschel. Milo hob wieder den Kopf und sah direkt in Mottenschweifs Augen. Für einen Atemzug hatten sie Blickkontakt dann senkte der Hofkater den Blick wieder auf seine ausgefahrenen Krallen.

„Gut, wenn du es nicht weißt, dann können wir nichts machen. Distelstern hat dir verboten das FrostClan-Territorium zu betreten, also musst du hier draußen bleiben", erklärte die Kräuterkatze.
„Ich lasse dir ein paar Kräuter da. Die musst du zerkauen und bei Sonnenaufgang mit den alten Kräuterpasten austauschen. Und die musst du schlucken", sagte sie und hielt nacheinander auf einer Kralle aufgespießte Blätter hoch.

„In Ordnung", flüsterte Milo und senkte dankbar den Blick.
„Ich bin euch sehr dankbar für eure Hilfe."
Mottenschweif nickte ihm noch einmal zu und warf einen letzten, schnellen Blick auf Milos Pfote und dann einen Seitenblick auf Krähenschatten, bevor sie dem Krieger und der silbernen Kätzin folge.

Der braun-golden getigerte Kater blieb einfach liegen und sah den Clankatzen hinterher.
dann begann er sich langsam aufzurappeln. Seine Wunden schmerzten noch immer. Für einen Moment wurde ihm schwarz vor den Augen, aber die Kräuter kühlten die Wunden und linderten den Schmerz jetzt schon.
Auf drei Beinen humpelnd, um seine linke Schulter zu entlasten, machte er sich auf den Weg zurück zu seinem Unterschlupf.

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